Fördergelder für Test-Kraftwerk - "Immer wieder war das Ding schon halb tot"
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat am Mittwoch Fördermittel für ein Kraftwerk in der Lausitz übergeben. In diesem soll mit der Speicherung von grüner Energie experimentiert werden. Ein früherer Kohleausstieg wurde nur am Rande thematisiert.
- Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat einen Förderbescheid über mehr als 28 Millionen Euro für ein experimentelles Kraftwerk in Schwarze Pumpe übergeben
- Das sogenannte Referenzkraftwerk Lausitz soll die Frage klären, wie auch in Zeiten ohne Wind oder Sonne Strom aus Erneuerbaren Energien erzeugt werden kann
- Habeck und Leag-Vorstandschef Kramer sprachen hinter verschlossenen Türen, vermieden im Anschluss aber das Thema früherer Kohleausstieg in der Lausitz
Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck hat bei einem Besuch in Schwarze Pumpe (Spree-Neiße) am Mittwoch mehr als 28 Millionen Euro Fördermittel für ein neuartiges Kraftwerk übergeben. Habeck informierte sich zudem über die Transformation des Energiekonzerns Leag - weg von der Braunkohle hin zu Erneuerbaren Energien.
Kraftwerk zum Experimentieren
Die Fördergelder sind für den Aufbau eines Wasserstoff-Speicherkraftwerks im Industriepark Schwarze Pumpe gedacht. Das Pilotprojekt an der brandenburgisch-sächsischen Grenze hatte sich 2019 bei einem bundesweiten Ideenwettbewerb durchgesetzt. Mit Hilfe des Kraftwerks soll erforscht werden, wie Strom aus Erneuerbaren Energien gespeichert werden kann.
Das sogenannte Referenzkraftwerk besteht aus Windparks und einer Solaranlage. Mit Strom aus Wind und Sonne wird Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Wasserstoff wird gespeichert oder als grüner Wasserstoff verkauft. Ein Teil wird rückverstromt für Zeiten, in denen die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
Das ganze ist allerdings noch in einem kleinen Maßstab geplant. Das Referenzkraftwerk soll zehn bis zwölf Megawatt Leistung haben. Zum Vergleich: Das Braunkohlekraftwerk Schwarze Pumpe hat eine Leistung von 1.600 bis 1.700 Megawatt.
Das Projekt kostet insgesamt rund 50 Millionen Euro. Mehr als 28 Millionen kamen nun als Fördermittel vom Bund. Habeck sagte am Mittwoch, es sei dem Engagement vieler Menschen in der Region zu verdanken, dass dieses Projekt zustande komme. "Immer wieder mussten Widerstände überwunden werden, immer wieder war das Ding schon halb tot - und immer wieder haben Leute einen neuen Anlauf genommen, in der Region etwas aufzubauen", äußerte sich Habeck anerkennend.
Bereits seit Längerem baut die Leag ihr Geschäft um und will mehr und mehr auf Erneuerbare Energien setzen. So soll beispielsweise eine schwimmende Solaranlage auf dem künftigen Cottbuser Ostsee entstehen. Außerdem will der Konzern eine sogenannte "Gigawatt Factory" entwickeln. Auf insgesamt rund 33.000 Hektar ehemaliger Tagebauflächen sollen große Solar- und Windparks entstehen. Die Leag will nach eigenen Angaben das größte Zentrum Erneuerbarer Energien in Deutschland werden.
Streitthema Ausstiegsdatum
Bei dem Treffen wurde zudem ein möglicher früherer Kohleausstieg thematisiert. Habeck hatte sich zuletzt für einen früheren Kohleausstieg auch im Osten ausgesprochen. Ein auf 2030 vorgezogener Ausstieg wie in Nordrhein-Westfalen müsse aber im Konsens vereinbart werden, hatte er erklärt.
Habecks Vorschläge für einen früheren Kohleausstieg hatten in der Region teils heftige Kritik hervorgerufen. Die Ministerpräsidenten der ostdeutschen Kohleländer, Rainer Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Michael Kretschmer (Sachsen) hatten dieser Forderung genau wie Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) eine Absage erteilt. Auch Kommunalpolitiker hatten ihre Ablehnung ausgedrückt.
Ein Leag-Sprecher erklärte vor dem Treffen am Mittwoch, dass über einen Ausstieg 2030 nicht verhandelt werden solle; es könne aber über mögliche Rahmenbedingungen gesprochen werden, die für einen früheren Ausstieg nötig wären. Leag-Auszubildende demonstrierten außerdem am Rande des Habeck-Besuchs für ihre Zukunft im Unternehmen.
Etwa 20 Minuten sprachen Leag-Vorstandschef Torsten Kramer und Robert Habeck hinter verschlossenen Türen miteinander. Im Anschluss äußerten sie sich nicht über einen früheren Ausstieg. Kramer erinnerte aber erneut an den gesetzlich vereinbarten Ausstiegspfad bis 2038. "Wir haben ein gemeinsames Ziel, den Umbau hin zu erneuerbaren Energien, bei gleichzeitiger Versorgungssicherheit", so Kramer. Man sei den Zielen der Energiewende verpflichtet, sehe aber auch Vertreter der Politik in der Pflicht, Zusagen einzuhalten und verlässliche Rahmenbedingungen zu schaffen, erklärte der Vorstandschef.
Kramer selbst hatte im Januar in einem Interview gesagt, er könne sich unter bestimmten Bedingungen auch in der Lausitz einen Ausstieg schon 2033 vorstellen.
Sendung: Brandenburg Aktuell, 22.02.2023, 19:30 Uhr