Karte oder Cash? - Warum Brandenburger Gastronomen oft nur Barzahlung akzeptieren
Ein Tagesausflug ohne Bargeld? Das ist in Brandenburg nicht immer ohne weiteres ratsam. Denn viele Dienstleister verweigern die Kartenzahlung. Neben Gebühren und Funklöchern, spielt auch das Trinkgeld eine Rolle. Sorgen bereitet jetzt auch die Mehrwertsteuer.
- Einige Anbieter nehmen nur Bargeld, ein Trend ist es aber nicht
- Weiße Flecken bei Funk und Internet erschweren Bezahl-Service
- Mehr Gebühren und weniger Trinkgeld bei Kartenzahlung?
- Gastronomen protestieren gegen Mehrwehrtsteuer-Erhöhung
Zahlreiche Dienstleister wie Händler und Gastonomen in Brandenburg akzeptieren bei der Bezahlung ausschließlich Bargeld. Reporter des rbb beispielsweise berichten von entsprechenden Erfahrungen in Zollbrücke im Oderbruch (Märkisch-Oderland) oder dem Spreewald.
Nur Bares ist Wahres?
In einigen Lokalen weisen Schilder oder Speisekarten auf die eingeschränkten Bezahlmöglichkeiten hin. Entsprechende Beobachtungen bestätigt auch ein Sprecher der Interessenvertretung des Hotel- und Gaststättengewerbes (Dehoga) für den Bereich Spreewald. "Ja, in vielen Bereichen des Spreewaldes, nicht nur in Lübbenau, sondern auch in Burg, Lübben, Schlepzig, Straupitz und Co. gibt es eine Vielzahl an touristischen Dienstleistern, die ausschließlich Bargeld akzeptieren (Paddelbootsverleiher, Kahnfahrer, Kioske etc.)."
Einen Trend sieht Olaf Schöpe, der Brandenburger Dehoga-Präsident, allerdings nicht. Seinen Erfahrungen zufolge habe die elektronische Zahlweise großflächig Einzug gehalten. "Ich kann es im Einzelnen nicht nachvollziehen", so Schöpe. "Es ist natürlich die unternehmerische Freiheit eines jeden Gastwirts und Hotelier, seine Zahlungsarten zu bestimmen. Aber ohne Kartenzahlung geht es heutzutage eigentlich nicht mehr."
Hürden mit den Verbindungen
In Einrichtungen in Zollbrücke heißt es hingegen, dass digitale Zahlarten nicht möglich seien, da es schlicht keine stabilen Verbindungen gebe. Technische Hürden, wie mangelhaftes Internet und Funklöcher, führen auch Unternehmer aus dem Spreewald an. Das bestätigt auch Dehoga-Chef Schöpe. "Die modernen Lesegeräte laufen jetzt eigentlich alle über Funk. Die Kassensysteme sind alle mit dem Wlan gekoppelt. Und da, wo es schlechte Leitungen gibt, ist es natürlich ein Problem."
Anbieter mit unterschiedlich hohen Gebühren
Ein anderes Argument gegen die Kartenzahlung seien aber auch die Gebühren der verschiedenen Anbieter. So spricht Schöpe von Abgaben in Höhe von bis zu vier Prozent der zu zahlenden Beträge. Üblich sei das aber mittlerweile nicht mehr und Verträge mit niedrigeren Gebühren der Standard. Bei den normalen EC-Karten mag das stimmen, heißt es von einem Gastronomen aus Lübbenau, der anonym bleiben möchte. Allerdings hält er dagegen, dass zunehmend Kredit- und Debitkarten die EC-Karten ersetzen und wiederum vor allem Visa sowie Mastercard mit deutlich höheren Abgaben zu Buche schlagen. Dies müsse dann mit eingepreist und auch auf die Kosten der Gäste angerechnet werden.
Weniger Trinkgeld mit der Karte?
Gegen die Karte und für Cash sprechen weiterhin auch Zahlungen von Trinkgeld, so der Lübbenauer. Auf elektronischem Wege falle das oft geringer oder ganz aus, sei für das Personal als zusätzliches Einkommen enorm wichtig.
Für den Vergleich der Zahlungsarten, gibt er folgendes Rechenbeispiel mit einem Tagesumsatz von 20.000 Euro als Basis an. Allerdings weist der Gastronom darauf hin, dass es sich dabei um eine grobe Rechnung handelt.
So würden bei Barzahlung keine Transaktionsgebühren anfallen. Außerdem zahlten etwa 97 Prozent der Gäste im Schnitt ein Trinkgeld von etwa 7 und 7,5 Prozent. Das seien in etwa 1.455 Euro. Bei Karten-Zahlung kämen bei ihm drei Prozent Transaktionsgebühr – also circa 600 Euro – zusammen. Darüber hinaus würden per Karte nur etwa 20 Prozent der Gäste - und damit 300 Euro - Trinkgeld zahlen. Der Verlust bei Karten-Zahlung im Vergleich zur Barzahlung entspreche demnach 1.755 Euro.
Allerdings bieten auch immer mehr Anbieter von Kartenzahlungssystemen das Konzept mit Auswahlmöglichkeiten zur Trinkgeldzahlung auch in Deutschland an. Dort können Kunden auf dem Display feste Summen an Trinkgeldern auf den Betrag angeben. Ökonom Christian Traxler zufolge kann das zu höheren Beträgen animieren.
Gastronomen wollen wegen Mehrwertsteuer streiken
Neben Diskussionen um die Bezahlarten sorgen derzeit Pläne zur Erhöhung der Mehrwertsteuer bei Gastronomen und Hoteliers für Sorgenfalten. Die Mehrwertsteuer auf Speisen in der Gastronomie wurde während der Corona-Pandemie im Jahr 2020 von 19 auf 7 Prozent gesenkt, um die Branche zu stützen. Wegen der Energiekrise wurde die Regelung bis Ende dieses Jahres fortgeführt, sie wird aber nicht noch einmal verlängert.
Gastronomen und Wirte wollen deshalb am kommenden Montag bundesweit streiken beziehungsweise zeitweise ihre Lokale schließen. Dazu aufgerufen hatte René Kaplik, Gastronom aus Letschin und stellvertretender CDU-Kreisvorstand von Märkisch-Oderland. Mit seiner Firma "Gastro-Piraten" vertritt und berät er eigenen Angaben zufolge mehr als 10.000 Gastronomen in ganz Deutschland und will mit dem Streik ein Zeichen gegen die geplante Mehrwertsteuererhöhung setzen.
Der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband sieht ebenfalls zahlreiche Existenzen gefährdet und unterstützt die Aktion. "Alle Politiker haben uns vorher Signale gegeben, dass es bei der Gerechtigkeit der Steuer für Speisen bleiben wird", sagt der Brandenburgische Dehoga-Vertreter Olaf Schöpe. "Insofern machen wir da auch gegen solche Entscheidungen mobil und wollen ein Zeichen in Richtung Politik setzen, dass man mit uns nicht machen kann, was man will."
Sendung: Antenne Brandenburg, 23.11.2023, 14:10 Uhr