Polizei alarmiert - Skrupellose Betrüger schrecken auch nicht vor Schocknachrichten zurück
Es ist perfide und brutal: Betrüger setzen, um Beute zu machen, auf die Übermittlung von Schocknachrichten. In Templin brach eine Frau unter der Last einer Todesnachricht zusammen.
Dieser Fall hat viele aufgeschreckt: Ende November klingeln zwei Männer bei einer 60-jährigen Frau in Templin (Uckermark). Sie geben sich als Polizisten aus, zeigen sogar einen Ausweis und überbringen noch im Hausflur die Nachricht vom Tod der Tochter. Als Nachbarn auftauchen, verschwinden sie unerkannt.
Die Polizei agiert sensibel in Bezug auf das Opfer und reagiert postwendend. Denn es steht für die Beamten sehr viel auf dem Spiel. Es geht darum, dass durch solche Betrüger auch die Glaubwürdigkeit der Polizei generell in Zweifel gezogen wird, heißt es von der Direktion Ost am Montag.
Perfide, heftige Masche in Brandenburg bislang wohl nur einmalig
"Das ärgert uns als Polizei extrem. Häufig werden bei Betrugsgeschichten Legenden entwickelt, wo Personen Verwendung finden, die in der Bevölkerung allgemein ein großes Vertrauen genießen. Da gibt man sich als Polizist oder als Staatsanwalt aus, um einfach Gehör bei den Leuten zu finden, sie vielleicht schneller von irgendwelchen Dingen überreden oder überzeugen zu können", erklärte der Frankfurter Polizeisprecher Roland Kamenz.
Diese perfide und heftige Masche, einer Person eine Todenachricht an der Hautür von nahen Angehörigen zu übermitteln, hat es nach dem Wissen von Kamenz in Brandenburg so noch nicht gegeben.
Frau brach bei Schocknachricht zusammen
Die Polizei ermittelt gegen die bisher unbekannten, tatverdächtigen Männer unter anderem wegen Amtsanmaßung und Körperverletzung. Letzteres, "weil diese Information nicht spurlos an der Frau vorbeigegangen ist. Sie ist zusammengebrochen", berichtete Kamenz. Die Kripo ist mit dem Sachverhalt betraut worden. "Wir hoffen, die beiden Tatverdächtigen jetzt ermitteln zu können", so der Polizeisprecher weiter.
Im Fall der Templinerin stellte sich schnell heraus, dass die vermeintlich tote Tochter wohlauf und gesund ist.
Man sollte stets auf der Hut sein
Die Polizei rät vor allem älteren Person, stets auf der Hut zu sein. Ein einfaches Patentrezept, wie man falsche Polizisten erkennen kann, hat Kamenz jedoch auch nicht. "Mittlerweile ist es so, dass man im Internet Dinge findet, ob als Faschingskostüm oder irgendwelche Uniformteile, die dort zum Kauf angeboten werden." Grundsätzlich sei es so, dass man Polizisten an ihrer Uniform erkennt. "Und da ist es so, dass wir am linken Arm unser Landeswappen, den roten Adler, tragen." Darüber hinaus ist so ein Polizist mit einer Vielzahl von Führungs- und Einsatzmitteln ausgestattet, wie eine schusssichere Weste, Handschellen, Koppel und Schusswaffe. "Das sind alles Gegenstände, die ein normaler Krimineller nicht bei sich führen dürfte", unterstrich Kamenz.
Auch sogenannten Schockanrufen nicht nachgeben
Auch per Telefon sind Betrüger unterwegs, traktieren ihre zumeist älteren Opfer mit sogenannten Schockanrufen [polizei-beratung.de]. Bei diesen Anrufen geben sich Betrüger am Telefon als Verwandte (meist Tochter/Sohn oder Enkel) oder als ein mit einem Vorgang betrauter Polizeibeamter oder Rechtsanwalt aus und täuschen eine Notsituation vor. Sie wollen die Angerufenen dazu bringen, Geld oder Wertsachen, wie teuren Schmuck, an sie zu übergeben.
Die Anrufer berichten etwa von einem Verkehrsunfall, in dessen Folge ein Familienmitglied sofort operiert werden müsse. Die Operation könne jedoch nur dann durchgeführt werden, wenn sie vorher in bar bezahlt wird. In anderen Szenarien soll der Angehörige beispielsweise einen Verkehrsunfall verursacht oder eine Straftat begangen haben. Um eine Gefängnisstrafe zu vermeiden, soll umgehend eine Kaution gestellt werden.
So sollte vorgegangen werden
Das Bundeskriminalamt [bka.de] rät:
- Folgen Sie nicht den Aufforderungen der Anrufer. Lassen Sie sich nicht in ein Gespräch verwickeln oder unter Druck setzen. Legen Sie einfach auf.
- Geben Sie am Telefon keine Details zu persönlichen oder finanziellen Verhältnissen preis.
- Rufen Sie Ihre tatsächlichen Angehörigen unter der Ihnen bekannten Nummer an.
- Denken Sie daran: Die Polizei oder vergleichbare Amtspersonen werden Sie niemals telefonisch um die Aushändigung von Bargeldbeträgen oder Wertsachen bitten.
- Übergeben Sie niemals Geld oder Wertgegenstände an Personen, die Sie nicht kennen.
- Lassen Sie grundsätzlich keine Unbekannten in ihre Wohnung oder Ihr Haus.
- Falls Sie einen solchen Anruf erhalten haben, wenden Sie sich bitte umgehend an Ihre örtlich zuständige Polizeidienststelle, um den Vorfall zur Anzeige zu bringen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.12.2023, 16:40 Uhr