Brandenburg an der Havel - Eine Brücke im Niemandsland

So 08.12.24 | 08:23 Uhr | Von Philipp Rother
  71
Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)
Video: rbb|24 | 22.11.2024 | Quelle: Original-Beitrag extra3 | Bild: NDR/extra 3

In Wust wurde eine Brücke über die RE1-Gleise gebaut. Sie kann aber nicht genutzt werden, weil die Straßenanschlüsse fehlen. Die sollen bis Herbst 2026 gebaut werden. Bis dahin bleibt der Bahnübergang ein Ärgernis. Von Philipp Rother

Wer aus Brandenburg an der Havel mit dem Auto über Groß Kreutz (Potsdam-Mittelmark) nach Potsdam fährt, nutzt die Bundesstraße 1. Die Fahrzeit beträgt rund eine Stunde. Es kann aber auch länger dauern - deutlich länger.

Wenn nämlich die Bahnschranken in Wust, einem Ortsteil von Brandenburg an der Havel, unten sind, ist mitunter viel Geduld nötig. Zwanzig bis dreißig Minuten Wartezeit seien schon öfter der Fall, berichtet ein wartender Autofahrer. "Es gibt Zeiten, da sind die Dinger von einer Stunde eine dreiviertel zu", konkretisiert ein anderer Mann in der Warteschlange.

Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)
Die Brücke direkt neben dem Bahnübergang. | Bild: NDR/extra 3

Brücke fertig, Zufahrten fehlen

Auf der Bahnstrecke verkehrt der RE1 - werktags zur Hauptverkehrszeit dreimal pro Stunde, ansonsten im 30-Minuten-Takt. Darüber hinaus sind zahlreiche Güterzüge unterwegs.

"Das verärgert einen - ist ja alles Lebenszeit", beschwert sich ein jüngerer Mann vor Ort. Das Unverständnis ist so groß, weil direkt neben dem Bahnübergang eine fertige Brücke, die über die Gleise führt, steht. Sie sollte den Autofahrenden das Warten ersparen. In Betrieb genommen wurde die Brücke bisher aber nicht. Es fehlen die Zufahrten. Daher steht die 65 Meter lange und 6,20 Meter breite Überführung aktuell auch im Niemandsland.

"Das ist ein Witz", sagt ein Autofahrer: "Man kann doch nicht eine Brücke bauen und vergessen, die Zufahrten auszuschreiben." Vergessen wurde es nicht, Brücke und Zufahrten muss sich der Landesbetrieb Straßenwesen (LS) allerdings einzeln genehmigen lassen.

Archivbild: Fertige Brücke in Brandenburg an der Havel, ohne Zufahrten. (Quelle: NDR/extra 3)
Die provisorische Rampe ins Nichts. | Bild: NDR/extra 3

Genehmigung galt nur für die Brücke

Zunächst wurde nur die Genehmigung für die Brücke beantragt. Die wurde auch erteilt. "Diese Genehmigung bezog sich allein auf den geplanten Brückenbau, nicht auf die Straßenanschlüsse", bestätigte der Landesbetrieb auf Nachfrage. Im Frühjahr 2022 begannen dann die Bauarbeiten - in nur 18 Monaten entstand eine Brücke über die RE1-Gleise, seit Oktober 2023 ist sie fertig. Nur verbinden tut sie aktuell nichts, zumindest keine Straße.

Die B1 ist die Hauptverbindung zwischen Brandenburg an der Havel und Potsdam. Daher sei auch mehr als 20 Jahre um die Überführung gekämpft worden, berichtet Dirk Stieger (Freie Wähler) im Gespräch mit "extra 3" vom NDR [ardmediathek.de/video]. Nun steht die Brücke. Allerdings nur für sich. Immerhin eine halbfertige Auffahrt gibt es auch schon: "Die provisorische Rampe war erforderlich, um oben auf der Brücke die Asphaltarbeiten zu machen", sagt Stieger. Die Rampe selbst ist aber nicht asphaltiert worden.

Bau der Straßenanschlüsse ausgeschrieben

Im September ist nun der Bau der Straßenanschlüsse europaweit ausgeschrieben worden. Läuft alles nach Plan, werden die Arbeiten im März 2025 beginnen, teilte der Landesbetrieb Straßenwesen mit. Die Kosten für das gesamte Projekt, rund 17 Millionen Euro, trägt der Bund. Im Herbst 2026 soll alles fertig sein.

Bis dahin bleibt der Bahnübergang in Wust - wie in den vergangenen Jahrzehnten auch - ein Ärgernis.

Beitrag von Philipp Rother

71 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 71.

    „Ich geh mal mein Auto warmlaufen lassen. Schönen Sonntag!„
    Das ist es ja gerade, welche Geisteshaltung „Deborah“ anklagt. Diese ändert sich nur über das Portmonaise.

  2. 70.

    4 Kreisfreie Städte hat Brandenburg: P, CB, BRB und FF und 14 Landkreise - und Wust(ehemals PM), wurde 2003 zu Brandenburg an der Havel, eingemeindet.
    Nur die ewig geschlossene Bahnschranke, trennt immer noch BRB und Wust, LG.

  3. 69.

    "Vergessen wurde es nicht, Brücke und Zufahrten muss sich der Landesbetrieb Straßenwesen (LS) allerdings einzeln genehmigen lassen."

    Das hat allerdings seine eigene Logik, denn nicht überall, wo eine Brücke gebaut werden muss, muss auch die dazu führende Straße neu gebaut werden und nicht überall, wo eine Straßenführung neu errichtet wird, muss auch eine Brücke dazu ersetzt werden. Schwierig wird es allerdings nur, wenn zwei verschiedene Menschen an zwei verschiedenen Schreibtischen Dienst nach Vorschrift machen und nicht miteinander kommunizieren, weil ihnen dies niemand auferlegt hat.

    Dass ein Vertreter der Freien Wähler kurz vor Toresschluss, wo es nun tatsächlich und endlich beginnt, sich an Medien wendet, mag einer PR geschuldet sein. Für was auch immer. Der brandenburgische Wahlkampf kann es ja nicht mehr sein. Der Mut, Kompetenzüberschreitung zu befördern, wo eine Nichtzusammenarbeit Derartiges befördert, war allerdings wohl auch nicht da. ;-)

  4. 68.

    Das Herumbolzen überlasse ich gerne Ihnen, die Schwäche ermessensloser Nichtzusammenarbeit verschiedener Behördenteile zu benennen Jenen, die daran interessiert sind. ;-)

  5. 67.

    Diese Brücke ist eindeutig eine Sache der Kommune, da auschließlich für den Staßenverkehr gedacht und geplant.
    Es wäre schön und nützlich, wenn nicht jede Gelegenheit nicht genützt würde, um vom Tmema abzulenken, um sich in unnützigen Bla, Bla zu verlieren..

  6. 66.

    Die Brücke wurde im Oktober 2023 fertig gestellt.

    Und das steht auch so im Artikel.

  7. 65.

    Die Brücke steht nicht in Potsdam-Mittelmark. Wust wurde vor nunmehr 21 Jahren in die kreisfreie Stadt Brandenburg an der Havel eingemeindet.

  8. 64.

    Nicht das die Brandenburger/innen, zu schnell im Einkaufszentrum Wust sind - lange Schrankenphasen/überlange Bauzeit - das ist wirklich, der Wust in Wust, Viele Grüße.

  9. 63.

    Wie lange steht die Brücke da denn schon? So was muss ja auch gewartet und instand gehalten werden!

    Find auch die langen "Verschlusszeiten" der Schrankendort vor Ort generell schon mal unzumutbar. Dass so was erlaubt ist..

    Was für ein Wust in Wust...

  10. 62.

    Die Eingleisigkeit der S-Bahn über den Teltowkanal stellt ja auch kein wirkliches Problem dar. Solche Engstellen gibt es im Netz viele. Zum Problem werden sie erst, wenn sie den Takt stören oder die Kapazität der Strecke einschränken. Beides ist an dieser Stelle nicht wirklich gegeben, da dieser Schienenstrang ausschließlich von der S7 genutzt wird. Für das Abfangen von Verzögerungen wären die eingleisigen Abschnitte zwischen Babelsberg und Griebnitzsee und zwischen Teltowkanal und Wannsee von viel größerer Bedeutung. Eine doppelspurige Brücke wäre dagegen im Neubau einfach zu teuer und daher unwirtschaftlich. Es liegt mitnichten am Schifffahrtsamt, sondern an den wirtschaftlichen Bewertungen der Bahn, die absolut richtig und nachvollziehbar sind. Die Fernbahn ist an dieser Stelle ja entsprechend zweigleisig ausgeführt, da sonst die Takte nicht zuverlässig gehalten werden können. Jede Investition muss sinnvoll sein, zumal sie ja auch erhebliche Folgekosten nach sich ziehen.

  11. 61.

    Mein Augenmerk war ja gerade die Nichtzusammenarbeit der unterschiedlichen Träger, nicht aber, Noten zu verteilen oder Schuldvorwürfe zu machen. Der Versuch der Kostenminierung spielt dann da rein. Das Bahnbetriebswerk in Wannsee ist in der Tat von seiner jetzigen Anlage auf die deutsch-deutsche, hier Berliner Teilung zurückzuführen, als die S-Bahn schon der BVG überantwortet wurde, aber sich seinerzeit niemand vorstellen konnte, dass es ab der Stadtgrenze von Berlin nach Potsdam jemals weitergehen würde. Deshalb eben nur das übrig gebliebene eine Gleis in der Seitenlage daneben.

  12. 60.

    Die Brücke steht am Stadtrand, der drittgrößten Brandenburger Stadt - Brandenburg an der Havel - Also, keineswegs im Niemandsland.
    Obwohl, für die Brandenburger Politik und auch für die Brandenburger Berichterstattung, ist Westlich von Potsdam, wahrscheinlich Niemandsland ??
    Viele Grüße

  13. 59.

    Das beantwortet die Frage nicht. Sie schließen aus einem Ist-Zustand auf gesetzliche Regelungen. Dass der eingleisige Zustand auf die Teilung Deutschlands und die daraus erwachsenen Platzverhältnisse zurück zu führen ist, ignorieren Sie dabei vollständig. Ein zweigleisigen Ausbau in dem Bereich ist schlichtweg wohl gar nicht mehr möglich. Dass er von der Schifffahrtsbehörde verhindert würde, ist erfunden. Die zahlt auch nicht, genauso wenig wie für die Autobahnbrücke der A115 über den Teltowkanal, sie muss nur in die Planung eingebunden werden und Ihre Genehmigung abgeben, da die Schifffahrt beeinträchtigt werden könnte. Die Bahn zahlt genauso Unterführungen und Brücken nur dann, wenn sie der Initiator dafür ist. Das ist immer dann der Fall, wenn Strecken für über 160 km/h ausgebaut werden. In Brandenburg a.d.H. ist das aber nicht der Fall.

  14. 58.

    Lieber RBB.24:
    Wie Sie Ihrem eigenen Artikel entnehmen können, steht die Brücke keineswegs im "Niemandsland" sondern im Land Brandenburg, Potsdam-Mittelmark; könnte es sein, daß Sie den gängigen Begriff Sodabrücke umgehen wollten, weil es hier nicht um Cocktails geht ;-)

  15. 57.

    Den Niederschlag der Behauptung finden Sie auf einer S-Bahn-Fahrt zwischen Potsdam-Griebnitzsee und Berlin-Wannsee. Ortslage Kohlhasenbrück: Eine für zwei Gleise konzipierte Brücke über die Bäkestraße, direkt daneben eine für ein Gleis konzipierte und ausgeführte Brücke über den Teltowkanal, seitens des Wasserschiffahrtsamtes.

    Das ist - neben dem Bahnbetriebswerk Berlin-Wannsee - der Grund, weshalb es zwischen Potsdam und Berlin-Wannsee nur in Ausnahmefällen zweigleisig ist.

    Solange nicht an einem Gesamtprojekt gearbeitet wird, waltet die Herrschaft der Schreibtischkante, was die Kompetenzen angeht.

  16. 56.

    Woher kommt diese Behauptung? Es ist keineswegs so, dass Brücken über Bahnschienen automatisch eine Angelegenheit der Bahn wären, diese muss nur eingebunden werden und die Überquerung, genau so wie jede Andere Querung, genehmigen. Davon ab spräche nichts dagegen, den Anschluss bereits während der Bauphase auszuschreiben, mit Baubeginn nach geplanter Fertigstellung zuzüglich einer Frist für unerwartete Verzögerungen. Das Bauende dafür abzuwarten, ist ein behördliches Versäumnis zum Schaden der örtlichen Anwohner und Wirtschaft. Gerade in dieser Situation, wo eine wichtige Bundesstraße eine extrem stark genutzte Bahnlinien kreuzt, ist der heutige Zustand bereits seit Jahren unzumutbar und jeder Tag Verzögerung eine Zumutung.

  17. 55.

    Eine Bemerkung zum Kommentar#1: Die vielen hiesige "Kirremacher" kommen immer öfter ans Ziel, sie bekommen kirre Politiker, die viel Unsinn anstellen und Unsummen in den "Sand setzen".

  18. 54.

    Was Dresden angeht - der Straßenbahnteil der Brücke -, so ist "die Natur" den Ersetzungsplänen tatsächlich nur zuvorgekommen. Glücklicherweise ohne Schaden an Personen und dank des dichten Tramnetzes in Dresden ohne schwerwiegende Beeinträchtigungen des Nahverkehrs. In Dresden war wegen des auflaufenden Wassers Gefahr im Verzuge, weil ansonsten die Elbe als Schiffahrtsweg auf unabsehbare Zeit mit unabsehbaren Folgen hätte gesperrt werden müssen.

    Ansonsten stimme ich Ihnen aber zu, dass nicht nur Deutschland ein sehr klagefreudiges Land ist: Sobald i. ü. S. ein Komma in einer Ausschreibung an der falschen Stelle sitzt, wird die Rechtsgültigkeit angezweifelt, von den Einreichenden, weniger aber von Denjenigen, die angeblich immer alles zu Fall bringen wollten.

  19. 53.

    Das Brandenburger Loch hatte es in der Tat weit über die Stadtgrenze Brandenburgs hinaus geschafft. In meinen Augen liegt das MIT daran, dass viele halbseidene Investoren unterwegs sind und die Stadt Brandenburg sich als abgehängt im Rücken von Potsdam fühlt. Nicht zu Unrecht übrigens.

    Der seinerzeitige Bundesbauminister Klaus Töpfer sprach einmal ehrlicherweise davon, dass sich alle Probleme der von ihm bezeichneten neuen Bundesländern in Brandenburg an der Havel wie in einem Brennglas widerspiegel(te)n:
    Das riesige Stahlwerk geschlossen, Einkaufszentrum abseits der Stadtgrenze errichtet mit Kaufkraftabfluss, Bevölkerungswegzug von fast einem Drittel.

    Im Grunde ist Potsdam zu nah an Berlin dran. Die Potsdamer Ministeriellen haben in der Tat vorwiegend in Richtung Berlin geschaut, ggf. noch, was sich nördlich und südlich davon befindet.

  20. 52.

    Genau das war auch damals geplant - aber der Investor ging pleite und Brandenburg hatte ewige Jahre am Neustädter Markt das sagenumwobene "Loch" als zentralen Treffpunkt in der Innenstadt.

Nächster Artikel