Jägerin in Brandenburg - "Ich kann mit gutem Gewissen jetzt auch nachhaltig Jagd betreiben"

Do 02.02.23 | 14:57 Uhr
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Eine Jägerin mit einem Gewehr in der Hand vor einem Feld.(Quelle:dpa/Countrypixel)
Audio: Antenne Brandenburg | 02.02.2023 | Valentin Brückner | Bild: dpa/Countrypixel

Immer mehr Frauen gehen in Brandenburg auf Jagd. Anna-Sophie Mailänder aus Eberswalde ist eine von diesen neuen Jägerinnen. Mit ihrer Jagd wolle sie, sagt die 28-Jährige, auch bedrohte Tierarten unterstützen.

Wenn Anna Sophie Mailänder auf Jagd ist, ist sie besonders aufmerksam. Entdeckt sie etwa einen Fuchs im Gebüsch, legt sie an, drückt ab und - trifft auch meistens. Für Außenstehende mag das grausam klingen, für die 28-jährige Eberswalderin ist das aktiver Naturschutz, wie sie sagt.

"Ich kann damit Tierarten, die zum Beispiel sehr bedroht sind, unterstützen, indem ich andere Räuber wie den Fuchs oder den Waschbären reduziere", sagt Mailänder. Damit bekämen zum Beispiel Rebhühnern die Möglichkeit, ihre Brut großzuziehen - es sei für die Jungtiere dann einfacher, durchzukommen.

Inzwischen gibt es leichtere Jagdwaffen

Mailänder ist eine von immer mehr Frauen in Brandenburg, die einen Jagschein besitzen. Von den 982 Menschen, die im Jahr 2022 die Jagdprüfung in Brandenburg ablegten, waren nach Angaben des Landesjagdverbands Brandenburg (LJVB) 22 Prozent Frauen. Das seien sechs Prozentpunkte mehr als noch im Jahr 2019. Deutschlandweit sind es nach Angaben des Deutschen Jagdverbandes sogar mehr: rund 28 Prozent. "In meiner Jagdschule haben rund 30 Personen Jagdschein gemacht, und davon waren gut ein Drittel Frauen", bestätigt auch Mailänder.

Dass sich immer mehr Frauen für die Jagd interessieren, liegt ihrer Einschätzung auch an Veränderungen in der Jagdbranche. "Es gibt inzwischen leichtere Waffen, kürzere Waffen und auch welche mit kürzerem Schaft", sagt die Jägerin Mailänder. Auch die Jagdbekleidung sei inzwischen frauenfreundlicher geworden.

Umweltschutzverbände üben Kritik

Die Jagd gilt in ihrer jetzigen Form für viele Menschen als umstritten: Umweltschützverbände wie der Nabu fordern seit längerer Zeit eine "zeitgemäße Ausgestaltung der Jagd". Der gesetzliche Rahmen dafür sei inzwischen siebzig Jahre alt. Unter anderem müsse die Liste der jagdbaren Tierarten aktualisiert und die Rechte und Pflichte der Jäger genauer definiert werden, so der Nabu.

Doch im vergangenen Jahr scheiterte der Brandenburger Umweltminister Axel Vogel (Grüne) mit seinem Vorschlag für ein neues Jagdgesetz. Dieses hätte die Jagd von noch mehr Rehen möglich gemacht. Es gehe dabei um den Waldschutz - denn die Tiere würden zu viele Jungbäume abfressen.

"Ganzheitlichkeit das Schönste an der Jagd"

Ihr sei ein Gleichgewicht in der Natur besonders wichtig, sagt Anna-Sophie Mailänder. So freue sie es, wenn sie auf einer Grünfläche feststelle: "Die Hasen sind wieder da, es gibt einen stabilen Bestand, oder auch: Rebhühner oder Fasane sind wieder da." Das bedeute für sie: "Ich kann mit gutem Gewissen jetzt auch nachhaltig Jagd betreiben, um dann für mich mein eigenes Wildbret zu erlangen. Das ist für mich das Schönste an der Jagd - diese Ganzheitlichkeit", so die 28-Jährige.

Insgesamt 13.740 Jäger gibt es nach Angaben des LJVG in Brandenburg. Damit hat rund einer unter 200 Einwohner des Bundeslandes einen Jagdschein. Die Quote von Jagscheinbesitzern liegt damit leicht über dem Bundesdurchschnitt von 0,49 Prozent.

Viele Teilnehmer bestehen Prüfung nicht

Doch so leicht bekommt man einen Jagdschein nicht: 120 Theorie- und 40 Praxisstunden braucht es dafür. Im vergangenen Jahr sind 42 Prozent der angehenden Jäger bei der Prüfung durchgefallen. Bei Anna-Sophie Mailänder hätten von 30 Prüfungsteilnehmern etwa die Hälfte nicht bestanden, sagt sie. "Ich habe über einen Monat jeden Abend dafür mit einem Freund zusammengelernt."

Sendung: Antenne Brandenburg, 02.02.2023, 14:40 Uhr

Mit Material von Valentin Brückner

15 Kommentare

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  1. 14.

    Sie sagt es doch selbst:
    „ um dann für mich mein eigenes Wildbret zu erlangen. “
    Ihre Angst besteht nur darin, „Ihr“ Wildbret () sonst mit den Raubtieren teilen zu müssen.

  2. 13.

    Natürlich kann man an dem Beitrag von Frau Mailänder das eine oder andere aussetzen. Ich möchte darin jedoch einen positiven Ansatz sehen. Als Bewohner des Landes Brandenburg, umgeben von einigen Kilometern Wald (Kiefernplantagen), sehe ich vor allem eines, Unmengen an Futterstellen für Wildtiere, die so gefüllt werden, daß sie tagelang nicht leergefressen werden können. Das ist die Unvernunft im Jagdwesen. Das sehe ich als eines der Hauptursachen der Überpopulatation von Wild an, die ja mit Profit im Nebengewerbe verbunden ist. Ich hoffe, daß die junge Generation Jägerinnen und Jäger, wie Frau Mailänder, es künftig besser macht.

  3. 12.

    Auch wenn man es nicht versteht: In der Natur ist nichts, aber auch nicht das Geringste umsonst... Auch der Mensch nicht. Das zu verstehen gelingt nie, aber immer besser.

  4. 11.

    Was Jäger besonders ärgert und am besten nicht veröffentlicht haben möchten >>dort wo absolutes Jagdverbot herrscht ist niemals eine Überpopulation entstanden, weil die Tiere das selbst und besser als der Mensch, der sowieso nicht das intelligenteste Wesen auf Erden ist.

  5. 10.

    Mich stört eher der Begriff "Nachhaltigkeit und Stabilisation" in diesem Artikel. Denn beides schließen menschliche Eingriffe mit signifikanter Rückwirkung auf nicht verstandende Ökosystem aus.
    Jäger können und werden durch Dezimierung von Beständen weder irgendetwas stabilsieren noch ist dieser Zustand nachhaltig.

    Und ich stimme ihnen ausdrücklich nicht zu. Es lassen sich viele Dinge erfolgreich rückgängig machen, denn die Natur (Evolutionsbiologie) ist im Gegensatz dazu sehr robust und hartnäckig.
    Dafür gibts auch zahlreiche Beispiele, die in die richtige Richtung gehen.

  6. 9.

    In dem Artikel wird leider mit keinem Wort darauf eingegangen, wo und wie man überhaupt jagen darf. Und das ist für neue Jäger fast unmöglich, wenn man nicht Millionär ist!

  7. 8.

    Wie kann man mit gutem Gewissen, jeden Morgen hunderte Autofahrer daran hindern, zu ihrem Ziel zu gelangen? Unsere Naturschützer bzw klimaaktivisten sind weit weg, ganz weit weg, von Ethik und Moral. Mit gutem Beispiel vorangehen, dann, aber erst dann Kritik am anderen üben. Und vor allen Dingen, es umfangreich informieren, bevor ein Urteil gefällt wird !

  8. 7.

    Ich bin kein Jäger, eher weit weg davon. Aber man muss akzeptieren, dass der Mensch als Regulativ einschreiten muss, um die Natur halbwegs im Gleichgewicht zu halten. Dass das ein Ergebnis der von ihm selbst geschaffenen Situation ist stimmt, aber ist nach einigen tausend Jahren seines Wirkens wohl nicht mehr zu ändern.
    Ohne 'Menschen, die Tiere töten' funktioniert das leider nicht.

  9. 6.

    "aktiver Naturschutz"
    Genau, deswegen wird man Jäger...

    :)
    (Allerdings besser als Massentierhaltung, allerdings will ich niemanden persönlich kenne wollen, der Tiere tötet und die Organe raussortiert.)

  10. 5.

    Nun, ich kenne Ihre Ernährungspräferenzen nicht, aber sollten sie carnivor veranlagt sein, seien sie gewiss, die anderen Tiere sterben nicht durch Altersschwäche.

  11. 4.

    „Nachhaltig Jagen“ (was für ein Hohn)
    Immer wieder interessant, dass der Mensch, der die Lebensräume der Fauna selbst immer weiter einschränkt, Tierarten in Gebiete ansiedelt, die nicht zu ihrem evolutionsbedingten Umfeld gehören und nun über Dezimierung der oberen Nahrungskette tatsächlich meint, das Gleichgewicht der Natur herstellen und stabilisieren zu können.
    Dabei ist er es selbst, der die Natur gerade sukzessive abschafft.

  12. 3.

    Wie kann man denn mit gutem Gewissen Tiere töten?

  13. 2.

    Doch doch. Der Sinn und Zweck einer Jagd wird schon gelehrt in den Ausbildungen zum Freizeitjäger. Das mit dem drauf los baller baller auf alles was sich im Wald bewegt, sind so typische Klischees, die in Spielfilmen und vor allem Krimis gerne probagiert werden. ;-))

  14. 1.

    Ist es nur Jagen ,oder auch Hege und Pflege der Natur . Manchmal denkt man ,Bestanden,Feuer Frei.Die Zeit als Manko der Pflege der Natur.Wild als neue Form der Naturverbundenheit.Leben und Leben Lassen. Waidmannsheil,jeder Schuss sollte ohne Qual Sitzen.

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