Gorzow - Gericht in Polen weist Staatsanwaltschaft an, Oder-Ausbau vorläufig zu stoppen

Mo 24.07.23 | 16:45 Uhr
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Baumaschinen zum Ausbau des deutsch-polnischen Grenzflusses Oder stehen auf der polnischen Uferseite. (Quelle: Patrick Pleul/dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 24.07.2023 | Fred Pilarski | Bild: dpa/Patrick Pleul

In Polen ist eine weitere juristische Entscheidung im Zusammenhang mit dem Oder-Ausbau gefallen. Ein Gericht in Gorzow hat entschieden, dass die dortige Staatsanwaltschaft den vorläufigen Baustopp durchsetzen soll, den das Oberste Verwaltungsgericht im März verhängt hatte.

Bereits im Dezember 2022 hatte ein Warschauer Verwaltungsgericht den vorläufigen Baustopp für den Ausbau der Oder per einstweiliger Verfügung erlassen. In dem Beschluss damals hieß es zur Begründung, dass die Bauarbeiten zunächst gestoppt werden müssten, da das Gericht nicht ausschließen könne, dass irreversible Umweltschäden durch sie entstehen.

Niemand will Beschluss bisher umsetzen

Bislang wird die Aussetzung der Bauarbeiten auf mehreren Ebenen verweigert. Der staatliche Wasserkonzern Wody Polskie weigert sich, den Baustopp umzusetzen. Die Bauaufsicht weigert sich gegen Wody Polskie vorzugehen. Und die zuständige Staatsanwaltschaft weigert sich, gegen die Bauaufsicht vorzugehen, obwohl es eine Anzeige der polnischen Umweltorganisation EKO-Unia gab.

Gorzower Gericht schaltet Staatsanwaltschaft ein

Das Gericht hat nun entschieden, dass die Staatsanwaltschaft eine Untersuchung gegen den zuständigen Bauinspekteur einleiten muss - wenn man so will, dass zumindest die Kontrolleure der Kontrolleure aktiv werden müssen.

Die umstrittenen Arbeiten an den Buhnen und am Ufer sollen der Vertiefung der Oder dienen. Naturschützer lehnen die Arbeiten ab - unter anderem fürchten sie, dass Lebensräume von Fischen zerstört werden.

Verschiedene deutsch-polnische Umweltverbände und Brandenburg hatten geklagt

Damals geklagt hatten deutsch-polnische Umweltorganisationen per Eilverfahren. Gerade nach der Umweltkatastrophe an der Oder sind die grenzüberschreitenden Auswirkungen von Baumaßnahmen auf geschützte Arten und Lebensräume stärker zu berücksichtigen, hieß es damals in einer gemeinsamen Mitteilung der Umweltschutzverbände. Eine Umweltkatastrophe hatte im August 2022 in der Oder zu einem großen Fischsterben geführt.

Auch das Umweltministerium von Brandenburg klagte gegen den polnischen Umweltbescheid für die Ausbauarbeiten an der Oder. Dem Land zufolge sind Auswirkungen auf die Umwelt und die angrenzenden Auen in der Umweltverträglichkeitsprüfung nicht ausreichend berücksichtigt. Es geht um Baumaßnahmen an Buhnen am Oderufer.

Sendung: Antenne Brandenburg, 24.07.2023, 15:30 Uhr

7 Kommentare

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  1. 7.

    Problem ist, das Polen zur Zeit keine demokratische Regierung hat. Eigentlich müsste die PIS verboten werden, wenn man sieht das die Gerichtsurteile total ignoriert. Ich würde auch Polen und Ungarn aus der EU werfen !

  2. 6.

    Die Trockenlegung des Oderbruchs war mit Blick auf Artenschutz, Grundwasserhaltung und Klimaschutz ein katastrophaler Fehler einer überheblichen Menschheit.

  3. 5.

    Als Biologe sage ich, dass Wasserstraßenbau praktisch immer eine ökologische Katastrophe ist.

    Für den Anteil am Transportsektor noch dazu vollkommen überteuert. Das Geld wäre in der Schiene sinnvoller angelegt.

    Ich sage das als Elbanwohner, der die sächsischen Häfen, z.B. Riesa kennt...vollkommen unnütz!

  4. 4.

    Wie ist das Oderbruch entstanden? Wer hat es trockengelegt? Wer mag Schiffe, um eine Papierfabrik über polnisches Territorium zu versorgen? Wer will ein sehr sehr teures Schiffshebewerk auslasten?
    Wasserbau kann neue ökologische Areale und Seen schaffen. Wenn man einen Plan hat. Die Polen haben einen. Warum da nicht mitmachen?

  5. 3.

    Interessante Übersetzung: Aus einem Rechtsbruch wird „Gestalten und Machen“. Wer die Landschaft umpflügt, ist in dieser Logik ein Gestalter; wer Schwarzbauten errichtet, ist ein Macher. Die Bergbaufirmen, die am Oberlauf Salz in die Oder einleiten, sind für sie wohl auch „Gestalter und Macher“? Man sieht es unserem Planeten an, wie viele Gestalter und Macher sich hier ausgetobt haben und immer noch ihr Unwesen treiben.

  6. 2.

    "Also wenn man nichts macht ist es etwa nicht schädlich?"

    Nein, wieso sollte das schädlich sein?

    "Gegen das Gestalten und Machen zu sein nimmt schon bedrohliche Formen an. Das wird sich nicht durchsetzen?"

    Wenn das Gestalten und Machen ein Irrweg ist, sollte man davon absehen. Das wird sich hoffentlich durchsetzen.

  7. 1.

    Also wenn man nichts macht ist es etwa nicht schädlich?
    Gegen das Gestalten und Machen zu sein nimmt schon bedrohliche Formen an. Das wird sich nicht durchsetzen?

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