Streiks wohl abgewendet - Tarifabschluss bei der Deutschen Post erzielt

Sa 11.03.23 | 17:09 Uhr
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Symbolbild: Postbotin trägt am 28.03.2020 auf Fahrrad in Berlin die Post aus. (Quelle: dpa/Andreas Gora)
Audio: rbb24 Inforadio | 11.03.2023 | Nachrichten | Bild: dpa/Andreas Gora

Nach einer Urabstimmung drohte bei der Deutschen Post ein unbefristeter Streik - doch die Tarifparteien einigten sich in letzter Minute doch noch. Nach einer Marathonsitzung steht ein neuer Vertrag für die 160.000 Beschäftigten.

Die Deutsche Post und die Gewerkschaft Verdi haben sich auf einen neuen Tarifvertrag für die 160.000 Beschäftigten des Logistikkonzerns geeinigt. Dies teilten die Tarifparteien am Samstag mit.

Alle Beschäftigten erhalten demnach ab dem 1. April 2024 monatlich 340 Euro mehr. Dies bedeutet laut Post eine durchschnittliche Lohnerhöhung um 11,5 Prozent. Hinzu kommt eine Inflationszulage von insgesamt 3.000 Euro über 15 Monate. Die Laufzeit des neuen Tarifvertrags beträgt insgesamt 24 Monate.

Unbefristeter Streik voraussichtlich abgewendet

Mit der Einigung wird voraussichtlich ein unbefristeter Streik abgewendet, für den sich die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung bereits ausgesprochen hatten. In einer weiteren Urabstimmung werden sie jetzt über das Verhandlungsergebnis abstimmen. Die Gewerkschaft empfahl die Annahme des Verhandlungsergebnisses.

Post-Personalvorstand: "Über Schmerzgrenze hinausgegangen"

Die stellvertretende Verdi-Vorsitzende und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis äußerte sich zufrieden: "Mit diesem Tarifergebnis wird unser wichtigstes Ziel, einen Inflationsausgleich insbesondere für die unteren Einkommensgruppen zu schaffen, nach den aktuellen Prognosen der zu erwartenden Preissteigerungsrate erreicht", sagte Kocsis laut einer Mitteilung.

Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie sagte: "Wir sind im Interesse unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, aber auch unserer Kunden über unsere finanzielle Schmerzgrenze hinaus gegangen. Wichtig ist, dass wir längere Streiks zu Lasten unserer Kunden und des Unternehmens vermeiden konnten."

Letzter unbefristeter Streik 2015

In der Urabstimmung hatten sich zuvor 85,9 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen unbefristeten Streik ausgesprochen. Dennoch hatte Verdi sich nach Bekanntgabe des Abstimmungsergebnisses am Donnerstag kurzfristig zu Verhandlungen bereit erklärt. Sie hatten am Freitagnachmittag in Düsseldorf an einem nicht genannten Ort begonnen. Nach einer nächtlichen Marathonsitzung teilten die Tarifparteien das Ergebnis am Samstagnachmittag mit.

Einen unbefristeten Streik hatte es bei dem Logistiker zuletzt 2015 gegeben. Damals waren massenweise Pakete und Briefe liegengeblieben. Im aktuellen Tarifkonflikt hatte Verdi bereits im Januar und Februar zu zeitlich begrenzten Warnstreiks aufgerufen, nachdem der vorherige Tarifvertrag zum Jahresende ausgelaufen war.

Sendung: Antenne Brandenburg, 11.03.2023, 18 Uhr

72 Kommentare

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  1. 72.

    Ich würde mich für den ÖD über einen solchen Abschluss schon freuen
    Zwar nicht ganz das was gefordert wird , aber Leute wie sie finanzieren das ja bestimmt ganz gerne mit mit ihren Steuern
    Und in 2 Jahren geht's weiter

  2. 71.

    Ach Mich, mit Arbeitgebervertretern wie sie es offensichtlich sind zu Diskutieren ist verlorene Zeit

  3. 70.

    Sebastian und Michael. Sie sollten mal auf den Boden der Realität zurückkehren. Linke weltfremde Wunschvorstellungen nutzen nichts.

    Das durch die hohen Abschlüsse in der letzten Zeit die Inflation hoch gehalten wird ist nun mal eine Tatsache..

    Viele Arbeitnehmer der DHL werden etwas mehr brutto verdienen, dafür wird DHL die Arbeitsbelastung pro Mitarbeiter erhöhen. Das muss die DHL auch, denn. Mehrkosten an einer Stelle müssen durch Einsparungen im gleichen Gebiet abgefangen werden.

  4. 69.

    Sebastian und Michael sind noch nicht in der Realität angekommen und schweben noch auf ihrer rosaroten Wolke.

    Aber die Realität ist hart und die Welt ist böse und ungerecht

    Letztlich werden die Arbeitnehmer etwas mehr brutto bekommen aber dafür auch ehr arbeiten müssen.

    Die Post wird Befristungen auslaufen lassen und die Arbeit auf die restlichen Mitarbeiter aufteilen. Das ist zulässig und geschah in der Vergangenheit schon oft.

  5. 68.

    Kein Arbeitnehmer hat je irgendwas zurückgesteckt oder gar auf irgendwas verzichtet.

    Das Du nicht Mal die Wirkung der Lohn Preis Spirale kennst. spricht nicht für Deine Schulbildung.

    Was bieten denn die Arbeitnehmer im Gegenzug für mehr Geld an? Nichts.

    Letztlich sind die hohen Anschlüsse in der Vergangenheit die Ursache für die hohe Inflation.

    Immer mehr Firmen bauen in Deutschland Stellen ab und immer mehr Unternehmen verlagern Betriebsteile ins Ausland

    Diese Entwicklung wird zunehmen

  6. 67.

    Das hohe Abschlüsse die Lohn Preis Spirale befeuern ist nun mal Tatsache und hat nichts mit vermieten ect zutun.

    Durch hohe Löhne entstehen hohe Preise und somit hohe Inflation. Das ist BWL Grundwissen und daher nicht diskutabel

    Etwas mehr Realität täte Dir gut

  7. 66.

    Wo siehst Du Misswirtschaft? Bei der Post gibt's die jedenfalls nicht.

    Ein Unternehmen macht Gewinn und nimmt davon Investitionen vor und gewährt den Aktionären ihre wohlverdiente Dividende

    Wache endlich auf. Die Welt ist nicht kommunistisch rot oder gar gerecht.

  8. 65.

    Wachen Sie endlich auf. Die Arbeitnehmer sitzen nicht am längeren Hebel. Natürlich müssen die Mehrkosten für höhere Löhne auch wieder beim Personal eingespart werden.

    Kein Unternehmen stellt nach unverhältnismäßig hohen Abschlüssen mehr Personal ein. Warum auch?

    Die Welt ist nun mal böse und gemein. Letztlich werden die Mitarbeiter mehr arbeiten müssen...

  9. 63.

    Wollen Sie ein neues Arbeitsethos diskutieren?
    Können wir gerne machen, das hat aber mit legitimen und legalen Rechten Werktätiger und ihrer Vertretung nichts zu tun.
    Und in welche Richtung sich der Arbeitsmarkt bewegt und entsprechend auch die Bedingungen von Arbeit und deren Entlohnung, das entscheidet nunmal nicht mehr die Arbeitgeberschaft, die haben die Entwicklung wie üblich hierzulande verschlafen.
    Die Entwicklung wird jetzt von denen Bestimmt, die etwas anzubieten haben, was dringend benötigt wird. Ganz normale Marktlogik.
    Wir können uns aber gerne mal beim Tee über die gute alte lutherische Arbeitsmoral unterhalten und warum die veralteter Käse ist, den eigentlich nur verkalkte Arbeitgebervertrende bis aufs Messer verteidigen.

  10. 62.

    Zwischen "Jawoll Chef, wird gemacht Chef, na klar komm ich mit Fieber Chef" und "die Arbeitnehmerschaft sitzt am längeren Hebel" sollte es doch noch etwas geben.
    Oder geht es nur noch schwarz/weiß?

  11. 61.

    Wenn die Menschen wegbleiben, die die Jobs erledigen, oder die wenigen, die noch da sind wegen der Überlastung oft krank sind, dann ist die Arbeit halt nicht mehr attraktiv.
    Die Generation, die "Jawoll Chef, wird gemacht Chef, na klar komm ich mit Fieber Chef" sagend den Wohlstand der Unternehmer erarbeitet hat geht in Rente.
    Sie werden staunen, was dir Millenials alles für angemessen halten und auch bekommen werden. Denken Sie an meine Worte.
    Da können sie den Taschenrechner heiß drücken wie Rumpelstilzchen, interessiert keinen.

  12. 60.

    Da können wir ja wieder mehr für Briefe und Pakete hinblättern. Danke!

  13. 59.

    Was ist denn für Sie "angemessen"?

    Bisher ca.:
    Gepäckabfertiger, Postbote, Verkäuferin 15 Euro/Stunde
    Erzieher 20 Euro/Stunde

    Natürlich sind die Streiks legal, habe ich nie in Frage gestellt.

    M.E. ist z.B. beim ÖD die Höhe der Forderungen - und die prozentuale "Über"-Erhöhung bei Gut-Verdienern - nicht zeitgemäß und auch nicht gerecht. (Habe ich schon mehrmals "vorgerechnet")

    Die Post hat dies durch eine monatliche Erhöhung - für alle gleich - halbwegs gut gelöst.

  14. 58.

    Eine Arbeit muss ganz einfach angemessen bezahlt werden, vor allem auch die Schlechter verdienende , ohne das man die Besser verdienende aussenvor lassen kann
    Was derzeit die Gewerkschaften und die Arbeitnehmer machen ist völlig legal
    Genauso auch die Forderungen die überall gestellt werden

  15. 57.

    "Handwerk, Service oder Einzelhandel." - genau dies sind die von mir erwähnten "ect."

    Was bedeutet für Sie "unattraktive Arbeit"?
    Ist diese Arbeit für "uns" unattraktiv, unter "unserm Niveau" oder wenn schon muss "hoch bezahlt" werden?

  16. 56.

    Wer denn? Ach so, die die unattraktive Arbeit anbieten. Na und? Fehlen diese Jobs grad auf dem Arbeitsmarkt? Nö, in vielen Branchen auch außerhalb des ÖD gibt es massenhaft Bedarf an Arbeitskräften.
    Egal ob Handwerk, Service oder Einzelhandel.
    Und was da auf einmal alles möglich ist, der alte Marx hätte sich das nicht einmal im Opiumrausch zu träumen gewagt. Die 4 Tage Woche, familienfreundliche Arbeitszeiten... Wie gesagt, clevere Unternehmen haben sich was einfallen lassen, alle anderen werden sich wundern. Ist aber nicht so, dass das jetzt ganz überraschend kommt.

  17. 55.

    "... die Arbeitnehmerschaft sitzt am längeren Hebel. ..."
    Dies trifft für ÖD, Post, Flughafen ect. zu - traurig genug.

    Aber warum verlagern viele Unternehmen ihre Produktion in andere Länder?
    Evtl. weil sie dieses nicht mitmachen wollen/können?
    M.E. eine Spirale ohne Ende ...

  18. 54.

    Sie haben es tatsächlich noch nicht begriffen: die Arbeitnehmerschaft sitzt am längeren Hebel. Wenn die Arbeitsbedingungen zu scheißegal werden, braucht kein BWL Mensch Stellen abbauen, dann orientieren sich die Menschen um, der Markt gibt das locker her!
    Die BWL Elite muss sich endlich was einfallen lassen, wenn sie nicht in zwei Jahren fünf Austeilbezirke allein bedienen will, denn wenn es zu unattraktiv wird da zu arbeiten, wird den Job halt keiner mehr machen.
    Ihre Schlüsse die sie ziehen sind echt krass 90er, aber die Jetztzeit ist ne andere. Schlaue Unternehmer:innen wissen das und handeln bereits. Die anderen, tcha werden bald mit der harten Wirklichkeit konfrontiert, freue mich schon auf das Gejammer

  19. 53.

    Es gibt halt Leute die nicht auf der Seite der Arbeitgeber stehen
    Sollen die Arbeitnehmer für die Misswirtschaft der Arbeitgeber Büßen ??

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