Razzia wegen Verdachts der Bilanzfälschung - Büros von Adler Real Estate in Berlin durchsucht
Die Vorwürfe wiegen schwer: Verdacht der Falschbilanzierung, Marktmanipulation und Untreue. Am Mittwochmorgen standen Ermittler in Berlin und anderen Städten vor den Türen der Adler Real Estate.
- Ehemalige Vorstände sollen zwischen 2018 bis 2020 Unternehmensbilanzen unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet haben
- Insgesamt 21 Objekte in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt durchsucht
- 175 Beamte im Einsatz
Beamte der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main und des Bundeskriminalamt (BKA) haben am Mittwoch unter dem Verdacht der Falschbilanzierung, der Marktmanipulation und der Untreue Büros der Tochter Adler Real Estate durchsucht. Ein Sprecher des Unternehmens bestätigte die Razzia bei Adler Real Estate. Die Adler Real Estate AG hat ihren Sitz Am Karlsbad in Berlin-Tiergarten.
175 Beamte im Einsatz
Den Angaben der Staatsanwaltschaft Frankfurt am Main zufolge wurden insgesamt 21 Objekte - darunter Geschäftsräume, Wohnungen und eine Rechtsanwaltskanzlei - in Berlin, Düsseldorf, Köln und Erftstadt durchsucht. Auch in Österreich, den Niederlanden, Portugal, Monaco, Luxemburg und Großbritannien fanden Durchsuchungen statt. Rund 175 Beamte der Staatsanwaltschaft und des BKA waren beteiligt.
Unternehmen sei Vermögensnachteil entstanden
Bei den Beschuldigten handele es sich um deutsche, österreichische und englische Staatsangehörige im Alter zwischen 38 und 66 Jahren, erklärte die Staatsanwaltschaft. Ihnen werde vorgeworfen, in ihrer Funktion als (ehemalige) Vorstände im Zeitraum 2018 bis 2020 die Bilanzen des Unternehmens unrichtig dargestellt oder hierzu Beihilfe geleistet zu haben. Zudem sollen sie im Namen der Gesellschaft Beraterverträge abgeschlossen und Zahlungen hierzu angewiesen haben, für die es nach derzeitigem Ermittlungsstand keine Gegenleistungen gab. Damit sei dem Unternehmen ein Vermögensnachteil entstanden.
"Vollumfängliche" Kooperation
Es bestehe weiterhin der Verdacht, dass die Beschuldigten Gefälligkeitsangebote oder Scheingeschäfte tätigten, um Preise für Projekte in die Höhe zu treiben und einen günstigen "Loan to Value" (LTV) zu erreichen, erläuterten die Ermittler weiter. Hierdurch seien dem Kapitalmarkt unrichtige Signale gesendet worden, da der LTV für Aktionäre und Anleihegläubiger des Konzerns ein wesentlicher Faktor für die Anlageentscheidung sowie den Marktpreis darstelle. Dem Adler-Sprecher zufolge sind keine Mitglieder des Verwaltungsrats der Adler Group unter den Verdächtigen. Das Unternehmen kooperiere "vollumfänglich" mit den Behörden.
Aktie um mehr als 95 Prozent abgestürzt
Adler steht an vielen Fronten unter Druck. Das vergangene Jahr hatte der Konzern erneut mit einem Milliarden-Verlust abgeschlossen. Wirtschaftsprüfer der KPMG hatten unter anderem für den Jahresabschluss 2021 das Testat verweigert. Ausgelöst wurden die Turbulenzen bei Adler auch durch Vorwürfe der Gesellschaft Viceroy des Leerverkäufers Fraser Perring, bei Adler gebe es bei der Bewertung von Immobilien Mängel. Diese seien teils künstlich überhöht worden. Adler hatte die Vorwürfe von Fraser zurückgewiesen. Adler Real Estate ist seit 2020 Teil der Adler Group.
Der Immobilienkonzern Adler Group befindet sich seit mehreren Jahren wegen schwerer Vorwürfe des Bilanzbetrugs in Schwierigkeiten. Die Aktie ist seitdem um mehr als 95 Prozent abgestürzt und sackte am Mittwoch weiter ab. Die Durchsuchungen gehen auf eine von der Bankenaufsicht Bafin gestellte Strafanzeige vom April 2022 zurück.
Sendung: rbb24 Inforadio, 28.06.2023, 12:44 Uhr