Prestigeprojekte - Signa-Krise führt zum Stopp aller Bauprojekte in Berlin
Schon länger kämpft Signa gegen die Insolvenz. In Berlin hat der österreichische Immobilienkonzern viele Prestigeobjekte in seinem Portfolio. Diese sind nun auf Eis gelegt. Firmenchef Benko übergibt das Ruder an einen Sanierungsexperten.
Die Krise des österreichischen Immobilienkonzerns Signa hat nun auch massive Auswirkungen auf Berlin. Wie der rbb aus Unternehmenskreisen erfuhr, wurden alle Bauprojekte gestoppt.
Es geht um Prestigeprojekte wie das Karstadt-Gebäude am Hermannplatz, aber auch diverse andere Vorhaben wie den Umbau des Bremsenwerks am Ostkreuz. Ein Teil der Projekte - etwa die Karstadt-Standorte Hermannplatz und Wedding - steckt noch in der Planungs- und Beteiligungsphase, andere waren dagegen bereits im Bau - zum Beispiel in der Passauer Straße und der Nürnberger Straße (City West).
Folgen noch unklar
Wie es nach dem berlinweiten Komplett-Baustopp, über den zuerst der "Tagesspiegel" [Bezahlschranke] berichtete, nun weitergeht, ist bisher unklar. Konkrete Folgen sind noch nicht abzuschätzen, da die Versuche der Signa, aus ihrer finanziellen Notlage herauszukommen, noch nicht abgeschlossen sind.
Unterdessen setzen sich bisherige Partner bereits von Signa ab: Die Commerzbank-Tochter Commerz-Real hat dem Immobilienkonzern den Auftrag entzogen, das 32-stöckige Mynd-Hochhaus am Alexanderplatz zu errichten und will das Projekt nun eigenständig durchführen.
Firmengründer Benko zieht sich zurück
Der österreichische Immobilienunternehmer René Benko hat derweil die Führung der Signa-Gruppe abgegeben. Wie das Unternehmen am Mittwoch bekannt gab, tritt der Milliardär als Vorsitzender des Beirates der Signa Holding zurück. Der deutsche Sanierungsexperte Arndt Geiwitz übernehme die Restrukturierung der Immobilien- und Handelsholding. Benko übertrage seine Stimmrechte an Geiwitz, hieß es.
Geiwitz sagte, das Unternehmen brauche jetzt Ruhe und Ordnung - es gelte, langfristige Lösungen zu finden. "Es ist daher verantwortungsvoll wie geboten, jetzt eine umfassende Konsolidierung für das Unternehmen einzuleiten", sagte Geiwitz, der als einer der profiliertesten Sanierer Deutschlands gilt [tagesschau.de].
Die Immobilienbranche hat seit dem Beginn des Ukraine-Krieges mit gestiegenen Bau- und Energiekosten zu kämpfen. Wegen gestiegener Zinsen kam es bei der Gesellschaft Signa Prime Selection im Vorjahr zu einer Abwertung von 1,17 Milliarden Euro.
Berliner Grüne fordern Konsequenzen
Die Berliner Grünen fordern, dass der schwarz-rote Senat Konsequenzen aus der Krise beim österreichischen Immobilienkonzern Signa zieht.
Per Antrag im Abgeordnetenhaus wollen sie erreichen, dass alle Signa-Projekte, die in die Zuständigkeit des Landes fallen, auf den Prüfstand kommen und die weiteren Planungen für Baurechte erstmal ausgesetzt werden - vor allem geht es dabei um die Karstadt-Standorte am Hermannplatz und am Ku'damm. Diese sind noch in der Planungsphase - der Senat kann also noch eingreifen. Von der Signa-Krise sind aber auch Vorhaben betroffen, bei denen schon gebaut wurde - etwa der Umbau des ehemaligen Hotels Ellington in der Nähe des Zoos.
Die Signa-Gruppe sei kein zuverlässiger Partner mehr, argumentiert die Grünen-Fraktion in dem Antrag, der dem rbb vorliegt. Sie fordert auch einen sofortigen Stopp aller Geldgeschäfte des Landes mit der Signa-Gruppe.
Angesichts der finanziellen Probleme halten es die Grünen für "sehr wahrscheinlich", dass sich der Signa-Konzern auch weiteren seiner Berliner Projekte trennen wird, um Umsätze zu generieren. Der Verkauf des Hochhauses am Alexanderplatz werde kein Einzelfall bleiben, weitere Bau- und Investitionsruinen in Berlin dürfe man aber nicht riskieren, hieß es.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.11.23, 12:01 uhr