Nach rbb-Berichten - Verkehrssenatorin kündigt Maßnahmen gegen illegales Mietwagen-Gewerbe an

Mi 21.02.24 | 22:41 Uhr
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Archivbild vom 16.04.2019, Berlin. Ein Aufkleber mit der Aufschrift "App nach Hause - günstig und bequem durch Berlin" wirbt auf einem Fahrzeug des Fahrdienstleisters Uber für den Service des Unternehmens (Quelle: dpa / Wolfram Steinberg).
Video: rbb24 Abendschau | 21.02.2024 | Max Kell | Bild: dpa

Die Berliner Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) will ihren Worten zufolge mit Hochdruck gegen Missstände im Mietwagen-Gewerbe vorgehen. Dem vorausgegangen waren Enthüllungen von rbb24 Recherche: Demnach sind in Berlin mindestens 1.000 Mietwagen ohne Konzession und Versicherung und somit illegal unterwegs. Nutzer können sie über die Apps von Fahrdienstleistern buchen, sie haben keinen Einblick, ob das gemietete Fahrzeug legal betrieben wird.

Schreiner kündigte am Mittwoch im Verkehrsausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses Maßnahmen an, um das traditionelle Taxigewerbe besser vor illegaler Konkurrenz zu schützen. Unter anderem sollen Taxis bald mit Hilfe von Festpreisen besser mit den von Digitalplattformen wie Uber, Bolt oder Freenow vermittelten Fahrzeugen konkurrieren können. Bisher sind Kilometerpreise verpflichtend. Der Senat werde noch in diesem Quartal eine entsprechende Regelung vorlegen, kündigte Schreiner an.

Die Kunden würden an den vermittelten Mietwagen schätzen, den Fahrpreis bereits bei der Buchung zu kennen. Als zweiten Schritt werde der Senat Mindestentgelte für die Mietwagenanbieter einführen, sagte Schreiner, auch um Dumpingangebote zu verhindern. Für eine rechtssicherere Lösung brauche es hierbei aber mehr Zeit.

Bei den Kontrollen der digitalen Plattformen soll nachgebessert werden

Schreiner räumte vor den Abgeordneten auch Kontrolldefizite und Änderungsbedarf im zuständigen Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo) ein. Sie kündigte ein Organisationsgutachten an, bemängelte aber auch die bundesrechtlichen Vorgaben. Bisher seien die Kontrollen auf die einzelnen Taxi- und Mietwagenunternehmen zugeschnitten, nicht aber auf die digitalen Plattformen, die nur als Vermittler auftreten.

Der verkehrspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Tino Schopf, sprach von "mafiösen Strukturen und organisierter Schwarzarbeit", deren Nährboden auch die mangelhafte Kontrolle durch die Labo sei. Mittlerweile würden die digitalen Plattformen neben rund 4.500 offiziell gemeldeten Fahrzeugen auch 2.000 unkonzessionierte Fahrzeuge vermitteln, kritisierte Schopf.

Labo-Direktorin Kirsten Dreher wies die Vorwürfe zurück. Man optimiere ständig die Prozesse, müsse aber mit dem vorhandenen Personal auskommen. Für die Kontrolle der 5.500 Taxis und 4.500 konzessionierten Mietwagen in Berlin stünden mittlerweile sechs zusätzliche Kräfte zur Verfügung. Man kontrolliere zusammen mit der Polizei ständig im laufenden Verkehr und habe im Januar 50 Betriebsprüfungen durchgeführt. Das wichtigste Ziel dabei sei die Bekämpfung von ungenehmigten Mietwagen. Das Labo geht Drehers Angaben zufolge von mindestens 1.000 Fahrzeugen ohne Konzession aus.

Uber: Wollen bis März rechtssicheren Datenaustausch mit Behörden schaffen

Mehrere der geladenen Sachverständigen berichteten den Abgeordneten auch über soziale Missstände zu Lasten der Fahrer. Die Geschäftsmodelle mit niedrigen Preisen, hohen Vermittlungsgebühren und voller Umsatzsteuer ließen keinen Spielraum unter anderem für den gesetzlichen Mindestlohn. Hermann Waldner vom Bundesverband Taxi und Mietwagen warnte vor einem "Absterben" des traditionellen Taxigewerbes. Auf ehrliche Weise sei die Konkurrenz gegen die bis zu 40 Prozent billigeren Anbieter nicht zu schaffen.

Dem widersprach der Repräsentant der Plattform Uber, Christoph Weigler. Dank der höheren Auslastung durch die digitale Vermittlung sei sehr wohl eine auskömmliche Finanzierung möglich. Die Probleme mit gefälschten Konzessionen und mangelhafter Compliance im Mietwagenbereich seien auch für sein Unternehmen eine Herausforderung, räumte er ein. Bei Uber seien allein 30 Personen angestellt, die sich um die Dokumentenkontrolle kümmerten. Nach einer Schulung habe man bereits von sich aus die Bestände nach gefälschten Unterlagen durchforstet und ans Labo übermittelt. An einem rechtssicheren Austausch der Daten mit den Behörden arbeite man zwar noch, rechne aber bis März mit einer Lösung.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21.02.2024, 19:30 Uhr

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20 Kommentare

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  1. 20.

    Wie schön war es früher – Taxi, Bahn … alles vorausplanbar, da feste Preise. vs. "Man kann sich auch für ein Taxi die Fahrtkosten zuvor ausrechnen lassen. Gibt es im Internet."

    Dieser Wettkampf und das Durchdigitalisieren macht das Leben unschön und anstrengend. Zersetzt die Gesellschaften.

  2. 19.

    EU-Prinzip war mal: Erst ordentlich vorbereiten und Ungefährlichkeit nachweisen, dann los.
    Nun ist es umgekehrt. Prinzip von überm großen Teich übernommen.

    Bisher seien die Kontrollen auf die einzelnen Taxi- und Mietwagenunternehmen zugeschnitten, nicht aber auf die digitalen Plattformen, die nur als Vermittler auftreten.

    Wieso gibt es keine parlamentarischen Vorschriften zu Gesetzen (verfassungskonform, umsetzbar etc.)?

  3. 18.

    Bringt dieser Senat überhaupt etwas vernünftiges auf die Reihe? Bisher bleibt dieser Senat alles schuldig, nur Chaos. Die Ankündigungen vor der Wahl versprachen einiges.

  4. 17.

    Janz einfach: P-Scheinpflicht über die zuständigen Ämter mit entsprechenden Meldescheinen und wer dann vom Zoll oder OA ohne erwischt wird: Auto einziehen und verschrotten, Fahrerlaubnis entziehen und lebenslange P-Scheinsperre. Fertig.

  5. 16.

    " schwarze Schafe gibts überall, aber deshalb darf und kann man nicht alle über einen Kamm scheren"
    "im Falle eines Unfalles nicht versichert und bleibt auf seinen Unfallfolgekosten sitzen. "
    Dies ist so, wenn der Fahrer nicht entsprechend versichert ist... das schwarze Schaf... aber sie scheren ja nicht über einen Kamm sondern behaupten einfach etwas was so nicht stimmt.

  6. 15.

    Illegal ist nur das, was die Politik vorher selber für illegal erklärt hat, weil sie ihren wie auch immer gearteten Willen oder Ideologie durchsetzen will, Das ist kein Naturgesetz, das immer schon da war und an dem man nichts ändern könnte. Geht ja bei anderen Gesetzen rasend schnell. Illegal, weil die Politik es so will. Lizenzen warum?? Das ist ein Stück Papier. Sie haben alle Fahrerlaubnis, TÜV und Zahlen Steuern. Wichtig ist eine Versicherung für die Insassen. Da gewerblich wird diese wohl teurer sein als die HaftPFLICHT, die jeder zwangsweise sowieso hat. Ob da jemand seine Familie im Kombi fährt oder es Fahrgäste sind wo ist da der Unterschied. Hier soll nur das überteuerte Taxigewerbe geschützt werden, weil die eine Lobby haben.
    Niemand muss bei UBER arbeiten, wir haben Fachkräftemangel und viele Weiterbildungsmöglichkeiten staatlich oder durch die Firmen selber.

  7. 14.

    Der ist gut, ich konnte am verregneten Morgen herzhaft lachen :-)

  8. 13.

    "...Als zweiten Schritt werde der Senat Mindestentgelte für die Mietwagenanbieter einführen, sagte Schreiner,..."
    Das allein wird nicht genügen, um illegale, schwarz arbeitende Mietwagenfahrer OHNE Konzession u. P-Schein aus dem Verkehr ziehen zu können. Wie immer verhindert der Datenschutz die Verfolgung von Straftätern. Dennoch sollte es eine Möglichkeit geben, die Spreu vom Weizen zu trennen. So wie jeder Autofahrer irgendwann mal in seinem Fahrerleben zur Führerscheinstelle muss, sollte jeder, der für BOLT, UBER & Co. den Mietwagen fährt, das auch müssen, um mit seinen detailliert kontrollierten Unterlagen zwingend in ein Register eingetragen zu werden. Eine Bestätigung/Bescheinigung, die er dann erhält, hat er dann bei jeder Fahrt immer bei sich zu führen. Gezielte u. regelmäßige Verkehrskontrollen solcher Mietwagen könnten so auch erleichtert und Missbrauch, eine Weitergabe der Papiere an andere Fahrer aus der Kommunity etc. verhindert werden. Doch wenn der Datenschutz...

  9. 11.

    Wer Fahrdienstvermittler nutzt, macht sich an prekärer Beschäftigung schuldig und ist im Falle eines Unfalles nicht versichert und bleibt auf seinen Unfallfolgekosten sitzen. Aber fahrt mal alle fein billig - wird Zeit, diesen Furunkel vom Gesäß der Gesellschaft zu entfernen. Fahrt mit echten Taxen und unterstützt diese Fahrerschaft - die sind besser. Meine Erfahrungen mit echten Taxen sind durchweg prima - schwarze Schafe gibts überall, aber deshalb darf und kann man nicht alle über einen Kamm scheren - wobei das bei Uber und Konsorten eher geht, wie mir Freunde berichten, die von diesen Faketaxen wieder weg sind.

  10. 10.

    Man kann sich auch für ein Taxi die Fahrtkosten zuvor ausrechnen lassen. Gibt es im Internet.

    Was bei Uber für Fahrer draufsitzen, durfte ich selbst erleben. Verkehrt in eine Einbahnstraße und das Ganze begründen mit "man müsse doch da schließlich jemanden abholen".

    Einem Freund wurden die Fahrtkosten abgebucht, aber es kam kein Fahrzeug. Er kämpft
    noch immer um die Rückzahlung

  11. 9.

    Machts doch wie in anderen Städten: gnadenlos pro Synditkatsfahrt den VBB-Öffi Zuschlag auf die Preise draufschlagen und an die Stadt abführen lassen mit entsprechender Sofortmeldung jeder Fahrt. Dazu stringente Kontrollen durch Zoll und Finanzverwaltung. Dann erledigt sich dieser Faketaxenmist im Nu und Generation "mirsinddieleutescheißegal - hauptsache ICH" nutzt mal mehr das Hirn statt Handy.

  12. 8.

    Kann ich nicht verstehen, echt drastisch die Maßnahme.

  13. 7.

    Warum hat mal keiner mit der Polizei gesprochen?
    Warum werden auf politischer Ebene Gesetze erlassen, die so etwas überhaupt zulassen.
    Scheinfirmen/Briekastenfirmen Scheinadressen Scheingewerbe usw.
    Und die Zahl 1000 ist wirklich niedrig geschätzt. Aber so lange bei Uber der Rubel rollt und die Steuern an den Staat fließen ist alles im Ordnung. Ich empfinde die politische Empörung hier als gestellt.

  14. 6.

    Und man könnte gleich den Schwung mitnehmen um den Taxifahrern und Taxiunternehmen auf die Finger schauen ob es denn da alles mit rechten Dingen zugeht.

  15. 5.

    Es ist prima, dass hier wohl alle an einem Strang ziehen.
    Mir scheint ein Problem ist digital trifft auf analog (gefälschte Unterlagen).
    Digitale Übermittlung der Versicherer und der beteiligten Behörden und es gäbe kein Problem. Im Zuge dessen könnte man gleich mal den Bürokratischen Aufwand entschlacken und an die heutige Zeit anpassen und nicht (wie leider öfter) das ganze nutzen um sinnfreie Daten zu erheben.

  16. 4.

    Wer auf Berlins Straßen unterwegs ist, wundert sich gerade gar nicht. Bei der zumeist extrem unsicheren Fahrweise, die viele Fahrer der 'Mietwagen' an den Tag legen, fragt man sich, ob diese überhaupt einen Führerschein besitzen. Wenn man denn in so einen Wagen einsteigt, darf man das auch hautnah erleben.
    Es gab mal eine Zeit, da wurde zunächst mal geprüft, ob jemand in der Lage ist, gewerbliche Personenbeförderung zu betreiben, bevor man ihn auf die Menscheit losgelassen hat. Heut macht mans wohl andersherum und wundert sich....

  17. 3.

    Dank an den Rbb für die Recherche.

    Mal sehen ob den großspurigenigen Versprechungen der Verkehrssenatorin, auch wirklich Taten folgen.
    Dranbleiben!

  18. 2.

    Die Verkehrssenatorin kündigt an? Schon gescheitert!

  19. 1.

    Mietwagen dürften nicht als Pseudotaxis unterwegs sein. Äpfel kann man auch nicht als Birnen verkaufen.

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