"Boden unter den Füßen weggerissen" -
Nach dem angekündigten großen Stellenabbau bei Indorama, ehemals Trevira in Guben (Spree-Neiße), erheben sowohl die zuständige Gewerkschaft als auch der Betriebsrat Anschuldigungen gegen den Mutterkonzern des Werks. Eigentlich hätten Tarifverhandlungen angestanden, vor denen sich der Konzern nun drücke, so der Vorwurf. Außerdem sei die Ankündigung des Stellenabbaus völlig überraschend gekommen.
Bis Mitte 2025 sollen laut Indorama rund 210 Arbeitsplätze abgebaut werden, überwiegend in der Gubener Produktion. Das kündigte das Unternehmen am Donnerstag an.
Es sei das schlimmste Szenario eingetreten und das völlig überraschend, sagte Betriebsratschefin Ramona Weiland dem rbb am Freitag. Die gesamte Spinnerei und Texturierung sollten nun geschlossen werden - das habe der Belegschaft "den Boden unter den Füßen weggerissen", so Weiland. "Es ist schade, dass uns der Eigentümer das Vertrauen nicht schenkt. Trevira ist ein bekannter Name", so Weiland weiter. "Die Hoffnung lag darauf, dass dieser Traditionsbetrieb erhalten wird."
Rund 100 Angestellte sollen bleiben können
Lediglich 111 Mitarbeiter, sagte Weiland am Freitag, sollten noch im Bereich der Polykondensation bleiben - also in dem Bereich der Produktion von nötigen Kunststoffen. Alle anderen, darunter jüngere und ältere Arbeitnehmer und sogar Ehepaare, müssten zum Juni 2025 das Unternehmen verlassen. Ab der kommenden Woche solle alles eingeleitet werden, um über den Sozialplan zu verhandeln. Auch eine Transfergesellschaft komme bei der Größenordnung der geplanten Entlassungen in Frage, sagte Weiland.
Auch die Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IGBCE) ist an dem Prozess beteiligt. Die ersten Schritte seien eingeleitet, sagte die Lausitzer Bezirksleiterin Reni Richter dem rbb am Freitag. Die Gewerkschaft warte nun auf Informationen vom Unternehmen, man sei bereits in Abstimmung mit einem Anwalt.
Richter warf dem Unternehmen, der Indorama Ventures Fibers Germany GmbH, vor, sich seit einem halben Jahr vor Tarifverhandlungen zu drücken. Der Geschäftsführer habe die Belegschaft hingehalten, so Richter. Mit den angekündigten Entlassungen sind nun Tatsachen geschaffen worden. Richter erklärte, man könne dabei durchaus Absicht unterstellen, um noch mehr Einsparungen vorzunehmen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 27.09.2024, 14:30 Uhr