Potsdamer Filmhochschule -
Der Regisseur Jens Kevin Georg, Absolvent der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf in Potsdam, ist unter den diesjährigen Gewinnern der Studenten-Oscars. Georg erhalte den Preis der Oscar-Akademie in Los Angeles für seinem Kurzfilm "Kruste", teilte die Einrichtung am Dienstag mit.
Insgesamt setzten sich zwölf Filme von Nachwuchsregisseuren in dem 51. Studenten-Wettbewerb durch. In diesem Jahr waren 2.683 Beiträge von mehr als 700 Studieneinrichtungen aus aller Welt eingegangen. Die Trophäen für die Gewinner-Kurzfilme in insgesamt vier Kategorien werden am 14. Oktober in London verliehen.
"Das ist absolut wahnsinnig", sagte Georg der Deutschen Presse-Agentur (DPA). Er wolle mit seinem "supertollen Produktionsteam", den Schauspielern und auch seinen Eltern zu der Verleihung reisen.
Von Franz Kafka inspiriert
Der Regisseur und Drehbuchautor Georg erzählt in dem knapp halbstündigen Kurzfilm eine Geschichte ums Erwachsenwerden, Identität und Zugehörigkeit. Ein zwölfjähriger Junge namens Fabi steht vor der Herausforderung, als vollwertiges Familienmitglied akzeptiert zu werden. Dazu muss er eine erste, große Wunde präsentieren, die zu einer Narbe verkrustet.
Innerhalb von 13 Tagen wurde der Film gedreht, auch auf einer alten Achterbahn in Polen, die das Team als Schauplatz ausfindig gemacht hatte. "Kruste", inspiriert von Franz Kafkas berühmter Erzählung "Die Verwandlung", ist für Georg eine "Außenseiter-Geschichte". Als Kind mit Migrationshintergrund (seine deutschstämmigen Eltern wanderten aus Rumänien ein) habe er dazu einen besonderen Bezug gehabt.
"Harry Potter und der Gefangene von Askaban" habe seine Liebe zum Film geweckt, sagte Georg mit einem Augenzwinkern. Er sei als Teenager in die Hauptdarstellerin Emma Watson verliebt gewesen und habe über das Making-of des Films auf DVD viel gelernt.
"Kruste" hatte es Mitte August unter sieben Finalisten in der Kurzfilm-Sparte "Narrative" (Erzählung) geschafft. Nun gibt es neben dem deutschen Preisträger in dieser Kategorie noch zwei weitere Gewinnerfilme: "The Compatriot" von zwei Regisseuren aus Tschechien
und "Neither Donkey nor Horse" von einem Filmabsolventen der US-Universität Southern California.
Entscheidung über Gold, Silber und Bronze erst bei Verleihung
Für die jeweils drei Gewinnerfilme in den Sparten "Narrative", "Animation", "Dokumentation" und "Alternative/Experimental" bleibt es weiter spannend, denn erst bei der Verleihung im Oktober wird die Reihenfolge der Preise - Gold, Silber oder Bronze - bekanntgegeben. Alle Preisträger können zusätzlich zu den nun bekanntgebenen Prämierungen beim Studenten-Oscar mit ihren Filmen auch in den Kurzfilm-Sparten beim Oscar-Wettbewerb 2025 mitmachen.
"Ich will da farbenblind sein", sagt Georg mit Blick auf die Trophäen-Rangfolge. Natürlich würden sie die Goldmedaille gerne mitnehmen, aber überhaupt einen Studenten-Oscar zu gewinnen sei schon die beste Anerkennung ihrer Teamarbeit.
Mit den Trophäen ehrt die Akademie seit 1972 Auslands-Regisseure und junge Talente von Filmhochschulen in den USA. Der Studenten-Oscar hat sich als potenzielles Sprungbrett für eine Hollywood-Karriere erwiesen. Zu den früheren Preisträgern zählen spätere Starregisseure wie John Lasseter ("Toy Story"), Spike Lee ("Malcolm X"), Robert Zemeckis ("Zurück in die Zukunft") und Cary Fukunaga ("Keine Zeit zu sterben").
Sendung: Radio3, 17.09.2024, 21 Uhr