Ort in Südbrandenburg zu verkaufen - Der Traum vom eigenen Dorf
Alwine liegt in der Niederlausitz und kommt in drei Wochen unter den Hammer. Für schlappe 125.000 Euro gibt es mehrere Häuser, Straßen und ein Plumpsklo. Die rbb|24-User haben schon Ideen, was sie aus dem Privat-Dorf machen würden. Einen Haken gibt es aber.
Tief im brandenburgischen Süden, kurz vor Sachsen, liegt die Siedlung Alwine. Für das Anfangsgebot von 125.000 Euro gibt es gleich das ganze Dorf zu ersteigern. Dazu gehören sechs Doppel- und Mehrfamilienhäuser und 16.000 Quadratmeter Land. Es liegt einsam an einer Landstraße mitten im Wald. 15 Menschen leben hier. Anfang Dezember soll das Mini-Dorf in Berlin versteigert werden.
Bewohner heizen noch mit dem Kohleofen
An den Häusern des Dorfes blättert der Putz ab. Fenster sind zerschlagen, eine alte Gardine hängt heraus. Daneben stehen rund geschnittene Buchsbäume in Kübeln. Ein sauber angelegtes Beet schmückt einen Garten. Die 15 Einwohner leben hier mit Hunden, Katzen und einem Papagei. Es gibt einen Dorfplatz, fünf Straßen und ein Plumpsklo. Eine moderne Heizung existiert bisher nicht. Geheizt wird mit Kohlen oder Holz im Kachelofen.
Trotzdem fühlen sich die Anwohner wohl und genießen das Landleben. "Ich komm vom Dorf in Schleswig-Holstein und ich fühl' mich hier pudelwohl. Ich bin ja Naturmensch", sagte Anwohner Paul Urbanek dem rbb. Auch seine Nachbarin Erika Krüger, 79 Jahre alt, möchte hier nicht weg – wegen der Ruhe.
Vom Lasertag-Parcours, der Partylocation bis zum Familien-Dorf
Die Idee vom Leben auf dem Land zieht auch viele rbb|24-User an. Viele haben schon Ideen, was man aus dem Dorf machen könnte: das Dorf umbenennen, eine Dorf-WG gründen, laute Partys feiern, viele Tiere halten, einen Laserspiel-Parcours aufbauen oder ein Kunstprojekt starten.
Viele würden für das eigene Dorf 125.000 Euro zusammenlegen. Denn als Dorf-Herr könne man sich seine Nachbarn selbst aussuchen und zum Beispiel mit der ganzen Familie einziehen. Alwine ist aber auch für die interessant, die wenig Menschen um sich herum haben möchten.
Es gibt aber auch kritische Stimmen:
Häuser sind dringend sanierungsbedürftig
Der Traum vom eigenen Dorf hat aber auch einen Haken: Die Häuser müssen dringend renoviert werden. Von "Feuchtigkeits- und Fassadenschäden" ist in der Objektbeschreibung [http://karhausen-immobilienauktionen.de] die Rede, der Zustand sei "umfassend modernisierungs- und sanierungsbedürftig."
Aufgrund der Mängel gingen derzeit im Jahr nur 16.000 Euro Miete ein, sagte Matthias Knake vom Berliner Auktionshaus Karhausen. Von einer guten Kapitalanlage spricht der Auktionator trotzdem. Bis zu 30.000 Euro Mieteinahmen seien im Jahr möglich, sobald die Mängel behoben sind.
Die Aufgabe des neuen Eigentümers werde es sein, mit jedem Mieter ein Gespräch zu führen und die Mängel zu beheben, sagte Knake dem rbb: "Was ist in deiner Wohnung zu machen? Willst du eine Zentralheizung haben? Willst du die alte Heizung behalten oder ein Fenster austauschen? Ist die Elektrik in Ordnung?"
Siedlung bleibt in Privatbesitz
Trotz der Mängel rechnet er mit einem großen Interesse an der Auktion. "Wer kann schon sagen, mir gehört ein Dorf?", so Knake. Aber er relativiert auch: "Das ist natürlich kein eigenes Dorf, das ein eigenes Ortsschild hat. Man kann sich auch nicht zum Bürgermeister wählen lassen."
Denn das Mini-Dorf gehört zur Stadt Uebigau-Wahrenbrück im Landkreis Elbe-Elster. Der Bürgermeister von Uebigau-Wahrenbrück, Andreas Claus (parteilos), sieht die Versteigerung locker: "Das ist eine ganz normale zivilrechtliche Angelegenheit." Das sei heute Privatland, so Claus. Nach der Wende hatte die Treuhand die einstigen volkseigenen Flächen an zwei Brüder verkauft. Einer der Eigentümer ist laut Auktionshaus inzwischen gestorben, die Erben haben die Siedlung zur Auktion freigegeben.
Claus rechnet damit, dass sich in den kommenden Tagen noch viele Interessenten das Mini-Dorf anschauen werden. Mieterin Erika Kühne sieht der Versteigerung gelassen entgegen. "Och, die sollen machen, was sie wollen", sagte die Seniorin.
Am 9. Dezember "Herrscher des Dorfes" werden
Nach Berlin, wo am 9. Dezember die Versteigerung stattfinden wird, sind es rund zwei Stunden Fahrt mit dem Auto. Ab 12 Uhr kann im Auditorium Friedrichstraße in Mitte jeder mitbieten. Für Knake sticht ein Vorteil besonders heraus: "Man kann sich Herrscher dieses Dorfes nennen und muss sich mit niemandem abstimmen."
Zu dem Gebot von mindestens 125.000 Euro kommen selbstverständlich noch sieben Prozent Maklergebühr hinzu.
Mit Informationen von Stefan Sperfeld und Uwe Hessenmüller