Protest in Berlin-Grunewald - Um die Wildsau vom Teufelssee wird erbittert gestritten
Soll das Tüten klauende Wildschwein am Teufelssee abgeschossen werden? Da gehen die Meinungen auseinander. Auf jeden Fall hat die Bache starke Verbündete - und die zeigten am Sonntag im Grunewald Flagge.
Tierschützer standen am Sonntag vor dem Forstamt Berlin-Grunewald und hielten Schilder hoch. Auf manchen wurde gegen die Jagd allgemein protestiert, auf anderen der Schutz eines ganz bestimmten Wildschweins gefordert.
Gemeint ist die Bache, die sich am Teufelssee mit ihren zwei Frischlingen regelmäßig unter die Badegäste mischt, und die es vor einer Woche zu Weltruhm gebracht hat, als sie einem nackten Badegast eine Plastiktüte stibitzte. Der Nackte nahm die Verfolgung auf, ein Handyvideo von dieser Jagd ging viral und die Bache hatte die Lacher des worldwide Web auf ihrer Seite.
Forstverwaltung fühlt sich missverstanden
Mittlerweile ist die Sache bitterernst, denn die Leiterin des Forstamtes Grunewald, Katja Kammer, äußerte die Absicht, die Bache abschießen zu lassen. Diese sei zu zutraulich und habe jegliche Scheu verloren, sagte Kammer im Gespräch mit rbb|24. Wildschweine könnten aber trotz aller Zutraulichkeit sehr gefährlich für Menschen werden. Die Bache werde deshalb demnächst "vorrangig entnommen". Gemeint ist ein Abschuss. Einen genauen Termin nannte sie nicht.
Die Ankündigung hat eine erregte Debatte zwischen Jagdbefürwortern und Tierschützern ausgelöst, die sich auch unter dem Beitrag bei rbb|24 findet. In einer Online-Petition fordern inzwischen bereits mehr als 4.000 Menschen die Rettung der Wildsau.
Der Sprecher der Forstverwaltung, Marc Franusch, hat die Aussage der Behördenchefin jetzt relativiert. Man fühle sich missverstanden, sagte er der rbb-Abendschau. Es sei sicherlich nicht "die akute Perspektive", diese Wildschweine "unmittelbar abzuschießen", so Franusch. Allerdings sagt auch er, dass die unmittelbare Nähe von Schwein und Mensch nicht ideal ist – und auch gefährlich werden kann.
Bache Elsa kriegt Stullen und Äpfel
Tierschützerin Jeanine Pasteleurs, die die Online-Petition gestartet hat und die den Protest vor dem Forstamt anführte, sieht das anders. Die Sau – von vielen Badegästen werde sie Elsa genannt - sei wirklich zahm, sagte Pasteleurs und spricht von einer friedlichen Koexistenz. Regelmäßig werde Elsa von den Badenden mit Äpfeln und Stullen gefüttert.
Kein Wunder also, dass Elsa immer wieder zum Teufelssee kommt. Und genau das ist aus Sicht der Forstverwaltung das Problem. "Die Situation muss sich dadurch entschärfen und lösen, dass vor allem diejenigen, die diese Badstelle nutzen, in Zukunft darauf achten, dass die Schweine wirklich nichts kriegen und nichts finden", sagt Sprecher Franusch.
Neue Heimat für die Wildsau?
Das wird wohl nicht so einfach sein, denn das virale Video hat mittlerweile offenbar für einen enormen Zustrom von Neugierigen geführt. Es kämen immer mehr Leute, um die Wildsau zu sehen, sagt eine Frau an der Badestelle dem rbb. Und wer weiß - vielleicht will der eine oder die andere Elsa ja auch gern füttern.
Wie auch immer die Sache weitergeht - bis mindestens zur Jagdsaison im Herbst gilt friedliche Koexistenz zwischen Mensch und Wildschwein auch am Teufelssee. Und dann? „Ich will dass das Forstamt seine Entscheidung überdenkt, und wenn nicht, dass sich ein Wildpark findet, ein Reservat oder ein Privatwald", sagt Pasteleurs. Vielleicht findet Elsa dann also eine neue Heimat.
Sendung: Abendschau, 16.08.2020, 19:30 Uhr