Umgestaltung in Berlin-Mitte - Charlottenstraße ist jetzt Fahrradstraße

Mo 21.11.22 | 12:26 Uhr
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Ein Auto und ein Fahrrad fahren durch die neue Fahrradstraße in der Charlottenstraße zwischen Unter den Linden und Leipziger Straße.(Quelle:dpa/B.v.Jutczenka)
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Video: rbb24 | 21.11.2022 | Beate Ostermann | Bild: dpa/B.v.Jutrczenka

Am Mittwoch wird die komplette Friedrichstraße wieder für Autos freigegeben - der ursprüngliche Plan des Senats für eine Verkehrsberuhigung wurde für rechtswidrig erklärt. Vorfahrt haben Radfahrende ab sofort und weiterhin ganz in der Nähe.

Ein Teil der Charlottenstraße in Berlin-Mitte, die parallel zur Friedrichstraße verläuft, ist ab sofort eine Fahrradstraße. Das gilt für den Abschnitt zwischen der Leipziger Straße und Unter den Linden. "Die Straße ist Teil des Radvorrangnetzes, an dem wir mit Hochdruck arbeiten", sagte Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) am Montag. Der Verkehr für Autos, Motorräder und LKW ist dort nur noch für Anlieger frei.

Außerdem geben Radfahrer die Geschwindigkeit vor: Sie dürfen die gesamte Fahrbahnbreite nutzen und nebeneinander fahren, Autos müssen sich anpassen. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 Kilometern pro Stunde.

Alternative zur Friedrichstraße

Der Umbau der Charlottenstraße dauerte sechs Monate. Er gehört zum Radverkehrsplan, der im November des vergangenen Jahres vom Senat beschlossen wurde und den Radverkehr in Berlin fördern soll. "Es ist wichtig, dass wir diese Fahrradstraße eröffnen können, da der Radstreifen auf der Friedrichstraße entfernt worden ist. Jetzt haben die Radfahrenden auf dieser Nord-Süd-Strecke, die eine zentrale Bedeutung hat, eine Alternative", sagte Jarasch.

Das Verwaltungsgericht hatte die anhaltende Sperrung eines etwa 500 Meter langen Stücks der Friedrichstraße nahe dem Gendarmenmarkt am 25. Oktober für rechtswidrig erklärt. Der Abschnitt wird ab Mittwoch (23. November) wieder für den motorisierten Verkehr freigegeben.

Die Verkehrsverwaltung verzichtete darauf, dagegen beim Oberverwaltungsgericht Beschwerde einzulegen. Damit stand fest, dass wieder Autos auf der Friedrichstraße erlaubt werden müssen. Davon unabhängig sind die Pläne, den betreffenden Abschnitt in eine Fußgängerzone und Flaniermeile umzugestalten.

Gericht hatte klagender Weinhändlerin rechtgegeben

Laut Jarasch wird noch abgewogen, ob die Friedrichstraße zur Fußgängerzone wird. Sie rechnet aber damit, dass nach eingehender Prüfung die Straße zum Jahreswechsel umgewidmet werden könne.

Im Zuge eines Modellversuchs war seit August 2020 der Abschnitt zwischen Französischer und Leipziger Straße, an dem auch das Luxuskaufhaus Galeries Lafayette liegt, für Autos gesperrt. Fahrräder durften weiter auf einem doppelten Radstreifen die Straße befahren. Der erhoffte Aufschwung für das in die Krise geratene Warenhaus blieb allerdings aus.

Gegen die Sperrung hatte eine Weinhändlerin mit Geschäft in der Charlottenstraße geklagt. Sie wollte nicht akzeptieren, dass in der Friedrichstraße keine Autos fahren dürfen, obwohl der gut einjährige Verkehrsversuch dazu im Oktober 2021 ausgelaufen war. Das Gericht befand in seiner Eilentscheidung, für die anhaltende Sperrung fehle eine Rechtsgrundlage in der Straßenverkehrsordnung.

Sendung: rbb24 Abendschau, 21. November 2022, 19.30 Uhr

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70 Kommentare

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  1. 70.

    Welche Fortschritte? Die, die Changing Cities als viel zu gering kritisiert oder die, die der IGEB als "Sabotage" bezeichnet?

  2. 69.

    Radfahrer benehmen sich gerade nicht wie Gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer, sondern eher wie Rambos. Wir brauchen in Berlin keine extra Wege für Radfahrer, aber Sie müssen runter von Fusswegen und raus raus aus dem ÖPNV. Zur Gleichberechtigung gehören Steuern, Versicherung, Helm, Kennzeichen und Lichtpflicht.

  3. 68.

    Wenn ich viele Kommentare so lese, scheinen nicht nur China und Saudi-Arabien sich gegen Maßnahmen zum Klimawandel zu stellen, sondern auch der gemeine Berliner Autofahrer.

  4. 67.

    Das ist ja spannend, wegen einer Sommerlaube in BRB braucht man ein Auto. Welcher Ort in BRB ist denn nicht mit dem ÖPNV erreichbar?

  5. 66.

    Äh -- einer von uns Beiden steht auf dem Schlauch. Was bitte ist beim Taxi oder beim Öffi billiger als ein paar Kilometer mit dem Auto zu fahren. Aber im Prinzip gebe ich Ihnen Recht, bei manchen Zeitgenossen scheint das Auto am Hintern angewachsen zu sein

  6. 65.

    "Nicht mehr lustig ist es wenn sie Opfern von LKW Rechtsabbiegern unterstellen sie wären an dem Unfall schuld gewesen."
    Wer hat denn so einen Quatsch behauptet?
    Ich fahre tagtäglich eine eine längere Strecke Rad und weiß, dass ich gegenüber dem rechtsabbiegenden LKW Vorfahrt habe. Aber trotzdem fahre ich doch vorsichtig heran und rechne jederzeit damit, dass der LKW trotzdem abbiegt!
    Dass es diese Art Unfälle immer wieder gibt, kann ich einfach schlecht verstehen. Das heißt doch aber nicht, dass man den Opfern die Schuld gibt...

  7. 64.

    Auch der Elias akzeptierte nur die betriebswirtschaftliche Betrachtung der Kosten und Einnahmen des Autoverkehrs, blendete aber bewusst die volkswirtschaftlichen Effekte aus. Dabei muss gerade die öffentliche Hand die immer im Auge haben.

  8. 63.

    Tja, allerdings muss man fairerweise auch bedenken, dass bei den genannten Prozentzahlenb die "Alleinunfälle" den größten Anteil ausmachen.

  9. 62.

    Sie gehören zu den vehementesten Gegnern der Verkehrswende, werden aber nicht müde die Fortschritte zu bemängen um ihren Privatkrieg zu führen. Das ist Heuchelei in Vollendung.

  10. 61.

    Wir wissen doch nun zur Genüge, dass Sie ein vorbildlicher Radfahrer sind. Können Sie nicht Ihren Kollegen auf zwei Rädern behilflich sein, es Ihnen gleich zu tun?

  11. 60.

    "Werte Berliner Autofahrer,warum verwehren wir nicht unsere Steuern." Die Kosten die sie verursachen sind weitaus höher als das was sie bezahlen. Wäre also eine win-win Situation wenn sie kein Auto fahren.

    "Radfahrer sind Gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer." Davon sind wir noch Lichtjahre entfernt

    "Leider oft ohne Fahrschulausbildung." Selbst wenn das stimmt, mam sieht ja an den meisten Autofahrern was eine Ausbildung bringt, wenn man sie anschließend gleich wieder vergisst. Falschparken, Höchstgschwindigkeit, Mindestabstand...

    "Jeder sägt am Stuhl des anderen.Rot.Grün.Rot.Berlin ist eine Hauptstadt von Fremdpolitikern ohne Berliner Charm und Geschichte.Macht und Unvermögen sind Zukunft .Berlin braucht Herz und Demokratie."


    Bla, bla, bla... Sprüche aus dem Posiealbum bringen uns nicht weiter.

  12. 59.

    "allerhöchte Zeit, das zu ändern" Gerade einmal 3,2% des 871km langen Fahrrad-Vorrangnetzes sind bis Ende 2021 fertiggestellt worden, 0,9% davon im vergangenen Jahr. Vom über 1505km langen Ergänzungsnetz wurden in den vergangenen fünf Jahren sogar nur 1,9% fertig, ein Viertel davon 2021. Außerdem sollen bis 2030 noch 550km Radwege an Hauptverkehrsstraßen entstehen – davon sind seit 2017 gerade mal 2,3 Prozent geschafft worden.
    Hochdruck halt, wie bei anderen Themen rund um die Verkehrswende.

  13. 58.

    Hier wird Wasser gepredigt und Wein getrunken statt mit guten Beispiel vorran zugeben wird nur verlangt vom einfachen Volk.

  14. 57.

    Wie immer hier gaaaanz viel Hysterie. Als ob es in ganz Berlin ein Fahrverbot geben würde. Dabei sind es nur ein paar hundert Meter Fahrradstraße (sprich da dürfen noch Autos fahren).

    Aber ist natürlich nachvollziehbar, schließlich erschüttert das viele zutiefst in ihrer ideologischen Überzeugung.

  15. 56.

    "Bei 49,54 Prozent aller Verkehrsunfälle mit Rad Fahrenden waren diese Haupt- oder Mitunfallverursachende."
    Seite 18: https://www.berlin.de/polizei/aufgaben/verkehrssicherheit/verkehrsunfallstatistik/

    Die anderen 50% der Unfallverusacher teilen sich demnach auf PKW, Busse, Tram, Fußgänger, LKW, E-Roller, Motorräder auf. Demnach verursachen Rad Fahrende die Mehrheit der Unfälle, wenn Fahrräder beteiligt sind.

  16. 55.

    "Eine gute Frage . Man könnte meinen, das sich die ganze "linke Gesellschaft" in Berlin zusammenrottet "

    Hier in den Kommentarspalten rottet sich eher die "rechte Gesellschaft" zusammen.

  17. 54.

    Was für ein ÖPNV wenn man sich auf den verlässt ist man verlassen. Ich fahre weiter mit dem Auto ob es den Umweltfritzen passt oder nicht.

  18. 53.

    Frau Jarasch sollte doch den Kudamm als Shoppingmeile ohne Autos für ihr Experiment aufrufen. Dort sind bedeutend mehr Geschäfte und Cafés als in der Friedrichstraße. Wie sie dann wohl die Berliner kennen lernen würde.

  19. 52.

    Ich verstehe die Aufregung nicht. Wenn die Politik etwas will, dann wird das auch umgesetzt. Wo haben denn die Kommentatoren die letzten 3 Jahre gelebt? Ein kleiner Erfolg wird schnell zur großen Niederlage.

  20. 51.

    Warum schreibt eigentlich in jeder Kommentarspalte irgendein Urberliner, dass gefälligst alle Zugezogenen (etwa 53 % der Einwohnerschaft) wegziehen sollen? Sind Urberliner einfach von Natur aus fremdenfeindlich?

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