Siebenstöckiges Hotel, vier Restaurants, 3D-Kino - Was das Hotel-Aquarium Coral World in der Rummelsburger Bucht plant

Fr 23.12.22 | 07:30 Uhr | Von Anja Herr
  22
Archiv: Die Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg. Dort soll das «Coral World» gebaut werden, eine Art Riesenaquarium mit exotischen Fischen. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)
Audio: rbb24 Inforadio | 23.12.2022 | Hilke Grabow & Christoph Kober | Bild: Wolfgang Kumm/dpa

Das umstrittene Aquarium-Projekt Coral World soll auch nach dem Platzen des "Aqua-Dom" gebaut werden. Der rbb hat Einblick in die Baupläne erhalten, aus dem neue Details hervorgehen. Hotel und Aquarium sollen zudem im selben Gebäude entstehen. Von Anja Herr

Ein Bauschild mit Informationen zu Coral World gibt es immer noch nicht, an der Rummelsburger Bucht in Berlin-Lichtenberg. Dabei ist eigentlich seit dem 18. März klar, was das Unternehmen genau vorhat. An diesem Tag hat der Bezirk die Baugenehmigung erteilt. Aber eine anschauliche Visualisierung wollte bislang weder der Bezirk noch das Unternehmen zur Verfügung stellen. rbb|24 beantragte daraufhin Akteneinsicht.

Bootsplattform, Taucherbereich, 3D-Kino, Museumsshop

Der Bauantrag im Stadtentwicklungsamt Lichtenberg ist nur schwarz-weiß, aber die Worte werden schnell zu Bildern. Von verschiedenen Schau- und Erlebnisbereichen ist da die Rede. Sie tragen Namen wie "Blauer Planet", "Nordsee", "Rotes Meer", "Great Barrier Reef", "Mangroven". Aber auch ein 3D-Kino, ein Taucherbereich, eine Bootsplattform und ein Zuchtbereich werden in der Beschreibung aufgeführt.

Im Erdgeschoss ist ein Museumsshop geplant. Die Einrichtung werde grundsätzlich keine Säugetiere oder Reptilien halten, heißt es. Es werde ein fachkundiger Veterinärmediziner unter Vertrag genommen. Vorgesehen sind außerdem Quarantäne-Einrichtungen für tropische Fische. Verwiesen wird zudem auf eine hohe Anzahl von Technikbereichen – diese dienten vorwiegend dem Tierwohl und der Sicherheit, heißt es im Text.

Grafik: Rummelsburger Bucht (Quelle: rbb)
Grober Umriss des geplanten Komplexes an der Rummelsburger Bucht. | Bild: rbb

169 Doppelzimmer, Fitnessraum, Dachterrassen-Restaurant

Und dann ist da, im selben Gebäude, das Hotel, siebenstöckig. Durch eine Brandwand getrennt vom Museum, die Nutzungen werden getrennt voneinander betrieben. Allerdings sind die beiden oberen Stockwerke von Hotel und Aquarium laut Bauantrag miteinander verbunden.

Das Hotel hat 169 Doppelzimmer, einen Fitnessraum und ein Restaurant mit Dachterrasse. Letzteres soll "den Hotelgästen tagsüber und abends einen angenehmen Aufenthaltsort bieten", so die Beschreibung im Bauantrag. Aber auch Gäste von außerhalb können es prinzipiell besuchen.

Beides zusammen ist das so genannte Wasserhaus. Neben dem Restaurant auf der Dachterrasse soll es drei weitere Gastronomien geben: Ein Bistro, ein Café, einen Biergarten. 500.000 Gäste erwartet das Unternehmen pro Jahr, bis zu 3.200 Menschen können maximal gleichzeitig ins Gebäude.

Blumige Formulierungen im Grobkonzept

Es stellt sich die Frage, was all das damit zu tun hat, was ursprünglich geplant war. Oder besser gesagt, was offiziell geplant war. Es gibt ein Grobkonzept, das 2016 als Grundlage diente für den Verkauf des landeseigenen Grundstücks, es liegt dem rbb vor. Hier ist weder von einem Hotel die Rede, noch von einem Beherbergungsbetrieb, auch nicht von vier Gastronomien. Dass es sich um zwei Nutzungen handelt – einem Hotel einerseits, einem Museum andererseits - ist hier gar nicht ersichtlich. Die Rede ist lediglich von einem Wasserhaus, das Erlebnisbereiche zu den Themen Wasser, Naturschutz und Ökologie enthält sowie Angebote für Bildungseinrichtungen. Es finden sich blumige Formulierungen wie diese: "Der Fokus der Ausstellung liegt nicht allein auf dem Was, sondern auch auf dem Warum."

In einem weiteren Abschnitt wird darauf verwiesen, dass in den Obergeschossen Büros, Veranstaltungsräume und ergänzende Gewerbenutzungen vorgesehen seien. Letztere entpuppten sich im März als ein Hotel mit 169 Doppelzimmern, auch die vier Gastronomien fallen darunter. Anders als im Grobkonzept vorgesehen, werden sich laut Bauantrag allerdings auch Hotelzimmer im Erdgeschoss und in den ersten beiden Etagen befinden.

Dazu kommt, dass das Wasserhaus insgesamt größer werden soll als laut Bebauungsplan eigentlich erlaubt: Wie bereits im Januar bekannt wurde, überschreitet es die erlaubte Geschossfläche um etwa sieben Prozent. Der Bezirk hat hierfür eine so genannte "Befreiung vom Bebauungsplan" erteilt, obwohl dieser ohnehin sehr umstritten war.

Öffentliche Förderung wurde abgelehnt

All das wurde also, wenn auch unter großem Protest verschiedener Initiativen, vom Bezirk genehmigt. Darüber hinaus wollte das Unternehmen erreichen, dass Berlinerinnen und Berliner das Aquarium mitfinanzieren. Hierfür beantragte es eine öffentliche Förderung, so genannte GRW-Mittel, in Höhe von rund sieben Millionen Euro.

Die Förderung wurde allerdings abgelehnt, wie die Senatsverwaltung für Wirtschaft Anfang Mai mitteilte. Coral World musste bei der Beantragung auch eine Planung zur Rentabilität einreichen – ob diese überzeugend war oder letztlich zum Scheitern des Antrags führte, ließ die Senatsverwaltung offen.

Ehemaliger CDU-Pressesprecher kümmert sich ums Marketing von Coral World

Bauen wollte und will Coral World trotzdem. Und wird bei Planung und Marketing unterstützt von der Firma Business Network Marketing und Verlagsgesellschaft, sie beantwortet auch Presseanfragen. Die Firma ist eng verwoben mit der Wirtschaftsförderung Berlin Partner und wirbt damit, Strategien für den Dialog mit Verantwortlichen aus Politik, Verwaltung und Medien zu entwickeln: "Als Part des inneren Kreises haben wir Zugang zu politischen Entscheidungsträgern auf allen Ebenen und adressieren Ihre Botschaft genau dort, wo sie gehört werden muss", steht auf der Website.

Wendet man sich als Journalistin an die Firma, beantwortet Fragen zu Coral World mitunter Ralf Jaksch, der bis Juni 2022 noch Pressesprecher der CDU war. Wobei die Antworten meist spärlich ausfallen – bereits seit Ende vergangenen Jahres wird auf eine demnächst stattfindende Pressekonferenz verwiesen, auf der alle Fragen beantwortet würden. Allerdings wurde diese immer wieder auf unbestimmte Zeit verschoben und fand bislang nicht statt. Nun aber soll es schon sehr bald losgehen. Das Unternehmen teilte Anfang der Woche mit, dass der Bau im Januar starten solle.

Sendung: rbb24 Inforadio, 23.12.2022, 08:00 Uhr

Beitrag von Anja Herr

22 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 22.

    Bitte verschonen Sie andere mit solchen Aussagen. Die Howoge baut nebenan ein bezahlbares Mietshaus und würde sofort das CoralWorld Grundstück sinnvoll bebauen. Nur der Senat müsste sich von Lobbyisten befreien und das Grundstück enteignen!

  2. 21.

    " Unter Umständen. Sie wissen es also nicht. Jaja, in Afrika ist das Wasser knapp. "

    Ich habe mir echt überlegt ob ich auf so einen Kommentar überhaupt noch antworten soll aber gut ich tue es :

    Es gibt in Afrika Orte wo es sehr wenig Wasser gibt und welche wo es mehr Wasser gibt als in Einigen Ländern Europas und auch in Deutschland gibt es viele Orte wo der Grundwasserspiegel seit Jahren zum Teil deutlich sinkt und wo es nicht erst seit dem Sommer 2022 zum Teil akute Wasserknappheit gab . Das es auch in Deutschland immer öfter immer größere Waldbrände gibt und auch immer öfter immer schneller Seen und Flüsse austrocknen sollte eigentlich selbst an Ihnen nicht spurlos vorbei gegangen sein .

  3. 20.

    "Das Ganze sieht mir eher nach einem Immobiliendeal aus. Ich lasse mich auch überzeugen, wenn ich da so falsch liegen sollte."

    EINEM? Da mischen gleich mehrere bekannte und berühmt berüchtigte Immobilienhaie mit. Groth und Padovicz. Ja, genau der saubere "Herr" Padovicz der für seine "sauberen" Machenschaften bekannt ist.

    https://www.rbb-online.de/doku/s-t/schattenwelten-berlin/schattenwelten-berlin-wie-mieter-in-haeusern-eines-grossinvestors-ausgebeutet-werden.html

  4. 19.

    Zitat: "In DER Lage, bei DEN Bodenpreisen. Das wäre ein Zuschussgeschäft für den Investor und daher völlig unreallistisch."

    Die Grundstücke wurden vom Senat ja bekanntlich weit unter Marktwert verkauft. 100 Meter weiter südlich auf dem gleichen Gelände baut die Howoge einen Komplex mit 170 Mietwohnungen, die Hälfte davon nur mit WBS beziehbar.

    Klingt völlig unrealistisch?

  5. 18.

    Würden sie bei dem Senat Wohnungen bauen ? Anschließend ist man dann der Spekulant der enteignet gehört. Um in Berlin Wohnungen zu bauen muss man schon ganz schön bekloppt sein. Sollen doch die ewigen Nörgler anfangen zu arbeiten um sich selbst Wohneigentum leisten zu können.

  6. 17.

    "Es riecht doch nur so nach Korruption." Ich finde es stinkt sogar.

    "Mit dabei Gabriele Thöne von der Coral World GmbH. Schade, dass auch der RBB nicht darauf eingeht, dass Frau Thöne, vor ihrer Anstellung bei Coral World, Staatssekretärin für Finanzen unter Thilo Sarrazin war und bis 2013 auch noch Geschäftsführerin des Berliner Zoos und des Tierparks. Dass der Senat für Coral World Flächen billig zur Verfügung stellt (noch von Frau Thöne auf der anderen Seite des Schreibtisches für den Senat verhandelt) ist also nicht verwunderlich."

  7. 16.

    Unter Umständen. Sie wissen es also nicht. Jaja, in Afrika ist das Wasser knapp.

  8. 15.

    "Endlich noch ein Hotel, braucht Berlin nicht Wohnungen"?!
    In DER Lage, bei DEN Bodenpreisen. Das wäre ein Zuschussgeschäft für den Investor und daher völlig unreallistisch.
    Ich finde das Bauvorhaben klasse und freue mich darauf.

  9. 14.

    Das ist ja richtig, dass dieser „Schandfleck“ endlich wegkommt. Aber so wie ich die Friedrichshainer verstanden habe, ging es bei den Protesten eher darum, dass es an Schulen fehlt und nicht an Hotels mit künstlicher Natur.

  10. 13.

    Wenn man mal auf die verlinkten alten Artikel klickt hat der rbb auch schon „früher“ über die Unstimmigkeiten an diesem Projekt sachlich und unaufgeregt berichtet.
    Aus der Ferne habe ich noch keine Begeisterung dafür wahrgenommen, weder beim rbb noch den Kommentaren.

  11. 12.

    Horror fürs Partyvolk und die davon Lohnabhängigen, existenzbedrohend für die Wohnungslosen aufgrund verlorener Rückzugsmöglichkeit, ein Segen für alle Anwohner und Stressgeplagten, ein Geschäft für die Profiteure des Eventschuppens. Diese Gemengelage nennt sich Stadt. Wer anderes will sollte in Politik machen um Bezüge abzuschöpfen oder dort hinziehen wo sich anderes abspielt. Nur wo? Hinweise werden als Weihnachtsgeschenk dankend entgegengenommen. Happy Holidays!

  12. 11.

    Die schmallippigen Auskünfte könnten auch damit zu tun haben, dass sich das ganze halblegale Ding nicht mehr rechnet. Der Bezirk würde mal wieder als Volltrottel dastehen. Im Baubereich ist das ja die Hauptrolle. Lichtenbergs aber auch anderswo.

  13. 10.

    " Wer Wasser und Energie bereitstellt kann ihnen doch völlig egal sein, zahlen sie die Rechnungen? "

    Das kann uns allen eben NICHT egal sein denn dieses Wasser und diese Energie fehlen unter Umständen an anderer Stelle wo es eventuell wesentlich nützlicher sein kann .

  14. 9.

    "in Zeiten von möglichen Stromengpässen" .
    Laut Robert Habeck haben wir kein Stromproblem. Sie werden doch wohl nicht an unserer Bundesregierung zweifeln?

  15. 8.

    Eine Dachterrasse an einem der verkehrsreichsten Punkte Berlins, das wird ganz sicher ein "angenehmer Aufenthaltsort"... Das Ding ist von Anfang an zum Scheitern verurteilt und wird dann den Uferbereich der Rummelsburger Bucht zerstört haben... Danke Senat und danke Bezirksamt!

  16. 7.

    Wer Wasser und Energie bereitstellt kann ihnen doch völlig egal sein, zahlen sie die Rechnungen?

  17. 6.

    Ach, auf einmal ist die Kiste wieder "umstritten"? Nimmt sich dieses Blatt noch ernst? Jahrelang wird von verschiedenster Seite gegen dieses Unwerk protestiert, Gründe gibt es ja zuhauf, und jetzt platzt zufällig die Wasserstange in Mitte und der rbb sieht nun auch das Rummelsburger Projekt kritisch. Ich wünsche mir einen integren Journalismus zurück.

  18. 5.

    Im Text nicht erwähnt wurde die grüne Fläche der Grafik, das wird nämlich ein öffentlich zugänglicher Park, der keinen Eintritt kostet. Wenn man die Parkbesucher und Jogger mitrechnet, werden auch die 500 T Besucher erklärbar und weniger zum Problem.
    @ Mario, der Bezirk ist froh, wenn die Schandfläche endlich vernünftig bebaut wird, dafür braucht es keine Korrution sondern gesunden Menschenverstand.
    Dass die Friedrichshainer sich aufregen, weil sie eine Partyzone verlieren ist nebensächlich. Da hätten sie in ihrem Bezirk besser aufpassen müssen.

  19. 4.

    Endlich noch ein Hotel!!!
    Braucht Berlin nicht Wohnungen?

  20. 3.

    Naja... dass keine genaue Formulierung der Vorhaben zu finden ist zeigt:

    a) das es ernst um das Geschäft bestellt ist und das man sich vor Ideenklau fürchtet
    b) dass man Finanzierungsschwierigkeiten hat und nicht möchte, dass jemand anderes schneller ist als man selbst.

    Der Trend geht Richtung Nachbildung von Natur. Natur gibt es ja kaum in Echt noch also bildet man ein verkitschtes Zerrbild nach.

    Ich fands krass, im Tropical Island lebende Vögel zu sehen.
    Ich frage mich abschließend, wer das ganze Wasser bereitstellen soll und wer die Energie für solche Vorhaben erzeugt, in Zeiten von möglichen Stromengpässen.

Nächster Artikel