Gedenken in Berlin - Präsident Steinmeier ruft zu anhaltender Solidarität mit Erdbeben-Opfern auf

Mo 20.02.23 | 18:47 Uhr
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Ahmet Basar Sen (l-r), Botschafter der Türkei in Berlin, Aydan Özuguz (SPD), Frank-Walter Steinmeier, Bundespräsident und Saskia Esken (SPD), Parteivorsitzende stehen bei einer Gedenkminute für die Oder der Erdbeben vor dem Brandenburger Tor während eine Flagge der syrischen Republik dahinter weht. (Quelle: dpa/A. Riedl)
Audio: rbb24 Inforadio | 20.02.2023 | Martin Polansky | Bild: dpa/A. Riedl

Zwei Wochen nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, den Betroffenen dauerhaft zu helfen. Die Mitmenschlichkeit bleibe gefragt, sagte er am Montagabend bei einer Gedenkveranstaltung am Brandenburger Tor in Berlin. Jeder könne helfen - praktisch oder durch Spenden. Er dankte für die Welle der Hilfsbereitschaft in den zurückliegenden zwei Wochen.

Zudem appellierte Steinmeier an die Machthaber in Syrien, die humanitäre Hilfe im Erdbebengebiet nicht zu blockieren. Dort würden viele Menschen noch immer auf Hilfe warten.

Den Helferinnen und Helfern im Erdbebengebiet und in Deutschland sprach Steinmeier Dank aus. Auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Kurdisch rief er den betroffenen Menschen zu: "Wir stehen an Eurer Seite. Und wir bleiben an Eurer Seite."

Redner: Visa-Regelungen für Erdbebenopfer lockern

Mehrere hundert Teilnehmer waren zu der Gedenkveranstaltung gekommen. Redner forderten, die Visa-Regelungen für Erdbebenopfer stärker zu lockern, damit Familien ihre Angehörigen nach Deutschland holen können.

Zu der Gedenkveranstaltungeranstaltung aufgerufen hatten die Türkische Gemeinde in Deutschland und der Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine. Gemeinsam wolle man ein Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität setzen, hieß es.

Spezialsprechstunde für Angehörige eingerichtet

Das Vorstandsmitglied des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, Ümit Akyüz, kritisierte am Montag im rbb24 Inforadio, dass es nicht einfach sei, Angehörige aus dem türkischen Erdbebengebiet nach Berlin zu holen. Sie brauchten dafür ein offizielles Einladungsschreiben vom Berliner Landesamt für Einwanderung. Dort müsse man laut Akyüz allerdings lange auf einen Termin warten.

Für Angehörige von Betroffenen in Berlin hat unterdessen ein Behandlungsteam am Zentrum für transkulturelle Psychiatrie im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf kurzfristig eine Spezialsprechstunde eingerichtet, wie der landeseigene Klinikkonzern am Montag mitteilte. Schwerpunkt des Zentrums sind ein kultursensibler Ansatz und muttersprachliche Behandlung, in dem Fall auf Türkisch und Arabisch. Bei Bedarf könne auch ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Informationen sind auf der Seite des Klinikums zu finden [vivantes.de].

Mehr als 47.000 Menschen bei Erdbeben getötet

Am 6. Februar hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der Menschen, die durch das Erdbeben getötet wurden, ist inzwischen auf mehr als 47.000 gestiegen, davon 41.156 allein in der Türkei, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Montag mitteilte. Nach Angaben des türkischen Vizepräsidenten Fuat Oktay vom Sonntag zerstörte das Beben in der Türkei mindestens 105.000 Gebäude vollständig oder teilweise.

Bereits vor rund einer Woche hatte es eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Erdbebens am Brandenburger Tor gegeben. Aufgerufen hatte dazu der Grünen-Politiker Cem Özdemir.

Sendung: rbb24 Abendschau, 20.02.2023, 19:30 Uhr

10 Kommentare

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  1. 10.

    "Für Angehörige von Betroffenen in Berlin hat unterdessen ein Behandlungsteam am Zentrum für transkulturelle Psychiatrie im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf kurzfristig eine Spezialsprechstunde eingerichtet"

    Ganz wichtig - ich sehe in meinem Umfeld immer mehr Leute, auch nicht transkulturell Flaschen sammeln - das scheint niemanden mehr zu interessieren.

  2. 9.

    Alles tragisch was da passiert ist, keine Frage. Es sollen 50 Mio insgesamt gezahlt werden, einerseits toll das man so spendabel ist aber in Wirklichkeit wird in Deutschland selber überall der Rotstift angesetzt. Mit den 50 Mio könnte man z. B. In Berlin Kitas ausstatten oder dieses Geld verwenden um Erzieher auszubilden oder oder oder. Das mit den Visa leuchtet mir nicht ein, gab es von Amerika oder Türkei Visas für die Menschen im Ahrtal? Und warum reist die Fr. Faeser dahin, bei der Fr. Baerbock verstehe ich es ja aber in Wirklichkeit? Auf der anderen Seite blockiert Erdogan Schweden um der Nato beizutreten und stänkert mit Griechenland rum, den eigenen Staatshaushalt hat er selbst so gestaltet.

  3. 8.

    Unser weißhaariger Grüß-Onkel aus dem Schloss Bellevue meldet sich wieder in populistischer Manier zu sachfremden Themen. In die Tagespolitik hat er sich schlicht nicht einzumischen und er hat genügend andere Aufgaben. Für Aufrufe zu Spenden ist er auch nicht zuständig. Dafür gibt es zahlreiche Hilfsorganisationen, die berechtigt um Spenden bitten. Wenn Steinmeyer Gutes tun will, kann er privat spenden. Leistungsfähig genug sollte er dafür sein, so dass auch ein relevantes Sümmchen zusammen kommen könnte. Es ist nicht Aufgabe des deutschen Staates, den Wiederaufbau in fremden Ländern zu organisieren oder gar zu finanzieren. Er stellt bereits in festgelegtem Rahmen Katastrophen- und Entwicklungshilfe bereit. Alles darüber hinaus leisten Bürger freiwillig über die zahlreichen Hilfsorganisationen, so sie das denn wollen.

  4. 7.

    Sicher muss den Opfern des Erdbebens, die Angehörige zu beklagen und Hab und Gut verloren haben, geholfen werden. Aber dass muss nicht unbedingt hier geschehen. Die Türkei ist ein sehr großes Land und weite Teile sind unversehrt. Der türkische Staat kann viele der Hilfsbedürftigen in den zur Zeit leer stehen Hotels der Urlaubsregionen unterbringen und dort selbst versorgen. Geld, Medikamente und Sachwerte können und sollen natürlich auch weiterhin dorthin gespendet werden. Und alles ohne Visa

  5. 6.

    Was trägt Herr Steinmeier denn ganz persönlich dazu bei? Wieviel Geld hat er denn persönlich gespendet?
    Er sollte doch mit gutem Beispiel vorangehen in seiner Funktion.

  6. 5.

    Warum werden Opfer und Helfer vom Bundespräsidenten eigentlich geduzt?
    "Wir denken an euch in Adana, Gaziantep...an euch alle in der Türkei und in Syrien.."---"Wie sagen euch, wir hören eure Hilferufe, wir lassen euch nicht allein"---Als er den Rettungsteams und sonstigen Spendensammlern und Menschen dankt, die wohnungslos Gewordene aufnehmen spricht er "Eure Mitmenschlichkeit ist ein Licht in dieser dunklen Zeit. Euer Mitgefühl spendet Mut, Hoffnung Zuversicht"------Man kann doch auch Respekt, Mitgefühl und Nähe ausdrücken, würde man sagen--"Wir sagen Ihnen, wir hören Ihre Hilferufe, wir lassen Sie nicht allein".

    Als sich Herr Steinmeier an die politische Führung Syriens wendet macht er das doch auch"Lassen Sie die Helferinnen und Helfer ihre lebensrettende Arbeit tun"

  7. 4.

    Gott sei Dank haben sich die EU Außenminister gegen eine Lockerung der Visaregeln und gegen andere Maßnahmen zur Lockerung der Aufnahme entschlossen

    Das im Visaverfahren ein solventer Bürger verlangt wird, ist auch sehr wichtig

    Der Bürge haftet für alle Kosten mit seinem gesamten Vermögen. Ich erlebe es in meinem Job oft, dass der Bürge alles verliert. Oft sogar Immobilienbesitz ect.

  8. 3.

    Der türkische Staat soll helfen, wenn Bürgen nicht solvent sind? Komische Rechtsauffassung

    Es ist sinnvoll, dass bürgen über ausreichende liquide Mittel müssen und dies auch nachweisen können.

    Es gibt keinen Grund für die bevorzugte Visa-Vergabe oder das Aussetzen der regeln.

    Hier lebende Familienangehörige können auch in die Türkei reisen und direkt vor Ort helfen.

  9. 2.

    Der türkische Staat kann auch für die Kosten aufkommen, die hier entstehen wenn die aufnehmenden Familien nicht das Einkommen haben um ihre Gäste zu ernähren. Man kann die Kosten nicht aus unserem Sozialsystem entnehmen. Erdogan lebt in einem Prachtschloss und für F 35 oder andere ist auch genug Geld da. DE braucht sich nicht zu schämen; es wird ja reichlich geholfen.

  10. 1.

    So langsam reicht's mit dem Helfen aber auch. Der Bund überweist hohe Beträge an die Türkei, obwohl das Geld bei uns auch dringend benötigt wird.

    Helfen ist wichtig, aber es muss auch sehr enge Grenzen dafür geben. Letztlich liegt die Verantwortung bei der Türkei und bei Syrien.

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