Gedenken in Berlin -
Zwei Wochen nach der Erdbeben-Katastrophe in der Türkei und Syrien hat Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier die Menschen in Deutschland dazu aufgerufen, den Betroffenen dauerhaft zu helfen. Die Mitmenschlichkeit bleibe gefragt, sagte er am Montagabend bei einer Gedenkveranstaltung am Brandenburger Tor in Berlin. Jeder könne helfen - praktisch oder durch Spenden. Er dankte für die Welle der Hilfsbereitschaft in den zurückliegenden zwei Wochen.
Zudem appellierte Steinmeier an die Machthaber in Syrien, die humanitäre Hilfe im Erdbebengebiet nicht zu blockieren. Dort würden viele Menschen noch immer auf Hilfe warten.
Den Helferinnen und Helfern im Erdbebengebiet und in Deutschland sprach Steinmeier Dank aus. Auf Deutsch, Türkisch, Arabisch und Kurdisch rief er den betroffenen Menschen zu: "Wir stehen an Eurer Seite. Und wir bleiben an Eurer Seite."
Redner: Visa-Regelungen für Erdbebenopfer lockern
Mehrere hundert Teilnehmer waren zu der Gedenkveranstaltung gekommen. Redner forderten, die Visa-Regelungen für Erdbebenopfer stärker zu lockern, damit Familien ihre Angehörigen nach Deutschland holen können.
Zu der Gedenkveranstaltungeranstaltung aufgerufen hatten die Türkische Gemeinde in Deutschland und der Verband Deutsch-Syrischer Hilfsvereine. Gemeinsam wolle man ein Zeichen der Anteilnahme und der Solidarität setzen, hieß es.
Spezialsprechstunde für Angehörige eingerichtet
Das Vorstandsmitglied des Türkischen Bundes Berlin-Brandenburg, Ümit Akyüz, kritisierte am Montag im rbb24 Inforadio, dass es nicht einfach sei, Angehörige aus dem türkischen Erdbebengebiet nach Berlin zu holen. Sie brauchten dafür ein offizielles Einladungsschreiben vom Berliner Landesamt für Einwanderung. Dort müsse man laut Akyüz allerdings lange auf einen Termin warten.
Für Angehörige von Betroffenen in Berlin hat unterdessen ein Behandlungsteam am Zentrum für transkulturelle Psychiatrie im Humboldt-Klinikum in Reinickendorf kurzfristig eine Spezialsprechstunde eingerichtet, wie der landeseigene Klinikkonzern am Montag mitteilte. Schwerpunkt des Zentrums sind ein kultursensibler Ansatz und muttersprachliche Behandlung, in dem Fall auf Türkisch und Arabisch. Bei Bedarf könne auch ein Dolmetscher hinzugezogen werden. Informationen sind auf der Seite des Klinikums zu finden [vivantes.de].
Mehr als 47.000 Menschen bei Erdbeben getötet
Am 6. Februar hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Südosttürkei erschüttert, Stunden später folgte ein zweites schweres Beben der Stärke 7,6. Die Zahl der Menschen, die durch das Erdbeben getötet wurden, ist inzwischen auf mehr als 47.000 gestiegen, davon 41.156 allein in der Türkei, wie die türkische Katastrophenschutzbehörde Afad am Montag mitteilte. Nach Angaben des türkischen Vizepräsidenten Fuat Oktay vom Sonntag zerstörte das Beben in der Türkei mindestens 105.000 Gebäude vollständig oder teilweise.
Bereits vor rund einer Woche hatte es eine Gedenkveranstaltung für die Opfer des Erdbebens am Brandenburger Tor gegeben. Aufgerufen hatte dazu der Grünen-Politiker Cem Özdemir.
Sendung: rbb24 Abendschau, 20.02.2023, 19:30 Uhr