Prozess um Juwelendiebstahl in Dresden - Angeklagte ließen sich von Stromausfall 2019 in Köpenick inspirieren

Di 07.03.23 | 20:15 Uhr
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Archivbild: Ein Angeklagter (M) im Prozess um den Juwelenraub im Grünen Gewölbe des Dresdner Residenzschlosses wird in den Verhandlungssaal im Landgericht geführt. (Quelle: dpa/S. Kahnert)
Bild: dpa/S. Kahnert
  • Prozess um Dresdner Juwelendiebstahl mit Befragung fortgesetzt
  • Beschuldigter: Täter kamen auf Idee mit Stromausfall bei Havarie in Berlin-Köpenick
  • Manche Details der Planung beruhten offenbar mehr auf Mutmaßungen

Bei ihrer Planung zum Einbruch in das Grüne Gewölbe in Dresden haben sich die Täter nach Aussage eines Beschuldigten auch von einer früheren Havarie in Berlin leiten lassen. Die Idee für den Stromausfall sei entstanden, als bei Bauarbeiten in Berlin 2019 ein Kabel beschädigt worden und im Stadtteil Köpenick für mehrere Stunden der Strom ausgefallen sei, gab der 26-Jährige am Dienstag im Prozess um den Juwelendiebstahl zu Protokoll.

Täter wollten Sicherheitstechnik ausschalten

Mit dem Feuer im Pegelhaus der Augustusbrücke, wo ein Elektroverteiler untergebracht war, habe man die Stromzufuhr im nahe gelegenen Residenzschloss unterbrechen wollen, um dort Sicherheitstechnik auszuschalten. Von einer autarken Stromversorgung im Museum habe man keine Kenntnis gehabt.

Tatsächlich hatte der Brand im Elektroverteiler die Straßenlaternen vor dem Residenzschloss zum Erlöschen gebracht. Das Landgericht Dresden hatte am Dienstag bei der Fortsetzung des Prozesses von dem 26 Jahre alten Beschuldigten unter anderem wissen wollen, warum man gezielt das Pegelhaus ins Visier nahm.

Vorhaben basierte auf Mutmaßungen

Nach den Aussagen des jungen Mannes fußte das Vorgehen mehr oder weniger auf Mutmaßungen. Es sei allgemein bekannt, dass an Brückenenden Kabel zusammenliefen, hieß es etwa. Beim Blick durch ein kleines Türfenster habe man Schaltschränke sehen können. Die Brandmittel - Töpfe mit Benzin - seien schon ein paar Tage vor dem Einbruch im Pegelhaus deponiert worden.

Die Fragen zum Pegelhaus waren auch deshalb von Interesse, weil immer mal wieder über mögliche Informanten mit Insider-Kenntnissen für den Coup spekuliert worden war. Die Beschuldigten hatten das verneint.

Der 26-Jährige bekräftigte am Dienstag sein Motiv zur Tatbeteiligung, das er schon Mitte Januar bei seinem Geständnis angegeben hatte: Er habe damit seinen Drogenkonsum finanzieren wollen. Durch seine Beteiligung an dem Diebstahl der Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum 2017 habe er viel Anerkennung erfahren, sich als Meisterdieb gefühlt und sei größenwahnsinnig geworden, ließ er durch einen seiner Verteidiger ausrichten.

Nach Fragestellung wird Prozess unterbrochen

Das Prozedere der Befragung ist sperrig, weil die Fragen des Landgerichtes zunächst von den Verteidigern notiert werden, um dann gemeinsam mit den Angeklagten hinter verschlossenen Türen eine Antwort auszuarbeiten. Deshalb wird der Prozess nach den jeweiligen Fragestellungen erst einmal unterbrochen.

Der Einbruch in das Dresdner Schatzkammermuseum fand am Morgen des 25. November 2019 statt und gilt als einer der spektakulärsten seiner Art in Deutschland. Laut Anklage erbeuteten die Täter aus dem Remmo-Clan 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten im Gesamtwert von über 113 Millionen Euro und hinterließen zudem einen Sachschaden von mehr als einer Million Euro. Seit mehr als einem Jahr haben sich sechs junge Männer dafür zu verantworten - auch wegen schwerer Brandstiftung. Sie hatten ein Fluchtauto in einer Garage abgebrannt und zudem Feuer in einer Elektroverteilerstation gelegt.

Teile der Beute wiederentdeckt

Kurz vor Weihnachten 2022 waren Teile der Beute nach einer Absprache zwischen Verteidigung, Staatsanwaltschaft und Gericht wieder aufgetaucht. Im Januar hatten mehrere Beschuldigte zugegeben, an dem Coup oder dessen Vorbereitung beteiligt gewesen zu sein. Vier Angeklagte stimmten einer Verständigung zu. Ihnen wurde bei glaubhaften Geständnissen eine geringere Strafe in Aussicht gestellt. Dritte müssen sie mit ihren Aussagen aber nicht belasten. In den Einlassungen der Angeklagten ist davon die Rede, das zwei Beteiligte an dem Einbruch nicht in Dresden auf der Anklagebank sitzen.

Sendung: rbb24 Abendschau, 07.03.2023, 19:30 Uhr

1 Kommentar

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  1. 1.

    Mich erinnert das an den Einbruch in das Bode-Museum per kleinem Fenster, bei dem die Alarmanlage schon seit unendlicher Zeit ausgefallen war. Selbstverständlich dauert die Behebung solchen Ungemaches bei nichtvorhandener Lagerkapazität, wo alles erst aufwändig bestellt werden muss, ggf. mehr als ein Jahr.

    Wer es darauf abgesehen hat, findet dabei ein zunehmend unendliches Potenzial.

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