Ausflugtipps zum königlichen Besuch - Very british durch Berlin und Brandenburg
Charles III. hat ein straffes Programm vor sich bei seinem ersten Deutschlandbesuch als britischer König. Sehr alltagstauglich ist die Tour nicht. Dass es schöner geht, zeigt unsere Runde durch Stadt und Land - very british natürlich. Von Sebastian Hampf
Man hat jede Menge Verpflichtungen, wenn man König des Vereinigten Königreichs Großbritannien und Nordirland und außerdem von 14 weiteren, souveränen Staaten ist, die als "Commonwealth Realms" bezeichnet werden.
Jetzt schaut Charles III. mit seiner Gattin Camilla trotzdem mal wieder in Deutschland vorbei: Mit der Verwandschaft muss man sich halt gut stellen. Denn das britische Königshaus "Windsor", trug bis 1917 den deutschen Namen "Sachsen-Coburg und Gotha". Über Charles' Vater, Prinz Philip, kommt dann auch noch das Haus Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg ins Spiel. Es ist ziemlich kompliziert, aber Familie kann man sich nicht aussuchen. Und es ist kaum verwunderlich, dass King Charles III. immer noch sehr gut deutsch spricht.
Bei seinem Kurzbesuch in Berlin und Brandenburg wird Charles nicht viel Zeit für Sightseeing haben. (Das Brandenburger Tor zählt nicht!) Das ist schade, denn unsere Region hat für ihn und Camilla doch einiges Heimatliche zu bieten, wie diese kleine "Very british Berlin & Brandenburg"-Tour beweist.
Los geht die kleine britische Tour durch Berlin und Brandenburg:
Ein Stopp muss zweifelsfrei im Englischen Garten [berlin.de], heute Teil des Tiergarten, gemacht werden. Der wäre jedoch ohne Pflanzenspenden nicht so schön und artenreich. Nach dem zweiten Weltkrieg war nicht viel übrig vom Tiergarten. Durch großzügige Spenden konnte der Landschaftsgarten in den 1950er Jahren gepflanzt und gestaltet werden. Auch ein Teehaus gibt es im Englischen Garten. Also erstmal ankommen und Tee trinken, klassisch Earl Grey oder wie wäre es mal mit einer Berliner Mische?
Oder soll es vielleicht ein weitläufiger Park mit Schloss im Tudorstil sein? Dann lohnt sich ein Besuch im Park und Schloss Babelsberg [potsdam.de]. Ein fantastischer Blick über den Tiefen See und auf die Glienicker Brücke laden zu einem Picknick im Park ein. Wer eine Zeitreise machen möchte, sollte ein Kammermusikkonzert im Tanzsaal des Schlosses besuchen. Gelesen werden dort auch historische Texte und Briefe, die an den Babelsberger Aufenthalt von Queen Victoria erinnern.
Wir spulen vor in die jüngere Vergangenheit. Berlin war 28 Jahre lang durch die Berliner Mauer geteilt, die Besatzer zur Zeit des kalten Krieges auf beiden Seiten des eisernen Vorhangs in der Stadt präsent. Und so sind auch heute noch bauliche Hinterlassenschaften zu entdecken. Der britische Sektor bestand aus Charlottenburg, Spandau, Tiergarten und Wilmersdorf. Das Museum West Alliierte in Berlin [west-alliierte-in-berlin.de] gewährt Einblicke in die Zeit der Berliner Teilung aus Sicht der drei Westmächte.
Wer genauer wissen will, wo und wie die Briten in Berlin gelebt und gearbeitet haben, wird im Ortsteil Westend fündig - bei einem Spaziergang durch die Offizierssiedlung Heerstraße. Auch das ehemalige Hauptquartier der British Army [berlin.de] befindet sich ganz in der Nähe im ehemaligen Deutschen Sportforum (Olympiastadion). Sicher wäre das auch ein Highlight für King Charles III.
Schloss Petzow [schlossgarten-petzow.de] am Schwielowsee ist ein weiteres Highlight. Ebenfalls im Tudorstil erbaut, hat man einen malerischen Blick auf den See und kann weitläufig durch den Schlosspark spazieren und die Gedanken schweifen lassen.
Etwas englische Kultur gefällig? Dann kommt man am English Theatre [etberlin.de] in Kreuzberg nicht vorbei. Das Programm ist vielfältig - internationale Shows, Comedy, Lesungen oder Jugendaufführungen gibt es auf der Bühne zu sehen. Well, let's start the show!
Schlicht und schön ist die Saint George's Anglican Church Berlin [stgeorgesberlin.de]. 1950 wurde das Gebäude als einfache Hallenkirche an der Preußenallee in Westend neu errichtet. Das Innere besticht durch einen dunkelblau abgesetzten Chorraum und viele militärische Gedenktafeln und Abzeichen. Das ursprüngliche Kirchengebäude befand sich im heutigen Monbijoupark. Es war im Krieg stark beschädigt worden und wurde 1949 durch die damalige DDR-Regierung abgerissen.
Englische Parks, wo man in Berlin oder Brandenburg auch hinschaut. Für König Charles hätten wir noch einen eleganten Park im Angebot (natürlich auch für alle anderen Interessierten). Der Fürst-Pückler-Park Branitz [pueckler-museum.de] in Cottbus: Er gilt als der letzte bedeutende Englische Landschaftspark auf dem europäischen Kontinent. Im Zentrum des Parks befindet sich Schloss Branitz, der Alterssitz Fürst Pücklers. Highlight sind jedoch die beiden Pyramiden, die sich elegant in die Landschaft integrieren. In der Tumulus genannten Seepyramide befindet sich zudem das Grab des Fürsten.
Was viele nicht wissen: Es gibt zwei englische Gärten in Berlin. Den im Tiergarten und den englischen Landschaftsgarten [gaertenderwelt.de] in den Gärten der Welt.
Dort hat man ebenfalls die Gelegenheit eine vorzüglich Teepause einzulegen im reetgedeckten Cottage, das seinen Vorbildern auf der Insel in nichts nachsteht.
Nicht im Garten, aber auf ehemaligen Rieselfeldern in Brandenburg weiden englische Parkrinder. Diese heute seltene Hausrinderrasse ist nah verwandt mit dem Auerochsen. Rund um Hobrechtsfelde [barnim-naturpark.de] im Barnim kann man die Parkrinder entdecken. Und noch mehr, denn zu ihnen gesellen sich schottische Hochlandrinder und Uckermärker.
Für einen Schluck Hochprozentiges lohnt sich der Weg in den Spreewald. In Schlepzig [schlepzig.de] kann man nicht nur in einen Spreekahn steigen, seit einigen Jahren wird dort auch Whiskey destilliert - und zwar auf Roggenbasis. Aber nicht nur dort: Auch in Bad Belzig und in Werder reifen Whiskys in alten Fässern.
Nicht mehr in Betrieb und stark beschädigt thront die Field Station [teufelsberg-berlin.de] auf dem Berliner Teufelsberg gut sichtbar über dem Grunewald. Hinter den weißen Kuppeln verbarg sich die Elektronische Aufklärungsstelle und Abhörstation der britischen Armee. Heute ist es ein beliebter Spot für Fotografen und Street Art Fans.
Wer mehr entdecken und ausprobieren will, nutzt den nahenden Frühling für ein paar Ausflüge. In Berlin und Brandenburg warten einige britische Restaurants, Pubs sowie weitere Schloss- und Parkanlagen, im englischen Stil ausprobiert und entdeckt zu werden. Und wer es etwas sportlicher mag, macht ein paar Abschläge in einem der Cricket- und Golfclubs der Region.
Sendung: rbb24 Abendschau, 29.03.2023, 19:30 Uhr