Studie für 100 deutsche Städte - Abwassergebühren im Bundesvergleich: Potsdam und Cottbus besonders teuer
Rund 125 Liter Wasser verbraucht jeder pro Tag - für das Abwasser und die Kanalisation zahlen Potsdamer aber fast das Vierfache als zum Beispiel Menschen in Worms.
Gebühren für Abwasser und Kanalisation sind in Potsdam und Cottbus teurer als anderswo im Bundesgebiet. Das geht aus einer am Mittwoch publizierten Studie des Beratungsunternehmens IW Consult hervor, das der Eigentümerverband Haus Grund in Auftrag gegeben hatte. Demnach ist Potsdam die zweitteuerste Stadt Deutschlands, Cottbus die viertteuerste.
Analysiert wurden die Gebühren in den 100 bevölkerungsreichsten deutschen Städten. Dazu wurde ein vierköpfiger Musterhaushalt gebildet, der auf einer Wohnfläche von 120 Quadratmetern und auf einem 200 Quadratmeter großen Grundstück lebt. Der Wasserverbrauch wurde mit 125 Litern pro Tag festgesetzt.
Ein solcher Musterhaushalt zahlt laut der Studie in Potsdam 958 Euro Gebühren pro Jahr - nur Mönchengladbach (Nordrhein-Westfalen) ist mit 985 Euro noch teurer. Drittteuerste Stadt ist Halle (Saale) mit 879 Euro, für Cottbus auf Platz 4 des Rankings wurden 878 Euro errechnet.
Berlin liegt in diesem Ranking [pdf | www.hausundgrund.de] auf Platz 17 mit errechneten 708 Euro. Am preiswertesten sind die Abwassergebühren demnach in Worms (Rheinland-Pfalz) mit 245 Euro.
Kommunen verweisen auf unterschiedliche Rahmenbedingungen
Aus Sicht von Verbandspräsident Kai Warnecke sind die großen Unterschiede ein Beleg dafür, dass die Gebühren mancherorts zu hoch sind: "Einsparungen sind möglich, die Städte und Gemeinden können handeln."
Der Verband Kommunaler Unternehmen (VKU), der für die allermeisten Wasserbetriebe spricht, wies auf die unterschiedlichen Gegebenheiten hin. "Die Höhe der Abwasserentgelte ist von Region zu Region, von Stadt zu Stadt verschieden, und sie muss sogar verschieden sein, weil sie unterschiedliche Leistungen, Standorte, Rahmenbedingungen vor Ort berücksichtigt", sagte ein VKU-Sprecher am Mittwoch. "Pauschalbetrachtungen machen deshalb keinen Sinn: Sie berücksichtigen die individuelle Situation vor Ort nicht."
Dass die Lage vor Ort unterschiedlich ist, ist Fakt. Das mit 805 Euro teure Wuppertal zum Beispiel hat auf seinem Stadtgebiet einen Höhenunterschied von 200 Metern - der Betrieb der dortigen Kanalisation ist also aufwendiger als in einer Flachland-Kommune. Dass dort Regenwasser und Schmutzwasser in getrennten Kanälen abgeleitet werden, macht die Sache noch komplizierter. Ein Wuppertaler Stadtsprecher betont, dass die Gebühren keineswegs willkürlich festgelegt, "sondern auf Basis strenger rechtlicher Vorgaben kalkuliert" werden.
Haus und Grund-Präsident Warnecke räumt zwar ein, dass Abwassergebühren nicht in jeder deutschen Stadt gleich hoch sein können. Aber die großen Unterschiede seien "nicht hinnehmbar". "Da müssen die Versorger und die Städte ran, denn jeder Euro Entlastung ist wichtig."