Bundeselternrat für Kleiderordnung - Landeselternrat in Berlin sieht keine Probleme mit Kleidung an Schulen
Der Bundeselternrat will dem angeblichen Schlabberlook auf deutschen Schulhöfen Einhalt gebieten. In Berlin kommt der Vorschlag einer Kleiderordnung mäßig an. Es gebe zwar Einzelfälle, aber in der Hauptstadt sei das kein Thema.
Der Vorschlag des Bundeselternrats hat am Donnerstag für viel Diskussionen gesorgt: An Schulen sollten Kleidungsregeln gelten. Ein Verstoß habe dann Konsequenzen, sagte die Vorsitzende der Elternvertretung, Christiane Gotte, den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Dann kann man Schülerinnen oder Schüler nach Hause schicken und verlangen, dass sie sich ordentlich anziehen." Dabei gehe es um unangemessene, lottrige, zerrissene oder freizügige Kleidung.
"Thema überhaupt nicht vorhanden"
Für die Hauptstadt sei das keine ernstzunehmende Perspektive, sagte Norman Heise, Vorsitzender im Landeselternausschuss für Schulen in Berlin. "Für uns ist das Thema in Berlin überhaupt nicht virulent, nicht vorhanden", sagte Heise am Freitag dem rbb.
Es gebe die Schulkonferenzen in den Schulen, "die bekanntermaßen besetzt sind durch Schüler:innen, durch Pädagogen, durch Eltern, und dort werden solche Themen im Rahmen der Hausordnung besprochen und beschlossen." Derartige Probleme seien bisher aber nicht benannt worden, dass der Kleidungsstil der Schüler reguliert werden müsste, ergänzte Heise.
Fälle aus Sportunterricht bekannt
"Die Möglichkeit, Schüler wegen unangemessener Kleidung zu ermahnen, gibt es in Einzelfällen eh schon an den meisten Schulen in Berlin. Das geschehe auch gelegentlich beim Sportunterricht", so der Vorsitzende.
Aber dass es Fälle gebe von Schülerinnen und Schülern, die nach Hause geschickt werden, weil sie sich nicht angemessen gekleidet haben, sei der Landeselternvertretung nicht bekannt.
Bundeselternrat sieht Konfliktpotential
Christiane Gotte vom Bundeselternrat räumte im Interview mit Radioeins vom rbb ein, dass eine Kleiderordnung natürlich nicht das drängendste Thema an Schulen in Hinblick beispielsweise auf den Lehrermangel sei. "Aber es führt regelmäßig zu Konflikten in der Familie und an der Schule."
Ideen zu Kleiderordnungen an deutschen Schulen dürften aber vor allem am föderalen Bildungssystem scheitern.
Kritik von Schüler- und Lehrerverbänden
Die Bundesschülerkonferenz (BSK) hat den Vorschlag einer Kleiderordnung an Schulen kritisiert. "Es gibt dringlichere Probleme, die unsere Aufmerksamkeit verdienen", erklärte Generalsekretärin Wiebke Maibaum am Donnerstagabend in Berlin. Die Qualität der Bildung, die digitale Ausstattung der Schulen und die Unterstützung von Lernenden seien vorrangige Anliegen, teilte die BSK mit.
Zwar respektiere sie die Position des Bundeselternrates und die Idee, "dass Schulen einen Konsens über passende Kleidung finden sollten, um eine angemessene Lernumgebung sicherzustellen". Die BSK betonte aber, dass "Bildungsfreiheit und die Priorisierung drängenderer Probleme in der Bildungspolitik ebenfalls von entscheidender Bedeutung sind". Bildungspolitik solle "ein ausgewogenes Gleichgewicht zwischen individueller Freiheit und angemessenen Verhaltensregeln in Schulen finden".
Auch der Deutsche Lehrerverband hat sich gegen solche festen Regeln ausgesprochen. "Eine Formulierung zu finden, die festlegt, wie lang ein T-Shirt sein darf, ist kaum möglich", sagte Verbandspräsident Stefan Düll den Funke-Zeitungen. Es sei ein gesamtgesellschaftlicher Trend, dass Kleidung legerer werde. Klar sei aber auch: "Schule ist kein Strand und kein Club."
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.09.2023, 08:50 Uhr