Mehr Arbeit für Notaufnahmen - Ärztlicher Bereitschaftsdienst wird in Berlin massiv gekürzt
Der Ärztliche Bereitschaftsdienst hilft rund um die Uhr bei akuten Erkrankungen, die keinen Notfall darstellen. Nun wird das Angebot deutlich gekürzt, da Ärzte nicht mehr auf Honorarbasis eingesetzt werden dürfen. Notaufnahmen droht deutlich mehr Arbeit.
In Berlin müssen sich die Menschen auf Engpässe beim Ärztlichen Bereitschaftsdienst einstellen. Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Berlin hat angekündigt, dass der Ärztliche Bereitschaftsdienst (ÄBD) ab Dezember eingeschränkt wird. Denn als Reaktion auf ein Urteil des Bundessozialgerichts werden dann keine sogenannten Poolärzte mehr eingesetzt, die bisher etwa ein Drittel der betroffenen Schichten übernehmen.
Ab Dezember übernehmen im Ärztlichen Bereitschaftsdienst nur noch Vertragsärztinnen und -ärzte die Fahrten des Hausbesuchsdienstes und die Telefonberatung. Ab Januar sind dann auch die elf Notdienstpraxen betroffen, die vor allem am Wochenende und an Feiertagen für eine Entlastung der Rettungsstellen sorgen sollen. Hier werden die Öffnungszeiten eingeschränkt.
In einer Pressemitteilung warnt der Vorstand vor "massiven Einschränkungen" des Ärztlichen Bereitschaftsdienstes vor allem nachts, der Haupteinsatzzeit der sogenannten Poolärzte. "In Folge dessen werden Patient:innen, die aufgrund einer akuten Erkrankung bei der 116 117 anrufen und eine ärztliche Beratung bzw. einen Hausbesuchsdienst benötigen, mit sehr viel längeren Wartezeiten rechnen müssen," heißt es.
Stärkere Belastung der Notaufnahmen könnte Folge sein
Laut KV Berlin wird aktuell rund ein Drittel der etwa 14.000 Schichten im Jahr im Ärztlichen Bereitschaftsdienst von Ärzten übernommen, die keine KV-Mitglieder sind. Diese Poolärzte, etwa Ruheständler, die freiberuflich im von der KV organisierten Notdienst arbeiten, müssen laut dem Gerichtsurteil in Zukunft sozialversichert werden. Bisher sind sie auf Honorarbasis tätig.
Diese finanzielle Mehrbelastung sei nicht zu stemmen, argumentiert die KV Berlin, deshalb seien Konsequenzen notwendig, "um Schaden von der KV Berlin abzuwenden und die ohnehin schon desolate finanzielle Lage des ÄBD nicht noch weiter zu verschlechtern. Diese Entscheidung ist uns nicht leichtgefallen, aber wir hatten keine andere Wahl", schreibt der Vorstand der KV Berlin.
Von der Politik fordert die KV Berlin, die Lage zeitnah zu klären. Eine Sozialversicherungspflicht für die Poolärzte dürfe es nicht geben. Patientenschützer fürchten, dass die Notaufnahmen der Kliniken und der Rettungsdienst der Feuerwehr noch stärker als bisher überlastet werden, wenn der KV-Bereitschaftsdienst nur noch eingeschränkt verfügbar ist.
Sendung: rbb24 Abendschau, 30.10.2023, 19:30 Uhr