Kommentar | Verkehrschaos durch Ukraine-Konferenz - Die Welt retten kann man auch im Flughafenhotel

Mi 12.06.24 | 16:49 Uhr
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Archivbild: Hinweis auf Staatsbesuch des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj, es kommt zu Zugausfällen und Straßensperrungen. (Quelle: dpa/dts)
Bild: dpa/dts

Zwei Tage lang legte die Ukraine-Konferenz den Berliner ÖPNV und in Teilen auch den Straßenverkehr über Stunden lahm. So gerechtfertigt die Hilfe für Kiew ist: Solche Veranstaltungen gehören ausgelagert, kommentiert Sebastian Schöbel.

Zum Glück sprach dann noch Jens Spahn (CDU) Tacheles. "Es nervt die Leute", sagte der ehemalige Dahlemer Villenbesitzer und Ex-Gesundheitsminister der "Rheinischen Post". "Und es macht die Stimmung nicht besser in einer Zeit, in der eh schon alle gereizt sind."

Wie man in Berlin allerdings inzwischen weiß, ist dieser Jens Spahn meistens sehr weit weg von den Sorgen der Berlinerinnen und Berliner. So auch hier: Er meinte nämlich nicht das durch die Ukraine-Konferenz verursachte Verkehrschaos in der Stadt, sondern die Fanmeile am Brandenburger Tor. "Die gefährdet die Arbeitsfähigkeit des Parlaments", so Spahn.

Müssen Berliner:innen das auch noch ertragen?

Arbeitsfähigkeit zu bewerten ist schwierig, wie Spahn selbst weiß. Was seit Dienstag in der Bundeshauptstadt los war, lässt sich hingegen recht einfach erklären: Mitten in der Stadt fand eine Art Mini-G7-Treffen statt, inklusive allerhöchster Sicherheitsstufe, weiträumiger Hochsicherheitszonen, Panzern auf den Straßen und Scharfschützen auf den Dächern. Der ÖPNV kam zeitweise zum Erliegen, wichtige Straßen waren gesperrt.

Zu den Uefa-gebrandeten Fahrzeugen der Europameisterschafts-Maschine gesellten sich also noch etliche schwarze Limousinen und Transporter, die vor den Hotels in bester Lage parkten oder in Konvois unter Blaulicht durch die Stadt rasten.

Was die Frage aufwirft: Müssen das Berliner:innen auch noch ertragen? Neben den etlichen Protesten auch auswärtiger Demonstranten (mehr als 7.000 im vergangenen Jahr) und diversen Großveranstaltungen von nationaler Bedeutung? Kann man zum Beispiel der Ukraine die – absolut verdiente und unzweifelhaft dringliche – Hilfe nicht vielleicht auch im Konferenzsaal eines Flughafenhotels in Schönefeld zukommen lassen?

Und wenn man schon im schicken City-Cube der Messe konferieren will, muss man dann unbedingt ein Hotelzimmer im Adlon buchen? Vor allem, wenn man weiß, dass für den Weg dorthin die halbe Stadt über Stunden lahmgelegt werden muss?

Mit dem FEX in die Innenstadt

Ein ernst gemeinter Vorschlag zur Güte: Baut doch am Flughafen BER einen abgesicherten Sonderbereich für Staatsgäste und ihre Konferenzen, inklusive schicker Hotels, Tagungssäle und Wänden mit austauschbarer Motivtapete (für das unvermeidliche Gruppenfoto).

Sogar eine eigene Shoppingmeile für gestresste Diplomat:innen auf Mitbringsel-Suche wäre denkbar: Die Reste der "original Berliner Mauer" als Briefbeschwerer oder den coolen Berlin-Hoodie können wir euch auch in Brandenburg verkaufen, dafür müsst ihr nicht zum Brandenburger Tor juckeln.

Und wer von den Damen und Herren Diplomaten doch noch unbedingt nach Berlin reinfahren will, setzt sich in den FEX oder versucht sein Glück auf der A113. Der Rest bleibt bitte der Innenstadt fern und lässt den Berlinerinnen und Berlinern das kleine bisschen Rest von funktionierendem ÖPNV übrig.

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101 Kommentare

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  1. 101.

    Ich finde es nicht hilfreich wenn man keine eigene Haltung hat und sich vom Wünschen,Befindlichkeiten,Lippenlesen und Ehrfurcht vor der Wehrhaftigkeit und aufopferndem Kampf gegen Putins verbrecherischen ,faschistoiden Ambitionen,leiden lässt.Berlin ist dermaßen gebeutelt von Überforderung in ALLEN Bereichen.Verkehr,Verwaltung,Infrastruktur,innere Sicherheit,Demonstrationen,Staatsbesuche,Veranstaltungen .....Warum so eine Wiederaufbau - Geberkonferenz in Berlin.Es gibt verschiedene ,bestens geeignete ,gut zu sichernde Orte in der Bundesrepublik für solche Anlässe.Das muss nicht symbolträchtig direkt an der ehemaligen Demarkationsline liegen.

  2. 100.

    Was für eine Arroganz und Ignoranz aus diesem Kommentar spricht! Ein Staatsbesuch oder internationale Konferenzen können niemals eine solche Bedeutung bekommen, dass für die gesamte Bevölkerung einer Millionenmetropole das Alltagsleben dermaßen extrem gestört wird. Die Idee eines Treffens am Flughafen am Rande der Stadt ist absolut angemessen und keineswegs provinziell!

  3. 99.

    Nein, man wollte der Ossiseele nach dem Raubzug der Treuhand schmeicheln und hat deshalb das Ampelmännchen und die Hauptstadt der TäTäÄr behalten. Immerhin.

  4. 98.

    Für allerlei "Zirkus" wird die Innenstadt als notwendig erachtet und genutzt, undist auch jedes mal mit Einschränkungen etc. für Unbeteiligte verbunden .
    Tja, und die Staatsgäste sollen wo möglich im Hotel am Flughafen empfangen werden und dort verbleiben, na da verwundern ein die Wahlergebnisse gar nichts mehr!

  5. 97.

    Vielleicht waren es ja auch die Südis oder Nordis ?

    Von mir aus hätte auch alles in Bonn bleiben können.

  6. 96.

    Waren es nicht die Ossis die am lautesten nach der Hauptstadt Berlin geschrien haben?

    Wegen meiner hätten die in Bonn bleiben können.

  7. 95.

    Man hätte auch das Generalhotel nehmen können am alten Flughafen Schönefeld nehmen können,für solche Treffen.
    Aber nun ist es zu spät, weil Abgerissen!

  8. 93.

    Genau meine Meinung! Mehr davon!

  9. 92.

    Ich verstehe den Unmut aller, die durch die umfangreichen Sperrungen betroffen waren. Das ist nie schön und gerade hier in Berlin, wo wir viele Sperrungen durch zahlreiche -teilweise sinnfreie Demos (die von nicht Berlinern organisiert werden) aushalten müssen auch belastend. Als gebürtige Berlinerin, muss ich jedoch anmerken, dass es neben der Sicherheit unsere Gastes auch ums Symbol gegangen sein wird. Herr Selenski hat nicht umsonst an uns appeliert, und die Berliner Mauer angesprochen. Natürlich kann man über die Auswahl des Hotels streiten. Aber das Treffen an sich gehört mitten in die Stadt. Was wäre das bitte für ein Zeichen, wenn ausgerechnet Berlin, den Präsidenten eines Landes, das von Russand überfallen wurde und sich seit über 2 Jahren versucht zu verteidigen in die Provinz verfrachtet ? Dann hätte der Satz: ".....Schaut auf diese Stadt" (ältere erinnern sich?) eine neue peinliche Bedeutung bekommen. Da stören mich doch eher die ganzen Sperrungen wegen der EM.

  10. 91.

    Volle Zustimmung! So liesse sich die Sicherheit gewährleisten, ohne die Stadt ins Verkehrschaos zu stürzen.

  11. 90.

    Vielen Dank für diesen Kommentar, Sie sprechen mir aus dem Herzen

  12. 88.

    Warum sollte die Bevölkerung wegziehen? Regierung und Parlament könnten doch Ihrerseits zurück nach Bonn ziehen. Dort wären Staatsbesuche auch viel leichter abzusichern, ohne jedesmal ein Verkehrschaos anzurichten.

  13. 87.

    Ich bin ja immer schockiert, dass so viele Leute mit dem Auto fahren, obwohl die halbe Innenstadt gesperrt ist. Bei dem Stau, den ich da gesehen hab, wäre ich zu Fuß schneller gewesen. Auf dem Fahrrad sowieso. Lasst die Karre doch einfach mal irgendwo stehn Leute, dann ist auch Platz für Kranke, Handwerker etc auf der Straße.

  14. 84.

    Erst ein Treffen in der Normandie(nicht in Paris), im Anschluss in Berlin, G7 Gipfel in Italien(nicht in Rom) und dann geht es in die Schweiz (weder in Bern noch in Zürich).
    Finde den Fehler!

  15. 83.

    Schloss Meseberg überflüssig,dann kann man ja das Gebäude und Grundstück fürs Gemeinwohl veräußern.

  16. 82.

    Tja, das denkmalgeschützte Hotel in Schönefeld wurde ja mal gerade eben abgerissen. Wenn nicht einmal einmalige historische Denkmäler Platz in Schönefeld haben, wo sollen da das Konferenzzentrum und die Hotels hin? In Sperenberg wäre Platz ohne Ende gewesen. Kaum jemand hätte es dort gestört. Einfach Fehlplanung.

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