Pläne des Berliner Senats - Fahrrad-Club befürchtet lange Umwege wegen Schließung des Görlitzer Parks

So 28.07.24 | 15:35 Uhr
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Symbolbild: Eingang zum Görlitzer Park. (Quelle: dpa/Schoening)
Bild: dpa/Schoening

Für Radfahrer ist der Görlitzer Park eine wichtige Verkehrsachse. Die geplante nächtliche Schließung des Parks würde die Wege komplizierter machen. Fußgänger sehen derweil in einem Zaun den falschen Fokus.

Die beabsichtigte nächtliche Schließung des Görlitzer Parks in Berlin-Kreuzberg wird auch zum Thema für Radler und Fußgänger. Wegen der Bedeutung als Verkehrsachse sollte der Park aus Sicht des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) wirklich nur in den Nachtstunden geschlossen sein.

"Keine Lösung wäre es, die Parköffnung ausschließlich an das Tageslicht zu koppeln", sagte ADFC-Sprecher Karl Grünberg der Deutschen Presse-Agentur (DPA). "Gerade in den Abend- und Morgenstunden nutzen viele Fahrradfahrerinnen und Fahrradfahrer die Wege durch den Park, um zur Arbeit oder nach Hause zu gelangen." Mit der Schließung des Parks entstünden Umwege von bis zu 1,2 Kilometer, um vom Wrangelkiez in den Reichenberger Kiez zu kommen.

Fuss e.V.: Licht und weiteinsehbare Wege nötig

Die aktuellen Pläne des Berliner Senats sehen vor, insgesamt 19 Eingänge zum Park mit Toren auszustatten, um den Park nachts schließen zu können. Wie die Schließzeiten aussehen, ist noch nicht entschieden.

Auch der Verein Fuss e.V., der sich für die Rechte von Fußgängern im Straßenverkehr engagiert, sieht bei einer Schließung Nachteile durch Umwege. Allerdings nehmen die aus Sicht von Vorstand Roland Stimpel bereits viele Menschen aus Sicherheitsgründen in Kauf. "Es ist letztlich egal, ob Menschen wegen eines Zauns nicht durch den Park gehen können oder weil sie Angst haben", so Stimpel. "Wirklich offen ist der Park nur, wenn den Menschen die Angst genommen wird." Nötig seien Licht, weithin einsehbare Wege - und die Gewissheit, dass man nicht behelligt werde, beispielsweise von Drogenhändlern.

Senat will mehr als drei Millionen Euro investieren

Der Berliner Senat will mit Eingangstoren und einer nächtlichen Schließung des Parks Drogenkriminalität und weitere Straftaten eindämmen. Dieser Tage hatte die Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt Details zum Zaunbau genannt. Demnach sollen an den 19 Standorten dauerhaft barrierefreie Drehkreuze errichtet werden, die entweder in die Bestandsmauer oder den neuen Zaun integriert werden sollen. An der Görlitzer Straße soll ein Teil der Mauer entfernt und durch "hochwertige Zaunelemente" ersetzt werden, wie es in der Antwort auf eine parlamentarische Anfrage der Linken-Abgeordneten Elif Eralp und Katalin Gennburg hieß.

Die Kosten dafür werden demnach weiterhin auf 1,2 Millionen Euro geschätzt. Hinzu kommen 900.000 Euro für eine neue Beleuchtung und jährlich mindestens 800.000 Euro für Personal, das die nächtliche Schließung umsetzt. Umgesetzt wird das Projekt von der landeseigenen Grün Berlin GmbH. Die habe derzeit 140.000 Euro eingeplant für "Unvorhergesehenes". Die Vergabeunterlagen für den Bau sollen im August veröffentlicht werden.

Bezirk wehrt sich juristisch gegen Zaunbau

Der Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg wehrt sich unterdessen weiter gegen die Senatspläne und geht gerichtlich dagegen vor - bislang ohne Erfolg. Das Verwaltungsgericht Berlin hatte im Eilverfahren entschieden, der von den Grünen geführte Bezirk habe "kein Abwehrrecht" gegen den Eingriff und die Entscheidung des Senats. Er sei keine eigenständige Gemeinde, sondern nehme Aufgaben als nachgeordneter Teil der Einheitsgemeinde Berlin wahr.

Das Bezirksamt gibt sich mit dieser Entscheidung nicht zufrieden und hat Beschwerde dagegen beim Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg eingelegt. Wann sich die Richter dort der Sache annehmen, ist nach Angaben einer Gerichtssprecherin noch offen.

Sendung: Fritz, 27.07.2024, 14:00 Uhr

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68 Kommentare

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  1. 68.

    Mein Gott, wenn alle Radfahrer in Berlin auch noch Auto fahren würden, wie lebensunwert wäre diese Stadt.
    Und ja, Radfahren in dieser Stadt ist lebensgefährlich. Ich habe es 25 Jahre gemacht und mache es jetzt seit zwei Jahren wieder.
    Daher ist jede Passage durch einen Park eine Erholung, weil man endlich nicht auf der Strasse fahren muss.
    Und nicht alle Radfahrer sind Rowdies. Ich fahre entspannt und nehme Rücksicht auf. Schwächere Verkehrsteilnehmer.

  2. 67.

    „ Wird nichts getan für Schutz wegen Dealer, wegen Frauenbelästigung, wegen Angst durch den Park nachts zugehen, was folgt dann wieder?“
    Sie haben aber schon verstanden, dass Frau auch zukünftig Nachts nicht durch den Park gehen kann ? Der ist dann zu.
    Also entweder geht Frau Nachts nicht durch den Park weil sie Angst hat oder weil er abgeschlossen ist…. Was hat Frau dadurch gewonnen ?

  3. 66.

    Warum nicht eine Maut nehmen, und damit die Straßen und Autobahnen zu fördern! Passt doch ganz in die "Gleichberechtigung" des Verkehrs, was die schwarzroten doch endlich wieder herstellen wollen!

  4. 65.

    Echt jetzt? Ein Umweg von ca. 3 Minuten mit dem Fahrrad ist also schon ein Problem. Wo sind wir nur gelandet?

  5. 64.

    Und ein anekdotischer Vorfall mit einem Radfahrer ist jetzt der argumentative Beweis dafür, dass sich ein großer Teil aller Radfahrar falsch verhält?

  6. 63.

    Wem die nächtliche Schließung irgendentwas bringen soll, ist in der Tat fraglich.

    Dem Fußgänger, der sich aktuell nachts nicht im Park sicher fühlt? Der kann ihn geschlossen auch nicht nutzen.

    Dem nächtlichen Nutzer der Grünfläche, wo sich die nächtlichen Görli-Aktivitäten hin verlagern werden? Der wird sich bedanken!

  7. 62.

    Wo ist "wo anders"?
    Wo wird jetzt ein sachlicher Diskurs geführt?
    Ich erlebe hier eher einen Kampf um die Görli-Hoheit.
    Überzeugt hat mich bisher keine Seite.
    Dass die Grünen und Linken am Görli komplett versagt haben, ist jetzt kein Freibrief, dass jetzt womöglich das nächste Versagen in der Suchtpolitik eingeleitet wird.

  8. 61.

    Nun ja, Sie sind ja selbst auch nicht zimperlich, wenn es darum geht, bei sämtlichen Themen das große Ideologie-Getriebe anzuwerfen. Aber ich gebe Ihnen insofern Recht, dass man nicht auf jede Steuerausgabe von Marximus-Leninismus reden muss.
    Das vergiftet leider auch jede demokratische Debatte.
    Leider scheitern wir alle schon am Görli aufgrund völliger intellektueller Ideenlosigkeit.
    Vielen Bürgern ist das auch alles schon egal.
    Die sagen sich, wir wohnen da nicht, lasst den Park untergehen.
    Das sind leider alles traurige Zukunftsaussichten, wenn man schon denkt, man kann nichts machen, es geht nur noch abwärts.

  9. 60.

    Hier geht es um Drogen- und Gewaltkriminalität.
    Müssen wir jetzt wieder die große Debatte um Fahrradfahrer versus Fußgänger aufmachen?

  10. 59.

    Es ist ein Park, schützenswerte Natur
    Keine Partymeile, kein Grillplatz, kein Müllplatz, keine Fahrradstraße oder sonstiges!

  11. 58.

    Ihr Vorwurf der Schaufenstermaßnahme ist teilweise berechtigt, wenn man den Zaun als einziges Allheilmittel für die Eindämmung von Kriminalität sehen sollte.
    Allerdings ist das Dauerwegsehen auch eine Schaufenstermaßnahme, welche eben über die Jahre dazu führte, das der Görli gekippt ist.
    Keine Schaufenster-Maßnahme wäre zunächst mal eine vernünftige Bestandsaufnahme für den Görli und das schrittweise Abarbeiten der vielen Probleme im Görli.
    Allerdings sehen eben viele Menschen bei Linken und Grünen eben keine Kompetenz mehr bei der Inneren Sicherheit.

  12. 56.

    Sagenhaft. 1,2km Umfahrung abzüglich 0,3km übliche Durchwegung: macht auf dem Rad drei bis fünf Minuten auf gut beleuchteter Strecke. Absolut unzumutbar - aber sowas von!

  13. 53.

    Radfahrer und Radfahrerinnen, die sich an Verkehrsregeln halten, zumindest im großen Teil? Der Witz war gut. Sowas gibt es in deren Welt nicht, die dürfen ja alles.
    Erst wieder erlebt. Fährt jemand bei Rot über die Ampel mit einem Fahrrad, gefährdet etliche Fußgänger und fährt welche an. Meint dann aber als Radfahrer/Radfahrerin darf man das. Keinerlei Entschuldigung oder Einsicht etwas falsch gemacht zu haben. Bei Verständigung der Polizei dann versuchte Fahrerflucht und rum schreiben, als ob etwas körperlich oder verbal gemacht wird.

  14. 52.

    Der Bezirk hatte über lange Jahre den Park zu dem werden lassen, was er jetzt ist. Dabei würde ich auch die Personalkosten für das Ab- und Aufschließen mit denen des Tempelhofer Feldes vergleichen, Das ist nachts auch geschlossen, ohne das die Welt untergeht. Und warum soll es Radfahrer besser gehen als Fußgängern oder ÖPNV-Kunden. Die Tram soll schließlich nach dem Willen einiger Bezirkspolitiker auch nicht durch den Park fahren. Die Ausweichroute ist aber auch zum Wohl der Radfahrer gerade vom Bezirk umgestaltet worden.

  15. 51.

    Oh nein, die armen Radfahrer. Da müssen sie echt einen relativ kurzen Umweg fahren im Dunkeln? Das ist denen dich genauso wenig zumutbar wie die Einhaltung der StVO.
    Die Radfahrerverbände können immer nur meckern und fordern, aber nicht einmal an andere denken. Nach deren Logik sollte es da dann aber auch keine temporären Straßensperrungen geben oder Einbahnstraßen, damit auch andere Verkehrsteilnehmer nicht einen Umweg fahren müssen.

    Ob der Zaun die beste Lösung ist, ist ein anderes Thema. Allerdings ist diese Begründung gegen den Zaun die blödeste in letzter Zeit.

  16. 50.

    Ach Dagmar - Wass wissen Sie den von Marxismus, oder gar Leninismus? Sind Sie doch ehrlich. Sie kennen das doch nur als Schlagwort, wenn Ihnen inhaltlich, sachlich-faktisch-fachlich nichts einfällt.

    Extrem lustig. Ich schreibe bloss, wie sich für jeden Betriebswirtschaftler Lohnkosten tatsächlich errechnen. Und schon dieser einfache Fakt, der den Schönrechnerinnen und -rechnern nicht gefällt, gilt als "Marxismus-Leninismus".
    Das triggert wohl ein Standardargument aus solchen Kreisen. Da wird doch stets von Geld- und Steuerverschwendung geredet.
    Da muss ich wirklich nichts über Diskurs-Grundlagen und Sachlichkeit ausführen. Das klärt sich so ganz von selbst.

  17. 49.

    Welche Zeichnung muss man Ihnen machen, stelle ich sachlich-fachlich-faktisch auf den Punkt fest, die Personalkosten einer Stelle errechnen sich nicht bloss aus dem (Brutto)Verdienst des Lohnempfängers, sondern aus der Gesamtheit die sowohl dem Lohnempfänger ausgezahlt, als auch vom Arbeitgeber an Sozialausgaben und Verwaltungskosten aufzuwenden sind?

    Mir scheint also: Sie projizieren Ihre Befindlichkeit, Ihre Vorstellung davon, was in einem Diskurs "parteipolitische Phrasen und Parolen" sind auf mich. Ich bin weder Partei, noch verwende ich deren Parolen und Phrasen.

    Und ja. Mag sein. Das der Zaun kommt. Wird ne Katastrophe. Schiere Geldverschwendung. In der Sache nichts zum Besseren wenden. Und irgendwann eine weitere dunkle Erinnerung, an parteipolitische Phrasen, Parolen und Schaufenstermassnahmen der Berliner CDU.

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