"Glücksatlas 2024" - Brandenburger sind zufriedener - in Berlin bleibt die Laune mies

Di 05.11.24 | 15:39 Uhr
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Paddler sind bei sonnigem Ausflugswetter am 30.04.2023 auf einem Fließ im Spreewaldort Burg unterwegs. (Quelle: dpa/Frank Hammerschmidt)
Audio: Fritz vom rbb | 05.11.2024 | Elisabeth Mattner | Bild: dpa/Frank Hammerschmidt

Die Stimmung der Menschen in Deutschland steigt - das zumindest zeigt der sogenannte "Glücksatlas 2024", eine Studie zur Lebenszufriedenheit. Während Brandenburg dabei sogar auf das Vor-Corona-Niveau springt, dümpelt Berlin miesmuffelig vor sich hin.

Nach einer Durststrecke steigt die Lebenszufriedenheit der Deutschen wieder deutlich an: Der Glücksindex liegt in diesem Jahr auf einer Skala von 0 ("überhaupt nicht zufrieden") bis 10 ("vollkommen zufrieden") bei 7,06 Punkten, wie aus dem aktuellen "SKL Glücksatlas" hervorgeht. Die Studie wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt [gluecksatlas.de].

Damit läge der Zufriedensheitswert wieder auf dem Niveau der 2010er Jahre, erklärte der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des "Glücksatlas", Bernd Raffelhüschen.

Regional zeigen sich aber deutliche Unterschiede. In Brandenburg stieg die Zufriedenheit wieder auf ein Niveau aus der Zeit vor Corona - das Bundesland erreichte in dem Ranking das untere Mittelfeld. Berlin belegt dagegen nur den vorletzten Platz und bleibt im Ranking abgeschlagen wie schon in den Vorjahren.

Ost-Bundesländer mit eher schlechten Werten

Laut Studie zeigt sich insgesamt eine größer werdende Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland: Liegt die Lebenszufriedenheit der Ostdeutschen im Schnitt bei 6,79 Punkten, ist sie in Westdeutschland mit 7,13 Punkten wesentlich höher. Die ersten sechs Plätze sind entsprechend auch nur von westdeutschen Ländern belegt.

Hamburg (7,38 - Vorjahr: 7,11)
Bayern (7,23 - Vorjahr: 7,09)
Schleswig-Holstein (7,23 - Vorjahr: 7,21)
Nordrhein-Westfalen (7,17 - Vorjahr: 7,00)
Rheinland-Pfalz (7,11 - Vorjahr: 6,79)
Baden-Württemberg (7,10 - Vorjahr: 6,88).
Sachsen-Anhalt (7,08 - Vorjahr: 6,95)
Niedersachsen (7,02 - Vorjahr: 6,83)
Hessen (7,01 - Vorjahr: 7,06)
Brandenburg (6,99 - Vorjahr: 6,79)
Thüringen (6,90 - Vorjahr: 6,83)
Sachsen (6,87 - Vorjahr: 6,92)
Bremen (6,76 - Vorjahr: 6,84)
Saarland (6,73 - Vorjahr: 6,21)
Berlin (6,63 - Vorjahr: 6,62)
Mecklenburg-Vorpommern (6,17 - Vorjahr: 6,19)

In Brandenburg stieg die Lebenszufriedenheit dabei auf das Vor-Corona-Niveau - wie auch in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Brandenburg ist den Angaben zufolge aber ein geteiltes Land: Rund um Berlin sind die Menschen deutlich zufriedener mit ihrem Leben, weil sie vom Berliner Speckgürtel und dem Zuzug junger Familien profitieren. In der äußeren Peripherie weist Brandenburg die typischen Probleme eines ostdeutschen Flächenlands auf: schlechte Infrastruktur, Überalterung, Wegzug.

Unverändert ist die Zufriedenheit den Agaben zufolge in Berlin (6,63 Punkte). Die Lebenszufriedenheit der Berliner stagniert 2024 und bleibt deutlich hinter dem bundesweiten Durchschnitt zurück. Abgesehen von der Gesundheit bewerten die Berliner alle Lebensbereiche unterdurchschnittlich. Laut der Studie sind zudem die Kriminalitätsrate und die Arbeitslosenquote hoch, während die Mieten steigen und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung auf Sozialleistungen angewiesen ist.

Corona brachte Laune auf einen Tiefpunkt

Die Lebenszufriedenheit sei 2024 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 0,14 Punkte gestiegen, sagte Raffelhüschen. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2021 mit einem Wert von 6,58 Punkten sei ein Anstieg um insgesamt 0,48 Punkte zu verzeichnen.

Für die ingesamt gesehen höheren Werte in diesem Jahr sehen die Wissenschaftler insgesamt die sinkende Inflation und die weitgehende Überwindung der Corona-Folgen.

Zugenommen hat die Lebenszufriedenheit dieses Jahr vor allem bei jenen, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen waren: Alleinlebende, Jugendliche und junge Erwachsene sowie berufstätige Mütter. Sie verzeichneten demnach die stärksten Verbesserungen.

Allerdings gebe es auch noch Luft nach oben bei der Steigerung der Lebenszufriedenheit, hieß es jetzt von den Studienautoren: So hätten psychische Erkrankungen zugenommen, und die sozialen Kontakte im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie seien weniger geworden.

Befragungen von Juli 2023 bis Juni 2024

Für den "SKL Glücksatlas" wurden in zwölf monatlichen Befragungen von Juli 2023 bis Juni 2024 insgesamt 12.452 Personen ab 16 Jahren mündlich befragt. Außerdem wurden zur Ermittlung der Lebenszufriedenheiten in einzelnen Bereichen wie Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit weitere rund 3.161 mündliche Interviews durchgeführt. Er wird in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg erstellt.

Sendung: Fritz vom rbb, 05.11.2024, 10:35 Uhr

38 Kommentare

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  1. 38.

    Sie brauchen ein Werk, in dem Autos produziert werden,
    um zufrieden und glücklich zu sein?

    Gruß
    Navan

  2. 37.

    Ja, interessant! Und warum wählen die Zufriedenen dann überwiegend Parteien, die alles schlecht reden und so tun als wenn die Welt demnächst untergeht? Vielleicht gehen sie davon aus, dass der alte Mechanismus auch weiterhin funktioniert: Jammern führt zu mehr finanzieller Zuwendung durch den Bund! Dass aber auch dieses Geld tatsählich von Menschen erarbeitet wird (und genau denen dann nicht zu Gute kommt) - das ist egal: Hauptsache mir geht es weiterhin gut!

  3. 36.

    Wie jemand bereits schrieb, dafür braucht man keine Statistik. Ganz einfache Realität. Man kann sehr schön beobachten, wer so alles aus Berlin "flieht" und hier ein Haus kauft oder baut. Könnte man ja auch in Berlin machen. Ist halt gesünder und ungefährlicher hier. Erwartbar, dass wieder gleich die AfD ins Spiel gebracht wird. Naja schlechte Verlierer oder Neider, denen die Flucht nicht gelingt und eher auf "Abenteuer" stehen. Ist schon fast eine Genugtuung, wenn man morgens Zeitung lies, was die Nacht wieder so an Opfer produziert hat.

  4. 35.

    Kein Wunder.Risikohinweis :Jeder ist für sein Leben selbst verantwortlich. In Berlin haben immer alle anderen Schuld. Hängt irgendwer Zettel. Schaffen Sie es nicht mal das zu machen was Sie von anderen erwarten. Der war ganz schön unentspannt. Beschimpft mich als laut und dann hab ich gefragt was das soll. Ich brauche mich nicht wundern. Ich sag zu Kindern was .Ich hab bis ich beschimpft worden bin noch nix in dem Haus gesagt und wer mit weissen Mäusen um die Ecke kommt, braucht sich auch nicht wundern. Wenn der mit Art und Weise um Ecke gekommen wäre, auch,wenn ich der falsche Ansprechpartner bin.Das haste wegen andere Leute Mist.Überbelegt, grillen mit Holzkohle, auf dem Balkon rumlaufen obwohl gesperrt. Andere nehmen sich für den Mist 3 Tage Urlaub..Sie können gerne Ihr Leben leben aber schreiben Sie anderen bitte nicht vor ,wann Sie zu schlafen oder aufzustehen haben. Alles nur begrenztWer sich das Recht nimmt aufzustehen wann man möchte, sollte dieses anderen nicht absprechen .

  5. 33.

    Doch, das konnte man natürlich wissen. Wenn man wenigstens ein bisschen denken konnte. Waren leider nicht viele. Eine beschämende Zeit für unsere Gesellschaft, bis heute, Stichwort "Aufarbeitung".

  6. 32.

    Naja, so wenig ich Fan von Berlin sind, aber vielleicht wohnen die jungen Leute in Berlin, um nicht arm zu sein. Die Arbeit ist halt hier, weil die Politik es versäumt, den ländlichen Raum attraktiv zu machen.

  7. 31.

    Immer die Leier Brandenburg und AfD. Ja is' unschön (der Nettiquette entsprechend ausgedrückt) aber bezogen auf die Europawahl 2024 können sich die Hauptstädter auch mal ans eigene braune Näschen fassen und bei der Gelegenheit auch über die Platzverteilung im Berliner Abgeordnetenhaus nachdenken. Alles Supidupikunterbunt isses bei euch auch nich'.

    Jeder kehre vor seiner eigenen Tür. (Goethe)

  8. 30.

    Mit Statisiken ist das so eine Sache. Glücklich ist man doch da, wo man sich wohlfühlt. Das ist wohl so individuell, das es sich kaum in statistische Parameter packen lässt. Klar, gelästert wird immer, egal in welche Richtung. Macht doch auch manchmal 'n bisschen Spass - oder?

  9. 29.

    Die Menschen in Berlin und Brandenburg sind erst richtig zufrieden, wenn das neue Atommüll Endlager für ganz Deutschland, in unsere Region kommt - dann strahlen Wir, über das ganze Gesicht.

  10. 28.

    Wir sind auch sehr zufrieden, dank Flughafen BER und den damit verbundenen Milliarden Strukturhilfen für unsere Region, Viele Grüße nach Grünheide.

  11. 27.

    Großstädte machen mich persönlich krank. Ich muss auf einem einsamen Feldweg die Stille hören können. Nicht jeder kann Stadt. Komplette Reizüberflutung und zu unpersönlich. Als Besucher ja, aber nicht als Gefangener im Stadtchaos. Man kann ja dem nicht entfliehen.

  12. 26.

    Ich gebe zu, ich bin als zufriedener Brandenburger etwas schadenfroh, denn viele Berliner sind ja auch aus der Provinz zugezogen, die Kinder des halben brandenburgischen Ortes leben in Berlin. Allerdings ist die Sicht der dann in Berlin lebenden Menschen immer etwas verächtlich, man meint die Stadt mache einen zu einem besseren Menschen, das Land wird mit Dekadenz und Rückschritt beschrieben und ja, da leben eben nur Nazis.
    Nur gut, dass es in Berlin so wenig Extremisten und derart wenig Kriminalität gibt, erschwingliche Mieten und saubere Luft, wenig Lärm und Müll und wenig Armut.
    Ich bin arm, nicht dumm, kein Nazi und überaus zufrieden mit mir und dem Ort in meinem Leben, der mich überleben ließ, ich verbinde viele Erinnerungen mit dieser, meiner Wahlheimat, auf die ich sehr stolz bin, denn viele meiner ungezählten Vorfahren lebten hier ebenso zufrieden. Meine Zufriedenheit hat etwas mit meinen Brandenburger Wurzeln zu tun. Zufriedenheit und Authentizität liegen eng beieinander.

  13. 25.

    Naiv ist es, jeder Statistik blind zu vertrauen. Oft hängt es sogar vom Auftraggeber ab, wie die Statistik ausfällt.

  14. 24.

    Sie werden es nicht glauben, aber ich hatte während meines Studiums das Pflichtseminar Empirie-Statistik. Deshalb bin ich wohl auch sehr skeptisch. Die Anzahl der Befragten ist im Verhältnis zur Anzahl der Bundesbürger extrem gering. Selbst nur für Berlin wäre das wenig aussagekräftig, denn es klaffen Welten zwischen Menschen in Frohnau, Mitte oder Marzahn.

  15. 23.

    Tja, man kommt ja öfter auch mal mit Leuten ins Gespräch... Und dann kanns schon mal Überraschungen geben...

  16. 22.

    Och menno, es war doch die Berliner AfD, die ihren Parteitag in Brandenburg abhielt. Jüterbog steht übrigens noch.
    Vielleicht sind die Brandenburger auch beim Thema AfD im Allgemeinen und Politik im Besonderen (oder umgekehrt) weniger verbissen als in Berlin, erwarten nicht viel und entsprechend klein ist die Enttäuschung oder unverhofft groß die Freude - je nachdem.

  17. 21.

    Ja, wir sind sehr zufrieden und glücklich, dank Tesla. Aber Berlin ist und bleibt die Hauptstadt der MECKERER!

  18. 20.

    Welche AfD Leute? Den typischen AfD Wähler erkennt man daran, daß man ihn nicht erkennt. Besonders im südlichen Brandenburg. Dort gibt es keine offen agierenden Rechtsextremen. AfD Wähler schon, zu 30%. Die Menschen haben andere Sachen zu tun, als ständig über Politik zu reden und sich gegenseitig zu fragen, was oder wen man denn gewählt hat.

  19. 19.

    Wenn eine Pandemie und der Schutz von anderen Menschen Sie schon verzweifeln lässt, was würde eine schwerere Krise dann mit Ihnen anstellen? Viele Menschen sind einfach nicht mehr belastbar, nicht mehr fähig, mit schwierigen Situationen bodenständig und vernünftig umzugehen.

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