"Glücksatlas 2024" - Brandenburger sind zufriedener - in Berlin bleibt die Laune mies
Die Stimmung der Menschen in Deutschland steigt - das zumindest zeigt der sogenannte "Glücksatlas 2024", eine Studie zur Lebenszufriedenheit. Während Brandenburg dabei sogar auf das Vor-Corona-Niveau springt, dümpelt Berlin miesmuffelig vor sich hin.
Nach einer Durststrecke steigt die Lebenszufriedenheit der Deutschen wieder deutlich an: Der Glücksindex liegt in diesem Jahr auf einer Skala von 0 ("überhaupt nicht zufrieden") bis 10 ("vollkommen zufrieden") bei 7,06 Punkten, wie aus dem aktuellen "SKL Glücksatlas" hervorgeht. Die Studie wurde am Dienstag in Berlin vorgestellt [gluecksatlas.de].
Damit läge der Zufriedensheitswert wieder auf dem Niveau der 2010er Jahre, erklärte der Freiburger Wirtschaftswissenschaftler und Leiter des "Glücksatlas", Bernd Raffelhüschen.
Regional zeigen sich aber deutliche Unterschiede. In Brandenburg stieg die Zufriedenheit wieder auf ein Niveau aus der Zeit vor Corona - das Bundesland erreichte in dem Ranking das untere Mittelfeld. Berlin belegt dagegen nur den vorletzten Platz und bleibt im Ranking abgeschlagen wie schon in den Vorjahren.
Ost-Bundesländer mit eher schlechten Werten
Laut Studie zeigt sich insgesamt eine größer werdende Kluft zwischen Ost- und Westdeutschland: Liegt die Lebenszufriedenheit der Ostdeutschen im Schnitt bei 6,79 Punkten, ist sie in Westdeutschland mit 7,13 Punkten wesentlich höher. Die ersten sechs Plätze sind entsprechend auch nur von westdeutschen Ländern belegt.
Hamburg (7,38 - Vorjahr: 7,11)
Bayern (7,23 - Vorjahr: 7,09)
Schleswig-Holstein (7,23 - Vorjahr: 7,21)
Nordrhein-Westfalen (7,17 - Vorjahr: 7,00)
Rheinland-Pfalz (7,11 - Vorjahr: 6,79)
Baden-Württemberg (7,10 - Vorjahr: 6,88).
Sachsen-Anhalt (7,08 - Vorjahr: 6,95)
Niedersachsen (7,02 - Vorjahr: 6,83)
Hessen (7,01 - Vorjahr: 7,06)
Brandenburg (6,99 - Vorjahr: 6,79)
Thüringen (6,90 - Vorjahr: 6,83)
Sachsen (6,87 - Vorjahr: 6,92)
Bremen (6,76 - Vorjahr: 6,84)
Saarland (6,73 - Vorjahr: 6,21)
Berlin (6,63 - Vorjahr: 6,62)
Mecklenburg-Vorpommern (6,17 - Vorjahr: 6,19)
In Brandenburg stieg die Lebenszufriedenheit dabei auf das Vor-Corona-Niveau - wie auch in Hamburg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Sachsen-Anhalt. Brandenburg ist den Angaben zufolge aber ein geteiltes Land: Rund um Berlin sind die Menschen deutlich zufriedener mit ihrem Leben, weil sie vom Berliner Speckgürtel und dem Zuzug junger Familien profitieren. In der äußeren Peripherie weist Brandenburg die typischen Probleme eines ostdeutschen Flächenlands auf: schlechte Infrastruktur, Überalterung, Wegzug.
Unverändert ist die Zufriedenheit den Agaben zufolge in Berlin (6,63 Punkte). Die Lebenszufriedenheit der Berliner stagniert 2024 und bleibt deutlich hinter dem bundesweiten Durchschnitt zurück. Abgesehen von der Gesundheit bewerten die Berliner alle Lebensbereiche unterdurchschnittlich. Laut der Studie sind zudem die Kriminalitätsrate und die Arbeitslosenquote hoch, während die Mieten steigen und ein beträchtlicher Teil der Bevölkerung auf Sozialleistungen angewiesen ist.
Corona brachte Laune auf einen Tiefpunkt
Die Lebenszufriedenheit sei 2024 im Vergleich zum Vorjahr insgesamt um 0,14 Punkte gestiegen, sagte Raffelhüschen. Seit dem Tiefpunkt im Jahr 2021 mit einem Wert von 6,58 Punkten sei ein Anstieg um insgesamt 0,48 Punkte zu verzeichnen.
Für die ingesamt gesehen höheren Werte in diesem Jahr sehen die Wissenschaftler insgesamt die sinkende Inflation und die weitgehende Überwindung der Corona-Folgen.
Zugenommen hat die Lebenszufriedenheit dieses Jahr vor allem bei jenen, die besonders von der Corona-Pandemie betroffen waren: Alleinlebende, Jugendliche und junge Erwachsene sowie berufstätige Mütter. Sie verzeichneten demnach die stärksten Verbesserungen.
Allerdings gebe es auch noch Luft nach oben bei der Steigerung der Lebenszufriedenheit, hieß es jetzt von den Studienautoren: So hätten psychische Erkrankungen zugenommen, und die sozialen Kontakte im Vergleich zur Zeit vor der Pandemie seien weniger geworden.
Befragungen von Juli 2023 bis Juni 2024
Für den "SKL Glücksatlas" wurden in zwölf monatlichen Befragungen von Juli 2023 bis Juni 2024 insgesamt 12.452 Personen ab 16 Jahren mündlich befragt. Außerdem wurden zur Ermittlung der Lebenszufriedenheiten in einzelnen Bereichen wie Arbeit, Einkommen, Familie und Gesundheit weitere rund 3.161 mündliche Interviews durchgeführt. Er wird in Zusammenarbeit mit der Universität Freiburg erstellt.
Sendung: Fritz vom rbb, 05.11.2024, 10:35 Uhr