Landgericht Potsdam - Urteil im Lunapharm-Skandal wird erwartet
![Die angeklagte Geschäftsführerin der Lunapharm Deutschland GmbH (M) kommt im Potsdamer Landgericht zum Prozess. (Quelle: dpa/Soeren Stache) Die angeklagte Geschäftsführerin der Lunapharm Deutschland GmbH (M) kommt im Potsdamer Landgericht zum Prozess. (Quelle: dpa/Soeren Stache)](/content/dam/rbb/rbb/rbb24/2025/2025_01/dpa-account/lunapharm-prozess-medikamentenhandel.jpg.jpg/size=708x398.jpg)
Nach fast eineinhalb Jahren soll am Mittwoch am Potsdamer Landgericht das Urteil im Lunapharm-Prozess fallen. Die Firma aus Teltow-Fläming soll Krebsmedikamente in Umlauf gebracht haben, die in Deutschland nicht hätten gehandelt werden dürfen. Von Sabine Loeprick
Im Oktober 2023 hat das Gerichtsverfahren am Landgericht Potsdam gegen die Geschäftsführerin des Unternehmens Lunapharm aus Blankenfelde-Mahlow sowie einen Rechtsanwalt aus Hessen begonnen - am Mittwoch soll nun das Urteil fallen. Bei einem dritten Angeklagten, dem mutmaßlichen "Hintermann", wurde aus gesundheitlichen Gründen eine Verhandlungsunfähigkeit festgestellt.
Der Vorwurf gegen die Angeklagten: Die Pharma-Firma Lunapharm soll zwischen Mai und Juni des Jahres 2017 Medikamente über eine Apotheke in Griechenland bezogen haben, obwohl diese keine Erlaubnis gehabt haben soll, einen Großhandel zu betreiben. Dennoch gelangten die Medikamente nach Deutschland, sollen hier umverpackt und umettikettiert, dann an deutsche Apotheken verkauft worden sein. Mit dem illegalen Handel wurden nach Angaben der Angeklagten, so hatte sie es im Verfahren in einer Erklärung geschildert, Einnahmen in Höhe von 1,1 Millionen Euro erzielt.
Gesundheitsministerin trat zurück
Für die Patienten wirkungslos oder gefährlich seien die Medikamente aber nicht gewesen, das hatte die Verteidigung im Laufe des Verfahrens mehrfach betont. Untersuchungen von Rückstellproben hatten nach Angaben des Landesgesundheitsministeriums keine Beanstandungen ergeben.
Nach Angaben des Landgerichts hatten die Behörden den Handel mit den Medikamenten aus Griechenland zwar 2018 verboten, dennoch kamen weitere Lieferungen zu Lunapharm - über Rechnungen eines Großhändlers aus Zypern. Im August 2018 war die damalige Gesundheitsministerin Diana Golze (Linke) wegen des Medikamentenskandals zurückgetreten. Das ihr unterstellte Landesgesundheitsamt soll nach Recherchen des ARD-Magazins "Kontraste" von den Vorgängen gewusst haben, aber nicht rechtzeitig eingeschritten sein.
Lunapharm darf nicht mehr mit Arzneimitteln handeln
Golze zeigte zwei Mitarbeiter wegen Korruptionsverdachts an, gegen sie wurde wegen fehlenden Anfangsverdachts aber kein Ermittlungsverfahren eingeleitet- die Ministerin nahm schließlich, da der Rückhalt durch Ministerpräsident Woidke deutlich bröckelte, ihren Hut.
Seit 2019 darf das Unternehmen Lunapharm keine Arzneimittel mehr herstellen oder damit handeln - ein entsprechendes Verbot hatte das Landesgesundheitsamt als Reaktion auf den Medikamentenskandal erlassen. Ebenso hatte der Skandal Auswirkungen für die Branche im gesamten Bundesgebiet. Nach einer deutlichen Verschärfung der Arzneimittelgesetze haben unter anderem die Bundesbehörden mehr Rechte, um den Vertrieb zu überwachen.
Letzte Woche sind rund 15 Monate nach Prozessbeginn die Plädoyers gesprochen worden. Während die Verteidigung für Freispruch plädierte, forderte die Staatsanwaltschaft für die Lunapharm-Geschäftsführerin eine Haftstrafe von drei Jahren und zehn Monaten sowie für den zweiten Angeklagten eine Geldstrafe in Höhe von 180 Tagessätzen à 50 Euro.
Ob und wann es ein Verfahren gegen den ursprünglichen dritten Angeklagten geben wird, ist zur Zeit noch unklar. Obwohl bei ihm aus gesundheitlichen Gründen eine Verhandlungsunfähigkeit festgestellt worden war, soll der 76-Jährige laut Recherchen des ARD-Magazins "Fakt" offenbar weiterhin illegal gefragte Medikamente vetreiben.
Sendung: rbb Antenne Brandenburg, 29.012025, 07:00 Uhr