Erleichterte Zuwanderung - Nur wenige Fachkräfte kommen mit Blauer Karte nach Brandenburg

Mo 20.03.23 | 09:14 Uhr
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Symbolbild:Eine Fachkraft bei der Arbeit am Computer.(Quelle:dpa/D.Fiedler)
Bild: dpa/D.Fiedler

Um Fachkräfte nach Deutschland zu locken, wurde 2012 die Blaue Karte in Deutschland eingeführt - nach dem Vorbild der US-Greencard. Rund 20.000 Menschen kamen so inzwischen nach Berlin - nach Brandenburg aber deutlich weniger.

  • Die sogenannte Blaue Karte soll seit 2012 ausländischen Fachkräften die Einwanderung in Deutschland erleichtern
  • Brandenburg liegt im Ländervergleich im unteren Bereich, was die Zuwanderung von Fachkräften angeht
  • Insgesamt sind knapp 95.000 Inhaber einer Blauen Karte in Deutschland registriert, davon 20.000 in Berlin und 1.000 in Brandenburg
  • Die meisten Zuwanderer kommen aus Indien, gefolgt von der Türkei, China, Russland und dem Iran

Seit August 2012 soll die sogenannte Blaue Karte die Zuwanderung von Fachkräften aus dem Ausland erleichtern. Gut zehn Jahre später hält sich der Zustrom nach Brandenburg aber in Grenzen.

Ende Februar dieses Jahres waren im Ausländerzentralregister des Bundesamtes rund 94.200 Menschen mit einer Blauen Karte erfasst. Wie die Behörde auf Anfrage der Deutschen Presse-Agentur mitteilte, arbeiteten mehr als 21.000 von ihnen in Bayern, knapp 20.000 in Berlin und 14.000 in Nordrhein-Westfalen.

Etwas mehr als die Hälfte der Blaue-Karte-Inhaber hatte zuvor einen anderen deutschen Aufenthaltstitel, etwa für ein Studium. Mehrere Zehntausende ehemalige Inhaberinnen und Inhaber des Einreisedokuments verfügen inzwischen über eine unbefristete Niederlassungserlaubnis.

Nach dem Vorbild der US-Greencard

Im ersten Halbjahr 2022 haben 193 Experten aus Nicht-EU-Ländern in Brandenburg eine befristete Aufenthaltsgenehmigung erhalten. Das waren aber 76 mehr als im gleichen Zeitraum des Jahres 2021, wie aus vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge kürzlich veröffentlichten Angaben hervorgeht.

Die Blaue Karte der EU war eingeführt worden, um die Zuwanderung von dringend benötigten, hoch qualifizierten Fachkräften aus Drittländern zu erleichtern. Vorbild war die Greencard für ausländische Fachkräfte in Nordamerika. Zu den Voraussetzungen für eine Arbeitsaufnahme in Deutschland gehörten ein Hochschulabschluss, ein Arbeitsvertrag oder ein festes Jobangebot sowie ein bestimmtes Jahreseinkommen.

Nach den Angaben des Bundesamtes haben bundesweit rund 17.700 akademische Fachkräfte erstmalig die Blaue Karte im ersten Halbjahr 2022 erhalten. Etwa 4.100 Ausländerinnen und Ausländer kamen damit nach Berlin. An zweiter Stelle folgte Bayern mit 3.600 Experten, 2.100 entschieden sich für einen Job in Baden-Württemberg. Brandenburg landete im Bundesvergleich mit 193 Hochqualifizierten auf Platz zehn.

Nur 1.000 Karteninhaber arbeiten in Brandenburg

In Brandenburg waren Ende Februar dieses Jahres insgesamt 1.000 Auslandsfachkräfte mit der Blauen Karte registriert. Damit lag das Land im Ranking der Bundesländer bei Aufenthaltsgenehmigungen für Experten aus Drittländern erneut auf einem zehnten Platz. In den ersten Jahren nach Einführung der Blauen Karte war Brandenburg mit Mecklenburg-Vorpommern das Schlusslicht.

Etwa ein Viertel aller bundesweit erstmaligen Erteilungen einer Blauen Karte ging 2021 an indische Staatsbürger, die mit Abstand größte Nationalitätengruppe. Dahinter folgten laut Bundesamt Staatsangehörige aus der Türkei, China, Russland und Iran.

Da die Fachkräftelücke in den vergangenen Jahren trotz Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte immer größer wurde, will die Bundesregierung mehr Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger auch ohne anerkannten Abschluss nach Deutschland holen. Eckpunkte für einen Gesetzentwurf beschloss das Bundeskabinett bereits Ende November 2022. Darüber hinaus muss eine novellierte EU-Richtlinie für die Blaue Karte noch in nationales Recht umgesetzt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 20.03.2023, 08:00 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Ähnliches versuchte ich gestern auch zu schreiben. Deutschland hat generell das Problem, dass es sich für zu attraktiv, zu reich und zu fortschrittlich hält. In der Realität sieht es längst ganz anders aus. Viele andere Länder sind längst an uns vorbeigezogen, während wir uns lieber mit unwichtigen Randthemen beschäftigen. Wir leben hier längst nur noch von der Substanz und sind auf die Zukunft gar schlecht vorbereitet. Wir werden für hochqualifizierte Fachkräfte immer unattraktiver, auch weil die staatlichen Steuern und Abgaben im internationalen Vergleich viel zu hoch sind und trotzdem noch über weitere Erhöhungen diskutiert wird. Diese Lohnlücke können Firmen nicht ausgleichen und die Hochqualifizierten nehmen den damit finanzierten Sozialstaat nicht oder kaum in Anspruch. Deutschland ist kein Fortschrittsland mehr und Leistung wird nicht mehr honoriert.

  2. 22.

    Es gibt einen Indikator dafür, ob es sich lohnt, irgendwo zu leben: Die Möglichkeiten Rentenpunkte so zu erwerben, dass sich die 45jährigen Anstrengungen eines Tages auszahlen werden. So nach dem „Stolpe-Motto“: „Bleiben Sie hier, es wird sich lohnen“. Nun er hat nicht die Wahrheit gesagt. Heute gilt das auch nicht. Erst muss die Chancengleichheit her.

  3. 21.

    Wo haben Sie denn diese Weisheiten aufgeschnappt? Wirkliche Fachkräfte werden sogar zunehmend besser bezahlt, weil die Firmen gegenseitig unter Konkurrenz stehen und sogar innerhalb der Firmen die Abteilungen im Wettkampf um diese Fachkräfte stehen. Die wichtigste Fragen zur Bezahlung sind immer a) Wie leicht kann man jemanden ersetzen. und b) Wieviel finanziellen Mehrwert bringt eine Fachkraft. Gerade letzteres ist eine sehr entscheidende Frage und bei weitem nicht nur abhängig vom Arbeitgeber sondern maßgeblich auch davon, wie gut das Produkt oder die Dienstleistung am Markt entlohnt werden. Ein Krankenhaus zum Beispiel kann seine Pflegekräfte nicht unendlich besser bezahlen, weil die Zahlungen der Kassen eben begrenzt sind. Der Konsument will möglichst billig und gerade bei öffentlich-rechtlichen Einrichtungen wird viel Geld in der Verwaltung verbrannt. Das bleibt nicht ohne Folgen.

  4. 20.

    Der Fachkräftemangel liegt doch hauptsächlich an der unterirdischen Bezahlung. Statt diesen Missstand der Realität anzupassen, holt man sich lieber Leute, die nicht rummucken. Das bedingungslose Grundeinkommen wird irgendwann kommen müssen, denn sonst muss bald jeder Aufstockung beantragen. Da kann man auch gleich ein Grundeinkommen auszahlen, das zumindest das Existenzminimum deckt.

  5. 19.

    Das "globale Dorf" ist also besser? Mütter ziehen der "Arbeit" hinterher, um dafür die Kinder zurückzulassen?

    Polen, China, Bangladesch …

  6. 18.

    Jahrzehntelang für strukturell bedingten Gebuurtenrückgang zu sorgen, ist polit. verantwortungslos.

  7. 17.

    Wohl wahr. Dtl. ist schlicht das Gegenteil von wertschätzend-wohlwollend, zukunftsorientiert.
    Stattdessen missgünstig, altbacke, Paragraphenreiter veralteter Regelungen.

    "Für alle anderen sind wir zu bürokratisch, xenophob, schlecht bezahlend."

  8. 15.

    Was ist an kosteneffektiven Pflegekräften auszusetzen? Besser als das die Pflege für die Gesellschaft ein Luxusgut wird. Wollen Sie die Inflation ins unermessliche treiben?

  9. 14.

    Die Politiker tun immer so, als sei die "Bunte Republik" das Land in dem Milch und Honig fließen. Das gilt nur für eine bestimmte Personengruppe. Für die sogenannten "Fachkräfte" ist die BRD aufgrund der Spitzenstellung bei Steuern und Abgaben uninteressant und unattraktiv. Der Strom der Fachkräfte geht in andere Länder und läßt die BRD - gut beraten - links liegen. Warum arbeiten mehrere tausend deutsche Ärzte im Ausland? Weil es sich hier nicht mehr lohnt.

  10. 13.

    über welche Berufe sprechen wir in der Geburtenschwachen Generation, gefolget auf Geburtenstarke Jahrgänge. Lasst mich raten Billige Pflegekräften.

  11. 12.

    Staatsbürger zu sein, bedeutet nicht nur wirtschaftlich zu denken, sondern auch politisch.
    Wer lieber in Diktaturen lebt, soll dort hinziehen. AFD wünscht sich Ähnliches.
    Europa braucht keine Antidemokraten als zukünftige Wähler.
    Der ist falsch in Europa.

  12. 11.

    "Egal welche Nation" Nein, die Nation spielt schon eine Rolle ob man in Brandenburg willkommen ist. "Der Fisch stinkt vom Kopf her" Ja richtig, welche Partei schürrt nochmal sehr viel Angst und Fremdenfeindlichkeit?

  13. 10.

    "Da die Fachkräftelücke in den vergangenen Jahren trotz Anwerbung ausländischer Arbeitskräfte immer größer wurde, will die Bundesregierung mehr Nicht-EU-Bürgerinnen und -Bürger auch ohne anerkannten Abschluss nach Deutschland holen." Hier werden Äpfel mit Birnen verglichen, da die blaue Karte nicht für diese Art Fachkräfte ist sondern für akademisch hochqualifizierte Fachkräfte. Es wäre besser, wenn man in Berichten und auch von Politikern nicht alle möglichen gesuchten Stellen in den undifferentierten Topf Fachkräfte werfen würde, es macht durch aus einen Unterschied, ob man Leute für Altenbetreuung oder für den Hochtechnologiebreich sucht.

  14. 9.

    Das stimmt so nicht. Der Wohnungsmarkt in Berlin bietet nur wenige Angebote im geringpreisigen Segment. Das ist eine normale Entwicklung angesichts des Status der Bundeshauptstadt. Man muss nicht zwingend in billige Angebote zurückgreifen sondern man kann auch schauen Wohnungen zu einem angemessenen Preis zu mieten.

  15. 8.

    Falsche Interpretation. Es hat nix mit RRG zu tum. Arbeitsmarkt ist in Berlin attraktiv und Berlin ist eine weltöffene Stadt und Arbeitgeber und Firmen sind öffen für ausländische Arbeits- und Fachkräfte. Das ist echt eine Bereicherung, dass viele ausländische Fachkräfte sich für Berlin entschieden haben. Ansonsten hätten sie, wie ich, in anderen Bundesländern und EU-Ländern einen Job fineden können

  16. 7.

    Verständlich. Mal ernsthaft: wir fühlen uns teils immer noch als fortschrittlich und gut verdienend... als IT-Fachkraft ziehe ich ganz, ganz sicher nicht nach Finsterwalde oder Eisenhüttenstadt, habe dort quasi 0 internationales Flair, Kultur, Bildung etc. Man verdient außerdem in Dubai, Rio, Hongkong etc. deutlich mehr. Deutschand muss in dem Punkt wirklich aufwachen. Zu uns kommen bevorzugt Einwanderer in die Sozialsysteme. Für alle anderen sind wir zu bürokratisch, xenophob, schlecht bezahlend.

  17. 6.

    Egal welche Nation, egal ob deutsch oder nicht, in Brandenburg sind erst dann alle willkommen, wenn es Chancengleichheit so gibt, dass man diese nutzen kann. Bildungsabschlüsse, Bezahlung, Arbeitsbedingungen, Arbeitszeit, Mehrarbeit usw. usf.
    Raten Sie mal, warum die Verwaltungen regelmäßig Prozesse um Mindestbezahlung bei Feierwehr, Ärzten, Pfleger, Lehrer verlieren? „Der Fisch stinkt vom Kopf her“. Ein bekanntes Sprichwort.

  18. 5.

    Und wenn ich da so an gewisse Äußerungen aus der deutschen Wirtschaft denke:
    Wie ist “Fachkraft” eigentlich definiert? Manche erwarten da ja Spezialisten zum Mindestlohn…..

  19. 4.

    Zum Zahlenverständnis: 20.000 für Berlin - ähnliche Zahlen für ganze Bundesländer. Der Wohnungsmarkt in Berlin ist RRG-Tot

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