Koalitionsverhandlungen auf der Zielgraden - CDU und SPD stellen Ausbildungsplatz-Umlage in Aussicht

So 02.04.23 | 17:25 Uhr
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Ein Auszubildender an einer Werkzeugmaschine (Quelle: dpa/Rupert Oberhäuser)
Audio: rbb24 Abendschau | 02.04.2023 | Thomas Rostek | Bild: dpa/Rupert Oberhäuser

Die Koalitionsverhandlungen zwischen CDU und SPD in Berlin stehen kurz vor dem Abschluss. In weiteren zentralen Punkten haben sich beide Parteien am Wochenende offenbar geeinigt - doch bei der spannendste Frage wird beharrlich Stillschweigen zelebriert.

CDU und SPD in Berlin haben nach eigenen Angaben am Samstagabend die letzten inhaltlichen Streitpunkte bei den Koalitionsverhandlungen zum Berliner Senat ausgeräumt.

Wie der rbb aus Verhandlungskreisen erfuhr, einigten sich beide Parteien unter anderem darauf, eine Ausbildungsplatz-Umlage einzuführen, wenn Berlins Unternehmen weiterhin nicht genug ausbilden. Bis Anfang 2025 sollen 2.000 zusätzliche Lehrstellen entstehen - gelingt dies nicht, träte sofort eine allgemeine, nicht branchenbezogene Ausbildungsplatz-Umlage in Kraft, hieß es. Die Vorarbeiten für ein entsprechendes Gesetz sollen laufen, während die Regierung mit Wirtschaft, Verbänden und Gewerkschaften über die Schaffung neuer Plätze verhandelt. Kommt die Umlage, müssten in Zukunft alle Unternehmen einen Teil ihrer Bruttolohnsumme in einen Fonds einzahlen, aus dem Betriebe, die ausbilden, finanziell unterstützt werden.

Kritiker der Verhandlungen wie der SPD-Kreisvorsitzende in Tempelhof-Schöneberg, Lars Rauchfuß, hatten bezweifelt, dass eine Ausbildungsplatz-Umlage mit der CDU machbar sei, und sich unter anderem deshalb gegen eine Zusammenarbeit mit den Christdemokraten ausgesprochen. Im April wird die SPD-Basis befragt, ob die Sozialdemokraten mit der CDU koalieren sollen.

Auch Mindestlohn, Gasag und Wohnungsbau bis zuletzt Thema

Die SPD setzte sich auf den letzten Metern der Koalitionsverhandlungen auch in weiteren Punkten durch: So soll der Landesmindestlohn in Zukunft automatisch angepasst werden, außerdem ist eine Mehrheitsbeteiligung des Landes an der Gasag geplant, um mehr Einfluss auf dem Energiemarkt zu haben. Darüber hatte zuerst die "Morgenpost" [Bezahlschranke] berichtet.

Ebenfalls geklärt wurde nach rbb-Informationen, wie viel Geld eine schwarz-rote Koalition in die Hand nehmen würde, um wie angekündigt in den nächsten Jahren 15.000 weitere Wohnungen in Landesbesitz zu bringen: Geplant wird mit einem Kaufpreis von gut vier Milliarden Euro. CDU-Chef Kai Wegner hatte am Freitag in der rbb24-Abendschau erklärt, der Kauf solle kreditfinanziert über die städtischen Wohnungsbaugesellschaften erfolgen. Wegner sieht darin "ein wichtiges und gutes Investment in die Zukunft für die Berlinerinnen und Berliner."

Ressortverteilung weiterhin ein gut behütetes Geheimnis

Am Sonntagabend wollen die Unterhändler den letzten Feinschliff am Koalitionsvertrag vornehmen. Ab 18 Uhr sitzt die Spitzen-Verhandlungsgruppe noch einmal zusammen, um die Ressortverteilung endgültig festzuzurren.

Über die mögliche Ressortverteilung im Senat bewahren CDU und SPD bisher Stillschweigen, klar ist nur, dass jede Partei fünf Posten bekommen soll.

Die CDU hat für die Ressorts Bildung und Kultur schon ihr Wunschpersonal benannt, diese dürften also für die Christdemokraten gesetzt sein. Dazu könnten Finanzen, Verkehr und Justiz kommen.

Die SPD hatte gleich zu Beginn der Verhandlungen wieder das Innenressort für sich beansprucht. Außerdem könnten die Ressorts Bauen, Wirtschaft, Arbeit und Soziales sowie Gesundheit an die Sozialdemokraten gehen.

Welche Personen die Ressorts übernehmen, wollen beide Parteien erst bekanntgeben, wenn feststeht, dass auch die letzte Hürde genommen ist: ein positives Votum der SPD-Mitglieder bei der Urabstimmung über den Koalitionsvertrag.

Hinweis: In einer ersten Fassung dieses Beitrags hatten wir geschrieben, CDU und SPD hätten sich auf eine Ausbildungsplatz-Umlage geeinigt. Das war verkürzt dargestellt. Die beiden Parteien stellen eine solche Umlage in Aussicht, wenn Berlins Unternehmen nicht genug ausbilden.

Sendung: Inforadio, 02.04.23, 18:30 Uhr

33 Kommentare

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  1. 32.

    Na, dann war ja die SED super ... hatte immer fast 97 Prozent ;-)

    Aber Spaß beiseite: Hatte in Berlin überhaupt schon einmal eine Partei über 50 Prozent?

  2. 31.

    Nach Ihrer Lesart gibt es dann schon seit Jahren keine Gewinner mehr. Alles nur Looser.... da keine Partei mehr als 50% erreicht hat.

  3. 30.

    Die CDU hat nicht die Wahl gewonnen. Sie war nur stärkste Partei. Gewinnen tut man, wenn man mehr als 50% hat.
    Und eine Mittelalter-Partei gehört nicht nach Berlin. Da hat er recht.

  4. 29.

    30 % für eine abgehalfterte Partei sind doch nicht schlecht, während die Wahlgewinner weit darunter liegen. Wo gibts denn die Brillen mit Panorama-Linsen zu kaufen ? Doch nur bei den Grünen, oder ?

  5. 27.

    Was Giffey gerade probiert kommt fast einem Putsch gleich und wird auch als solcher von vielen Mitgliedern in der spd so gesehen. Ein Bündnis mit der abgehalfterten Berliner CDU wird es wohl nicht geben. Die große Mehrheit der Wähler hat für rrg gestimmt-trotz aller Probleme.

  6. 26.

    Ebenso könnte man allen Auszubildenden im Bereich Handwerk, Bau, Tischlerei, Sanitär, Energieeinbau, Pflege, Schule am Ende ihrer Ausbildung den Einzug in eine der schönen neuen Wohnungen in Aussicht stellen.
    Das wäre doch mal eine großartige Sache.
    Dann müssen diese Menschen auch nicht mehr mit Reichen konkurrieren, wo sie ansonsten immer den Kürzeren ziehen.
    Das wäre mal echte Sozialpolitik - und nicht immer nur diese ideologischen Sprechblasen.
    Leistung und Gegenleistung.
    So einfach ist das.
    Das motiviert auch junge Menschen!

  7. 25.

    Ich würde den Bezug des Bürgergeldes an die Pflicht zur Ausbildung binden.
    Es gibt 182.000 Arbeitslose.
    Abgesehen von Menschen, die krank sind, sollte doch für jeden aus der bunten Berufspalette irgendetwas interessantes dabei sein.
    Somit würde man den Menschen eine Perspektive bieten.
    Dazu wäre zwar enormer politischer Wille nötig, aber warum versuchen wir es nicht?

  8. 24.

    Der beste Weg zu mehr Ausbildung wäre, dass man mit Ausbildung mehr Geld in der Tasche haben würde als mit Sozialleistungen.
    Aber an dieses heiße Eisen wagt sich ja keiner ran.

  9. 23.

    Wo bitte sollen die Lehrlinge herkommen? Es können jetzt schon nicht alle Lehrstellen besetzt werden weil keiner mehr lernen will! Vollkommen rehalitätsfern Frau Giffey.

  10. 22.

    Zum Glück haben ja vor allem die Menschen in den Außenbezirken dafür gesorgt, dass Grüne und Linke nun von der CDU abgelöst werden.

  11. 21.

    Wenn der Senat Glück hat, wird die Verfassungswidrigkeit so einer Umlage schon in Bremen festgestellt. Dann könnte sich Berlin die nächste Klatsche vor Gericht ersparen.

  12. 20.

    4 Mrd. für sanierungsbedürftige Schrottimmobilien.
    Die Immobilienmafia freut sich.

  13. 19.

    Für Unternehmen mit unter 10 Mitarbeitern sollte man den IHK-Zwang und die Umlgen abschaffen, dann würden Unternehmen entlastet und mehr Firmen gegründet werden.

  14. 18.

    15000 Wohnungen kreditfinanziert für 4 Mrd. kaufen? Und danach gibt es nicht eine Wohnung zusätzlich, aber die landeseigenen Wobnungsbaugesellschaften haben 4 Mrd. Schulden mehr? Was soll das?

  15. 17.

    Dann sollte man auch erstmal das System der Ausbildung umkrempeln. Nachdem ich sehe, was Fachinformatiker für Anwendungsentwicklung in der Ausbildung lernen, würde ich die maximal zum Drucker reparieren einstellen, nicht zum Programmieren. Das liegt nicht an unfähigen Azubis, sondern an veralteten und unnötigen Ausbildungsinhalten der IHK.

  16. 15.

    Nun "reden" wir aber mal über die Ausbildungstauglichkeit vieler Schulabgänger heute. Das setzt sich dann auch fort wenn ein älterer Arbeitnehmer zur Arbeitsaufnahme und Qualifizierung an einen Betrieb vermittelt wird. Mein Schwager als anlernender Meister hatte so einige Fälle und als er dann dem Firmenchef eines Tages eine Gesamteinschätzung gab beendete der sofort die Zusammenarbeit mit dem Arbeitsamt. Es gab da den einen Fall : Der bummelte . fehlte auch gänzlich und richtete obendrein größeren Schaden an einer Spezialmaschine an. Es ist wie mit gutem Gemüse: Beste Wachstumsbedingungen bringen Qualität.

  17. 14.

    Im Artikel steht, dass alle Unternehmen einzahlen sollen, also auch die ausbilden.
    Wäre dem tatsächlich so, dann kommt di nächste Ungerechtigkeit zu stande!
    Übrigens, Bremen kam Berlin mit dieser Idee zuvor.
    Da bahn sich wieder einmal ein bürokratischer "Murks" zusammen.

    Ene Ausbildunggsumlage ja, aber doch nicht für diejenigen Unternehmen die eh ausbilden.

  18. 13.

    Wären Sie so freundlich mir hier zu benennen wer oder was rechtspopulistisch ist?
    Im R2G-Senat haben manche Linke und Grüne als Senator/in ihr eigenes Parteisüppchen gekocht, was im Endeffekt dazu geführt hat, dass die Berliner die Nase voll von einer Politik hatten, die die Stadt gespalten hat!

  19. 10.

    Oskar Lafontaine hat mal in einer Talk-Show gesagt, dass alle Parteien populistisch sind. Demnach haben alle Parteien in Berlin nichts zu suchen oder nur die, die nicht genehm sind ?

  20. 9.

    Das Eine zweifache Betrügerin, nicht von allen Politischen Ämtern zurück getreten ist,ist schon ein starkes Stück.Siehe Masterarbeit und Doktorarbeit.Und tut,als wenn nichts gewesen wäre.Wieder ein Sargnagel mehr, für die Demokratie in Deutschland.

  21. 8.

    Die Ausbildingsumlage zahlen ab gewisser Grösse die Unternehmen, die nicht ausbilden. Das Geld kommt den ausbildenden Firmen zu Gute, die nicht nur über Fachkräftemangel jammern, sondern aktiv etwas dagegen tun..

  22. 7.

    Solch krude Ideen können nur von Spandau-Kai und seiner Gurkentruppe kommen.

  23. 6.

    Problematisch nur, dass nicht der Kreisverband Tempelhof-Schöneberg zustimmen muss, sondern nach dem Willen von Frau Giffey eine Mitgliederbefragung durchgeführt wird.

  24. 5.

    Das Problem sind ja wohl nicht die Betriebe,
    sondern dass die "jungen Menschen" heutzutage nicht mehr arbeiten oder überhaupt irgendwie eine eigenständige Leistung erbringen wollen.
    Und wenn, dann als Influencer/-in...


  25. 4.

    So jetzt kann der Herr Rauchfuß(SPD) j seinem Bezirksverband Tempelhof Schöneberg ja grünes Licht für die Zustimmung des Koalitionsvertrags geben.Seine Forderung wurde 100% erfüllt. Aber er wird mit Sicherheit wieder ein Haar in der Suppe finden und Kevin wird ihm gerne dabei helfen.

  26. 3.

    Diese Rechtspopulisten haben in Berlin nichts zu suchen und die SPD wird bei der nächsten Wahl die Quittung bekommen. Zum Glück ist diese Wahl nicht mehr lange hin.

  27. 2.

    Da sollen Unternehmen dafür "entschädigt" werden, das sie die Facharbeiter, die sie ja angeblich so dringend brauchen, ausbilden.
    Andererseits, diese sogenannten Arbeitgeber sind halt mittlerweile daran gewöhnt, das ihnen der Staat alle erdenklichen Kosten abnimmt. Sie müssen halt nur laut genug meckern.

  28. 1.

    Die Ressortverteilung finde ich relativ uninteressant.
    Wichtig sind die Inhalte, und da haben wir deutlich mehr von einem Senat mit CDU als mit den Grünen zu erwarten.
    Ein herzliches Dankeschön an Giffey für den Koalitionswechsel!
    Dass sie auf ihr Amt verzichtet, finde ich ehrenhaft.

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