Schulstart in Berlin 2023 - So viele Schüler wie noch nie, aber zu wenige Lehrkräfte

Mi 23.08.23 | 17:01 Uhr
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Symbolbild: Mädchen und Jungen dürfen zum ersten Mal ihren Klassenraum besichtigen. (Quelle: dpa/Matthias Bein)
Video: rbb24 Abendschau | 23.08.2023 | L. Schwarzer | Bild: dpa/Matthias Bein

In den Berliner Schulen arbeiten mehr Lehrkräfte als im vergangenen Schuljahr. Der Lehrermangel in der Hauptstadt ist damit aber nur leicht abgemildert - zumal in diesem Jahr eine Rekordzahl an Schülern im Unterricht sitzen werden.

Die Berliner Schulen starten nach den Sommerferien mit deutlich mehr Schülerinnen und Schülern. Das teilte die Bildungsverwaltung am Mittwoch mit. Demnach werden im neuen Schuljahr rund 395.000 Schülerinnen und Schüler unterrichtet - gut 6.500 mehr als im vergangenen und mehr als je zuvor. Der Zuwachs gehe auch auf die hohe Zahl an Geflüchteten aus der Ukraine zurück.

Zugleich fehlen den Angaben zufolge aber weiter Lehrkräfte: 3.225 Lehrerinnen und Lehrer seien neu eingestellt worden, rund 150 mehr als im vergangenen Schuljahr. Die im Mai prognostizierte Lücke von rund 1.460 unbesetzten Stellen könnte daher etwas geringer ausfallen, teilte die Bildungsverwaltung weiter mit. Genauere Daten dazu werden aber erst Ende September nach einer Abfrage an den Schulen vorliegen.

Lehrerstellen können umgewandelt werden

Angesichts der Lehrkräftelücke können Schulen Lehrerstellen umwandeln und dafür etwa Lerntherapeut:innen, Logopäd:innen sowie Sozialarbeiter:innen einstellen.

Rund ein Drittel der an Berliner Schulen tätigen Lehrkräfte seien daher gar nicht eingesetzt, um die vorgeschriebene Stundentafel abzudecken, sondern um beispielsweise zusätzliche Sprachförderung, Integrations- oder Profilstunden zu ermöglichen, hieß es weiter. In anderen Bundesländern liegt diese Quote deutlich niedriger. Auch Verwaltungsleiter sollen die Berliner Schulen unterstützen.

Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) betonte am Mittwoch, sie werde "gezielt um qualifizierte Lehrkräfte und um gutes Schulpersonal werben."

Die bildungspolitische Sprecherin der Linken, Franziska Brychcy, wirft der Bildungssenatorin dagegen vor, die Lehrkräfte nicht gerecht zu verteilen. Auch die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Berlin (GEW) fordert, den Lehrkräftemangel gleichmäßiger zu verteilen: "An einigen Schulen gibt es noch genügend Lehrkräfte und Bewerberinnen und Bewerber", so der GEW-Vorsitzende Tom Erdmann. Dagegen litten die Kolleginnen und Kollegen sowie Schülerinnen und Schüler in sozialen Brennpunkten etwa in Marzahn-Hellersdorf und Spandau besonders unter dem Lehrkräftemangel.

4.000 zusätzliche Schulplätze geschaffen

Derweil zeigte sich Senatorin Günther-Wünsch erfreut darüber, dass es mit dem Bau neuer Schulen vorangehe. Zum neuen Schuljahr sind demnach rund 4.000 zusätzliche Schulplätze in neu gebauten oder sanierten Schulen geschaffen worden. Weitere 4.000 Plätze wurden in sogenannten Modularen Ergänzungsbauten an bestehenden Schulen eingerichtet.

Mit jährlich rund einer Milliarde Euro stünden mehr Haushaltsmittel für den Schulbau zur Verfügung als je zuvor, so Günther-Wünsch. Das sei auch wichtig, denn "Baukostensteigerungen machen auch vor der Schulbauoffensive nicht Halt". Neben den Neubauten würden derzeit 130 Schulgebäude bei laufendem Betrieb saniert, renoviert oder erweitert.

Sendung: rbb24 Abendschau, 23.08.2023, 19:30 Uhr

25 Kommentare

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  1. 25.

    Ehrlicherweise verstehe ich dieses Dilemma nicht ganz. Es ist doch eines der am besten Planbaren Gegebenheiten unserer Zeit: Kind wird geboren, 2 Jahre später brauchst du Erzieher, 6 Jahre später Lehrer. Dann kannst du noch Demographie bei dem Personal einrechnen und +10% für z.B. Flüchtlinge oder um die Mitarbeiter nicht komplett auszubeuten und gut ist. Seit nun 20 Jahren steht jedes Jahr zum Sommerferienende: „Es mangelt an Personal „. Na dann mal die Menschen gut bezahlen, nicht bis zum Umfallen melken und schlau Köpfe an die 5Jahresplanung setzen. Um Himmels Willen, und dann Wunder wenn keiner Kinder bekommt bei solch einer Organisation. In jedem normalen Konzern wäre Köpfe gerollt für sowas.

  2. 24.

    Mit der richtigen Grammatik kann es klappen. Mit dem falschen Plural nicht.

  3. 23.

    Ich habe viele Jahre als Elternvertreterin und im Elternvorstand fungiert. Ich weiß also was in Schulen abgeht. Es wird von Jahr zu Jahr schlimmer. Egal wieviele Forderungen wir gestellt haben an Schulbehörde und Senat, es hat nichts genützt!!! Und das wird sich auch nicht ändern.
    So gern Sie das hätten.

  4. 22.

    Hallo Sarah, ich bin Lehrer in Berlin für Mathematik und Physik. Es hat schon seinen Grund, dass Mathematik bis zum Abitur belegt werden muss. Eine Abiturprüfung in diesem Fach kann man aber bei entsprechender Kurskombination dennoch vermeiden. Wenn die Zulassung zu den Abiturprüfungen nicht erfolgt, muss man neben Mathe noch weitere Kurse nicht bestanden haben. Man fällt also normalerweise nicht ausschließlich wegen Mathe durch's Abitur.

  5. 21.

    Finde ich überhaupt nicht amüsant. Als Elternteil und ErzieherIn leide ich doppelt unter dem miesen Zustand der Bildungseinrichtungen. Die Forderungen sind alle richtig und wenn Sie das "Gejammere" nervt, dann arbeiten Sie mal in einer Schule, dann werden Sie es verstehen...

  6. 20.

    Warum nicht gleich das Abitur anschaffen und jeden ohne Zugangsprüfung studieren lassen?

    Sorry, aber wer Mathematik nicht kapiert, fällt zurecht durchs Abitur.

    Ihr Ansatz ist schon lustig und hoffentlich nicht ernst gemeint?

  7. 19.

    Quark!
    Zwischen "Homeschooling" und sich mit Kindern beschäftigen (Vorlesen, Zählen üben, Schwungübungen, Striche ziehen usw. usw. / selbst Schnürsenkelbinden und Umgang mit Schere soll Schule +Kita übernehmen) ist wohl noch ein riesiges Stück Platz für Eigeninitiativen der Eltern!

  8. 17.

    1. Die Stundenbedarf einer Schule wird in Abhängigkeit von der Schülerzahl und deren amtl. bestätigtem Förderbedarf berechnet. Daher wird zunächst diese Zahl erhoben, woraus der Lehrerbedarf folgert.
    2. Nicht alle Menschen, die eine Lehrerstelle besetzen, sind Lehrkräfte oder in Ausbildung dazu. Mit jedwedem Hochschulstudium erhält man in Berlin einen befristeten Vertrag. Also: besetzte Stellen ungleich Anzahl der Lehrkräfte. Das steht nämlich nicht in der Statistik.

  9. 16.

    "So viele Schüler wie noch nie, aber zu wenige Lehrkräfte"
    Das ist doch nicht nur in Berlin so, das betrifft die gesamte Republik, es fehlt an allen Ecken und Enden!

  10. 15.

    Schon super, dass substanzielle Beiträge zum Thema nicht freigegeben werden, pointless positions aber schon? RBB=Klicks statt Inhalte? Hier nochmal mein Beitrag:

    Es fängt doch schon mit schlechten Arbeitsbedingungen in der Lehrkräfteausbildung an den Unis an: Man schmeißt auf Basis des WissZVG die am besten ausgebildeten Postdocs nach max. 6 Jahren raus, wenn diese nicht eine der raren Professuren ergattern, und ersetzt sie durch frische Masterabsolventen, die dann die Lehrkräfte ausbilden. Was ein Witz: Wer macht denn eine gute Lehrkräfteausbildung an der Uni, wenn er/sie weiß, dass nach 6 Jahren Schluss ist mit der Karriere? Die paar Menschen, die das noch interessiert, hängen sich mit 150% ihrer Zeit in die Forschung im Kampf um eine Professur; gute Lehre kann sich in diesem Up-or-Out-Sytem keiner leisten. - Gute Arbeitsbedingungen und entfristete Arbeitsplätze an den Unis wären ein wichtiger Baustein für mehr Ausbildungsqualität, bessere Betreuung und weniger Studienabbrecher.

  11. 14.

    Leider zuviel Zeit bei der Digitalisierung verloren. Durch KI wäre vieles möglich gewesen.

  12. 13.

    Es fängt doch schon mit schlechten Arbeitsbedingungen in der Lehrkräfteausbildung an den Unis an: Man schmeißt auf Basis des Wissenschaftszeitvertragsgesetzes (WissZVG) die am besten ausgebildeten Postdocs nach max. 6 Jahren raus, wenn diese nicht eine der raren Professuren ergattern, und ersetzt sie durch frische Masterabsolventen, die dann die Lehrkräfte ausbilden. Was ein Witz: Wer macht denn eine gute Lehrkräfteausbildung an der Uni, wenn er/sie weiß, dass nach 6 Jahren Schluss ist mit der Karriere? Die paar Menschen, die das noch interessiert, hängen sich mit 150% ihrer Zeit in die Forschung im Kampf um eine Professur; gute Lehre kann sich in diesem Up-or-Out-Sytem keiner leisten. - Gute Arbeitsbedingungen und entfristete Arbeitsplätze an den Unis wären ein wichtiger Baustein für mehr Ausbildungsqualität, bessere Betreuung und weniger Studienabbrecher.

  13. 12.

    Tja, Kinder kriegen können die Berliner. Vorsorgen, mitdenken, dementsprechend handeln oder sich mal selbst kümmern, das geht natürlich nicht. Immer wird nur nach dem Staat gerufen und gejammert.

  14. 11.

    Amüsant! Alle Jahre wieder der gleiche Gesang.
    Leute versteht es endlich: in Deutschland wird da gespart wo man sich nicht wehren kann. Das ist bei Kindern und Rentnern so. Es wird sich nichts ändern! Weil es gar nicht gewollt ist!
    Außerdem kann ich verstehen, dass keiner mehr Lehrer sein will. Die Kids haben keinen Respekt mehr vor ihnen und selbst hat man ihnen die Handhabe genommen sich Respekt zu verschaffen. Die Kids dürfen doch nur noch mit Samthandschuhen angefasst werden, wenn überhaupt.
    Also hört auf zu jammern, das ist verschwendete Energie. Es interessiert keinen wirklich, eben weil es Geld kostet, was keiner ausgeben will!

  15. 10.

    Dass auch sehr viele Erzieher*innen an den Grundschulen in Berlin fehlen, wird gar nicht thematisiert.
    Freie Stellen können nicht besetzt werden, weil es keine Bewerber*innen gibt.
    Kostenfreie Betreuung aller Kinder der erste, zweiten und dritten Klassen am Nachmittag.
    Wie sehen denn diese Zahlen für Berlin aus?
    Wie viele Erzieher*innen fehlen in diesem Schuljahr in den Berliner Ganztags-Grundschulen?

  16. 9.

    10 Stunden Ausfall gibt es auch locker am bildungsbürgerlichen Gymnasium mittlerweile.

  17. 8.

    In den Brennpunkten Bezirken will doch kein Lehrer* innen hin das ist ja das traurige. Den auch da wollen die Kinder lernen und nicht pro Woche 10 Stunden ausfalle oder Vertretung haben

  18. 7.

    Stimme Ihnen zu.
    Auch mit schlechten Mathekenntnissen bzw. ohne Abitur könnte man eine gute Lehrerin werden.
    Es hätte eben nie diese generelle Akademisierung geben dürfen - sondern eben auch weit offene Türen für Haupt- und Realschüler.
    Der Abiturfokus hat auch bei denen, die wussten, dass sie es nicht schaffen, zu Hoffnungslosigkeit geführt.
    Dazu hat man geduldet, dass große Teile der Wirtschaft keine Hauptschule möchten.
    Und dann schreit die Wirtschaft nach Fachkräften?
    Was war eigentlich der Plan?
    Man holt möglichst viele von Haupt- und Realschule runter, und dann hat man Massen an Fachkräften?
    Hat man vorher mal kalkuliert, welche Beschäftigten uns fehlen, wenn man möglichst viele ins Abitur schickt?

  19. 6.

    Ich bin 36 Jahre alt, vor 17 Jahren hatte ich mein Abitur nicht geschafft. Mein Wunsch damals: Lehrerin zu werden. Ich war sehr schlecht in Mathe, weder den GK noch die Prüfung geschafft. Damit das ganze Abitur versemmelt, nur aufgrund eines Faches, welches ich nie studiert hätte. Manchmal ärgere ich mich über dieses System. Natürlich müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt werden, Abitur sollte nicht inflationär vergeben werden. Aber wenn Menschen mit Leidenschaft und echtem Interesse diesen Beruf als Wunsch gesetzt haben, warum nicht einfach ein Semester testen, ob es passt?

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