Gleis 17 in Berlin-Grunewald - Bücher über Holocaust angezündet: Verdächtiger soll in psychiatrische Klinik

Mi 13.12.23 | 11:47 Uhr
Archivbild:Verbrannte Bücher liegen in der ausgebrannten Bücherbox in der Nähe des Mahnmals "Gleis 17" am 17.08.2023. (Quelle:picture alliance/dpa/F.Sommer)
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Im August brannte in Berlin-Grunewald eine Büchertausch-Box mit Literatur über den Holocaust und Nationalsozialismus aus. Der mutmaßliche Brandstifter sitzt bereits in U-Haft. Nun wurde ein sogenanntes Sicherungsverfahren gegen ihn beantragt.

  • Im August hat ein Brandstifter eine Büchertausch-Box in Berlin-Grunewald angezündet
  • Der Verdächtige sitzt in U-Haft
  • Staatsanwaltschaft beantragt dauerhafte Unterbringung in psychiatrischem Krankenhaus

Die Berliner Staatsanwaltschaft beantragt die dauerhafte Unterbringung des mutmaßlichen Brandstifters der "Bücherboxx" in einem psychiatrischen Krankenhaus. Wie die Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilte, ist eine entsprechende Antragsschrift gegen den 63 Jahre alten Mann beim Landgericht Berlin anhängig.

Beantragt wird ein Sicherungsverfahren. Damit würde es keine Anklage mehr geben. In dem Verfahren geht es stattdessen um eine Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus.

Antimuslimisch, antisemitisch, homofeindlich

Der Beschuldigte soll sich Mitte August in sechs Fällen der Volksverhetzung schuldig gemacht haben. In zwei Fällen wird ihm zusätzlich gemeinschädliche Sachbeschädigung vorgeworfen, in einem weiteren Fall in Tateinheit mit Sachbeschädigung und versuchter schwerer Brandstiftung.

Unter anderem soll der Mann am 12. August die sogenannte "Bücherboxx am Gleis 17" am Bahnhof Grunewald im Bezirk Wilmersdorf in Brand gesetzt haben, die dadurch vollständig zerstört wurde. Dabei soll er ein antisemitisches und den Holocaust leugnendes Schreiben hinterlassen haben.

Am selbsten Tag soll er außerdem eine Flasche mit Lampenöl in Brand gesetzt und auf das Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen am Berliner Tiergarten gelegt haben, um dieses zu beschädigen. Dazu sei es aber nicht gekommen, weil die Flasche herunterfiel und die Flamme erlosch.

Zudem wird im vorgeworden, zwischen dem 8. und 11. August an der Mevlana-Moschee in Kreuzberg, der Al-Thaqalyn-Schule in Neukölln und einer Neuköllner Begegnungsstätte Zettel ausgehängt zu haben, mit deren Inhalt er unter dem Pseudonym "Kassandros Berolinensis" Menschen muslimischen Glaubens geächtet und ihr Lebensrecht bestritten haben soll.

forensisch-psychiatrisches Gutachten

Schließlich soll er die Scheiben des Büros der Beratungsstelle "RuT - Rad und Tat: Offene Initiative Lesbischer Frauen e.V." eingeschlagen und drei mit Lampenöl befüllte und entzündete Flaschen hineingeworfen haben. Auch hier soll er ein Schreiben mit homofeindlichen und volksverhetzendem Inhalt hinterlassen haben.

Der Beschuldigte hat laut Staatsanwaltschaft die Taten in seiner polizeilichen Vernehmung bereits eingeräumt. Am 16. August wurde er in Untersuchungshaft genommen. Nach einer Ende Oktober vorliegenden forensisch-psychiatrischen Stellungnahme erfolgte die Verlegung in das Krankenhaus des Maßregelvollzugs, da Anhaltspunkte für eine schwere psychische Erkrankung vorliegen, die sich auf die Schuldfähigkeit des Beschuldigten auswirken kann.

Insgesamt wurden bei der Staatsanwaltschaft über 30 Fälle bekannt, in denen Äußerungen des Beschuldigten - unter anderem mit homofeindlichem und volksverhetzendem Inhalt - eine Rolle spielten.

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