Literatur zu Nationalsozialismus -
Der polizeiliche Staatsschutz ermittelt wegen einer mutmaßlichen Brandstiftung am S-Bahnhof Berlin-Grunewald.
Das hat die Ermittlungsbehörde dem rbb am Samstagnachmittag mitgeteilt. Es gehe um eine möglicherweise antisemitische Straftat.
Nach den ersten Erkenntnissen der Ermittlerinnen und Ermittler meldeten zwei Zeugen in einer benachbarten Bäckerei das Feuer. Sie hätten beobachtet, wie ein Mann eine Kiste in die ehemalige Telefonzelle gestellt und diese angezündet habe. Die Feuerwehr habe den Brand gelöscht, die Bücher seien jedoch fast vollständig zerstört worden.
Laut Anwohnern wurde ein Bekennerbrief hinterlassen
Die Bücherbox ist mit hebräischen Schriftzeichen versehen und macht auf das danebenliegende Mahnmal Gleis17 aufmerksam. Von diesem Gleis waren Tausende Juden mit Zügen der Deutschen Reichsbahn während des Nationalsozialismus deportiert worden.
Der Staatsschutz prüfe derzeit, ob es sich um eine politisch motivierte Straftat handele, sagte die Sprecherin. Der Inhalt der Büchertauschbox sei bei dem Brand fast vollständig vernichtet worden.
Laut Anwohnern soll ein Bekennerbrief hinterlassen worden sein. Dies konnte die Polizei aber nicht bestätigen. Anwohner und die Initiatoren der Bücherbox wollen sich im Laufe des Nachmittags vor Ort zu einer Mahnwache treffen. Am Ort des Geschehens wurden im Laufe des Tages Blumen niedergelegt.
Rhabbinerkonferenz spricht von "alarmierenden Trend"
Die Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland (ORD) reagierte empört auf den mutmaßlichen Anschlag auf das Mahnmal. "Diese Tat erfüllt uns mit Entsetzen. Sie ist abscheulich. Der Brandanschlag am Berliner 'Gleis 17' zielt auf alle Opfer des Holocausts, ihre überlebenden Angehörigen und Nachfahren und das historische Verantwortungsbewusstsein unserer Gesellschaft", erklärte sie am Sonntag in München. Es gebe eine "alarmierenden Trend" zu Attacken auf Holocaustgedenkstätten.
Sendung: rbb 88.8, 12.08.2023, 16:02 Uhr
