Kreml-Kritiker - Nawalny sollte kurz vor Tod offenbar gegen "Tiergarten-Mörder" ausgetauscht werden

Mo 26.02.24 | 19:00 Uhr
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Archivbild: Beamte der Spurensicherung sichern in einem Faltpavillon Spuren an einem Tatort im kleinen Tiergarten. (Quelle: dpa/Zinken)
Audio: rbb24 Inforadio | 27.02.2024 | Tatiana Brasching | Bild: dpa/Zinken

Stand Alexej Nawalny kurz vor seinem Tod vor seiner Freilassung? Unterstützer berichten, Verhandlungen über einen Austausch mit dem inhaftierten "Tiergarten-Mörder" seien in einer "abschließenden Phase" gewesen.

Der im russischen Straflager gestorbene Kreml-Gegner Alexej Nawalny hätte Angaben seines Teams zufolge gegen den in Deutschland inhaftierten sogenannten Tiergarten-Mörder ausgetauscht werden können. "Nawalny sollte in den nächsten Tagen freikommen, weil wir eine Entscheidung zu seinem Austausch erreicht hatten", sagte die politische Direktorin des Nawalny-Fonds für die Bekämpfung der Korruption, Maria Pewtschich, am Montag in einem auf Youtube veröffentlichten Video.

Anfang Februar sei Kremlchef Wladimir Putin ein Angebot unterbreitet worden, wonach der im Dezember 2021 in Deutschland verurteilte "Tiergarten-Mörder" Vadim K. an Russland übergeben hätte werden können - im Austausch gegen Nawalny und zwei US-Amerikaner. Wer genau an der Ausarbeitung dieser vermeintlichen Austauschpläne beteiligt gewesen sein soll und wie konkret sie waren, sagte Pewtschich nicht.

Bundesregierung äußert sich nicht

Von der Bundesregierung gab es dazu zunächst keine weiteren Auskünfte. Die stellvertretende Regierungssprecherin Christiane Hoffmann verwies am Montag auf frühere Äußerungen und sagte: "Und ich kann dazu jetzt auch nichts anderes antworten, als dass wir uns dazu nicht äußern können." Auf Nachfrage wiederholte sie: "Jetzt im Moment kann ich mich dazu nicht äußern."

Pewtschich warf Putin vor, daraufhin persönlich die Tötung Nawalnys angeordnet zu haben. Er habe Nawalny um keinen Preis freigeben wollen. Er habe erkannt, dass der Westen bereit sei, Vadim K. auszutauschen und dann entschieden, Nawalny als Tauschobjekt loszuwerden, vermutet Pewtschich. "Das ist das absolut unlogische, irrationale Verhalten eines verrückten Mafiosi", sagte sie.

Vadim K. hatte 2019 in Berlin einen Exil-Tschetschenen ermordet. K. soll den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen verübt haben. Immer wieder war spekuliert worden, dass Putin ihn im Zuge eines Gefangenenaustauschs freibekommen wollte. Zuletzt hatte er das in einem Interview mit dem US-Talkmaster Tucker Carlson quasi bestätigt.

Vadim K. zu lebenslanger Haft verurteilt

Er war Ende 2021 zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Nach Überzeugung des Berliner Kammergerichts hatte er im Auftrag des russischen Staats den tschetschenischstämmigen Georgier im Kleinen Tiergarten erschossen. Das Kammergericht sah es als erwiesen an, dass Vadim K. den Mord im Auftrag staatlicher russischer Stellen begangen hatte.

Die USA bemühen sich derweil seit Längerem um die Freilassung des ehemaligen US-Soldaten Paul Whelan und des "Wall Street Journal"-Reporters Evan Gershkovich, die in Russland inhaftiert sind. Gershkovich war Ende März 2023 wegen Spionage-Vorwürfen festgenommen worden und sitzt seitdem in Moskau in Untersuchungshaft. Der Journalist und sein Arbeitgeber weisen die Anschuldigungen zurück. Whelan war bereits 2020 in Russland zu 16 Jahren Haft wegen Spionage verurteilt worden.

Der Tod des seit Jahren inhaftierten Nawalny war am 16. Februar bekannt gegeben geworden. Er starb in einem Straflager am Polarkreis im Alter von 47 Jahren. Der Tod des prominentesten Widersachers von Kreml-Chef Putin löste international, auch in Berlin, Bestürzung aus. Neben Nawalnys Witwe machen zahlreiche westliche Politiker die russische Führung sowie Putin persönlich für seinen Tod verantwortlich. Moskau weist die Anschuldigungen zurück.

Sendung: rbb24 Inforadio, 26.02.2024, 15:00 Uhr

39 Kommentare

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  1. 39.

    Tja, leider verfüge ich nicht über Ihre vollständigen, ideologiefreien Informationen, also Sorry für meine Einmischung.

  2. 38.

    Die USA sind in diesem Krieg keine "Vertragspartei", ergo gibt es für die USA mit Putin auch nichts zu verhandeln.

  3. 37.

    Wer Geschichtsrevisionisten die bei rechtsextremen Veranstaltungen zusammen mit Rechtsextremisten auftreten als "Meinung [abseits] vom sogenannten Mainstream" darstellen möchte der hat ein grundsätzliches Problem mit unserem GG und der FDGO.

  4. 36.

    Wer Geschichtsrevisionisten die bei rechtsextremen Veranstaltungen zusammen mit Rechtsextremisten auftreten als "Meinung [abseits] vom sogenannten Mainstream" darstellen möchte der hat ein grundsätzliches Problem mit unserem GG und der FDGO.

  5. 35.

    Falsch, Mr. Watson. Wer sich Putin zum persönlichen Feind gemacht hat und ihn sogar noch in der Haft verspottet und bloßstellt, dessen Überlebenschancen sind gleich Null.

  6. 34.

    ist es wohl, dass Menschen, deren Meinung vom sogenannten
    Mainstream entfernt ist, durch derartiges Framing in ein schlechtes Licht gerückt werden sollen.
    Wer darauf etwas gibt ist selbst schuld.

  7. 33.

    Genau, irgendwie nicht logisch, das Putin dann sein Ass im Poker, umbringen lässt-aber in Anlehnung an Bismarck-nirgends wird soviel gelogen wie im Kriege, nach der Jagd, in der Politik......

  8. 32.

    Ist eigentlich ganz einfach. Schwere Fehler mag irgend jemand so oft machen, wie er will. Der Einmarsch in ein anderes Land und Annektion von dessen Gebieten, 2014 und 2022, sind keine "schweren Fehler", sondern schlicht ein brutaler, durch nichts zu rechtfertigender, völkerrechtswidriger Angriffskrieg. Punkt. Und sowas "schwere Fehler" zu nennen, ist extremste, peinliche Verharmlosung und Geschichtsklitterung.

  9. 31.

    Rote Karte wäre das erklären zur unerwünschten Person, folglich Ausreise.

    Aber um Grundsatz habe Sie Recht.

  10. 30.

    Gerd Schultze-Rhonhof (* 26. Mai 1939 in Weimar) ist ein ehemaliger Generalmajor der Bundeswehr und geschichtsrevisionistischer deutscher Autor.

    "Im Mai 2006 trat er gemeinsam mit den umstrittenen Historikern Stefan Scheil und Walter Post auf einer Tagung der vom Bundesamt für Verfassungsschutz als rechtsextremistisch eingestuften Verleger Wigbert Grabert und Gert Sudholt auf. Nach einer Schulung des Südtiroler Schützenbundes, bei der Schultze-Rhonhof als Referent fungierte, leitete die Staatsanwaltschaft Bozen gegen die Teilnehmer Ermittlungen wegen des Verdachts auf Verletzung der Gesetze gegen die Einheit des italienischen Staates ein 2011 referierte Schultze-Rhonhof auf der Antizensurkonferenz des Schweizer Verschwörungstheoretikers Ivo Sasek."

    Keine Überraschung warum sie ausgerechnet so eine heranziehen und hochwahrscheinlich mit seinen Ansichten sympathisieren.

    Und ja, man muß weiter zurücksehen, nämlich bis zu den Äußerungen Putins im Jahr 2005.

  11. 29.

    Man muss weiter zurückschauen, wenn man die Entwicklung des russisch-ukrainischen Krieges beurteilen möchte. Gerd_Schultze-Rhonhof, pensionierter Generalmajor der Bundeswehr, hat dies getan. In mehreren Stellungnahmen zeichnet er kenntnisreich und präzise die Entwicklung nach. Schwere Fehler sind von allen Seiten gemacht worden.

  12. 28.

    Was sollte man auch anderes an öffentlichenReaktionen erwarten, wenn die Regierung nicht das Gsicht verlieren will. Kein Staat wird im Detail über die Inhalte diplomatischer Kontakte öffentlich Rechenschaft ablegen, das wäre auch sehr kontraproduktiv, wenn man etwas erreichen will.

  13. 27.

    Warum sollte die Bundesregierung zu Vermutungen wie hier im Artikel Stellung beziehen? So viel Substanzist doch gar nicht da - zumindest nicht veröffentlicht worden. Warum sollte die Bundesregierung immer über alle diplomatischen Kanäle und was da besprochen wird Stellung beziehen, dann können Sie doch die ganze Diplomatie vergessen?

  14. 26.

    Abgesehen davon, dass der russische Botschafter zu diesem Vorfall einbestellt wurde (unter Diplomaten die rote Karte), sagte Scholz wörtlich auf der Chefredaktionskonferenz der Deutschen Presse-Agentur.:
    „Auch ich gehe wie alle anderen davon aus, dass es das Regime war, das ihn getötet hat. Sein Tod ist jetzt die Konsequenz einer Diktatur.“
    Was erwarten sie außerdem konkret vom Bundeskanzler?

  15. 25.

    Auch ich habe den Eindruck, mit dem Hintergrund des Austausches, das Navalny dazu nicht bereit war und über seinen Kopf hinweg entschieden wurde.
    Er wollte definitiv nicht raus aus Russland.
    Das zeigte doch auch seine Rückkehr mit allen bekannten und unbekannten Risiken.
    Aus dem Ausland wirkend macht einen nicht zur Galionsfigur und/oder zum Märtyrer.

  16. 24.

    "Der hochgelobte Nawalny. Den meisten scheint da offensichtlich was entgangen zu sein. Das ist wie mit dem Entstehung des Russich-Ukrainischen Krieges......" ===> Meinten Sie vielleicht "Spezialoperation in der Ukraine"?

  17. 23.

    Ohja, und Sie gehören zu den wenigen "Erleuchteten" die die eigentliche Wahrheit kennen, dass der arme missverstandene Putin ja nur sein armes unterdrücktes Russland beschützen will? (Ironie aus)

  18. 22.

    Dass sie dazu Stellung bezieht, aber sie macht es nicht und das bedeutet für mich: es gibt einen Grund warum die Regierung sich momentan nicht äußern kann oder will. Ich hoffe, dass man diesen Grund irgendwann erfährt.

  19. 21.

    Dass sie dazu Stellung bezieht, aber sie macht es nicht und das bedeutet für mich: es gibt einen Grund warum die Regierung sich momentan nicht äußern kann oder will. Ich hoffe, dass man diesen Grund irgendwann erfährt.

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