Trauer und Protest in Berlin - Hunderte Menschen protestieren nach Nawalnys Tod vor russischer Botschaft
Rund 450 Menschen gedenken am Sonntag dem Tod des Kreml-Kritikers Nawalny vor der russischen Botschaft in Berlin. Gleichzeitig demonstrieren sie gegen den russischen Präsidenten. Auch Pussy Riot-Anhänger zeigten sich.
- Am Sonntag demonstrieren etwa 450 Menschen vor der russischen Botschaft in Berlin gegen den russischen Präsidenten
- Tod des Kreml-Kritikers Nawalny in einem russischen Straflager war am Freitag bestätigt worden
- Auch Mitglieder der russischen Gruppierung Pussy Riot solidarisierten sich mit dem Gedenken an Nawalny in Berlin
Nach dem Tod von Kreml-Kritiker Alexej Nawalny haben am Sonntag in Berlin mehrere Hundert Menschen gegen die Politik des russischen Präsidenten Wladimir Putin demonstriert. Vor der russischen Botschaft Unter den Lindenwaren am Nachmittag etwa 450 Menschen zusammengekommen, wie die Polizei dem rbb mitteilte. So viele waren für die Versammlung im Vorfeld auch angemeldet worden.
Die Demonstranten sind in einem Protestmarsch von der Straße Unter den Linden über die Wilhelmstraße zurück zum Botschaftsgebäude gegangen, wie ein Polizeisprecher dem rbb sagte. Dort habe es Reden gegeben, es seien auch Flugblätter verteilt worden. Die Versammlung wurde von der Kampagne "Free Navalny" angemeldet, der Protest richtete sich laut dem Aufruf gegen Putin und den Krieg in der Ukraine.
Festnahmen bei Protesten in Russland
Die russischen Behörden hatten den Tod des 47-jährigen Aktivisten und Oppositionspolitikers Nawalny in einem russischen Straflager am Freitag bekannt gemacht. Noch am selben Tag demonstrierten viele hundert Menschen in Berlin und anderen deutschen Städten. Die Umstände des Todes sind noch ungeklärt.
Auch in Russland gab es zahlreiche Gedenkkundgebungen gegen die Sicherheitsbehörden teils radikal vorgegangen sind. Dem Bürgerechtsportal Ovd-Info zufolge hat es etwa 366 Festnahmen von Nawalny-Anhängern gegeben. Zuvor war die Rede von etwa 400 Festnahmen gewesen.
Nawalny - Putins größter politischer Feind
Nawalny galt als der größte politische Feind von Präsident Wladimir Putin. Er war zu 19 Jahren Lagerhaft verurteilt worden, unter anderem unter dem Vorwurf des Extremismus. Die Vorwürfe gegen ihn nannte Nawalny politisch motiviert - seine politische Bewegung wurde verboten, enge Mitarbeiter wurden inhaftiert oder flohen ins Ausland.
Nawalny selbst saß seit Januar 2021 in Haft, zuletzt war er in ein Straflager hinter dem Polarkreis verlegt worden. Er führte immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Er nutzte die Gerichtsauftritte nicht zuletzt zur Kritik an Putins autoritärem System und Moskaus Krieg gegen die Ukraine.
2020 erholte sich Nawalny nach einem Giftanschlag in der Berliner-Charité.
Auch Anhänger von Pussy Riot protestieren in Berlin
Kurz vor der für 14 Uhr geplanten Demonstration hatte die Protestgruppe Pussy Riot eine eigene Aktion angekündigt. Ein Polizeisprecher sagte, mehrere Personen mit rosafarbenen Hauben und Transparenten seien zur Botschaft gekommen und wenig später wieder verschwunden. Zwischenfälle habe es nicht gegeben.
Pussy Riot erklärte, auch für Mitglieder der Gruppe sei die Situation bedrohlich. "Wir rufen die internationale Gemeinschaft dazu auf, sich solidarisch zu zeigen und sich für Gerechtigkeit einzusetzen", hieß es. Und weiter: "Die Ermordung von Alexei Nawalny und die Bedrohung von Pussy-Riot-Mitgliedern sind Angriffe auf die Grundwerte von Freiheit, Gerechtigkeit und Menschenwürde, die wir entschlossen verteidigen müssen."
Wegen Protesten in Russland waren Mitglieder der 2011 gegründeten Gruppe dort zu langen Haftstrafen verurteilt worden.
Sendung: rbb24 IAbendschau, 18.02.2024, 19:30 Uhr