Putin-Gegner - Nawalny nach Entlassung aus Charité weiter in Berlin
Kreml-Gegner Alexej Nawalny ist aus der stationären Behandlung in der Berliner Charité entlassen worden. Sein Zustand hat sich gebessert. Der 44-Jährige hält sich nach ARD-Informationen weiter in Berlin auf.
Die stationäre Behandlung des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny in der Berliner Charité ist abgeschlossen. Das teilte die Klinik am Mittwochmorgen mit. "Der Gesundheitszustand des Patienten hat sich soweit gebessert, dass die akutmedizinische Behandlung beendet werden konnte", heißt es.
Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios hält sich Nawalny weiter in Berlin auf. Er wird demnach rund um die Uhr von der Polizei bewacht. Wo genau er sich befindet, wurde nicht bekannt.
24 Tage auf der Intensivstation
Der 44-Jährige wurde seit 22. August in Berlin behandelt, nachdem er zwei Tage zuvor auf einem innerrussischen Flug vom sibirischen Tomsk nach Moskau zusammengebrochen war. Weil eine Vergiftung und eine mögliche Vertuschung vermutet wurden, drängten seine Anhänger auf eine Verlegung Nawalnys von Sibirien nach Berlin.
Der Gegner des russischen Staatschefs Wladimir Putin verbrachte 24 der insgesamt 32 Tage seiner Behandlung in der Charité auf der Intensivstation. Nach seiner Einlieferung wurde er in ein künstliches Koma versetzt.
Langzeitfolgen nicht ausgeschlossen
Untersuchungen eines Speziallabors der Bundeswehr zufolge wurde Nawalny mit einem chemischen Nervenkampfstoff aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Labore in Frankreich und Schweden bestätigen den deutschen Befund. Moskau weist den Verdacht, den Oppositionspolitiker gezielt vergiftet zu haben, zurück. Nawalnys behandelnde Ärzte im sibirischen Omsk hätten zudem keine Giftspuren finden können.
Die behandelnden Ärzte gehen derzeit davon aus, dass der Kreml-Gegner wieder vollständig genesen werden, teilte die Charité mit. "Eventuelle Langzeitfolgen der schweren Vergiftung können aber erst im weiteren Verlauf beurteilt werden", hieß es.
Reha-Aufenthalt möglich
Nawalny kündigte auf Instagram an, er werde sich möglicherweise nun in ein Reha-Zentrum begeben, um jeden Tag mit Physiotherapeuten zu trainieren. Seine linke Hand sei noch teilweise gelähmt. Er dankte abermals den Charité-Ärzten für ihre Bemühungen. "Sie haben unglaubliche Arbeit geleistet." Nach Angaben seiner Sprecherin bleibt der 44-Jährige vorerst in Deutschland.
Die Bundesregierung zeigte sich erfreut über die Genesung Nawalnys. Die Regierung sei "sehr erleichtert", dass sich sein Zustand so gut entwickelt habe, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Er machte keine Angaben zu Nawalnys Aufenthaltsort oder zu Schutzmaßnahmen.
Sendung: Inforadio, 23.09.2020, 9:30 Uhr