Pro Jahr - Berlin zahlt mehr als zehn Millionen Euro für Entsorgung von illegalem Müll

Di 14.05.24 | 09:06 Uhr
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Audio: rbb24 Inforadio | 14.05.2024 | Michael Ernst | Bild: Schoening

Müll in Parks, Sperrmüll in den Straßen und Bauschutt: Die Entsorgung von illegalem Müll verursacht Kosten, die in Berlin seit Jahren steigten. Wie nun bekannt wurde, liegen alleine die Kosten der BSR bei fast 9,7 Millionen Euro.

  • In Berlin wurden 2022 umgerechnet 2.000 Lkw-Ladungen Müll illegal entsorgt
  • Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Mitte am stärksten betroffen
  • Kosten für Beseitigung auch deshalb gestiegen, weil BSR jetzt zentral verantwortlich ist

Alte Matratzen, Schränke oder Fernseher - diese und ähnliche Gegenstände säumen die Wege vieler Berlinerinnen und Berliner. Das Müllentsorgungsproblem beschäftigt die Stadt schon länger und wird immer teurer. Wie aus einer Antwort des Berliner Senats auf eine parlamentarische Anfrage der CDU-Fraktion hervorgeht, kostet die Entsorgung von illegalem Müll das Land inzwischen mehr als zehn Millionen Euro.

Der größte Anteil davon entfällt auf die Berliner Stadtreinigung (BSR). Sie stellte dem Land Berlin im vergangenen Jahr rund 9,7 Millionen Euro in Rechnung für die Entsorgung von illegalem Müll. Die BSR ist seit einer Gesetzesänderung im vergangenen Jahr hauptverantwortlich dafür.

Täter sind fast nie auszumachen

Der illegale Müll ist ein Problem vieler Großstädte. Der Berliner Senat hatte bereits im vergangenen Herbst festgestellt, dass die Kosten für die Entsorgung steigen würden. Vor Augen hat jeder sofot den Sperrmüll in den Straßen, den Menschen dort hinstellen, um sich den Weg zur Kippe oder die Kosten für die Abholung zu sparen. Auch Bauschutt fällt aber darunter und normaler Müll in Waldflächen und Parks. Täter sind fast nie auszumachen, deshalb fallen die Kosten auf die Bezirke und das Land zurück.

Kosten der BSR steigen, Bezirksausgaben sinken

Seit Mai 2023 ist die BSR nun fast alleine für die Entsorgung von Sperrmüll und Bauschutt in den Straßen, Parks und Wäldern zuständig. Zuvor hatten die Ordnungs- und Grünflächenämter der Bezirke Teile dieser Aufgaben übernommen. Ein Zuständigkeitswirrwarr, was durch die Gesetzesänderung behoben werden sollte. Die BSR muss nun allerdings zusätzliche Touren zu bekannten Problemstellen fahren und schneller bereit für Sonderfahrten sein. Wohl auch dadurch stiegen die Kosten deutlich, die die Stadtreinigung dem Land in Rechnung stellte im Vergleich zu den Vorjahren: Im vergangenen Jahr wurden von der BSR 9,675 Millionen Euro in Rechnung gestellt. 2022 hatten die Kosten noch bei rund 6,3 Millionen Euro gelegen, 2022 bei knapp über fünf Millionen Euro.

In den Vorjahren kamen zu den Kosten der BSR allerdings noch erhebliche Ausgaben der Bezirke hinzu: Im Jahr 2022 gaben die Bezirke insgesamt über 1,5 Millionen Euro für die Entsorgung von illegalem Müll aus. Für 2023 liegen nicht aus allen Bezirken Zahlen vor, Neukölln, Reinickendorf, Spandau, Steglitz-Zehlendorf und Treptow-Köpenick allerdings meldeten dem Senat insgesamt nur noch Kosten in Höhe von knapp über 275.000 Euro.

Autowracks und Müll im Wasser verursachen zusätzliche Kosten

Am stärksten betroffen von illegalem Müll sind seit Jahren die Bezirke Friedrichshain-Kreuzberg, Neukölln und Mitte, besonders viel fällt in Grünanlagen an. In ganz Berlin wurden im Jahr 2022 etwa 40.000 Kubikmeter illegaler Müll entsorgt. Das entspricht 2.000 Lkw-Ladungen.

Das Müllproblem ist also kein neues und auch die nun bekannt gewordene Kostensteigerung aufseiten der BSR ist nicht überraschend. Im Gegenteil: Bereits zur Einführung des neuen Gesetzes hatte der Berliner Senat den Mehraufwand der BSR auf 4,2 Millionen Euro pro Jahr eingeschätzt - in etwa die Summe, bei der die Stadtreinigung nun auch landete.

Es gibt aber auch jetzt noch Müllarten, die nicht von der BSR entsorgt werden. Autowracks in den Straßen beispielsweise oder Müll in Kanälen und in der Spree. Für solche Fälle würden Spezialfirmen beauftragt, heißt es - entweder durch den zuständigen Bezirk oder das Land. Wie hoch diese Kosten im vergangenen Jahr waren, könne nicht abgebildet werden, schreibt der Senat. Da diese Ausgaben in der Aufstellung fehlen, ist davon auszugehen, dass die Summe der Kosten für die Entsorgung von illegalem Müll letztlich über zehn Millionen Euro liegt und damit deutlich höher als in den Vorjahren.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version dieses Beitrags hieß es, in Berlin seien 2022 40 Kubikmeter illegaler Müll entsorgt worden. Das ist falsch, es waren 40.000 Kubikmeter. Wir haben den Fehler korrigiert und bitten, ihn zu entschuldigen.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.05.2024, 6:00 Uhr

92 Kommentare

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  1. 92.

    Da haben Sie leider so was von recht! Viele Berliner wollen das aber immer noch nicht wahrhaben, wie negativ sich diese Stadt in den letzten Jahren verändert hat. Es wird völlig ignorant hingenommen. Berlin war schon immer ein wenig verrückt und gerade deshalb attraktiv, aber inzwischen ist es eine Ansammlung von Egoisten geworden, denen Regeln vollkommen egal sind und wo jeder meint, sich rücksichtslos selbst verwirklichen zu dürfen.

  2. 91.

    Jaja, diese Vorurteile, tss. Aber das Schlimme is ja, daß die, die früher dort wohnten jetzt, weil es bei ihnen so aussieht, jetzt da wohnen und jene, die sind dahin, wo frau sie nicht vermutet hätte - und das Ergebnis? Genau - sie treffen sich nachts an der Strassenhalde in ...

  3. 90.

    Erst wird Neukölln zu den Bezirken gezählt, die am wenigsten Müll verursachen. Einen Block weiter zu den höchsten. Was davon?

  4. 89.

    Umweltbewusstsein scheint in Berlin ein Fremdwort sein !

  5. 88.

    Da haben Sie Recht. Die Berliner BSR hat gefefferte Preise.
    Als ich umgezogen nach Brandenburg hat mir die Wohnungsauflösung ganz schön gekostet. Aber BSR hat alles mitgenommen und mit den Jungs kann .auch reden falls man doch was vergessen hatte anzugeben.

  6. 87.

    Extra für Sie Ironie off/on
    Und es ist auch nicht mein !!Birkenwerder. Jedenfalls klappt bei uns die Sperrmüllabholung.
    Werden Sie selig mit dem Berliner Dreck.

  7. 86.

    Illegale Müllentsorgung Berlin-Style: auf die Strasse kippen und Zettel ran: zu verschenken.

  8. 85.

    Ohne 13 Jahre Studium Entsorgungslogik der BSR aber 15 Min. Zusammenschiß durch den 'Service' gestern am Tel. kann ich die Leute verstehen. Dieser Weg o. den Müll bei jedem Umzug mitnehmen, ist billiger. Kühlschrank wird nur entsorgt mit mindestens 5 cm Holz (Sperrmüll) - 50 EUR. Jeder Pups kostet in qm u. kcm extra usw. (Natürlich vorher selbst genau berechnen). Fensterscheibe ist für MA zu gefährlich, habe ich auf dem Boden zu zerkleinern u. in den Hausmüll zu tun (ich darf verbluten - keine Entsorgung durch BSR), 1 Liter nichtbenutztes Autoöl kostet mich den Weg zum Hof u. 5 x mehr als der Kaufpreis, fehlt nur noch 10 Jahre Knast weil in dem Holz ne Made - von wg . Biotonne, gilt auch für Kühlschraninhalt ......Rest siehe unverständliche zutodeklickwebsites

  9. 84.

    In dem Moment, wo alle die BSR bezahlen und die das einsammelt, ist es doch unentgeltliche Müllentsorgung für Alle. Sozialer geht es also gar nicht. Frage mich warum sich darüber aufgeregt wird. Hier ist doch sonst keiner für das Verursacherprinzip in Berlin. Alle könne könne hier tun und lassen was sie wollen. Keine Verbote und keine Regeln. Und wenn man sich die entsprechenden Bezirke anschaut, dann weiß ja Bescheid.

  10. 83.

    Antwort auf "Sündenbock-Strategie" vom Dienstag, 14.05.2024 | 14:43 Uhr
    "Funktioniert das Miteinander, klappt auch die Müllentsorgung, weil jeder Rücksicht auf den anderen nimmt." Das hat m. E. weniger mit Rücksichtnahme als mit "Gehirn einschalten" zu tun, Bsp.: die Abholung der Weihnachtsbäume, rechtzeitig werden die Termine angekündigt und wann tragen manche den Baum raus?
    Bei uns wird seit Jan. 23 die Wasserversorgung erneuert, Straße gesperrt mit Ankündigung; die lieben Nachbarn legen den Baum auf den Gehweg hinter die Baustellenabsperrung.... da liegen noch Baume aus 2022. Die gegenüberliegende Seite war nicht gesperrt, 10 Schritte weiter und die Bäume wären weg gewesen.

  11. 82.

    Antwort auf "Toska " vom Dienstag, 14.05.2024 | 18:00 Uhr
    "Was macht Brandenburg wohl anders als Berlin?
    Denkaufgabe für den Rest der Woche." Kommen Sie da nicht selbst drauf?? Wie viel Einwohner hat Berlin und wie viel Ihr Birkenwerder? Da ist das Sperrmüllauto an einem Vormittag durch!

  12. 81.

    Antwort auf "Berliner" vom Dienstag, 14.05.2024 | 16:54 Uhr
    "....damit auch Menschen ohne Auto (soll es in der Stadt ja geben) ihren Müll legal entsorgen können." Das hat doch nichts mit einem Auto zu tun, die Leute haben die Couch, das Bett usw. ja nicht mit dem Bollerwagen dorthin gebracht, wo sie es hingeworfen haben. Bsp. der Parkplatz am Paracelsusbad: da wohnt niemand so nah dran, dass das Gelumpe zu Fuss dorthin gebracht wurde. Kaum war alles abgeholt, lag das nächste da. Dann wurden Schilder mit Hinweis auf Videoüberwachung aufgehängt - danach wurde es schlagartig besser.

  13. 80.

    Schade um soviel Geld( für die Müllentsorgung) was könnte davon alles finanziert werden? Sanierung von Schwimmbäder und Schulen, Strassen und sinnvolle Sozialprojekte! Käme allen Bürgern zugute !

  14. 79.

    Nee - es kommt aber meist nicht die BSR sondern zwei-drei Gestalten mit einem Schrotttransporter quer durch die Stadt i.A. der BSR die noch xtra Kohle haben wollten!
    So war es bei uns.
    Haben weg geschickt, weil wir Angst hatten und uns unser Geld zurück geklagt.

  15. 78.

    Sie haben den Nagel auf den Kopf getroffen.
    Sauber ist hier auf jeden Fall. Auch keine Hinterlassenschafften von Hunde obwohl hier fast jeder einen hat.
    Was macht Brandenburg wohl anders als Berlin?
    Denkaufgabe für den Rest der Woche.
    Tschüss...

  16. 77.

    Diese Kommentare hier zu lesen, ist furchtbar. Nur Gemecker. Nicht ein einziger vernünftiger, brauchbarer Vorschlag zur Lösung dieses gesellschaftlichen Problems kommt hier vor.Die Gesellschaft muß wieder zur Achtsamkeit und dem Miteinander geführt werden. Wenn das mit Überzeugung und Einsicht nicht geht, müssen Erziehungsmaßnahmen, wie drastische Strafen, nachhelfen.Aber dazu ist mehr Überwachung erforderlich. Also viel, viel mehr Personal bei den Ordnungsämtern, auch mit mehr Befugnissen.

  17. 76.

    Tja, wer nicht nur ignorant durch die Gegend rennt und fordert , der wird tatsächlich nichts entdecken (wollen). Die BSR bietet seit Jahrzehnten Sperrmüllabholung an. Der Internetauftritt macht da schlau. Ganz für jeden punktgenau. Der Preis ist pro Kubikmeter und je nach Terminwahl auch für JEDEN preiswert.

  18. 75.

    .......da gibt es doch eine einfache Lösung für: machen Sie doch weiterhin so gut es geht einen weiten Bogen um Berlin und bleiben Sie so lange von der Stadt fern, wie Sie es eben schaffen. Sie scheinen sich ja in Berlin total unwohl zu fühlen. Die Hauptsache ist doch, Sie fühlen sich dort wohl, wo Sie wohnen. Und vor allem: freuen sich sich darüber, dass Birkenwerder so sauber ist. Ich war zwar noch nicht dort, aber es scheint ja nach Ihren Aussagen so zu sein.

  19. 74.

    .......da gibt es doch eine einfache Lösung für: machen Sie weiterhin so gut es eben geht einen weiten Bogen um Berlin und bleiben Sie so lange von der Stadt fern, wie es irgend geht. Sie scheinen sich ja in Berlin total unwohl zu fühlen. Die Hauptsache ist doch, Sie fühlen sich dort wohl, wo Sie wohnen.

  20. 73.

    Vielleicht sollte die BSR in Erwägung ziehen, öfter mal Sperrmüll anzubieten, damit auch Menschen ohne Auto (soll es in der Stadt ja geben) ihren Müll legal entsorgen können.

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