In fast fünf Jahrzehnten Besatzung veränderten die vier Alliierten das Leben der Berliner. Sie schufen eigene Strukturen in der Stadt und prägten die Entwicklung des Nachkriegsberlins. Die Spuren ihrer Macht verblassen - man muss sie suchen. Von Stefan Ruwoldt
Vier Siegerarmeen, aber nur eine Stadt: Berlin wurde mit der Durchsetzung der "Berliner Deklaration" Anfang Juni 1945 eine Stadt der vier Mächte - der UdSSR, der USA, Großbritanniens und Frankreichs. Hier in Berlin wurde die Vierteilung Deutschlands noch einmal im Kleinen vollzogen. Sowjets, Amerikaner, Briten und Franzosen übernahmen die Regierungsgewalt - alle vier mit Befugnissen über mehrere Bezirke, grob festgelegt auf der Alliierten-Konferenz in Jalta im Februar 1945 und kurz nach Kriegsende umgesetzt.
Tiefe Prägungen und viele Hinterlassenschaften
Knapp 50 Jahre wachten diese vier Mächte über Berlin. Ihr Abzug im Sommer 1994 beendete die offizielle Administration. Ihre Spuren blieben. Dieser Einfluss über Jahrzehnte ist zu erkennen an tiefen Prägungen, großen und kleinen Hinterlassenschaften. Es sind Denkmäler, Erinnerungstafeln und Büsten, luxuriöse Villen und wohnliche Hauskomplexe ebenso wie merkwürdige Begriffe und unaussprechliche Straßennamen - 30 Jahre liegt der Abzug nun zurück. Eine Spurensuche.
Die tiefste Spur dieser Besatzung ist die Mauer. Sie kam nicht sofort, sondern war die Eskalation einer Einteilung der Welt in Ost und West mit der Front in Berlin-Mitte.
Ein Streit zwischen den Alliiertenadministrationen über die Kontrollbefugnisse der Ostberliner Grenzer am 26. Oktober 1961 an der Grenzübergangsstelle Friedrichstraße geriet fast außer Kontrolle. Die DDR-Gendarme hatten einem amerikanischen Militär die unkontrollierte Durchfahrt verwehrt. Nationale und internationale Kamerateams dokumentierten dann das Anrücken amerikanischer Panzer am Checkpoint. Es war eine Art Prüfung der großen Mauerbefestigung des Ostens: Die einstigen Alliierten standen hier nun nicht mehr zusammen gegen Deutschland sondern drei Verbündete standen einem Ex-Verbündeten gegenüber: Ost gegen West und umgekehrt.
Berlin als Probefeld des weltweiten Kalten Kriegs
Zwei Monate vor diesem Panzeraufmarsch, am 13. August 1961, hatte die DDR-Führung begonnen, die Mauer zu bauen. Das Vorgehen der DDR-Regierung, also deren Politik der kompletten Abschottung gegen den Westen, war unterstützt von den sowjetischen Besatzungstruppen und offenbar hingenommen von den West-Alliierten. Von nun an war Berlin eine Art Probefeld des weltweiten Kalten Kriegs: Im Osten die Machtsphäre der Sowjetunion, gegenüber standen die Westmächte.
Kurz nach dem Sieg der Alliierten am 8. Mai 1945 war das zunächst noch anders. Die sowjetischen Truppen starteten wenige Wochen vor dem vereinbarten Einzug der Westalliierten nach Berlin im Tiergarten den Bau eines Denkmals für ihre Gefallenen und weihten es dann im November ein - auf dem Besatzungsgebiet der Briten.
Zunächst war der Wechsel zwischen den Sektoren noch leicht
Nach dem Eintreffen der Westmächte im Juni waren die Sektorengrenzen zwar kontrolliert, aber für alle - auch die Alliierten - passierbar. Doch separierte sich über die ersten 15 Jahre der Besatzung bis zum Mauerbau das Leben Schritt um Schritt in "Ost" vs. "West".
Zunächst wurden nur Schilder errichtet und die Administrationen arbeiteten getrennt, die Menschen aber gingen weiter zu ihren Jobs in Ost und zu ihren Wohnungen in West und umgekehrt. Eine Flucht - vor allem in die Westsektoren - hatte schon da begonnen, doch der Wechsel zwischen den Zonen war möglich.
Ab Juni '48 aber war dieser gemeinsame Alltag vorbei: In den drei Westsektoren wurde die Westmark eingeführt. Interzonal einzukaufen war für den Osten nun kaum mehr möglich. West-Artikel wurden zur teuren Begehrlichkeit.
Rund ein Jahr lang wurde West-Berlin von US-Militärflugzeugen aus der Luft versorgt - zwei Millionen Bewohnerinnen und Bewohner überstanden die Blockade der Stadt durch die Sowjets. Am Sonntag wird am ehemaligen Flughafen Tempelhof der 75. Jahrestag gefeiert.
Die Währungsinsel wurde zur Versorgungsinsel
Bis heute in der Umgangssprache - vor allem der Alten - blieb eine Hilfsleistung der Amerikaner für Europa vor allem aus den Monaten nach dieser Währungsreform in den Westsektoren: Die Carepakete.
Die Sowjets hatten im Juni 1948 als eine Art Antwort auf die Währungsreform die Landwege nach Westberlin abgeschnitten. Per Luft wurde Westberlin von den Amerikanern versorgt. "Hier sind sie gelandet, mit ihren Carepaketen", erzählen die Alten beim Vorbeifahren am Denkmal in Tempelhof. Kleine Köstlichkeiten, von den Flugzeugen abgeworfen oder als größere Pakete nach dem Verladen verteilt, waren auch im Osten begehrt, schon allein wegen der Konsumexotik: Kaugummis, Schokoladen und Konserven mit dem Geschmack der weiten Welt.
Vor 60 Jahren - am 13. August 1961 - ging es los: Stacheldraht wurde gezogen, Barrikaden aufgestellt, die Berliner Mauer errichtet.
In der Podcast-Reihe "Mauer Macht Mensch" blicken wir auf diese bewegte Zeit zurück. In neun Radio-Dokus und Hörspielen, allesamt Perlen aus dem Rundfunkarchiv, erzählen unsere Autoren und Autorinnen, wie die Mauer das Schicksal der Menschen im Osten und Westen der Republik geprägt hat und unser Leben bis heute noch beeinflusst.
rbb-Moderator Knut Elstermann unterhält sich vorab mit den Autoren und Autorinnen über ihr Werk.
Doch bereits vor den Carepaketen hatte die Alltagskultur der Amerikaner Berlin erreicht - etwa in Form von Popcorn und Cola im Kino. Ebenso wichtig wie die Verpflegung im Kino waren dabei die Filme - auch für die in Berlin lebenden Amerikaner: Sie wollten ihre Filme im Original genießen, weshalb sie aber auch die Briten und Franzosen eigene Kinos einrichteten. Erhalten sind bis heute das Columbia oder das L'Aiglon der Franzosen und am Theodor-Heuss-Platz das Summit House der Briten im ehemaligen Funkhaus.
Ähnliche Sehnsuchtsorte wie die Kinos und Casinos der Westalliierten waren die Etablissements der Sowjets kaum. Zwar wurde auch dort gefeiert und angestoßen. Konzerte und Feste aber bekamen schnell einen überaus offiziellen Anstrich. Statt kleiner Freuden, gabs im Ost-Sektor eher Zeremonien. Gefeiert wurde hier sehr separiert.
Eine Kulturbotschaft der UdSSR
Das Haus der sowjetischen Kultur und Wissenschaften wurde erst spät, in den 80ern auf der Friedrichsstraße errichtet. Die Veranstaltungen und Filme, der Laden mit russichsprachigen Büchern und wenigen Souvenirs aus der Sowjetunion - all das wurden keine Sehnsuchtsorte. Es ging um Pracht und Inszenierung - die Feiern und Konzerte des Hauses konnten dann aber trotzdem gut werden. Der verfallene Zustand heute, drückt die Wertschätzung des Ortes und der Nationenverbundenheit aus - es ist irgendwie übrig geblieben.
Überhaupt gehörte zum Konzept vor allem der Amerikaner, die Berliner mitzunehmen. Musik, Film und Pepsi waren leichter verdaulich, als die im Osten als Kulturaustausch gepriesenen Brieffreundschaften nach Kasachstan oder Karelien.
Diese Spuren haben die Alliierten in Berlin hinterlassen
Bild: Picture Alliance/akg-images
Im eisigen Winter nach Kriegsende 1945/46 schlagen die Menschen Brennholz aus den Bäumen Berlins. Im Hintergrund ist das Sowjetische Ehrenmal im Tiergarten zu sehen. Es wurde am 11. November 1945 - also ein gutes halbes Jahr nach Kriegsende - mit einer Parade der vier Siegermächte USA, Sowjetunion, Großbritannien und Frankreich eingeweiht.
Bild: dpa-Zentralbild
Die Sowjetische Militäradministration in Deutschland (SMAD) und der Geheimdienst NKWD (später KGB) bezogen ihr Hauptquartier im Ortsteil Karlshorst - und zwar in der ehemaligen Festungspionierschule der Wehrmacht. Das Bild zeigt den Kinosaal des Komplexes im Jahr 2010. Im Offizierskasino wurde 1945 die Kapitulation der deutschen Wehrmacht ratifiziert. Dort befindet sich heute das Museum Berlin-Karlshorst.
Bild: Imago Images/Volker Hohlfeld
Der Verwaltungsbau der Sowjetischen Militäradministration (SMAD) in Deutschland wurde 1948 in Berlin-Karlshorst fertiggestellt. Der Bau war bis 1953 Sitz von Dienststellen der SMAD. Nach einem Umbau nutzten von 1954 bis 1989 nacheinander Ministerien der DDR, der Zollverwaltung der DDR und des Grenzkommandos Mitte/Stadtkommandantur das Gebäude.
Fast ganz Karlshorst wurde im Mai 1945 zum Sperrgebiet. Innerhalb von 24 Stunden mussten alle Bewohner:innen ihre Häuser verlassen. Die Sperrzone wurde 1949 zwar schrittweise und 1963 größtenteils aufgelöst, in den Wohnhäusern des Viertels lebten aber weiter sowjetische und nach 1990 russische Offiziere in den als "Russenhäusern" bezeichneten Gebäuden. Das Haus auf dem Foto aus dem Jahr 1928 steht inzwischen unter Denkmalschutz, aber wie zwei weitere Gebäudeanlagen seit dem Abzug der russischen Truppen 1994 leer - und verfällt.
Bild: Stiftung Stadtkultur/Daniel Hölzl und Leo Müller
Das Haus der Offiziere nahe des S-Bahnhofs Karlshorst wurde 1948 bis 1949 gebaut - und von den Offizieren der sowjetischen Truppen als Vergnügungs- und Versammlungsstätte genutzt. Das Gebäude wird derzeit saniert und soll als Veranstaltungs- und Kulturort unter dem Titel KAHO 2025 wiedereröffnen.
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Die Soldaten hatten weniger Freiräume als die Offiziere: In den Kasernen herrschte militärischer Drill - und zwar bis zum Abzug der sowjetischen Streitkräfte 1994. Das Foto zeigt Soldaten beim Morgenappell in Karlshorst im Dezember 1993.
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Das Sowjetisches Ehrenmal im Treptower Park wurde 1949 fertiggestellt. Es ist das größte Denkmal für die gefallenen Soldaten der Roten Armee in Deutschland und die wichtigste Gedenkstätte für sowjetische Soldaten in Berlin.
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Auf dem rund 3,8 Hektar großen Britischen Soldatenfriedhof an der Heerstraße sind nahezu 3.600 Streitkräfte beigesetzt, die im Zweiten Weltkrieg vor allem als Piloten oder Bordschützen der "Royal Air Force" bei Luftkämpfen über Berlin und anderen ostdeutschen Gebiete gefallen sind.
Bild: Schoening
Nachdem der Tiergarten im Winter 1945/46 von den Berlinern nahezu kahlgeschlagen worden war, rief der britische Stadtkommandant General Bourne zu Pflanzenspenden auf. Die Briten spendeten mehr als 5.000 Gehölze. Das britische Königshaus stiftete die Anlage des Englischen Gartens, die am 29. Mai 1952 der Berliner Bevölkerung übergeben wurde. Die Berliner gaben dem Park den Spitznamen "Garten Eden".
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Nahe des Teehauses pflanzte 1965 Königin Elisabeth II. während eines Berlin-Besuchs persönlich eine Eiche aus dem Garten Windsor. Im Bild nimmt sie mit ihrem Mann Philip eine Parade britischer Truppen auf dem Maifeld am Olympiastadion ab.
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Das Britische Hauptquartier befand sich zunächst am Fehrbelliner Platz, wurde 1952 aber in das Deutsche Sportforum verlegt, das zum Gelände des Olympiastadions gehört.
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Der British Golf Club Gatow wurde am 4. Juni 1969 als militärischer Sportverein gegründet. Als Clubhaus diente ein Gebäude der ehemaligen Kriegsschule für Luftfahrt mit seinem 300 Quadratmeter großen Saal. Der britische Golfklub bestand bis zum Abzug der britischen Streitkräfte im Jahr 1994. Heute werden Clubhaus und Platzanlage vom Berliner Golf Club Gatow e.V. betrieben.
Bild: dpa
Auf den Flughafen Berlin-Gatow kamen 1968 Tausende Berliner zum Tag der offenen Tür der britischen Luftwaffe.Im Juli 1945 hatte die britische Royal Air Force (RAF) das Gatower Flugplatzgelände bezogen, das 1948 zu einem der Hauptpfeiler der Berliner Luftbrücke wurde. Am 7. September 1994 übergab die Royal Air Force (RAF) dann das Gelände an die Bundeswehr, heute ist es Außenstelle des Militärischen Museums der Bundeswehr.
Bild: dpa-Zentralbild/Bernd Settnik
Der Britische Stadtkommandant residierte 1945 bis 1990 in der Villa Lemm, die als eines der schönsten und bedeutendsten großbürgerlichen Anwesen Berlins gilt. Die Villa im englischen Landhausstil wurde einst 1907/08 für den Schuhcreme-Fabrikanten Otto Lemm erbaut. 1995 ging sie in Privatbesitz über und wurde mit Unterstützung des Landesdenkmalamtes Berlin denkmalgerecht hergerichtet.
Bild: dpa/akg-images
Das Maison de France wurde 1950 als französisches Kulturzentrum in West-Berlin eröffnet. Nach Kriegsende hatte die britische Militärregierung das stark beschädigte Wohn- und Geschäftshaus beschlagnahmt, um es als Bar, Cabaret und Hotel zu nutzen. 1948 überließ sie es der französischen Militärregierung für den Wiederaufbau und die Einrichtung eines Kulturzentrums im Zentrum West-Berlins, da der französische Sektor nicht zentral genug gelegen war. Heute hat im Kulturzentrum neben dem Cinema Paris auch das Institut Français seinen Sitz.
Die Cité Foch wurde 1952 von der französischen Militärregierung errichtet. Die Siedlung wurde zum größten französischen Wohngebiet in West-Berlin. Bis heute tragen die Straßen französische Namen, wie Avenue Charles de Gaulle, Rue Racine oder Rue Montesquieu.
Das Foyer des Kinos ist von einer Glaswand umgeben. | Bild: rbb/Götz Gringmuth-Dallmer
Am Kurt-Schumacher-Damm wurde es in den 1950er Jahren modern: Mit der eleganten Linienführung und dem großflächig verglasten Foyer ist das Kino L'Aiglon ein Beispiel für die moderne Architektur dieser Jahre. Es steht seit 1994 leer.
Bild: imago stock&people
Aber auch mit Festen versuchten die Streitkräfte eine Beziehung zur West-Berliner Bevölkerung herzustellen. Seit 1963 findet im Juni ein Deutsch-Französisches Volksfest statt, das sich großer Beliebtheit erfreut. Im Bild zu sehen: Pony-Reiten in den 1970er Jahren.
Bild: dpa
Die Präsenz der Alliierten konnte sich aber auch anders zeigen: Amerikanische und französische Soldaten trainierten in West-Berlin gemeinsam den Straßenkampf. Im Bild wird eine Passantin im April 1980 vom Training französischer Soldaten überrascht.
Bild: Imago Images/Jürgen Ritter
Das französische Kulturzentrum Centre Culturel Français in der Müllerstraße im Wedding, wurde 1960 bis 1961 gebaut und von den französischen Streitkräften betrieben, um die französische Kultur im französischen Sektor Berlins zu fördern. Im Rahmen des Zwei-plus-Vier-Abkommens und des Einigungsvertrages gelangte der Gebäudekomplex des Centre in den Besitz der Bundesrepublik Deutschland - und wurde 1994 unter dem Titel Centre Français de Berlin als Ort der Völkerverständigung neu eröffnet.
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Anfang der 1950er Jahre wurdenein Kino und eine Sporthalle am Columbiadamm errichtet, die ursprünglich den auf dem Flughafen Tempelhof stationierten Soldaten und dem Personal der US Air Force vorbehalten waren. Neben dem Kino "Columbia" liegt das sachliche zweckorientierte Gebäude der ehemaligen Sporthalle, die heute als Columbiahalle für Konzert-Veranstaltungen bekannt ist.
Bild: dpa/akg-images
International bekannt wird der Flughafen Tempelhof durch die Luftbrücke der Alliierten. Ab 1945 hatte die US Air Force den Flughafen als "Tempelhof Air Base" genutzt. Während der Blockade 1948/1949 werden von den "Rosinenbombern" rund 2,3 Millionen Tonnen Lebensmittel, Kohle und Treibstoff auf dem Luftweg nach Berlin transportiert. Nach der Blockade bittet der West-Berliner Senat die Amerikaner, einen Teil für die zivile Nutzung freizugeben, was 1950 gestattet wird. Der Platz der Luftbrücke vor dem Flughafen soll an die Zeit erinnern.
Bild: Bildagentur-online
Als Schwangere Auster bekannt ist die Kongresshalle. Sie wurde 1956 bis 1957 von Hugh A. Stubbins als Beitrag der Amerikaner zur Internationalen Bauausstellung "Interbau" (IBA) erbaut. Seit 1989 ist in der Kongresshalle der Sitz desHaus der Kulturen der Welt.
Bild: Picture Alliance/UPI
Mehrfach versammelte sich der Bundestag im Mehrzweckraum der Kongresshalle – begleitet vom Protest der DDR-Staatsführung und ohrenbetäubenden Tiefflügen sowjetischer Düsenjets über dem Gebäude.
Bild: dpa/Bildagentur-online/Schoening
Die Amerika-Gedenkbibliothek (AGB) war ein Geschenk der Vereinigten Staaten an die Berliner. Aus Mitteln des Marshall-Plans finanziert, wurde sie von 1952 bis 1957 in Berlin-Kreuzberg gebaut. Seit 1995 ist sie Bestandteil der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB).
Bild: akg-images / Peter Hebler
Polizisten bewachen im August 1981 das Amerika-Haus in der West-Berliner Hardenbergstraße am Rande einer Demonstration in Solidarität mit dem irischen Freiheitskampf. Das Amerika-Haus war ein Kultur- und Informationszentrum der USA über Land und Leute. Heute findet sich dort das C/O Berlin als Ausstellungshaus für Fotografie und visuelle Medien.
Bild: Picture Alliance/Schoening
Das Kino Outpost war ausschließlich für amerikanisches Militärpersonal vorgesehen. Das Kino in Zehlendorf mit seinen 900 Plätzen wurde von dem amerikanischen Architekten Arnold Blauvelt im Auftrag der US-Armee errichtet. Heute befindet sich im Gebäude in der Clayallee 135 das Alliierten Museum.
Bild: akg-images
Der Henry-Ford-BauderFreien Universität Berlin war mit rund 18.000 Quadratmetern der erste Berliner Großbau der Nachkriegszeit auf kulturellem Gebiet. Benannt wurde er nach der die Universitätsgründung finanziell ermöglichenden amerikanischen Henry-Ford-Foundation, die auch diesen Bau finanzierte. 1963 wurde hier John F. Kennedy die Ehrenbürgerwürde verliehen.
Bild: Schoening
Ab 1962 entstand die Abhörstation Teufelsberg, die NSG/GCHQ Field Station. Diese aus mehreren Gebäuden bestehende streng geheime Anlage war hochgesichert. In ihrer Hochzeit waren etwa 1.000 bis 1.200 US-amerikanische und circa 200 bis 300 britische Angestellte ganztägig in einem Mehrschichtsystem tätig. Dazu gehörten insbesondere Sprachspezialisten, Mathematiker, politische und militärische Analysten, die Informationen aus der Telekommunikation und dem Funkverkehr in West-Berlin und aus der gesamten DDR abfingen.
Bild: akg-images / Pansegrau
Nicht zu vergessen: die Berliner Mauer. Sie umschloss auf einer Länge von 155 km vom 13. August 1961 bis zum 9. November 1989 West-Berlin. Die von der DDR-Staatsführung gebaute Wand sollte die Flucht von Ost-Berlin in den Westen verhindern. Schwer bewaffnete Grenzer bewachten den Grenzstreifen, der als sogenannter Todesstreifen die gesamte Innenstadt durchzog. Die Berliner Mauer war der Ort, an dem sich die geopolitische Teilung Europas, Deutschlands und Berlins manifestierte. Im Bild fotografieren Besucher in den späten 1980er Jahren von einer Aussichtsplattform in West-Berlin über die Mauer nach Osten.
Bild: akg-images
Auch von ihm gibt es noch Spuren in der Stadt: Lenin. Als überlebensgroßes 19 Meter hohes Denkmal stand der kommunistische Revolutionär seit 1970 auf dem damaligen Leninplatz in Friedrichshain in Ost-Berlin. Kurz nach der Wiedervereinigung, 1991, wurde das Denkmal auf Betreiben des damaligen Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diebgen (CDU) abgebaut. Lenin wurde 1992 in den Müggelbergen in Berlin-Köpenick verbuddelt – und blieb dort 24 Jahre lang. Er ist jetzt, tief im Berliner Westen, in der Spandauer Zitatelle neben anderen Berliner Denkmälern zu sehen.
Sendung:
Neben den Begegnungsstätten sind in Berlin hunderte Orte erhalten, saniert oder einfach noch da, Häuser, die Alliierte beherbergten, wo sie also einst untergebracht waren, feierten oder sich trafen. Viele Gebäude hatten die Truppen nach ihrem Einmarsch konfisziert und ihnen eine neue Funktion verpasst, etwa der Koordinierungsstab der Westalliierten, der vom Haus des Sport im Olympiapark aus operierte. Kasernen, Sprengplätze, Überwachungsstationen, Übungsplätze, Flughäfen, eigene Bahnhöfe und Kulturhäuser, Clubs und natürlich Friedhöfe - vier Siegermächte und vier Infrastrukturen.
Die Topografie der einstigen Teilung war dabei ausgeklügelt, nach dem Abzug aber schwer vernachlässigt und oft verfallen. Wer sie entdecken will, muss viel in Grünanlagen, Höfen und hinter verschlossenen Toren wühlen. Die Amerikagedenkbibliothek in Kreuzberg findet sich leicht, auch die sowjetischen Ehrfriedhöfe sind in Schuss, der mützenlose Steinlenin vom einstigen Leninplatz aber wurde im Forst in Köpenick verbuddelt.
Gail Halvorsen war der bekannteste der "Rosinenbomber"-Piloten. Während der Berliner Luftbrücke machte er Kindern eine Freude, obwohl er die Deutschen hätte verachten können. Von Sebastian Schneider
Die kleinen Freakigkeiten aus dem geteilten Berlin
Was übrig geblieben ist, sind vor allem die Häuser. Man kann sie ablaufen und abfahren und sich kleine Geschichtsbrocken aus einer Museumsapp abspielen lassen. Lebhaft oder nachvollziehbar ist die Besatzungsgeschichte dabei aber nur schwer. Es fehlen die kleinen Landmarken über die Freakigkeiten dieser zweigeteilten Alliiertenherrschaft: ein Mini-Intershop vielleicht, oder ein Denkmal für die Deckadressen der Ostpostkarten an den Westhörfunk. Wo sind die Aussichtstürme auf der Westseite der Mauer geblieben, wo alle immer so schön rüberglotzen konnten auf die Freaks in der Zone? Und noch viel wichtiger: Wo sind die ganze Hirschwandteppiche aus dem Russenmagazin?
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Von welchem "NATO Osterweiterungspakt", der angebl. weiterhin missachtet wird, schwafeln Sie hier? Es existiert kein Vertrag zwischen der NATO und der Sowjetunion/Russland, der eine Mitgliedschaft von an Russland grenzende Staaten ausschließt. Und Sie, wie auch "Marv" und "Micha", wollen doch nicht etwa behaupten, dass der Nato Beitritt der drei Baltischen Staaten im Jahre 2004 der eigentliche Kriegsgrund für Russlands Überfall auf die Ukraine ist?
Es gab nie einen "NATO Osterweiterungspakt". Jedenfalls nicht schriftliches. Es wäre mit neu dass man Staatsverträge mit Handschlag wie bei einem Pferdekauf besiegelt.
Ironie der Geschichte: Mit seiner aggressiven Politik hat Putin höchstselbst dafür gesorgt dass immer mehr Länder der NATO beigetreten sind.
Abgesehen davon, dass souveräne Staaten immer noch selbst entscheiden können welchen Bündnis sie angehören.
"...NATO Osterweiterungspakt...missachtet.." ===> Ist eine Art russisches Dauernarrativ. Dafür gibt es den Begriff "moderne Legenden". Insofern wird man auf einen Nachweis lange warten müssen.
Dem kann ich nur beipflichten. Selbst G.Gysi hat vor fast 10 Jahren prophezeit, was eintreten wird, so der NATO Osterweiterungspakt weiterhin missachtet wird. Und so geht es munter weiter, das Ende der Fahnenstange ist bald erreicht, aber man kann sich natürlich so ziemlich alles schön reden.
"Es wäre mir lieber wenn wir dankbar an diese Zeit zurückdenken" Dann sind Sie Weltmeisterin im Verdrängen. Wäre irgendein 100%iger in der Sowjetunion durchgedreht und das Drücken des berühmten Knopfes wäre die Folge gewesen, dann wäre Deutschland zu allererst aufgeraucht gewesen.
"Geschichte hat immer mindestens zwei Sichtweisen, die es zu beleuchten gilt."
Dann beleuchten sie mal und werfen keine Schlagwörter in den Raum. Beleuchten sie ganz offen und ehrlich, nur frei raus! Keine Sorge, sie kommen nicht für 20 Jahre ins Gefängnis.
Der "Sieger" hat seine Sichtweise, wer soll dann die "andere" Seite beleuchten? So z.B. gibt es keine umfassenden Lehrabschnitte zur Geschichte der DDR weder an Schulen noch an Universitäten. "Untersuchungen" und Abhandlungen beschränken sich auf SED-Regime und Stasi. Der Rest wird abgerissen oder verdrängt.
6.
Wir fühlten uns sicherer und die deutschen Politiker hatten noch Krieg erlebt damals. Die waren nicht großmäulig und zukunftsverdrossen wie heute. Die hatten auch alle eine Berufsausbildung und Militärdienst erlebt. Es wäre mir lieber wenn wir dankbar an diese Zeit zurückdenken den aktuell sind wir auf einem Kurs wie 1933, damit meine ich nicht die blaue Partei, die tut nichts dazu und entscheidet nichts - leider
5.
Am Ende ist die NATO den russischen Truppen bis an deren Staatsgrenze gefolgt und agiert nach dem Muster des kalten Krieges weiter. Man kann den UA-Krieg verurteilen, aber die Ursachen dafür haben wir geschaffen weit vor 2022
Jein. Das Besatzungsstatut endete für alle. Britische, amerikanische und französische Truppen gibt es auf dieser Grundlage in Deutschland nicht mehr. Es sind NATO Truppen, die auf anderer Grundlage (Ich glaube NATO-Truppenstatut) hier stationiert sind. Vergleichbar mit unserem Bundeswehrkontingent in Litauen.
3.
Vielleicht sollte man in diesem Artikel auch auf die historischen Hintergründe der Eskalation eingehen:
Der Plan "Unthinkable" von Churchill (1945), der Plan "Charioteer" von Truman (1948) und diie Sechsmächtekonferenz in London, die Währungsreform und später die Ablehnung der "Stalinnote" durch die Westmächte. Dadurch wurde die Teilung Deutschlands vollzogen, im Gegensatz zu Österreich, welches ebenso besetzt war und rechts schnell in die Freiheit entlassen wurde.
Truman: "Die UdSSR ist die einzigeste große Bedrohung der USA in naher Zukunft." (1948)
Geschichte hat immer mindestens zwei Sichtweisen, die es zu beleuchten gilt.
2.
Sehr interessanter Beitrag, es gibt aber einen Fehler. Die einzigen die 1994 abgezogen sind, dass waren die Truppen der Sowjetarmee. Die anderen drei Alliierten sind nach wie vor noch da.