Nach Pilotversuch - Bündnis fordert Rauchverbot an Haltestellen in Potsdam

Mo 07.10.24 | 14:14 Uhr
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Symbolbild: Ein Mitarbeiter der Stadtreinigung hält am 27.06.2024 in der Siegener Innenstadt einen Zigarettenstummel in einer Hand und trägt dabei einen Arbeitshandschuh. (Quelle: Picture Alliance/Rene Traut)
Bild: Picture Alliance/Rene Traut

Das Rauchen soll in Potsdam an Haltestellen des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) verboten werden. Das fordert das Bündnis für Vernunft und Gerechtigkeit (BfW). Einen entsprechenden Antrag stellte das BfW in der vergangenen Woche im Rahmen der Stadtverordnetenversammlung.

Bereits im Jahr 2019 gab es einen entsprechenden Modellversuch. Die in diesem Rahmen getroffenen Vorkehrungen sollten beibehalten und auf weitere Haltestellen ausgeweitet werden, forderte das BfW. Das schließe eine Kennzeichnung der Fahrgastunterstände als Nichtraucherbereich ein, hieß es weiter.

Viele Beschwerden - vor allem von jungen Eltern

Der Antrag wurde von den Stadtverordneten aber nicht durchgewinkt, sondern an das zuständige Gremium überwiesen. Hans-Jürgen Scharfenberg vom Potsdamer BfW sieht das Vorhaben dennoch auf einem guten Weg: "Ich gehe fest davon aus, dass dem Antrag – vielleicht in abgewandelter Form – stattgegeben wird. Die vielen Beschwerden, die immer wieder kommen, sind deutliches Indiz dafür, dass wir hier nicht lockerlassen, sollten in unserem Bemühen", sagte Scharfenberg dem rbb. Vor allem junge Eltern sprachen sich eindeutig gegen das Rauchen an den Haltestellen aus.

"Wir sind nicht mitgegangen, weil es rechtlich keine Grundlage gibt", sagte die Fraktionsvorsitzende der SPD, Grit Schkölziger, dem rbb auf Nachfrage. Wünschen könne man sich viel, es müsse aber erst auf Landesebene die rechtliche Grundlage gelegt werden, so die SPD-Politikerin weiter: "Aktuell haben wir aber keine Handhabe."

Das Problem hat auch das BfW erkannt. "Der Oberbürgermeister wird aufgefordert, im Rahmen des VBB und des Städte- und Gemeindebundes für entsprechende rechtliche Regelungen des Landes und des Bundes zu werben", formulierte das Bündnis in ihrem Antrag.

2019 hatte die Stadt Potsdam bereits einen mehrmonatigen Pilotversuch an ausgewählten Haltestellen durchgeführt. Ziel war es, freiwillige Rauchverbote an diesen Haltestellen zu testen. Die Ergebnisse des Feldversuchs waren gemischt: Es gab positive Rückmeldungen von Nichtrauchern. Allerdings zeigte sich auch, dass die freiwilligen Rauchverbote oft ignoriert wurden.

Stadt setzt auf Freiwilligkeit und Rücksichtnahme

Ein flächendeckendes Rauchverbot an allen Haltestellen wurde nach dem Versuch nicht eingeführt. Das fordert nun das BfW: "Es gibt einen deutlichen gesellschaftlichen Fortschritt auf diesem Gebiet und der nächste Schritt sollte sein, dass an Haltestellen des öffentlichen Nahverkehrs auch zu praktizieren", sagte Scharfenberg: "Ich denke, es ist für Raucher zumutbar." Es müsse eine Sensibilisierung herbeigeführt werden.

Wann das Thema erneut in der Stadtverordnetenversammlung diskutiert wird, ist Stand jetzt noch offen. Die Stadt setzt derweil weiter auf Freiwilligkeit und Rücksichtnahme der Raucher gegenüber Nichtrauchern.

Sendung: Antenne Brandenburg, 7.10.2024, 14 Uhr

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8 Kommentare

  1. 8.

    Die Forderung ist schlicht unsinnig. Die Haltestellen gehören zum öffentlichen Raum und da ist das Rauchen nun mal nicht verboten, zumal dies Bundesrecht wäre. Mit viel Mühe könnte man eventuell das Rauchen innerhalb von Wartehäuschen verbieten (die ohnehin nichts Besseres als ein Dach sind und keine geschlossenen Gebäude), wenn man diese als private Räume definiert. Erfahrungsgemäß halten sich aber da die Raucher ohnehin nicht auf, die Mehrzahl steht daneben und damit auf öffentlichem Grund. Und genau da scheitert das Verbot, weil Raucher dann lediglich zwei Meter weiter gehen.

  2. 7.

    Es kann nicht kontrolliert werden. Das ist die schlichte Antwort. Dass 99 % der Kfz. bei roten Ampeln anhalten, ist rückführbar auf das Identitätskennzeichen und die Verkehrsüberwachung. Selbst wenn jemand als Raucher identifiziert ist, kann und wird der sich rausreden, dass er ja neben der Haltestelle geraucht habe. Niemand wird die Lücke zwischen hoher Erwartungshaltung und schlichter Ignoranz schließen können.

  3. 6.

    Ich beobachte seit Jahren in Berliner U-Bahnhöfen abends, wenn ich Feierabend habe, das es nicht wenige Leute gibt, die ein Rauchverbot nicht die Bohne interessiert. Ich habe auch schon gesehen, daß Polizei an solchen Leuten einfach vorbei geht. Was ich sagen will, für mich ist das eine unsinnige Forderung. Wer soll das auch nun schon wieder kontrollieren?

  4. 5.

    Ich wäre dafür ein allgemeines Rauchverbot in der Öffentlichkeit, sogar Kiffer verbot.

  5. 4.

    Eine Minderheit an Rauchenden wird sich von einem Verbot beeindrucken lassen, die anderen halten "knorrig" dagegen. Und so ist auch die einschlägige Antwort an Haltestellen, an denen bislang der Versuch stattgefunden hat. Polizei rufen? Mit Polizei drohen?

  6. 3.

    geht's noch? .... an der frischen Luft???
    Diskriminierung anders herum !!!

  7. 2.

    „freiwillige Rauchverbote“ sind ja wohl ein Paradoxon oder wie?

  8. 1.

    Ich finde, man sollte die Filter an Filterkippen verbieten, weil diese oft nicht richtig entsorgt werden, und ein riesiges Umweltproblem darstellen!

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