1:1 im Alfred-Kunze-Sportpark - BFC Dynamo bejubelt bei Chemie Leipzig späten Punktgewinn
Lange sah es so aus, als würde der BFC Dynamo am 14. Spieltag der Regionalliga Nordost ohne Punkte aus Leipzig zurückkehren. Doch dann ließ ein Joker die Berliner jubeln. Im Vorfeld des Spiels hatte es große Unstimmigkeiten gegeben.
Der BFC Dynamo hat die Heimserie der BSG Chemie Leipzig beendet. Die Berliner holten am Dienstagabend am 14. Spieltag der Regionalliga Nordost einen Punkt im Alfred-Kunze-Sportpark. Joker Erlind Zogjani traf in der 88. Minute zum späten 1:1-Ausgleich für das Team von Trainer Heiner Backhaus. Zuvor hatten die Leipziger fünf Heimspiele in Folge gewonnen.
Keine BFC-Fans in Leipzig
Im Vorfeld der Partie hatte es reichlich Ärger gegeben. Der Grund: der Spieltermin. Das Duell war kurzfristig von Samstag auf Dienstagabend verlegt worden. Angeordnet hatte das die Polizei, die zur ursprünglichen Austragungszeit durch mehrere Demostrationen ausgelastet war. Die Leipziger versuchten zu intervenieren - ohne Erfolg.
4.000 Tickets hatten sie bereits für den Samstag für den Alfred-Kunze-Sportpark verkauft, 500 davon an die BFC-Anhänger nach Berlin. Diese gingen nach der Verlegung aus Protest nun gesammelt zurück. Die Planungen der Fans würden über den Haufen geworfen, "nicht selten bleiben finanzielle Einbußen bei den Fans. Die neuen Termine werden oftmals, wie in dem jetzigen Fall, auf Wochentage verlegt, so dass es für die meisten Fans unmöglich ist, ihre Mannschaft zu begleiten", monierte der Klub in einer Stellungnahme [mdr.de].
Auch von den Tribünen gab es Kritik. Mehrere Banner waren zu sehen, unter anderem musste sich Hermann Winkler, Präsident des Nordostdeutschen Fußball-Verbands (NOFV), einen wenig schmeichelhaften Vergleich mit dem Fifa-Boss gefallen lassen: "Hermann Winkler - der Infantino des Ostens". Der NOFV selbst sei "Totengräber der Fankultur".
Starker Start von Chemie
Das Spiel begann mit klaren Vorteilen für Chemie Leipzig. Schon in den ersten zehn Minuten kamen die Hausherren zu zwei Großchancen. Erst legte Janik Mäder per Kopf quer zu Manassé Eshele, der zwar deutlich höher sprang als sein Gegenspieler, den Ball aber dennoch verpasste (3.). Dann stürmte Lucas Surek auf Kevin Sommer zu, legte sich den Ball im entscheidenden Moment aber zu weit vor, sodass der BFC-Keeper klären konnte (8.).
Und die Leipziger ließen nicht nach, suchten weiter den direkten Weg in die Spitze. Mit gefährlichen Pässen überspielten sie immer wieder weite Teile der BFC-Defensive. Die Gäste aus Berlin standen im eigenen Strafraum unter Dauer-Druck. In der 16. Minute klatschte ein Schuss von Mäder aus der Distanz an die Latte, kurz darauf scheiterte Philipp Harant nach einer Ecke per Kopf an Torwart Sommer (20.).
Umstrittener Elfmeter
Einschüchtern ließ sich der BFC vom furiosen Start des Gegners aber nicht. Im Gegenteil: Nach zwanzig Minuten übernahmen die Berliner nach und nach die Kontrolle - und kamen selbst zu ersten Gelegenheiten. Im Fokus: Cedric Euschen. Erst scheiterte er nach einer Flanke von Derryl Geurts am herausgeilten Keeper Benjamin Bellot (32.). Dann hatte der Stürmer Probleme, einen starken Pass von Andreas Pollasch anzunehmen, sodass die Leipziger so gerade eine Top-Schusschance verhindern konnten (33.).
Der BFC überzeugte nun, es traf aber Chemie Leipzig. Und das mit Glück. Schiedsrichter Patrick Kluge pfiff nach einem Duell zwischen Marvin Kleihs und Eshele Elfmeter - eine strittige Entscheidung. Mäder traf mit einem Schüsschen in die Mitte des Tores zum 1:0 für die Hausherren, BFC-Torhüter Sommer war in die linke Ecke gesprungen (40.). Es war ein bitterer Rückschlag für die Berliner und fast hätte die BSG noch nachgelegt: Eshele versuchte sich in der mit dem Rücken zum Tor mit der Hacke, doch Sommer parierte (45.).
BFC fehlen die (Top-)Möglichkeiten
Die zweite Hälfte begann ausgeglichen. Strafraum-Szenen gab es kaum. Erst nach zehn Minuten wurde es wieder gefährlicher - und zwar vor dem Tor des BFC. Dennis Masts Abschluss aus der Distanz hoppelte noch einen halben Meter am Pfosten vorbei (54.). Kurz darauf war dann Sommer gefordert. Einen Schuss von Surek aus halblinker Position konnte der 33-Jährige so gerade noch mit einer Hand abwehren (59.).
In der 68. Minute hätte das Team von Heiner Backhaus fast von einem Missverständnis der Leipziger profitiert: Keeper Bellot und Paul Horschig irrten nach einem hohen Ball umher, BFC-Toptorjäger Christian Beck schnappte sich ihn - aufs Tor brachte er ihn jedoch im Gewühl nicht (69.). Noch brenzliger wurde es fünf Minuten später: Da flankte Joey Breitfeld von der linken Seite, Chemie-Abwehrspieler Horschig verlängerte ihn unfreiwillig und zwang Bellot zu einer Glanzparade (74.).
Zogjani sichert späten Punkt
Danach waren die Hausherren dem 2:0 näher als die Berliner dem Ausgleich. Anton Kanter zielte jedoch von der Strafraumkante genau in die Arme von Sommer (85.) und Mast wurde gleich doppelt geblockt (86.). Als es schon so schien, als würde Chemie das 1:0 - keinesfalls unverdient - ins Ziel bringen, jubelte dann doch noch der BFC: Joker Erlind Zogjani traf nach Ablage von Christian Beck aus 14 Metern zum 1:1-Ausgleich für die Berliner.
Der BFC bleibt mit nun 20 Punkten Tabellenzehnter. Am kommenden Spieltag empfangen die Berliner im heimischen Sportforum in Hohenschönhausen die VSG Altglienicke (Samstag, 13 Uhr). Chemie Leipzig verpasst derweil den Sprung auf den dritten Tabellenplatz und ist Fünfter. Die BSG reist am Sonntag (13 Uhr) zum Tabellenletzten Halberstadt.
Sendung: rbb24, 29.11.2022, 21:45 Uhr