Abriss, Umbau und ein Höchstmaß an Inklusion - So soll der neue Jahn-Sportpark aussehen
Der Berliner Senat hat den finalen Entwurf für den Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark veröffentlicht. Ausgehend vom Abriss und Neubau des Jahn-Stadions soll dort eine höchst moderne und maximal inklusive Sportstätte entstehen. Von Jakob Lobach
Der Berliner Senat hat am Donnerstagvormittag auf einer Pressekonferenz einen neuen Entwurf für den Umbau des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in Prenzlauer Berg vorgestellt. Ab dem kommenden Jahr und bis Ende 2027 soll das Jahnstadion komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden. In Kombination mit einem erweiterten und umgebauten Sportpark soll so eine Sportstätte entstehen, die in Sachen Inklusion neue Maßstäbe setzt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zu dem Entwurf.
Wie war der Stand der Dinge?
Der nun zu Ende gegangene Wettbewerb ist das nächste Kapitel in der komplizierten Geschichte, zu der sich die Neugestaltung des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks in den vergangenen Jahren entwickelt hatte. Seit Jahren wird im Senat über einen Um- bzw. Neubau des Jahn-Stadions und des umliegenden Sportparks diskutiert.
Dass der Senat den Jahn-Sportpark zu einer inklusiven Vorzeige-Sportstätte machen will, ist klar. Die Frage nach dem 'Wie' war bislang ungeklärt. Abriss- und Neubauvorstellungen des Senats etwa stießen nicht nur bei der Bürgerinitiative Jahn-Sportpark früh auf Widerstand. Das Ergebnis: Ein im Frühjahr von Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen sowie der für Inneres, Digitales und Sport ausgerufener Realisierungswettbewerb.
Worum ging es bei dem Wettbewerb genau?
Bei dem europaweit ausgeschriebenen Wettbewerb konnten Architektur- und Planungsbüros seit dem Frühjahr Vorschläge für eine Umgestaltung von Jahnstadion und -Sportpark einreichen. Ziel des Wettbewerbs war es, in zwei Phasen zunächst 15 der insgesamt 24 eingereichten Vorschläge auszuwählen und in der Folge deren Realisierbarkeit zu prüfen. Abschließend wählte eine Wettbewerbsjury bestehend aus Architekten und Landschaftsarchitekten, Stadt- und Tragwerksplanern sowie Vertretern der beteiligten Verwaltungen und betroffenen Bevölkerung nun einen zu prämierenden Entwurf aus – eine klare Umsetzungsempfehlung inklusive.
Was sieht der ausgewählte Entwurf vor?
Der am Donnerstag als Gewinner präsentierte und mit 180.000 Euro prämierte Entwurf stammt von O+M Architekten und den Landschaftsarchitekten Otto + Richter. Bezüglich des Jahn-Stadions sieht der Entwurf einen Abriss des aktuellen Stadions vor, gefolgt von der Errichtung eines modernen ovalen Stadions mit 20.000 Plätzen. Dessen Äußeres soll von Glas, Pflanzen und dem Rot der aktuellen Stadionfassade geprägt sein. Der Wunsch aus der Bevölkerung, auch historisch prägende Bauteile vom Stadion und Park zu erhalten, soll durch den Erhalt der aus Trümmerschutt aufgeschütteten Wälle rund um das Stadion erfüllt werden.
Für den Sportpark sind weitere Sportstätten (beispielsweise zusätzliche Fußball- und Beachvolleyballplätze, Tennisplätze sowie eine Multisporthalle) sowie der Bau eines auch geografisch zentral gelegenen Begegnungszentrums geplant. Hinzukommt, dass der Präsident des Landessportpunkts (LSB), Thomas Härtel, ankündigte: "Das Stadion wird dritt- und zweitligatauglich sein."
Welche Rolle spielt der Faktor Inklusion?
Ein Kernziel des Berliner Senats bei den Umgestaltungs- und Renovierungsmaßnahmen ist es, den Jahn-Sportpark laut der Staatssekretärin für Sport, Dr. Nicola Böcker-Giannini, zu einem "Leuchtturmprojekt für Inklusion, Teilhabe und Gleichberechtigung" zu machen. Zum einen soll das Gelände auch in Zukunft weiterhin für die Bevölkerung, Schulen und Vereine nutzbar bleiben, zum anderen soll ein Stützpunkt für Behindertensport entstehen.
Folglich spielten Fragen bezüglich der Barrierefreiheit der Sportstätten im Designprozess des Wettbewerbs eine wichtige Rolle. Auch Menschen mit Bewegungseinschränkungen können so jeden Teil des Stadions erreichen (etwa mit Hilfe von zahlreichen Rampen), ohne dabei auf Aufzüge angewiesen zu sein. Weitere inklusive Elemente wie etwa ein Blindenfußball-Platz oder eine Laufrunde mit akustischen Signalen, geeignet für blinde und eingeschränkt sehende Menschen, sind Teil der Pläne. "Es wird das erste Stadion, das es allen Menschen ermöglicht, Sport zu treiben und zu erleben", erklärte Böcker-Giannini am Donnerstag.
Wann soll gebaut werden?
Der gesamte Umbau von Stadion und Sportpark soll sich in drei Bauabschnitte gliedern. Neu ist allen voran die Ankündigung, die Renovierungen am Stadion weitestgehend bei laufendem Sportbetrieb im Sportpark durchführen zu wollen. Im ersten Bauabschnitt sollen Ausweichsportstätten geschaffen sowie das alte Jahn-Stadion abgerissen werden. In der zweiten Phase folgt der Bau des neuen Stadions sowie der Umbau des "unmittelbaren Stadionumfelds", ehe Schritt drei aus der "sukzessiven Neuordnung" des Sportparks bestehen soll.
Der Berliner Staatssekretär für Bauen und Wohnen Christian Gaebler ergänzte am Donnerstag: "Wir wollen das Stadion 2026/27 stehen haben und hoffen in den nächsten anderthalb Jahren auch den Rest schnell umsetzen zu können. So, dass wir Ende dieses Jahrzehnts einen neuen inklusiven Sportpark für alle haben."
Wie bindend ist der vorgestellte Entwurf?
Hinsichtlich des Stadions ist das klar erklärte Ziel, den vorgestellten Entwurf so deckungsgleich wie möglich umzusetzen. Der nächste Schritt laut LSB-Chef Härtel: "Es muss nun eine Bewertung stattfinden, durch die zuständigen Behörden und auch das Bezirksamt." Mit Blick auf den restlichen Sportpark gilt: Zumindest die nun vorgeschlagene Struktur des Parks (inkl. der neuen Sportfelder und Hallen) und deren geografische Anordnung soll ebenfalls bindend sein.
Zum genauen Design des Sportparks soll es noch einen weiteren Wettbewerb geben. Hinzukommt: Das Bedarfsprogramm für den Sportpark ist noch ungeprüft und der Umbau würde - nach aktuellem Zeitplan - auch erst in die nächste Legislaturperiode fallen. Veranschlagt wurden laut Senatsangaben von Anfang Dezember 113 Millionen Euro. Für das Stadion selbst liegt hingegen bereits ein geprüftes Bedarfsprogramm vor. Gerechnet wurde für den Neubau mit 97 Millionen Euro. Das war 2019. Inzwischen ist klar: Diese Summe wird höher ausfallen.
Sendung: rbb24 Abendschau, 15.12.2022, 19:30 Uhr