ARD-Reihe "Geheimsache Doping" - "Polenmarkt" in Slubice offenbar illegale Quelle für Doping-Dealer
Der "Polenmarkt" in Slubice könnte ein größerer Umschlagplatz für illegale Dopingmittel sein. ARD-Recherchen haben ergeben, dass es in der Nachbarstadt von Frankfurt (Oder) problemlos möglich ist, verbotene Substanzen zu kaufen.
Der sogenannte Polenmarkt in Slubice ist offenbar eine illegale Quelle für Doping-Dealer in Deutschland. Das haben Recherchen der ARD-Doping-Redaktion ergeben. In der neuen Folge "Dealer" der ARD-Serie "Geheimsache Doping" [ardmediathek.de] begleiteten die Investigativ-Journalisten einen ehemaligen Dealer, der mit versteckter Kamera auf dem Basar illegale und gefährliche Substanzen ohne Rezept kaufen konnte.
Einfuhr nach Deutschland offenbar problemlos möglich
An einem Stand, der in seiner Auslage Nahrungsergänzungsmittel anbietet, konnte der ehemalige Doping-Dealer André Böge auf Nachfrage anabole Steroide erwerben.
Böge bezahlte für Dianabol-Tabletten und Omnadren-Ampullen 65 Euro, ein niedriger Preis. Die Mittel stammen laut Böge, der früher regelmäßig im Ausland Dopingmittel kaufte, aus einem Untergrundlabor. Die Medikamente wirken wie originalverpackt. Das solle das Vertrauen der Konsumenten in die Mittel erhöhen.
In Deutschland sind die Einfuhr und der Besitz kleiner Mengen strafbar. Für die Recherche nahmen die Journalisten deshalb nur die leeren Verpackungen mit über die Grenze nach Brandenburg.
Kontrollen gab es den Reportern zufolge keine, eine Einfuhr nach Deutschland war problemlos möglich. "Ich habe Dopingpräparate verkauft. Und für mich war es normal: Präparate kaufen, verkaufen, eigentlich so der Alltag", erzählt Böge. "Was bei meinen ehemaligen Kunden sehr beliebt war, bin ich immer losgeworden. Man kriegt sie ohne Probleme zu kaufen", sagt Böge weiter.
Das Hauptzollamt Frankfurt (Oder) bestätigte auf Nachfrage von rbb|24, dass bei den stichprobeweisen Kontrollen, die das Amt in der Grenzregion durchführt, immer wieder illegale Dopingmittel gefunden und beschlagnahmt werden würden. Im Vergleich mit anderen geschmuggelten Stoffen, wie zum Beispiel Zigaretten, seien die Mengen aber marginal.
Konsumenten riskieren schwere Krankheiten
Wie die Recherche der ARD-Doping-Redaktion zeigten, arbeiten Dealer wie Böge dabei nicht selten auch mit Hintermännern zusammen, die die Substanzen in riesigen Mengen herstellen und sie oft aus dem Ausland auch nach Europa liefern.
Die Mittel werden meist im nicht-organisierten Sport, also zum Beispiel in Fitnessstudios, konsumiert - zur Leistungssteigerung oder zum Muskelaufbau. Dabei riskieren die Konsumenten viel: Die Dopingmittel können verschiedene Folgen haben, wie zum Beispiel Leberschäden, Depression, Medikamentenabhängigkeit oder Testosteronmangel, wodurch bei Männern die Hoden schrumpfen.
Sendung: rbb24 Inforadio, 31.03.2023, 12:15 Uhr