Hertha vor dem Spiel auf Schalke - Abstiegssorgen eines Sanierungsfalls

Mi 12.04.23 | 17:31 Uhr
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Jonjoe Kenny (Hertha BSC) hält sich nachdenklich die Hand vor den Mund. (Bild: IMAGO / Contrast)
Video: rbb24 | 13.04.2023 | Simon Wenzel | Bild: IMAGO / Contrast

Hertha BSC steht vor entscheidenden Wochen. Auf dem Weg zum erhofften Klassenerhalt sollte das Team von Sandro Schwarz bei Schlusslicht Schalke 04 punkten. Doch abseits des Sportlichen löste der Geschäftsführer Ernüchterung aus.

Herthas Thema der Woche

Nachdem zu Beginn der Woche noch die Aufarbeitung der bitteren 0:1-Heimpleite gegen Leipzig und das Abrutschen in der Bundesliga-Tabelle auf Platz 17 im Fokus stand, bestimmte im weiteren Verlauf Herthas wirtschaftliche Lage die Schlagzeilen. Hertha-Geschäftsführer Thomas Herrich gab am Mittwoch der "Süddeutschen Zeitung" ein langes Interview [Bezahlinhalt]. Darin brachte er die wirtschaftliche Lage der Blau-Weißen knallhart auf den Punkt. Tenor: "Die Hertha ist ein Sanierungsfall."

Herrichs Sanierungsplan: Die jährlichen Personalkosten sollen um ein Drittel reduziert werden, was bedeuten würde, dass Hertha in diesem Bereich über 30 Millionen Euro einsparen möchte. Dazu sollen deutliche Transfererlöse erzielt werden. Nebenbei sucht der Verein händeringend nach einem Trikotsponsor. Fakten, die nicht neu sind, die aber in dieser Deutlichkeit vorgetragen die Alarmglocken bei allen, die es mit den Herthanern halten, erheblich läuten lassen. Es spricht vieles dafür, dass nach dieser Saison einige Leistungsträger an den Höchstbietenden verkauft werden.

Trotz der düsteren, finanziellen Lage ließ Herrich auch Optimismus durchblicken. Er sei davon überzeugt, Ende der Saison 2025/26 ein wirtschaftlich ausgeglichenes Betriebsergebnis zu haben. Man wolle sich "nicht kaputtsparen". Aber: "Sanierung ist alles andere als sexy", so Herrich. Damit schwört er die Hertha-Familie auf ein radikales Spar-Programm in den kommenden Jahren ein. Sollte es sportlich nach dieser Saison in der Zweitklassigkeit enden, könne man sich laut dem Hertha-Geschäftsführer auch in der 2. Liga konsolidieren. Das wäre für alle Beteiligten mit noch größeren Schmerzen verbunden.

Der Gegner

Bei all der sportlichen und wirtschaftlichen Finsternis, die über Hertha BSC hereingebrochen ist, darf nicht vergessen werden, dass der Klub nach wie vor den Klassenerhalt aus eigener Kraft schaffen kann. Die erste Möglichkeit auf diesem Weg bietet sich am Freitag in der Partie beim direkten Konkurrenten Schalke 04. Deren Trainer Thomas Reis gibt sich vorab kämpferisch: "Hertha BSC muss in jeder Situation spüren, dass für sie hier nichts zu holen sein wird", sagte Reis den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Zuletzt zeigte der Trend der Königsblauen aber nach unten: Gegen Hoffenheim (0:2) und Leverkusen (0:3) war seine Mannschaft chancenlos. Reis‘ kantige Worte sollen in erster Linie Zweckoptimismus verbreiten. Die positive Stimmung zu Jahresbeginn, als die Mannschaft in acht Spielen ungeschlagen blieb (zwei Siege, sechs Remis), ist offenbar gekippt. Nach der schmerzhaften Pleite im Kraichgau war S04-Boss Peter Knäbel im Mannschaftsbus mit nach Gelsenkirchen gefahren, um Klartext zu sprechen. Der Druck ist – ähnlich wie bei Hertha BSC – immens. Eine Niederlage wäre für Schalke ein deutlicher Fingerzeig Richtung Abstieg, vor allem hinsichtlich eines schweren Restprogramms.

Das große Plus der Mannschaft von Thomas Reis ist ihre Leidenschaft. Wenn sie bei ihrer mannorientierten Spielweise den beherzten Einsatz abruft, wie zuletzt Mitte März im Revierderby gegen den BVB, als das Team nach zweimaligem Rückstand noch ein 2:2 erzwang, könnte es für Hertha gefährlich werden. Mit den Fans im Rücken kann Schalke dann eine enorme Wucht entwickeln. "Du brauchst die Aggressivität am Freitag. Dass du in 50:50-Situation nicht zurückstecken darfst, ist logisch, aber es ist auch wichtig, in einem so wichtigen Spiel die Emotionen im Griff zu haben und nicht zu überdrehen“, warnte Trainer Sandro Schwarz auf der Spieltags-Pressekonferenz am Mittwoch.

Die Schlüssel zum Sieg? "Einfachheit, Klarheit, Geradlinigkeit" – das sind die Tugenden, die Sandro Schwarz von seiner Mannschaft verlangt, um gegen die aggressive Spielweise der Schalker bestehen zu können.

Zum Angeben

In der Bundesliga hat Hertha BSC zuletzt in vier Duellen gegen Schalke 04 nicht verloren (drei Siege, ein Unentschieden). Die letzte Berliner Niederlage ist auf den 31. August 2019 datiert. Torschütze damals zum 3:0-Endstand für Schalke 04: der jetzige Herthaner Jonjoe Kenny. Der Engländer könnte am Freitag für Hertha wieder im rechten Mittelfeld auflaufen. Im Hinspiel wurde Kenny von Sandro Schwarz als rechter Verteidiger aufgeboten, spielte 90 Minuten durch und hatte mit einer guten Leistung sichtbaren Anteil am damaligen 2:1-Heimsieg der Berliner.

Personal

Die Mannschaft von Hertha BSC bildet einen Kreis (imago images/Kirchner-Media)
imago images/Kirchner-Media

Bei Hertha fehlen:

Jean-Paul Boetius (Schulterverletzung)

Chidera Ejuke (Knieverletzung)

Kelian Nsona (Knieverletzung)

Die Aufstellung

Bis auf die drei Langzeitverletzten Boetius, Ejuke und Nsona kann Sandro Schwarz auf seinen kompletten Kader zurückgreifen. Während die Abwehr wohl unverändert bleibt, ist es gut möglich, dass der Trainer auf Schalke die ein oder andere Veränderung in der Offensive vornimmt. Für Kevin-Prince Boateng könnte der Ex-Schalker Suat Serdar wieder ins Mittelfeld rücken.

Im Sturm wird wohl Jessic Ngankam, der bereits in Freiburg den Ausgleich erzielen konnte, den gegen Leipzig enttäuschenden Kanga ersetzen. "Er hat es als Einwechsler in der Arbeit gegen den Ball zuletzt sehr gut gemacht", sagt Schwarz über Ngankam. Ob er ihm in Gelsenkirchen das Vertrauen von Anfang an schenken wird, ließ der Hertha-Coach allerdings offen. Im Gegensatz zu Dodi Lukebakio, der von Schwarz eine Einsatzgarantie bekam: "Dodi wird auf dem Platz stehen, wo er seine Geschwindigkeit einbringen kann."

So könnte Hertha beginnen: Christensen – Uremovic, Kempf, Dardai – Kenny, Cigerci, Plattenhardt –Tousart, Serdar – Lukebakio, Ngankam

Die Prognose

Schalke ist Schlusslicht, Hertha Vorletzter. Dass dieses Spiel kein fußballerischer Leckerbissen wird, darüber ist man sich auf beiden Seiten einig. Beide Teams sind mit nur 44 Prozent Ballbesitz in diesem Bereich die schlechtesten Teams der Liga, wobei Hertha laut Schwarz durchaus gewillt sein wird, "die Spielkontrolle im Griff zu behalten".

Der große Mutmacher für die Hertha gegen die eigenen Abstiegssorgen liegt im Schalker Angriff: 21 Tore aus 27 Spielen ist der mit Abstand schlechteste Wert der Liga. Selbst Hertha BSC (31 Tore) hat bereits zehn Treffer mehr erzielt. Ein Punktgewinn ist also Pflicht für die "alte Dame", schon allein um nicht hinter Schalke erstmals in dieser Saison auf Platz 18 abzurutschen. "Wir haben viele Komplimente für die letzten beiden Spiele bekommen, dafür was wir an Leistung abgerufen haben, aber uns ist auch bewusst, dass es nun um das Ergebnis geht", sagt Sandro Schwarz, der selbst bereits zweimal erfolgreich den Abstiegskampf mit Mainz 05 bestritten hat.

Dabei helfen soll auch die enorme Erfahrung im Kader. Spieler wie Plattenhardt oder Boateng kennen die Situation und können die Mannschaft auf den Abstiegskampf einschwören - etwas, das laut Schwarz bereits in den vergangenen Wochen passiert sei. "Das ist ein Prozess, dass wir uns dem auch stellen", sagt er. "Die Fokussierung auf die Arbeit und die Aufgabe, das Gemeinschaftsgefühl und die Energie in der Mannschaft, das hat man auch in den letzten beiden Spielen gespürt."

Letzten Endes sprechen diese zuletzt gezeigten Leistungen trotz der Ergebniskrise für Hertha, auch wenn im Abstiegskampf bekanntlich vieles möglich ist.

rbb24-Tipp: Nach großem Kampf gewinnt Hertha mit 2:1.

Sendung: rbbUM6, 12.04.2023, 18 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Ich finde es bedenklich, wenn ein „Spieler“, im Abstiegskampf, schwerste Verletzungen des Gegners in Kauf nimmt, die Rot-würdig ist.
    Da bleibt mir nur festzustellen, dass Dummheit wirklich Hirn frisst.
    Gut, bei dem „Spieler“, der das schon öfters unter Beweis stellte, exemplarisch.
    Das sich Fans damit identifizieren, um so bedenklicher.

  2. 14.

    Danke,für den Tipp mit den 10 Spielern vor dem Torwart! Ich gehe seid 1971 ins Stadion und kenne seid dem alle Torhüter!! Keiner war so eine Pfeife wie Christensen, da war selbst Burchert noch besser,und der war schon Blind und unerträglich ! Die Hintermannschaft wird dadurch total verunsichert ,weil sie genau weiß das sie sich keinen Fehler leisten kann, sonst ist der Ball drin ! Nur mit einen guten Torwart kannst du Punkten ! Aber dafür ist der Trainer zuständig! Und den kannst du in die Tonne

  3. 13.

    Lieber Dieter, welchen persönlichen Mehrwert bringt Ihnen eigentlich dieses andauernde Eindreschen auf Herthas jungen Torwart Christensen? Würde mich mal sehr interessieren, warum Sie sich auf diesen Spieler fokusieren, der m.E. nun wirklich nicht der Hauptschuldige an der miserablen Situation der Hertha ist.

  4. 12.

    Christensen, der die Geier aus dem Berliner ZOO liebt, und gerne auch einer wäre, ist nur eine lahme Ente.
    50mal griff er bis dato daneben.
    Das ist ein Spitzenwert, der je von einem Torwart des BCC777 erreicht wurde am 27. Spieltag. Zudem das 15. verlorene Spiel, was darauf hoffen lässt, dass die 17 Niederlagen der letzten Saison noch zu toppen ist.

  5. 11.

    Wenn ein Ball am Torwart vorbei ins Tor geht, dann ist der Ball vorher an 10 anderen Mitspielern vorbei gespielt worden.
    Also suchen wir einen Schuldigen und kloppen druff. Hertha"fans" haben da schon Erfahrung.
    Ich drücke der alten Dame die Daumen. Aber eine Konsolidierung in der 2. Liga könnte helfen, das die Führungsetage wieder etwas Demut und Respekt zu üben.
    Die Eisernen haben die alte Dame nicht in die Lage gebracht. Besinnt euch auf die Hertha und es könnte wieder aufwärts gehen.
    HaHoHe

  6. 10.

    Na, dann brauchen wir ja nicht mehr nach Gelsenkirchen zu fahren, wenn der BCC-Fan schon alles vorhersagt.
    Ich würde es bedenklich finden, wenn ein Spieler im Abstiegskampf über evtl. rote Karten nachdenken würde und dann zurückziehen würde. Es geht nicht um vorsätzliche Verletzungen, sondern darum, Punkte zu holen.

  7. 9.

    Ich würde den, der "sich in der Form seines Lebens befindet" auflaufen lassen. Auch auf die Gefahr hin, dass es schwerverletzte Gegenspieler gibt.
    Für Boateng ist die knifflige Situation aber maßgeschneidert, um seine jungen Mitspieler mitzureißen. „Da wird es noch mehr Rangelei geben, vielleicht wird es eine Rote Karte geben. Das ist Abstiegskampf“, sagte Boateng, „und wenn es nah an der Roten Karte ist, damit habe ich kein Problem." laut Berliner Zeitung vom 10.04.23
    Verletzungen des Gegners mit Ansage?
    Mein Tipp: 1:3 für Schalke, Gelb/Rot für den Prinzen. Der BCC777 steigt ab.

  8. 7.

    Oh oh, die klaren, aber auch nötigen Worte aus der oberen Etage dürften bei HBSC Fans für noch weniger Zuversicht in punkto Klassenerhalt als ohnehin schon sorgen. Denn mal abseits der vielfältigen anderen Sorgen des Vereins, sollte sich welcher von den "High Price" Spielern, im Bewusstsein dessen, dass er eh verkauft werden wird, noch groß um den Klassenerhalt der Charlottenburger scheren? Die werden den Markt schon sondiert und informell die Fühler ausgestreckt haben, nehme ich mal an.

    Und wie es bisher aussieht, scheint der Investor sich auch noch einigermaßen zurückzuhalten, was bsw. die Unterstützung bei der Suche nach einem neuen Trikotsponsor betrifft. Damit hatte Hertha ja schon letztes mal ziemliche Probleme.

    Ich will nicht allzu schwarzmalen, und vlt. schaffte es Hertha ja noch in die Reli, aber es sieht m. E. nich allzu gut aus für die "Alte Tante".

  9. 6.

    Alles nur wegen des schrecklichen Olympiastadions! Da kann Hertha ja nur absteigen.

  10. 5.

    Hertha müsste eigentlich die Lizenz entzogen bekommen und 2 Klassen runter gehen
    Hertha ist der größte schuldenclub Deutschlands
    Hoffe natürlich auf einen Sieg für Schalke 04
    Das ist ja selbstverständlich

  11. 4.

    Wer will den noch Hertha sehen? Der Laden kann seit jahrzehnten nichts, und davon jede Menge! Hertha kann weg! Null Leistung aber viel Kohle.

  12. 3.

    So lange die Pfeife Christensen im Tor steht,wird Hertha kein Spiel mehr gewinnen! Verantwortlich ist natürlich der Trainer dafür, der den immer wieder einsetzt! Der Trainer hätte schon längst entlassen werden müssen !Aber Hertha muss ja sparen und kann sich das nicht mehr leisten den Trainer zu wechseln!Also ab und schnurstracks direkt in die Liga 2 !
    Ohne Relegation !! Mein Tipp !!
    Letzter !
    Und damit Platz 18 Schade,aber verdient! Klasse Leistung auch von Präsident Bernstein und Konsorten !

  13. 2.

    Tut mir leid,ich habe keine Hoffnung mehr. Hertha wird gegen Schalke verlieren und ist dann so gut wie weg. Die letzte Option, einen "Retter" zu holen, wurde nicht genutzt,man hält an Schwarz fest,obwohl dieser die schlechteste Serie zu verantworten hat. Er hat die wenigsten Punkte geholt. Der gesamte Verein (inklusive Bernstein) ist nicht Erstligatauglich. Daher glaube ich,ist ein Abstieg nötig,um einen Neuanfang zu starten.

  14. 1.

    Das wird nichts mehr mit „der alten Dame“. Der Abstieg wird auch wirklich Zeit. Obwohl es auch mit dieser Truppe in der 2. Liga schwer wird. Statt lfd. vom neuen Stadion zu träumen, sollten sie sich besser Gedanken für eine ordentlichen Mannschaft machen.

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