Gegen Erfurt um die Meisterschaft - Große Hoffnungen in Cottbus bringen Bundesliga-Atmosphäre ins Stadion
Das Gipfeltreffen der Fußball-Regionalliga elektrisiert die Lausitz. Spitzenreiter Cottbus erwartet am Samstag in der vierten Liga mehr Fans als jemals zuvor. 20.000 Menschen könnten dann erleben, wie Energie sich zum Regionalliga-Meister macht. Von Andreas Friebel
13.290 - das ist exakt die Zuschauerzahl, die bislang in der Cottbuser Regionalliga-Geschichte für das Heimspiel mit den meisten Fans im Stadion der Freundschaft steht. Am 2. April 2017 wurde dieser Fan- Rekord gegen Jena (3:1) aufgestellt. Gut sechs Jahre später wird er eingestellt: Denn bis Donnerstagmittag waren bereits 18.000 Tickets für das Gipfeltreffen gegen den Tabellenzweiten Erfurt verkauft.
Die Vorfreude auf dieses Duell ist groß. Nicht nur bei den Fans, auch in der Mannschaft. "Das hat etwas von Bundesliga-Atmosphäre. Es wird ein Hexenkessel. Und ich hoffe, dass die Fans uns am Samstag tragen", sagt Malcolm Badu, der mit seinen beiden Toren am vergangenen Sonntag in Halberstadt (3:1) den Weg zum möglicherweise entscheidenden Spiel um die Meisterschaft geebnet hat.
Cottbus will die Meisterschaft entscheiden
Vier Punkte hat das Team von Claus-Dieter Wollitz aktuell Vorsprung auf Erfurt. Nachdem sich beide Mannschaften wochenlang einen engen Kampf an der Tabellenspitze geliefert haben, kann Cottbus am Samstag - zwei Spieltage vor dem Saisonende - alles klar machen. "Wir sind jetzt in einer Situation, die sich vor der Saison jeder gewünscht hätte", sagt Axel Borgmann. Er will keine Zweifel aufkommen lassen will, dass Energie möglicherweise ein bisschen spekuliert und auch mit einem Punkt zufrieden wäre. "Wir haben ganz viel Lust darauf, die Meisterschaft am Samstag zu entscheiden. Trotzdem wissen wir, wie schwer der Gegner ist."
Die Thüringer sind die Überraschungsmannschaft der Saison. Der Aufsteiger hat Experten überrascht. Nach ein paar Anpassungsproblemen hat Rot-Weiß ab Oktober stark aufgespielt. Und in dieser Phase unter anderem Babelsberg mit 6:2 geschlagen. Doch die Potsdamer nahmen Revanche und bezwangen Erfurt vergangene Woche mit 2:0. Damit konnte sich Energie etwas absetzen. "Wir haben den Druck hochgehalten und Erfurt nie davonziehen lassen. Das macht dann natürlich auch etwas mit den Spielern, die diesen Druck von uns gespürt haben", so FCE-Trainer Claus-Dieter Wollitz.
Energie macht seit Wochen Druck auf Erfurt
Während Erfurt in den letzten zehn Ligaspielen 17 Punkte holte, waren es bei Energie 25 Zähler. Zum Ende der Saison dreht der ehemalige Bundesligist mächtig auf. Die Mannschaft hat sich entwickelt und ist deutlich stabiler geworden. "Das Team ist auch schlauer geworden. Die Jungs wissen gerade in den engen Spielen, was sie tun müssen und haben ihr Potenzial abgerufen", freut sich Wollitz, dem das 2:2 aus dem Hinspiel noch in guter Erinnerung ist. Energie führte bereits mit 2:0, kassierte aber in der Schlussviertelstunde noch zwei Gegentreffer. "Es ist viel Zeit seitdem vergangen. Aber wir wissen noch, dass wir den Gegner wieder stark gemacht haben. Daraus haben wir unsere Lehren gezogen", so Abwehrspieler Borgmann.
Holt Cottbus Samstag (Anpfiff 13 Uhr) den Dreier, wäre nicht nur die Meisterschaft perfekt, auch klar, dass im Kampf um den Aufstieg in die dritte Liga, dann noch Unterhaching wartet. Sofern der Meister der Regionalliga Bayern nicht kurzfristig einen Rückzieher macht. Nach wie vor halten sich Gerüchte, dass es um die Finanzen der Hachinger nicht gut gestellt ist. "Natürlich schauen wir da schon ein bisschen hin. Aber wichtig ist jetzt der Samstag und nicht mehr", sagt Badu.
Ein Samstag, der in die Regionalliga-Geschichte der FC Energie eingehen wird, weil nie zuvor so viele Fans ein normales Heimspiel der Cottbuser sehen wollten. Und vielleicht wird ja Samstag auch ein Allzeit-Rekord für ein Energie-Viertliga-Spiel geknackt. Er wurde im entscheidenden Aufstiegsspiel zwischen Cottbus und Flensburg vom 27. Mai 2018 aufgestellt: Damals kamen 20.056 Fans ins Stadion, um den Aufstieg in die dritte Liga zu feiern.
Sendung: rbb24, 11.05.2023, 18 Uhr