Samstag im Berliner Olympiastadion - Alles Wichtige zum Länderspiel zwischen Deutschland und der Türkei
Am Samstagabend trifft die deutsche Fußballnationalmannschaft im Berliner Olympiastadion auf die Türkei - Anpfiff ist um 20:45 Uhr. Wir klären die wichtigsten Fragen rund um das Testspiel, blicken auf den Gegner und die brisante sportliche Historie beider Teams.
Das Sportliche
Im Testspiel gegen die Türkei geht es zwar nicht um Punkte, für DFB-Trainer Julian Nagelsmann ist das Spiel trotzdem wichtig. Dem neuen Bundestrainer bleiben nur noch wenige Spiele, bis er für die Europameisterschaft 2024 im eigenen Land eine konkurrenzfähige Mannschaft nominieren muss. Nach drei enttäuschenden Turnieren sehnen sich Spieler und Fans nach Erfolgserlebnissen.
Nagelsmann will vieles anders machen als seine Vorgänger Joachim Löw und Hansi Flick. Deshalb wird er wohl auch gegen die Türkei wieder auf frische Kräfte setzen. Mit den Ex-Unionern Robert Andrich und Grischa Prömel, dem Bremer Stürmer Marvin Duksch und den Ersatztorhütern Oliver Baumann und Janis Blaswich stehen gleich fünf Spieler im Kader, die noch nie für die A-Nationalmannschaft gespielt haben.
Die ersten beiden Spiele unter Nagelsmann ließen durchaus einen positiven Trend erkennen. Nach Rückstand feierte man einen ungefährdeten 3:1-Sieg gegen die USA. Im zweiten Spiel der USA-Reise gab es gegen Mexiko ein leistungsgerechtes 2:2, wobei in diesem Spiel erneut die Abstimmungs-Probleme in der Abwehr sichtbar wurden.
Der Gegner
Unter dem italienischen Trainer Vincenzo Montella hat sich die Türkei mit Siegen gegen Lettland und Kroatien für die EM im kommenden Sommer qualifiziert. Die Vorarbeit dafür leistete ein Deutscher: Stefan Kuntz war bis Ende September türkischer Nationaltrainer und holte mit drei Siegen und einem Unentschieden aus vier Qualifikationsspielen immerhin fast die perfekte Ausbeute. Trotzdem überwarf er sich mit dem Verband und Teilen der Mannschaft. Kurz vor seiner Entlassung sagte er: "Die Spieler müssen das Niveau erreichen, 100 Prozent zu geben. Wenn sie nicht 100 Prozent geben, tut es mir weh."
Welches Niveau viele der Spieler im besten Fall erreichen können, wissen Bundesliga-Fans: Mit Kaan Ayhan, Hakan Çalhanoğlu und Salih Özcan könnten gleich drei Spieler eingesetzt werden, die in Deutschland geboren sind und fußballerisch hier ausgebildet wurden.
Das Publikum
Als Hertha 2008 im UEFA-Cup gegen Galatasaray spielte kamen beachtliche 62.612 Zuschauer ins Olympiastadion, Fans der türkischen Mannschaft waren "zwei Drittel davon", wie Hertha-Manager Dieter Hoeneß damals ausrechnete.
Am Samstag werden noch 10.000 Zuschauer mehr erwartet als vor 15 Jahren, die Verteilung zwischen deutschen und türkischen Fans dürfte sich wiederholen. Die Mannschaft von Julian Nagelsmann darf sich also bei jedem Ballkontakt auf ein gellendes Pfeifkonzert gefasst machen. Dafür sind die leidenschaftlichen Fans der türkischen Mannschaft bekannt.
Die Historie
Im Oktober 2010 traf die deutsche Nationalmannschaft schon einmal im Berliner Olympiastadion auf die Türkei, damals das Spitzenspiel der Gruppe A in der EM-Qualifikation. Bei jedem Ballkontakt wurde der damals 21-jährige Mesut Özil von den tausenden türkischen und türkischstämmigen Fans gnadenlos ausgepfiffen, auch Schmähgesänge gegen ihn waren zu hören. Viele türkische Fans nahmen ihm seine Entscheidung übel, für das deutsche Team zu spielen und nicht für die Türkei, der Heimat seiner Eltern.
Miroslav Klose traf in der 42. Minute zum 1:0 und ausgerechnet Mesut Özil selbst markierte in der Mitte der zweiten Hälfte frei vor dem türkischen Keeper Volkan Demirel das 2:0. Özils Jubel fiel äußerst verhalten aus und als der Stadionsprecher den Torschützen ausrief wurde das erneut von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet. Miroslav Klose besorgte schließlich den 3:0-Endstand vor 74.244 Zuschauern.
Insgesamt spricht die Bilanz deutlich für die DFB-Elf. In 21 Spielen siegte Deutschland 14 mal gegen die Türkei, bei vier Unentschieden und drei Niederlagen. Das letzte Aufeinandertreffen datiert vom 7. Oktober 2020. In Köln gab es beim damaligen Testspiel ein 3:3. Torschützen für Deutschland waren Draxler, Neuhaus und Waldschmidt, für die Türkei trafen Tufan, Karaca, und Karaman.
Der Stadionbesuch
Die Zuschauer sollten sich früh auf den Weg ins Olympiastadion machen und dabei möglichst die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen, empfiehlt die Polizei. "Die große Herausforderung ist die Vielzahl der Veranstaltungen über den ganzen Tag verteilt", sagt Polizei-Sprecherin Dierschke.
Im gesamten Stadtgebiet könne es zu Einschränkungen im Verkehr kommen. Insgesamt werden am Samstag mehr als 3.000 Beamte der Berliner Polizei und der Bundespolizei im Einsatz sein, die nicht neben dem Länderspiel sondern auch die Demonstrationen absichern müssen. Wie viele Einsatzkräfte konkret für das Länderspiel verantwortlich seien, könne man deshalb wegen der dynamischen Lage gar nicht genau beziffern, erklärt Dierschke. Die Polizei rechne aber mit einem friedlichen Fußballfest.
Sendung: rbb24 Inforadio, 18.11.2023, 8:15 Uhr