Interview | Kammerjäger zu Bettwanzen - "Nachts kommen sie dann rausgekrabbelt, wenn sie Hunger haben"
Eine Bettwanzenplage sucht aktuell vor allem zurückgekehrte Urlauber heim. Frank Zickora, ein Kammerjäger aus Cottbus, erklärt, wie groß der Befall in der Region ist und warum die Insekten so schwer wieder loszuwerden sind.
rbb|24: Herr Zickora, wie oft sind Sie wegen Bettwanzen im Einsatz?
Frank Zickora: Also, wenn ich das wollte, dann täglich. Aufträge dafür haben wir genug. Das Problem ist eben, dass sich Bettwanzen extrem schwer bekämpfen lassen. Wir nutzen dafür zunächst Pheromonfallen. Das sind giftfreie Klebefallen, in denen ein Pheromon eingearbeitet ist, mit dem die Tiere angelockt werden. So können wir erstmal feststellen, wie hoch der Befall ist.
Danach können wir dann arbeiten. Meistens kommt man aber nicht um die chemische Keule herum. Dafür brauchen wir aber auch eine Weile. Meistens sind drei bis vier Bekämpfungen notwendig, die auch für den Kunden sehr belastend sind. Er muss den gesamten befallenen Raum leerräumen. Alle Möbel müssen raus, weil man nur so an die Stellen kommt, die man sonst nicht erreicht.
Wie lang sind die Tiere schon in unserer Region verbreitet?
Bettwanzen haben wir schon mehrere Jahre hier in Deutschland, in Cottbus so wie auch in jeder anderen Stadt im Land. In der ehemaligen DDR waren sie größtenteils ausgerottet, und nur ab und zu in Hotels mit internationalen Gästen zu finden. Mit der Globalisierung der letzten Jahre haben sich die Bettwanzen dann auch bei uns vermehrt – und zwar vehement.
Wo findet man die Bettwanzen denn überall?
Zum Beispiel in Wohnungen von Privatpersonen, die mal in den Urlaub fahren, und die Bettwanzen von ihrem Urlaubsort mitbringen. Aber auch in Studentenwohnheimen, in Firmen und in Hotels. Aber vor allem eben bei Privatpersonen oder in Wohnheimen. Dort, wo es viel Publikumsverkehr gibt, treten sie üblicherweise auf.
Wie groß ist so eine Wanze überhaupt? Und welchen Schaden richten die Insekten an?
Wenn sie jung sind, dann sind sie circa ein bis zwei Millimeter groß, später drei bis vier Millimeter. Wenn sie sich mit Blut vollgesaugt haben, dann sind sie bis zu fünf Millimeter groß und schön kugelig. Und sie sind echt lästig, weil sie sich in jeder Ritze verstecken, das kann man sich gar nicht vorstellen. Da kommt man nicht mal mit dem Fingernagel ran. In Betten, hinter Bildern, hinter Scheuerleisten, in Schränken. Zu den üblichen Spuren gehören auch der Kot an den Betten und Matratzen. Der ist wie eine Perlenkette dort aufgereiht.
Tagsüber sieht man die Wanzen kaum, da verstecken sie sich. Nachts kommen sie dann rausgekrabbelt, wenn sie Hunger haben. Und saugen sie sich mit unserem Blut voll. Und wir sehen danach am ganzen Körper die Einstiche und Quaddeln. Und das Schlimme ist: Wenn sie sich vollgesaugt haben, dann brauchen sie ein paar Wochen erstmal keine Nahrung mehr. Man denkt dann, man hat nichts mehr. Und auf einmal sind sie wieder da. Angelockt werden sie vor allem durch die Körperwärme und durch unseren CO2-Ausstoß.
Vielen Dank für das Gespräch!
Das Gespräch führte Daniel Mastow für Antenne Brandenburg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.10.2023, 14:40 Uhr