Geschichte mit Höhen und Tiefen - Frankfurt (Oder) feiert 125 Jahre Straßenbahn in der Oderstadt
Seit 1898 schieben sich die Wagen der Straßenbahn durch Frankfurt (Oder) und können auf eine bewegte Geschichte zurückblicken. Heute befördert sie jährlich etwa 9 Millionen Fahrgäste. Zur Feier des Jubiläumsjahres sind jetzt mehrere Erlebnisfahrten geplant.
Seit 125 Jahren rollt die Straßenbahn durch Frankfurt (Oder) und erlebte dabei einige Höhen und Tiefen. Am Montag wurde nun ihr Bestehen mit Geburtstagsständchen und Luftballons auf einer Jubiläumsfahrt gefeiert.
Eine Geschichte mit Höhen und Tiefen
Das Gefährt klackert im Rhythmus, den die heute knapp 40 Kilometer Schiene vorgeben. Besonders beim Bremsen und in den Kurven quietsch Metall auf Metall. Mit an Bord durch die Innenstadt ist am Montag unter anderem der Geschäftsführer der Stadtverkehrsgesellschaft, Christian Kuke. Mit viel Nostalgie erinnert er sich an alte Zeiten. "Ich kenne es noch von früher. Wir sind als Kinder mit den Gotha-Wagen zur Schule gefahren. Nach meiner Rückkehr nach Frankfurt (Oder) habe ich dann bei der Stadtverkehrsgesellschaft auch den Führerschein erworben. Es ist auch immer ein erhabenes Gefühl, in der Bahn vorne zu sitzen und so ein schweres Gefährt durch die Oderstadt zu bewegen."
Die erste Straßenbahn rollte 1898 durch Frankfurt (Oder). Schon im Jubiläumsjahr nutzen laut Stadtverkehrsgesellschaft rund 1,9 Millionen Menschen das neue Transportmittel. Das Netz und der Fuhrpark wuchsen daraufhin stetig an. Doch beispielsweise die Weltkriege brachten die rasante Entwicklung immer wieder ins Stocken, da Strom, Material und das Personal anderweitig gebraucht wurden. 1945 dienten Teile der Wagen etwa als Splitter- und Panzersperren.
Nach dem 2. Weltkrieg glich die Stadt einer Ruine und die Infrastruktur war zerstört. Der Verkehr wurde nach und nach wieder aufgebaut, doch da die Gebiete östlich der Oder nun zu Polen gehörten, bleibt die Verbindung über den Fluss getrennt. Trotzdem wurden die Linien zu DDR-Zeiten im deutschen Teil um mehrere Kilometer ausgebaut.
Dennoch gab es in der langen Geschichte mehrmals die Überlegung, den Betrieb der Tram einzustellen, erinnert sich Fred Bernau. Er war kurz vor der Wende als Betriebsleiter tätig. "Ich finde es gut, dass es sich so entwickelt hat. Heute spricht keiner mehr über die Einstellung der Straßenbahn und alle sind zufrieden." So nutzen aktuell etwa 9 Millionen Menschen pro Jahr die Frankfurter Straßenbahnen.
Neue Wagen und der Weg nach Polen?
Der Betrieb laufe dem ehemaligen Betriebsleiter Fred Bernau zufolge "stabil", sei aber ausbaufähig. Denn eine schier unendliche Geschichte begleitet die Straßenbahn seit nunmehr fast zehn Jahren. Dabei geht es um neue, barrierefreie Triebwagen. Diese sind bis heute nicht verfügbar, da sie schlicht zu teuer sind. Erst sehr spät hat das Land Brandenburg grünes Licht für eine Förderung gegeben. Ende dieses Jahres sollen sie nun kommen.
Weiter läuft auch die seit mittlerweile Jahrzehnten geführte Diskussion über eine Verlängerung der Tram in die polnische Nachbarstadt Słubice. Am Montag zeigte sich Frankfurts Oberbürgermeister René Wilke (Linke) hier offen. Doch schnell werde das wohl nicht gehen. "Auf der Brücke selber sind alle Vorrichtungen dafür da. Aber wenn man denn auf Slubicer Seite ist und in den Kreisel fährt, sind da keinerlei Vorrichtungen. Man müsste das komplette Areal umbauen. Das ist auch die größte Hürde in dem Prozess." Immerhin verbindet seit 2012 ein Bus die beiden Partnerstädte.
Trotz offener Fragen und weiterer Herausforderungen für die Zukunft ließen sich die beteiligten am Montag allerdings vom Feiern nicht abhalten. Im Jubiläumsjahr sind mehrere Erlebnisfahrten geplant. Als erstes soll am 12. Februar die Singakademie Frankfurt (Oder) in einer Tram auftreten.
Sendung: Antenne Brandenburg, 24.01.2023, 16:40 Uhr