Kosten-Nutzen-Verhältnis - Ost-Sparkassenpräsident verteidigt Filialschließungen
Die wirtschaflichen Rahmenbedingungen auf dem flachen Land seien für die Sparkasse schwiegrig. Daher verteidigt der ehemalige Landrat von Oberhavel und heutiger Chef des Ostdeutschen-Sparkassenverbandes - Weskamp - die Filialschließungen.
Der Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes, Ludger Weskamp, hat die Schließung von Filialen auf dem Land als notwendig verteidigt. "Die Sparkassen sind wie kein anderes Kreditinstitut in der Fläche vertreten. Aber sie müssen Standorte aufgeben, weil die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sehr schwierig geworden sind", sagte Weskamp der "Märkischen Allgemeinen" [Bezahlschranke]. Gleichzeitig gehe die Nachfrage zurück. "Mehr Kunden nutzen Online-Banking, weniger Kunden heben Geld ab oder bringen ihren Überweisungsträger zur Sparkasse. (...) Und dann kommt irgendwann der Punkt, an dem Filialen nicht mehr wirtschaftlich zu betreiben sind."
Geringe Nachfrage und hohe Kosten dienen als Schließungsgründe
Die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) will nach Plänen von April 31 der 141 Geschäftsstellen zusammenlegen und in den meisten Fällen weiter Geldautomaten und Selbstbedienungsangebote vor Ort vorhalten. Zehn Standorte sollen komplett wegfallen.
Anfang des Jahres war bekannt geworden, dass ab dem 1. Oktober fünf Sparkassen Filialen in der Uckermark schließen sollen. Betroffen sind Standorte in Brüssow, Boitzenburg, Gerswalde, Fürstenwerder und in Greiffenberg. Damit entfallen dort ab Herbst Beratung und Selbstbedienung. Für Menschen ohne Online-Banking könnte dies künftig längere Fahrwege etwa in das rund 25 Kilometer entfernte Prenzlau bedeuten. Gründe für die geplanten Schließungen sollen eine geringe Nachfrage und hohe Kosten sein. Doch die Pläne sorgen bei Anwohnern für Unmut, da damit Service-Angebote im ländlichen Raum wegfallen. Rund 150 Menschen protestieren im Mai in Brüssow (Uckermark) gegen die angekündigte Schließung der örtlichen Sparkassen-Filiale. Zudem haben sich Kommunalpolitiker aus der Uckermark am Montag in einem offenen Brief für den Erhalt mehrerer Sparkassen-Filialen in ihrer Region ausgesprochen.
Weskamp war von 2015 bis 2021 Landrat des Kreises Oberhavel in Brandenburg.
Zinspolitik für Weskamp in Ordnung
Der Ost-Sparkassenpräsident stellte sich auch hinter die Zinspolitik, den Kundinnen und Kunden erst nach und nach höhere Zinsen weiterzugeben. "Bis zur Zinswende durch die EZB (Europäische Zentralbank) haben die Sparkassen noch viele langfristige Kredite zu 1 bis 2 Prozent vergeben, die noch 10 Jahre oder länger laufen", sagte Weskamp. "Für diese Zeit bekommen die Sparkassen also dafür nur 1 bis 2 Prozent zurück. Unter diesen Bedingungen ist es betriebswirtschaftlich nicht vernünftig, die schnelle Zinswende der EZB unmittelbar bei den Guthabenzinsen nachzuziehen."
Der Verbandspräsident hält Festgeldsparen mit Blick auf die kommenden Jahre für zunehmend attraktiv: "Die Zinsen werden nach und nach steigen. 2025 wird ein Inflationsausgleich über Festgeldsparen hoffentlich wieder möglich sein", sagte Weskamp.