Per Testament - Friseurmeisterin vererbt Barnim 200.000 Euro für neuen Rettungswagen

Do 27.07.23 | 21:12 Uhr
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Ein Einsatzfahrzeug mit Blaulicht und dem Schriftzug Notarzt im Display (Quelle: dpa)
Audio: Antenne Brandenburg | 27.07.2023 | Philipp Gerstner | Bild: dpa

Weil es sich eine Finowfurterin nach einer abenteuerlich anmutenden Fahrt mit einem Rettungswagen in den Kopf gesetzt hat, konnte der Barnim nach ihrem Ableben jetzt einen neuen Rettungswagen aus ihrer Hinterlassenschaft anschaffen.

Finowfurt in Barnim hat einen neuen Rettungswagen. Am Donnerstag wurde er übergeben. Das Besondere daran ist die Anschaffung. Die wurde überhaupt möglich, weil eine ältere Dame dem Landkreis 200.000 Euro aus ihrer Hinterlassenschaft für den Wagenkauf vermacht hat.

Für die ehemalige Friseurmeisterin Bärbel Gentsch soll es eine Herzensangelegenheit gewesen sein. Bereits vor sechs Jahren hat sie es in ihrem Testament veranlasst, dass der Barnim nach ihrem Ableben einen neuen Rettungswagen bekommen soll. Gesagt, getan!

"Wir haben vor einem Jahr erfahren, dass wir eine Erblasserin aus Finowfurt haben, die selbst mal – wie sie offensichtlich fand – gut betreut worden ist", sagte Barnim-Landrat Daniel Kurth. Demnach habe sie in ihrem Testament festgelegt, dass ein Teil ihres Erbes dem Barnim zufließen soll. Einzige Voraussetzung, damit das Geld ausbezahlt werden konnte- war, dass die Menschen in Finowfurt durch den Kauf eines neuen Rettungswagens gut versorgt und immer gerettet werden können. "Das hat uns sehr erfreut, dass Menschen soweit vorausdenken und sagen, nach meinem Tod möchte ich, dass andere Leute, die in der Not sind, gerettet werden können", so Kurth.

Holprige Fahrt in alter Rettungsdienst-Flotte

Hintergrund war wohl eine Fahrt mit einem Rettungswagen vor zwölf Jahren. Damals musste Gentsch von ihrem Wochenendgrundstück am Üdersee per Rettungswagen in eine Klinik gebracht werden. In dem älteren Modell der damaligen Rettungsdienst-Flotte war das wohl keine so angenehme Sache. "Das war so holperig, dass beinahe aus dem Auto fiel. Und da war sie so verrückt und hat gesagt, wenn ich mal nicht mehr bin, dann kaufe ich dem Landkreis einen neuen Rettungswagen. Da hat sie nie von abgelassen", sagte Dirk Lengacker. Als guter Freund der damaligen Friseurmeisterin überreichte er am Donnerstag die Summe an den Kreis.

Der neue Rettungswagen im Wert von 254.000 Euro erfüllt jetzt die allerneusten Standards, sagte Einsatzplaner vom Barnimer Rettungsdienst Daniel Fischer. "Wir können nahezu jedes Unfallopfer in dem Fahrzeug erstversogen, die Patienten mit neuster medizinischer Technik stabilisieren." Die Fahrzeuge der Feuerwehr werden regelmäßig getauscht, doch aufgrund der Spende ist es nun möglich, vorfristig ein neues Fahrzeug in den Dienst zu stellen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.07.23, 15:12

16 Kommentare

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  1. 16.

    Bezeichnen Sie Deutschland als Entwicklungsland, in dem man mit diesen Zuständen rechnen muss oder gilt die Bezeichnung offiziell und ist mir nur nicht bekannt? Hab noch mal die Liste der Entwicklungsländer studiert, falls mir Änderungen entgangen sind.
    Unabhängig davon sagt eine Ressesion oder ähnliches noch nichts über den Entwicklungsstand eines Landes aus.

  2. 15.

    Was lesen denn meine entzündeten Ohren: Hochentwickelt ! Das kann ja nur ein Gag sein ? Deutschland befindet sich wirtschaftlich im Sinkflug und wankt. Die Ampel hat den Ernst der Lage nicht verstanden. Dafür versteht man es aber umso besser, anderen die Schuld in die Schuhe zu schieben und verantwortlich zu machen.

  3. 14.

    Es ist zweifellos eine sehr zu würdigende soziale Tat. Traurig ist, dass es aus einem negativ erlebten Rettungseinsatz dazu kam. In einem hochentwickelten Land wie Deutschland sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, dass die medizinische Versorgung auf einem angemessen oder besser hohem Niveau gewährleistet wird.
    Für den deutschen Staat ist es eine absolute Fehlleistung bei der Sicherstellung der Bereitstellung aller erforderlichen Mittel des Gesundheitswesens. Man fragt sich, wie kann das sein, wenn für alles mögliche Milliarden zur Verfügung stehen, aber an existenziellen Stellen wird gespart was nur möglich ist.

  4. 13.

    Erhält Frank-Walter Steinmeier das Geld etwa nicht ? Gerade jemand in einer mehr als privilegierten Position heuchelt den Bürgern, die ungewollten Verzicht üben müssen, wie z.B. im Gesundheitswesen, hier ein gute und heile Welt vor. Ich bin aber auch ehrlich: Wenn ich diese Alimentation hätte, würde ich noch mehr Lobhudelei betreiben und in diesem Land alles auch mehr als toll finden.

  5. 12.

    Lieber vererbe ich an eine Hilfsorganisation als an den Staat.

  6. 11.

    Nur das die Finanzierung von Rettungswagen Sachen der Kommunen ist und "die Regierung" damit nicht viel am Hut hat. Woher auch immer Sie die politische Präferenzen der Dame kennen...

    Und Gag an einem Testament ist übrigens, dass man in der Regel nicht weiß, wann man stirbt, wenn man es aufsetzt.

  7. 10.

    Das finde ich sehr gut. Das Beispiel sollte Schule machen. Wenn sich viele Rentner mit ihrem Testament zugunsten einer neu zu gründenden Stiftung "Rettung des Menschen auf dem Land" zusammenschlössen, könnte man hier einen sehr guten Schritt weiter kommen in der flächendeckenden Notfallversorgung. Bei uns in Hohen Neuendorf sind die Menschen eher geizig, nicht gut. Daher liebe Nachbarn bitte mehr von diesem tollen Bürgerengagement, nicht erst posthum!

  8. 8.

    Wenn keine Erben vorhanden sind erbt der Staat. Diese Erblasserin hat das gewusst und selbst bestimmt wer das Geld bekommen soll. Eine gute Tat.

  9. 7.

    Es ist eine gute Sache. Mein Respekt gilt still der Verstorbenen. Ansonsten ist es ein Armutszeugnis. Komplett.

  10. 6.

    Respekt - das ist eine sehr vernünftige Sache die man im Leben notwenig braucht, Ohne groß Palaver und Bohei zu machen /sagen.

    Hut ab .

  11. 5.

    Dieser Nachlass ist eine schallende Ohrfeige für die gesamten politischen Verantwortungsträger ! Sprüche, von einem Millionär, wie : Wir leben im besten Deutschland, das es jemals gegeben hat, sind blanker Hohn, wenn man mit einem Bundeswehr-Hubschrauber ins Krankenhaus geflogen wird und 236.000 € zzgl. 78.000 € Aufwandsgeld erhält. Davon könnte man jedes Jahr locker einen Rettungswagen anschaffen.

  12. 4.

    Natürlich ein sehr ehrenwertes Verhalten, allerdings frage ich mich, wie ist das in diesem Fall mit der Erbschaftssteuer?

  13. 3.

    Das nenn ich mal ne feine Aktion von der Dame.
    Nicht bloß geschnakt, sondern durchgezogen. Ohne groß Palaver und Bohei. Daumen hoch.
    Möge sie beim großen Manitu von den Engeln verwöhnt werden für diese Erbschaft.

  14. 2.

    Würde sie bei der heutigen Regierung mit Sicherheit nicht mehr machen.

  15. 1.

    Eine klasse Tat. Respekt.

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