Koalitionsverhandlungen - Mehrheit für Wiederwahl Woidkes als Ministerpräsident bröckelt

Mo 25.11.24 | 17:29 Uhr
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Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
dpa/Sebastian Gollnow
Audio: rbb24 Inforadio | 25.11.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Noch haben SPD und BSW bei ihren Koalitionsverhandlungen in Brandenburg keine Einigung erzielt. Derweil kann sich Ministerpräsident Woidke nicht bei allen Abgeordneten der möglichen Koalition ihrer Stimme für seine Wiederwahl sicher sein.

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kann bei einer möglichen Wiederwahl durch SPD und BSW nicht mit allen Stimmen der möglichen Koalition rechnen.

Der BSW-Abgeordnete Sven Hornauf aus Frankfurt (Oder) kündigte gegenüber rbb|24 am Montag an, er werde Woidke nicht wählen, solange dieser am Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Schönewalde/Holzdorf (Elbe-Elster) festhalte. SPD und BSW verfügen in einer möglichen Koalition und damit auch bei der Wahl des Ministerpräsidenten lediglich über eine Mehrheit von zwei Stimmen.

In Holzdorf ist die Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3 und von Transporthubschraubern geplant. Woidke hatte in der Vergangenheit wiederholt seine Unterstützung für das Projekt betont, auch vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.

Kleine Anfrage zu Bundeswehrstandort Holzdorf mit Zündstoff

Zuletzt hatte es ein Hin und Her zu einer Kleinen Anfrage zum Bundeswehrstandort und dessen Erweiterung in Holzdorf gegeben. Eine Gruppe von sechs BSW-Abgeordneten hatte diese in der vergangenen Woche gestellt, nach Diskussionen zwischen SPD und BSW aber wieder zurückgezogen. Hornauf stellte die Anfrage daraufhin als einzelner Abgeordneter im gleichen Wortlaut erneut.

In der Anfrage geht es unter anderem darum, gegen welche Staaten das Raketenabwehrsystem zum Einsatz kommen könnte, ob die Raketen auch als Angriffswaffe nutzbar sind oder wie die Landesregierung die Gefahr beurteilt, dass der Fliegerhorst Ziel von Angriffen werden könnte. Nach Informationen aus Parteikreisen waren die Koalitionsgespräche von SPD und BSW am Donnerstag unterbrochen worden, nachdem die Kleine Anfrage bekannt wurde.

Crumbach sieht "eigentlich keinen Diskussionsbedarf"

Hornauf kritisierte im Gespräch mit rbb|24 nicht nur die geplante Stationierung des Raketensystems in Schönewalde/Holzdorf, sondern auch geplante Investitionen aus Landesmitteln in Höhe von 100 Millionen Euro für den Ausbau von sozialer Infrastruktur in der Umgebung. "Ich lehne jedes Landesgeld für diesen Stützpunkt ab", sagte er.

Der BSW-Landes- und Fraktionsvorsitzende Robert Crumbach sagte rbb|24 vor der Verhandlungsrunde am Montag, er sehe zum Standort Schönewalde/Holzdorf "eigentlich keinen Diskussionsbedarf". Bereits im Sondierungspapier von SPD und BSW seien zur Bundeswehr entsprechende Aussagen getroffen worden. Klar sei jedoch, dass das BSW nicht die Ansiedlung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland befürworte.

Woidke sagte nach den Gesprächen am Montag, in der Präambel sei bereits festgeschrieben, dass "die Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik erhöht" werden müsse. Darüber seien sich SPD und BSW einig. Die beiden Parteien hätten gemeinsam beschlossen, "dass wir zu unseren Bundeswehrstandorten stehen". Alles andere leite sich davon ab.

Noch keine Einigung auf Koalition

Die Gespräche zwischen SPD und BSW über einen Koalitionsvertrag wurden am Montag zunächst ohne abschließendes Ergebnis beendet. Das teilten die Verhandlungsführer Woidke und Crumbach mit.

Woidke sprach im Anschluss von "einer ganzen Reihe" offener Punkte. Zu Details wollten sich weder er noch der BSW-Landes- und Fraktionsvorsitzende Crumbach äußern. Woidke sagte, er sei optimistisch, dass es noch in dieser Woche zu einer Einigung komme.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2024, 18:00 Uhr

Kommentar

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22 Kommentare

  1. 21.

    Der Ausbau des Standort Holzdorf/Schönewalde ist für die strukturschwache Region ein Hoffnungsschimmer. Wer lauthals sich dagegen ausspricht, sollte den Menschen hier auch erklären, wie er den Elbe-Elster Kreis nachhaltig wirtschaftlich stärken möchte! Wir brauchen hier die Bundeswehr als Chance!

  2. 20.

    "solange dieser am Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Schönewalde/Holzdorf (Elbe-Elster) festhalte."

    Hat sich Hornauf schon mal geäußert, warum er gegen den Ausbau ist?

  3. 19.

    "solange dieser am Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Schönewalde/Holzdorf (Elbe-Elster) festhalte."

    Hat sich Hornauf schon mal geäußert, warum er gegen den Ausbau ist?

  4. 18.

    Ich könnte mir auch vorstellen, einige SPD Leute werden ihn auch nicht wählen, weil er gegen die Partei handelt. Für die anstehende BT Wahl ist das Verhalten des MP eh kontraproduktiv.

  5. 17.

    so erging es schon tausenden vor ihm, die dachten, dass sie der Godfather und sicher sind.

  6. 16.

    "Bei ausgesprochen ethischen Fragen werden die Entscheidungen freigegeben..." Was eigentlich bereits dem Grundgesetz widerspricht, weil dort festgehalten ist, dass ein Abgeordneter ausschließlich seinem eigenen Gewissen unterliegt. Auch wenn der Fraktionszwang Abstimmungen angenehmer macht, darf man sich doch fragen, warum man es ansonsten nicht mal schafft, die eigenen Parteigenossen von etwas zu überzeugen. Wie will man da eine demokratische Mehrheit der Wähler überzeugen? Der Fraktionszwang ist eine der Säulen für schlechte Politik, denn es geht Parteiprogramm vor besserer Alternative.

  7. 15.

    Falls der Wahlausgang sich nicht für Herrn Woidke entscheidet, sollte er dies genauso unverständlich annehmen wie Frau Nonnemacher.

  8. 14.

    Es gibt noch andere Gründe, warum Woidke keine Mehrheit bekommen könnte...
    Koalitionen platzen, wenn man die Spielregeln nicht einhält. Dazu gehört Woidke...

  9. 13.

    Logischerweise sollte sich die Luftabwehr unseres Landes gegen jeden richten, der unser Land angreift. Auch gegen eine Armee des Herrn Putin, wenn er der Aggressor sein sollte. Ihm steht bei uns hier doch nicht Tür und Tor offen, und er ist uns hier mit seiner Armee eben auch nicht zur unserer Unterjochung willkommen. Doch: Es gibt auch ziemlich dumme Fragen und auch ziemlich überflüssige, intelligenzdefizitäre parlamentarische Anfragen von Parteien im Landtag.

  10. 12.

    Was wäre, wenn er nicht gewählt wird?

    Neuwahlen am 23. Februar, uns dann was?

  11. 11.

    Es gibt noch andere Gründe, warum Woidke keine Mehrheit bekommen könnte...
    Koalitionen platzen, wenn man die Spielregeln nicht einhält. Dazu gehört Woidke...

  12. 10.

    Was ist daran unsachlich? Nur weil ihnen die Berichtserstattung nicht gefällt ist sie noch lange nicht "unsachlich".

  13. 8.

    Geschlossenheit ist eine Angelegenheit des Militärs, eine Angelegenheit der Politik sollte das nur sehr bedingt sein. Organisationsmenschen würden hier wohl von einem Zielkonflikt zu reden, der zwischen einer jeweils persönlichen Überzeugung besteht und des Pragmatischen, eine von Parteien getragene Regierung zu stützen, trotz anderslautender eigener Überzeugung.

    Der Zielkonflikt ist ja nicht aus der Welt. Bei ausgesprochen ethischen Fragen werden die Entscheidungen freigegeben; gleich so war es auch bei der Hauptstadtfrage. Auch die Frage um Krieg und Frieden und wie was zu erreichen sei, weil davon mittelbar und unmittelbar Menschenleben abhängen, ist m. E. weit mehr eine ethische als eine (militär-)technische Frage.

    Es ist keine Blöße, einzelne Abstimmungen freizugeben - und sie dem Parlament zu übergeben, nicht der Regierung, wobei das Parlament dann ja nur "ausführendes Organ" wäre.

  14. 7.

    Was ist daran unsachlich? Nur weil ihnen die Berichtserstattung nicht gefällt ist sie noch lange nicht "unsachlich".

  15. 6.

    Für eine Brandmauer gegen BSW
    Rubeldiener, statt Koalition.

  16. 5.

    "Gestört werden die Verhandlungen durch einen BSW-Abgeordneten, der sich am Bundeswehrstandort Holzsdorf abarbeitet."

    Ich erwarte eine sachliche und neutrale Berichterstattung und keine Wertungs- und Meinungsberichte. Das sollte selbstverständlich sein. Offenbar haben die größeren Medienhäuser im Jugendwahn und der damit einhergehenden Sprachversimplifizierung sowie der einziehenden Alltags- in die Schriftsprache vergessen, was sachlicher Stil ist. Wenn es in Ihrer Redaktion Mitarbeiter_innen gibt, die politische Debatten nur im Niveau "der stört", der schießt quer" u.ä. erfassen können, wäre dringend zu überdenken, die entsprechenden Stellen mit höherqualifiziertem Personal zu besetzen, das komplexere Sachverhalte in der Lage ist zu verstehen und journalistisch angemessen wiederzugeben.

  17. 4.

    Wenn Woidke durchfällt lach ich mich schlapp. Verdient hätte er es.

  18. 3.

    Angeblich gibt es keine doofen Fragen, aber:
    "Gegen wen soll denn die Luftabwehr gerichtet sein?"
    Na gegen den, der nicht müde wird, uns gegenüber Drohungen auszusprechen, uns als liberale Gesellschaft vernichten zu wollen. Auch bekannt als Deine Rubelquelle.

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