Koalitionsverhandlungen - Mehrheit für Wiederwahl Woidkes als Ministerpräsident bröckelt

Di 26.11.24 | 14:26 Uhr
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Dietmar Woidke (SPD), Ministerpräsident von Brandenburg (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: rbb24 Inforadio | 25.11.2024 | Nachrichten | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Noch haben SPD und BSW bei ihren Koalitionsverhandlungen in Brandenburg keine Einigung erzielt. Derweil kann sich Ministerpräsident Woidke nicht bei allen Abgeordneten der möglichen Koalition ihrer Stimme für seine Wiederwahl sicher sein.

  • Streitpunkt ist der Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Schönewalde/Holzdorf (Elbe-Elster)
  • BSW-Abgeordneter Sven Hornauf kritisiert Stationierung des geplanten Raketensystems
  • Koalitionsvertrag soll bis Ende der Woche vorgestellt werden
  • Montagabend gab es laut Woidke noch "eine ganze Reihe" offener Punkte

Hinweis 27.11.2024, 09:45 Uhr: Diese Meldung wird nicht mehr aktualisiert. Die neuen Entwicklungen lesen Sie hier.

Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) kann bei einer möglichen Wiederwahl durch SPD und BSW nicht mit allen Stimmen der möglichen Koalition rechnen.

Der BSW-Abgeordnete Sven Hornauf aus Frankfurt (Oder) kündigte gegenüber rbb|24 am Montag an, er werde Woidke nicht wählen, solange dieser am Ausbau des Luftwaffenstützpunktes Schönewalde/Holzdorf (Elbe-Elster) festhalte.

Der BSW-Fraktionsvorsitzende Robert Crumbach kritisierte Hornauf und sagte vor der Fraktionssitzung im Landtag in Potsdam am Dienstag: "Ich finde es grundsätzlich ganz gut, wenn man Probleme hat, dass man das zunächst mit seiner Gruppe, mit seiner Fraktion bespricht, bevor man in die Öffentlichkeit tritt. Das werden wir heute in der Fraktionssitzung beraten." Er sehe aber nicht, dass die Wahl Woidkes zum Ministerpräsidenten wegen fehlender Stimmen kritisch werde.

SPD und BSW verfügen in einer möglichen Koalition und damit auch bei der Wahl des Ministerpräsidenten lediglich über eine Mehrheit von zwei Stimmen.

In Holzdorf ist die Stationierung des Raketenabwehrsystems Arrow 3 und von Transporthubschraubern geplant. Woidke hatte in der Vergangenheit wiederholt seine Unterstützung für das Projekt betont, auch vor dem Hintergrund von Russlands Angriffskrieg in der Ukraine.

Kleine Anfrage zu Bundeswehrstandort Holzdorf mit Zündstoff

Zuletzt hatte es ein Hin und Her zu einer Kleinen Anfrage zum Bundeswehrstandort und dessen Erweiterung in Holzdorf gegeben. Eine Gruppe von sechs BSW-Abgeordneten hatte diese in der vergangenen Woche gestellt, nach Diskussionen zwischen SPD und BSW aber wieder zurückgezogen. Hornauf stellte die Anfrage daraufhin als einzelner Abgeordneter im gleichen Wortlaut erneut.

In der Anfrage geht es unter anderem darum, gegen welche Staaten das Raketenabwehrsystem zum Einsatz kommen könnte, ob die Raketen auch als Angriffswaffe nutzbar sind oder wie die Landesregierung die Gefahr beurteilt, dass der Fliegerhorst Ziel von Angriffen werden könnte. Nach Informationen aus Parteikreisen waren die Koalitionsgespräche von SPD und BSW am Donnerstag unterbrochen worden, nachdem die Kleine Anfrage bekannt wurde.

Crumbach sieht "eigentlich keinen Diskussionsbedarf"

Hornauf kritisierte im Gespräch mit rbb|24 nicht nur die geplante Stationierung des Raketensystems in Schönewalde/Holzdorf, sondern auch geplante Investitionen aus Landesmitteln in Höhe von 100 Millionen Euro für den Ausbau von sozialer Infrastruktur in der Umgebung. "Ich lehne jedes Landesgeld für diesen Stützpunkt ab", sagte er.

Der BSW-Landes- und Fraktionsvorsitzende Robert Crumbach sagte rbb|24 vor der Verhandlungsrunde am Montag, er sehe zum Standort Schönewalde/Holzdorf "eigentlich keinen Diskussionsbedarf". Bereits im Sondierungspapier von SPD und BSW seien zur Bundeswehr entsprechende Aussagen getroffen worden. Klar sei jedoch, dass das BSW nicht die Ansiedlung von US-Mittelstreckenraketen in Deutschland befürworte. Die geplante Stationierung neuer Transporthubschrauber in Holzdorf befürworte er aber, "weil wir die auch in Brandenburg zur Waldbrandbekämpfung brauchen".

Woidke sagte nach den Gesprächen am Montag, in der Präambel sei bereits festgeschrieben, dass "die Verteidigungsfähigkeit der Bundesrepublik erhöht" werden müsse. Darüber seien sich SPD und BSW einig. Die beiden Parteien hätten gemeinsam beschlossen, "dass wir zu unseren Bundeswehrstandorten stehen". Alles andere leite sich davon ab.

Noch keine Einigung auf Koalition

Die Gespräche zwischen SPD und BSW über einen Koalitionsvertrag wurden am Montag zunächst ohne abschließendes Ergebnis beendet. Das teilten die Verhandlungsführer Woidke und Crumbach mit. Woidke sprach im Anschluss von "einer ganzen Reihe" offener Punkte. Zu Details wollten sich weder er noch der BSW-Landes- und Fraktionsvorsitzende Crumbach äußern.

Der bisherige Verhandlungsstand zur Koalition wurde am Dienstag auch in der SPD-Fraktion besprochen. Ministerpräsident Woidke sagte danach, dass es noch kritische Punkte gebe, über die man reden müsse. Es sei bei Verhandlungen nicht unüblich, solche kritischen Punkte, die man immer wieder aufschiebe, zum Schluss zu verhandeln. "Egal ob man 99,9 Prozent geeinigt hat, wenn man 0,1 Prozent noch nicht geeinigt hat, hat man sich auf alles nicht geeinigt", so Woidke.

Der Koalitionsvertrag sollte ursprünglich in dieser Woche vorgestellt werden.

Sendung: rbb24 Inforadio, 25.11.2024, 18:00 Uhr

77 Kommentare

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  1. 77.

    Ich hoffen nur, dass die demokratischen Parteien stark genug sind um eine Regierungszeit der AfD zu verhindern. Ich möchte nicht eine Stunden von den braunen Brüdern regiert werden.

  2. 76.

    Menschenskinder, in der Kommentar-Kontrolle sitzt heute wieder der Freund oder die Freundin vom Praktikanten.
    Grüße an den Nachtwächter .....

  3. 75.

    Wo ist Deutschland bunt ???
    Deutschland ist ein kaltes graues Land - selbst Schüler tragen nur Dunkelblau oder Schwarz.
    Und bei Dunkelheit oder nach 18 Uhr, ist kaum noch jemand auf der Straße.
    Oder ist Schwarz und Grau, das neue Bunt ???

  4. 73.

    Ich fürchte, ohne Waffen tun wir das auch. Die Logik greift doch nur, wenn sie überall angewendet wird.

  5. 72.

    Nö, stimmt nicht. Aber weißt du, was stimmt? Deutschland ist bunt und Deutschland wird immer bunter und dagegen könnt ihr nichts machen.

  6. 71.

    Man kann ja auch mit den Bürgern reden und somit seine Meinung einfangen. Stellen Sie sich vor, jeder wird Politiker, dann haben wir gar keine wertschaffenden Arbeitskräfte mehr.

  7. 70.

    Genauso sehe ich das auch. Hätte die SPD die Politik mit den Bürgern und nicht am Bürger vorbei, gemacht, hätte sie jetzt nicht gegen soviel Oppositionen kämpfen müssen.

  8. 69.

    Ihre Meinung. Aber zum Glück gibt es auch andere Meinungen. Und mit Waffen bekommt man nun mal keinen Frieden. Nach Ihrer Meinung ist es voll in Ordnung, dass wir auf einen 3. Weltkrieg zusteuern.

  9. 68.

    Tja, riecht wohl nach Neuwahlen Herr Woidke !

    Da haben wir uns mit dem Wahlfang in den Altersheimen ein wenig verspekuliert, sie dachten wohl allein regieren zu können...

    Herr Woidke sollte endlich akzeptieren, das man über 30% der Wähler halt nicht ignorieren kann !!!

    Mit der BSW = SED 2 wird das jedenfalls NICHTS !!!

  10. 67.

    Einfache Antwort SPD oder BSW, beides sozialdemokratische Parteien, das BSW dabei links von der SPD.

  11. 66.

    Den Lausitz-Lobbyisten Woidke und seine Genossen, wähle Ich, jedenfalls nicht mehr, Viele Grüße ins Havelland.

  12. 65.

    Die ganze taktische Wählerei mit deren obskuren Ergebnissen ist nicht gerade dem Demokratie-Verständnis dienlich und förderlich. Die aufgeplusterte Hysterie um die die AfD ist überzogen und übertrieben. Es wirkt auch nicht mehr so, wie man sich das vorgestellt hat. Aus der versprochenen Halbierung der AfD durch die CDU ist in eine satte Verdoppelung geworden.
    Warum ? Immer mehr Menschen erkennen, dass die Altparteien außer Beschimpfungen und madig machen, nichts dagegen auf- und anzubieten haben. Gerade die jungen Wähler sehen in der AfD einen Hoffnungsträger, denn sie müssen z.B. in den Schulen die missglückte Zuwanderung und deren Folgen in der Praxis massiv aus baden. Ich würde bei diesen Zuständen auch nicht gern zur Schule gehen.

  13. 64.

    Sehr gute Nachrichten.

  14. 63.

    Viele Menschen in Brandenburg haben SPD Woidke gewählt, damit eine Demokratische Mehrheit zustande kommt. - hat aber nichts mit der Politik von SPD Woidke zu tun - ist wohl eher die auch berechtigte Angst vor der AfD gewesen.
    CDU in Brandenburg ist generell unwählbar und fährt lieber angetrunken Roller und die Grünen versauen unsere Kulturlandschaften in Brandenburg - das hat so, noch nicht einmal die DDR mit ihrer großflächigen Landwirtschaft geschafft.
    Da ist dann bald die berechtigte Frage : Was wählt man, als Demokrat überhaupt noch ???

  15. 62.

    Na wenigstens mal eine halbwegs gute Nachricht…,

  16. 61.

    Ja genau : beim nächsten Mal, soll sich die SPD mit MP-Lausitz ihre Stimmen in Elbe-Elster, Spree-Neiße oder Oberspreewald-Lausitz zusammensuchen - Ich lach mich jetzt schon schief !!!

  17. 60.

    Ich weiß ja nicht wo Sie wohnen, aber ich finde, dass das Geld in Brandenburg ganz gut eingesetzt wurde. Leider haben Sie sich nicht zur Wahl gestellt, dann wäre sicher vieles besser und effektiver. Ihre Klugheit und Umsicht haben bisher gefehlt. Wir haben immer noch viele Menschen die hinterher wissen, was man hätte eigentlich tun müssen, und die Zahl ist steigend.

  18. 59.

    Woidke, und die SPD schon gar nicht, ist nicht gewählt worden, weil er so gute Politik gemacht hat, sondern weil man die Angst der Wähler vorsätzlich gegen die prognostizierte Mehrheit AfD geschürt und befeuert hat. Die CDU hat dabei noch tatkräftig geholfen, Schützenhilfe gegeben und sich selbst um wertvolle Stimmen gebracht. Was hat das Ganze nun für Auswirkungen und lohnende Effekte ? Eine stabile Regierung etwa ? Nichts, was positiv ist. Nur schnöder und durchschaubarer Machterhalt. Das soll dann auch noch gut für das Land sein ? Da muss man zum Lachen wirklich in den noch nicht gebauten Bunker gehen.

  19. 58.

    ,,MP Lausitz,, und seiner SPD, rennen doch in Scharen, die Wählerinnen und Wähler weg und selbst die politische Unterstützung für ,,MP Lausitz und Co.,,bricht langsam aber sicher weg.
    Die Mehrheit der Brandenburger:innen, lebt nunmal Nicht im Tiefsten Süden und wird mit Milliarden-Subventionen überhäuft und beglückt - daher gibt es Keinen Grund mehr- ,,Mister Lausitz und seine SPD,, weiterhin zu wählen.

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