Fußball-Bundesliga - Urteil des DFB-Sportgerichts: Union Berlin verliert Punkt gegen Bochum

Do 09.01.25 | 17:41 Uhr
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Union-Spieler stehen um den am Kopf getroffenen Bochum-Torhüter Patrick Drewes (Imago: IMAGO / Matthias Koch)
IMAGO / Matthias Koch
Audio: rbb24 Inforadio | 09.01.2025 | Simon Schäfer | Bild: IMAGO / Matthias Koch

Nach dem Feuerzeug-Eklat beim Bundesliga-Spiel zwischen Union Berlin und dem VfL Bochum hat das DFB-Sportgericht ein Urteil gesprochen: Die Partie wird für Bochum gewertet. Es ist wahrscheinlich, dass der 1. FC Union in Berufung gehen wird.

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Das Heimspiel des 1. FC Union Berlin gegen den VfL Bochum in der Fußball-Bundesliga wird mit 2:0 für die Gäste gewertet. Damit hat das DFB-Sportgericht am Donnerstag in Frankfurt/Main dem Protest der Bochumer gegen die Spielwertung stattgegeben.

Bei der Partie im Stadion An der Alten Försterei Mitte Dezember war Bochum-Torhüter Patrick Drewes kurz vor Schlusspfiff beim Spielstand von 1:1 von einem Feuerzeug am Kopf getroffen worden. Das Spiel wurde zwar nach fast 30-minütiger Unterbrechung fortgesetzt - aber ohne den Torhüter und mit einem "Nichtangriffspakt" beider Teams.

Die Bochumer legten daraufhin Protest ein, nun folgte der Sieg am Grünen Tisch für das Bundesliga-Schlusslicht. Gegen das Urteil kann Union Berlin jedoch noch binnen einer Woche Berufung vor dem DFB-Bundesgericht einlegen.

Sportgericht: "Keine Aspekte eines Komplotts"

Das DFB-Sportgericht sah es nach der mündlichen Verhandlung als erwiesen an, dass Bochum beim Duell bei Union Berlin irregulär geschwächt wurde.

"Entscheidungen am Grünen Tisch sind immer das allerletzte Mittel. Die Umstände ließen uns aber kaum andere Möglichkeiten", begründete der Sportgerichtsvorsitzende Stephan Oberholz seine Entscheidung: "Wir konnten keine Aspekte eines Komplotts oder eines Schmierentheaters erkennen."

Union-Geschäftsführer Horst Heldt (links) vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt. (Bild: Simon Schäfer/HR)Unions Geschäftsführer Horst Heldt vor dem DFB-Sportgericht in Frankfurt/Main. (Bild: Simon Schäfer/HR)

Christian Arbeit: "Urteil widerspricht unserer Rechtsauffassung"

Der 1. FC Union wird nach Vorliegen der schriftlichen Urteilsbegründung über das weitere Vorgehen entscheiden, wie Christian Arbeit, Geschäftsführer Kommunikation des Klubs, danach ankündigte. Arbeit betonte aber: "Dieses Urteil widerspricht unserer Rechtsauffassung, dass das Spiel nach Entscheidung des Schiedsrichters ordnungsgemäß mit dem sportlichen Ergebnis von 1:1 beendet wurde und keine Umstände vorliegen, die eine Änderung des Ergebnisses durch das DFB-Sportgericht begründen könnten."

Die Bochumer begrüßten die Entscheidung. "Wir sind glücklich, dass unsere Argumente vollumfänglich gehört wurden. Der Fußball ist trotzdem der Verlierer, wenn solche Dinge passieren", sagte VfL-Geschäftsführer Ilja Kaenzig.

Was war passiert?

In der Nachspielzeit der Partie des 14. Spieltags zwischen Union und dem VfL Bochum war ein Feuerzeug in Richtung des Bochumer Keeper Patrick Drewes geflogen und hatte diesen am Kopf gestreift, wie auf den TV-Bildern zu sehen war.

Das Spiel wurde nach dem Vorfall und einer fast 30-minütigen Unterbrechung durch Schiedsrichter Martin Petersen ohne Drewes fortgesetzt und beim Stand von 1:1 beendet. Da Bochum sein Auswechselkontingent bereits ausgeschöpft hatte, ging Angreifer Philipp Hofmann kurzzeitig ins Tor. Beide Teams passten danach den Ball lediglich hin und her.

"Vorne links oben" am Kopf sei er getroffen worden, sagte Drewes bei der dreistündigen Verhandlung im Saal Golden Goal auf dem DFB-Campus. "Das war schon ein Treffer, den ich wahrgenommen habe." Die Bochumer waren nach der Unterbrechung in der Partie nur unter Protest wieder auf den Platz gegangen.

Weiteres Sportgerichtsverfahren steht noch aus

Neben dem Verfahren zum Bochumer Einspruch gegen die Spielwertung gibt es weiterhin ein übliches Sportgerichtsverfahren, bei dem sich Union Berlin für das Verhalten des Zuschauers verantworten muss. Hier ist noch kein Urteil gefällt worden. Die Strafe kann eine Geldstrafe sein, aber theoretisch auch bis zu einer Blocksperre oder einem Geisterspiel reichen. Solche Kollektivstrafen verhängte das Sportgericht in der Praxis allerdings seit 2017 nicht mehr.

Sendung: rbb24 Abendschau, 09.01.2025, 19:30 Uhr

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91 Kommentare

  1. 91.

    Sofortiger Spielabbruch beim Werfen von Gegenständen, Ruhe ist. Bei klarer Blockverteilung: je nachdem, aus welchem Anhangblock geworfen wurde, geht das Spiel an die gegnerische Mannschaft. Ist doch Vereinsfußball, die Bundesliga.

  2. 90.

    Macht keinen Unterschied. Wurf ist Wurf. Es ist absolut daneben, wie Unioner hier auf armes Opfer machen, denen vom bösen DFB nur übel mitgespielt wurde. Aber so kennt man den Club ja.

  3. 89.

    Schon mal darüber nachgedacht, was beim Täter zu holen ist?
    In der Regel nämlich nichts oder ein Tropfen auf den heißen Stein.
    Er geht in Privatinsolvenz, büßt Zeit seines Lebens.
    Aber zahlen kann er nix.
    So läuft das im Normalfall.

  4. 88.

    Kleiner Unterschied, es wurde ein Linienrichter getroffen,und das Spiel wurde abgebrochen. Immer schön bei der Wahrheit bleiben.

  5. 87.

    Kahn hat damals von einem Golfball getroffen geblutet wie ein Schweinchen Drewes kann bei einem Streifer nicht mehr weiterspielen als Profisportler lächerlich er sollte aufhören oder Profi Schachspieler werden wenn das in der Bundesliga Schule macht ist das nicht mehr mein Sport

  6. 86.

    Wie ich schon geschrieben habe- auch der Spielabbruch in Bochum nach dem Bierbecherwurf und die anschließende Wertung mit 0:2 für den Gegner war korrekt… und das, obwohl es gegen einen Westklub ging. Sie haben meiner Ansicht nach ein recht einfaches Verständnis von unabhängiger Rechtsprechung Rechtsprechung.

  7. 85.

    "Wieder komplett gegen die Ossis, super entschieden." --------
    Vorschlag zur Güte: Union bekommt zukünftig drei Feuerzeug-Freiwürfe pro Spiel weil "aus'm Osten"!

  8. 84.

    Stimme hier voll zu.
    So eng wie es am ende der Bundesliga derzeit zugeht
    sind am Vorfall unbeteiligte Vereine sehr stark von diesem
    Urteil betroffen

  9. 83.

    Oscarreife Vorstellung von Bochums Torwart.
    Aber es geht ja um einen Ostklub. Wäre das gleiche in Bochum passiert und es hätte den Union-Torwart erwischt, bezweifle ich dieselbe Rechtssprechung.

  10. 81.

    Für mich ist das Urteil ein Skandal. Und was lernen die kleinen Fußballer? Schauspielerei wird belohnt und im Abstiegskampf ist jedes Mittel recht. Und der Richter hätte sich mal die TV - Bilder ansehen sollen,dann hätte er die Schauspielerei erkannt. Ich verurteile auch den Wurf, aber so ein Urteil und vorallen die Begründung des Richters ist eine Farce.

  11. 80.

    Nun bleibt mal alle cool hier uff den Rängen. Erstens dieser Wurf muss hart bestraft werden. Zweitens ein klasse Schauspiel vom Bochumer Torwart ( fällt Stunden später und tuschelt danach mit seinem Mitspieler was er jetzt machen soll )
    Drittens das Urteil heute für Bochum zu werten einfach lächerlich.
    Wieder komplett gegen die Ossis, super entschieden.
    Der Fußball geht weiter und Köpenick bleibt trotzdem in der 1. Liga

  12. 79.

    Das Urteil ist meines Erachtens korrekt. Der Vorwurf, der Torwart hätte nur simuliert, passt nicht. Selbst wenn er keine oder nur geringe körperliche Verletzungen gehabt hätte, so wäre es eine absolute Zumutung für ihn gewesen, so weiterzuspielen als wäre nichts geschehen - angesichts der beleidigenden Schmährufe hinter seinem Tor und weiterer fliegender Gegenstände. Auch wenn Fußballprofis nicht immer die Hellsten sind, so sind sie doch noch zuerst Sportler und keine Gladiatoren und kein Freiwild für den Pöbel. Das hat nichts mit Union oder Bochum zu tun, Auch der Spielabbruch nach dem Bierbecherwurf in Bochum war völlig korrekt.

  13. 78.

    kultig ……

  14. 77.

    Ich finde andere abstiegsbedrohte Vereine sollten Widerspruch einlegen wegen offensichtlicher wettbewerbsverzerrung im Abstiegskampf, da dem VfL Bochum 2 Punkte zugeschustert werden, die später noch sehr wichtig werden können. Ein anderer Kommentator hat schon den vernünftigen Vorschlag gemacht, nur dem 1 FC Union den Punkt abzuerkennen, aber den EINEN Punkt für Bochum beizubehalten.

  15. 76.

    Es ist aus meiner Sicht eine Tragödie.
    Eine Tragödie für unbeteiligte Mannschaften wie Kiel, St. Pauli und Heidenheim.
    Bochum hat das schon irgendwie "clever" gemacht. Das muss man so akzeptieren.
    Zukünftig weiß ein Spieler hoffentlich, was er zu tun hat, wenn z.B. bei einem Eckstoß im Umkreis von 5 m ein Feuerzeug oder was auch immer fliegen sollte.
    Ich denke, das kann man hieraus mitnehmen. Und das ist nicht gut...

  16. 75.

    "Wie können Vereine solch Straftaten verhindern?" Verhindern können die Clubs das nicht, aber besser vor Punktabzug behütet sein werden wohl die Vereine, die ihre Zuschauer besonders gut "zertifizieren" können, Saison für Saison.

  17. 74.

    Mal sehen,was das zweite Verfahren bringt.Seit 2017 keine Kollektivstrafen mehr.Bei Union könnte man doch mal eine Ausnahme machen.Wetten,dit ziehen die durch.

  18. 73.

    Für das gesundheitliche Wohlbefinden von Rønnow beim Rückspiel im April in Bochum ist das eine gute Nachricht. Mit den Argumenten, die hier in den letzten Wochen zu lesen waren, hätte er ja erst von einem Wackerstein getroffen werden müssen, bevor das Spiel für Union gewertet worden wäre ...

  19. 72.

    Richtig. Wir stehen schon hinter Netzen, weil sonst auch Bierbecher fliegen. Sollen wir nun hinter Plexiglas, nur damit Idioten ihre "Freiheit" leben wollen?
    Und leider haben die Eisernen wohl auch nichts gelernt, weshalb sie in Berufung gehen wollen. Die Werte der Unversehrtheit von Menschen steht nun auch hier hinter einem Punktgewinn! Ich überdenke meine Mitgliedschaft und die Aktie.
    Menschenrechte werden schon mit Füssen getreten, nun auch hier...
    Eisern Berlin

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