Koalitionsverhandlungen - Darauf haben sich SPD und BSW in Brandenburg bisher geeinigt

Mo 25.11.24 | 21:01 Uhr
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Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) schüttelt Robert Crumbach, Landesvorsitzenden des BSW (Quelle: dpa/Michael Bahlo)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 25.11.2024 | Ismahan Alboga | Studiogast: Michael Schon | Bild: dpa/Michael Bahlo

Mehr Polizisten, ein Handyverbot in Schulen, Hilfe für Unternehmen, weniger irreguläre Migration: Die SPD und das BSW haben sich in Brandenburg bereits auf viele Punkte geeinigt. Auch über Posten wird schon gesprochen.

In Brandenburg verhandeln die SPD und das BSW noch über einen Koalitionsvertrag, doch beide Parteien haben sich bereits auf zahlreiche Punkte geeinigt und große Streitfragen abgeräumt. Wenn die Gespräche wie erwartet in dieser Woche beendet werden, könnte die Rot-Lila-Koalition bald neue politische Akzente setzen.

Noch gebe es eine ganze Reihe offener Punkte, sagte Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) am Montag. Geeinigt haben sich beide Parteien aber bereits unter anderem auf ein Handyverbot an Grundschulen, mehr Polizisten und Hilfen für Unternehmen, die von hohen Energiekosten betroffen sind.

Mehr Polizisten und weniger irreguläre Migration

Die Zahl der Polizeistellen soll laut den Plänen von SPD und BSW auf 9.000 als Zielgröße steigen. Darüber hatte zuvor der "Tagesspiegel" geschrieben. Derzeit liegt die angestrebte Zahl bei 8.500, wobei aber nicht alle besetzt sind, weil es an Bewerbern fehlt. "Dass sie erheblich aufgestockt werden muss, das ist sicher ein Punkt, wo man sich sicher schnell und gut einigen wird", sagte BSW-Landes- und -Fraktionschef Robert Crumbach dem rbb24 Inforadio.

Der Verfassungstreue-Check für Beamte, der seit September gilt, soll nicht wie vom BSW gefordert abgeschafft, aber zeitnah geprüft werden.

Beide Parteien einigten sich auch darauf, dass Brandenburg alle Maßnahmen zur Eindämmung, Verhinderung und Zurückweisung irregulärer Migration unterstützt, wie es bereits im Sondierungspapier stand.

Handyverbot an Grundschulen

An den Grundschulen soll es nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur (DPA) keine privaten Handys und Tablets geben. Die "B.Z." hatte darüber bereits berichtet. Der Schwerpunkt soll bei der Vermittlung von Lesen, Schreiben und Rechnen liegen - dies wurde bei der Sondierung vereinbart.

Außerdem soll die Entlastung von Kita-Gebühren für Eltern mit niedrigeren Einkommen fortgeführt werden.

Erhalt der Krankenhausstandorte und Corona-Aufarbeitung

Beide Parteien wollen alle Krankenhausstandorte erhalten, das hatten sie bereits in der Sondierung beschlossen. Woidke hatte seine amtierende Gesundheitsministerin Ursula Nonnemacher (Grüne) überraschend entlassen, weil er die Krankenhausreform noch anpassen wollte – dabei ging es um den Erhalt von Standorten. Beobachter interpretierten das als Signal an das BSW.

Eine Enquete-Kommission soll die Corona-Politik, die hauptsächlich Nonnemachers Ministerium zu verantworten hatte, aufarbeiten und Schlüsse für die Zukunft ziehen.

Mehr Diplomatie, Streit wegen Bundeswehr-Standortes

Die angehenden Koalitionspartner verständigten sich darauf, sich in Bund und EU für eine diplomatische Lösung des Ukraine-Kriegs einzusetzen. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hatte bereits im Oktober mehr diplomatisches Engagement im Krieg gefordert. Auch das wurde als Signal an das BSW verstanden.

Bei einem Punkt waren die Verhandlungen besonders schwierig: die Brandenburger Bundeswehrstandorte. Großer Streitpunkt war der Fliegerhorst Holzdorf (Elbe-Elster), der zu einem wichtigen Luftstützpunkt der Bundeswehr werden soll. Das BSW reichte eine Kleine Anfrage dazu im Landtag ein, zog sie aber später zurück.

Am Ende stimmten die Parteien überein, dass die Verteidigungsfähigkeit der Bundeswehr gestärkt werden muss und stehen zu den Brandenburger Bundeswehrstandorten. Der BSW-Landtagsabgeordnete Sven Hornauf hat allerdings angekündigt, Woidke bei der Wiederwahl seine Stimme zu verweigern, solange der am Ausbau des Standortes in Holzdorf festhalte.

Hilfe für Unternehmen mit Tarifvertrag

SPD und BSW haben festgestellt, dass Sanktionen gegen Russland zu hohen Energiepreisen führen. Für betroffene Unternehmen soll es Hilfe geben.

Bürokratieabbau und Digitalisierung sollen Schwerpunkte der Rot-Lila-Koalition sein. Beide Parteien sind sich einig, dass nur Unternehmen öffentliche Aufträge erhalten sollen, die sich an Tarifverträge halten.

BSW will drei Ressorts

Wer was wird, war zunächst offen. Das BSW will drei Ministerposten bekommen und strebt Innen- oder Finanzministerium an, zeigt sich aber auch offen für Bildung. Ambitionen auf das Innenministerium werden auch SPD-Finanzministerin Katrin Lange nachgesagt.

"Da gehört dann auch dazu, dass man eins der wichtigen, der mächtigen Ministerien übernimmt", sagte der BSW-Politiker Crumbach rbb24 Inforadio. Er sagte, er brauche kein Ministeramt, zeigte sich aber offen dafür.

Bei einer Einigung auf einen Koalitionsvertrag könnten Parteitage von SPD und BSW Ende der kommenden Woche entscheiden. Woidke könnte am 11. Dezember im Landtag gewählt und vereidigt werden. Die Brandenburger Landesverfassung lässt bis Mitte Januar Zeit für die Wahl.

Sendung: Radioeins, 25.11.22024, 20:00 Uhr

19 Kommentare

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  1. 19.

    Es ist durchaus machbar, für in Schulen Handy-Schließfächer zu verwenden.

  2. 18.

    es geht hier nicht darum, den Kinder die Handys wegzunehmen oder auch die Möglichkeit der Kommunikation zu nehmen, wenn der Bus verpasst wird. Klar sollte sein, das in der Schule ! Grundschule ! keine privaten Handys innerhalb der durch das Schulgesetz bestimmten Zeiten benutzt werden, wohl aber für Hin- und Rückweg zur Schuie, wo notwendig aus der Mappe genommen werden sollen um dann ggf. das Elterntaxi anzurufen.. geht übrigens auch mit einer Smartwatch bzw. " Tastenhandy " , meines Erachtens nach sollte das auch für einen Grundschüler gewesen sein.. übrigens es gibt Studien aus Südkorea, da sind in der Generation Smartphone deutlich mehr als Durchschnitt kurzsichtig.. kleiner Denkanstoss im Bezug auf Minibildschirme.. für ein verbot von nicht nur privaten Digitalwahnsinn an den Grundschulen..zurück in die Steinzeit.. Lesen, Schreiben , Rechnen .. perfekt bis zur 3 Klasse.. dann gern ein wenig mehr Allgemeinbildung.. für ein Recht auf Bildung !

  3. 17.

    Es geht keineswegs darum, überhaupt nicht mit den Geräten zu arbeiten, sondern sie dann auszuschließen, wenn sie definitiv nicht gebraucht werden und Schüler sich mit ihrer Hilfe mit anderweitigen Themen aus dem Unterricht hinausflüchten. Die Aufmerksamkeitsspanne ist ohnehin sehr gering, aufgrund der tendenziellen Abgehetztheit des Internet-Medienkonsums.

    Die nordeuropäischen Länder machen es vor, u. a. auch Finnland. Zuallererst waren sie Vorreiter bei der Digitalisierung; jetzt beginnen sie, die negativen, die destruktiven, weil entflüchtenden Seiten davon zu verringern.

    Schulunterricht ist nicht möglich durch einen faktisch eingegangenen Zwang permanenter Erreichbarkeit. Gleich so ist es bspw. in Übungsstunden für Chöre, beim Besuch klassischer Konzerte, bei Gottesdiensten und vielem anderen mehr.

  4. 16.

    Wir reden hier von Grundschule, nicht von höheren Klassenstufen.
    Die von Ihnen genannten Forderungen des Schulgesetzes lassen sich in der Grundschule auch problemlos ohne Smartphones, Tablets etc. Umsetzen. Medien sind nicht zwangsweise digital.

    Kritik lasse ich für höhere Klassenstufen gelten, ohne jede Frage. Aber zum Schuleingang müssen erstmal andere Fähigkeiten und Kenntnisse entwickelt werden.
    Schweden zB war schon sehr weit bei der Digitalisierung an Schulen. Und dreht momentan dies zurück. Man hat die Erkenntnis gewonnen, dass vor allem die Lernkompetenz extrem leidet. Es gilt die Devise: Kompetenz vor Geräte!

  5. 15.

    Wenn Kinder nicht rechnen können, dann liegt es nicht am Handy. Und die Vermittlung nur dieser Fähigkeiten ist nicht das Ziel von Schulbildung.
    Da gehören auch andere Dinge dazu, wie eben u.a. Medienbildung:
    § 4 Abs. 5 Brandenburgisches Schulgesetz
    (5) Bei der Vermittlung von Kenntnissen, Fähigkeiten und Werthaltungen fördert die Schule insbesondere die Fähigkeit und Bereitschaft der Schülerinnen und Schüler,
    1. für sich selbst, wie auch gemeinsam mit anderen zu lernen und Leistungen zu erbringen,
    2. die eigene Wahrnehmungs-, Empfindungs- und Ausdrucksfähigkeit zu entfalten und in diesem Sinne auch mit Medien sachgerecht, kritisch und kreativ umzugehen,
    3. sich Informationen zu verschaffen und kritisch zu nutzen sowie die eigene Meinung zu vertreten, die Meinungen anderer zu respektieren und sich mit diesen unvoreingenommen auseinander zu setzen,

    Aber dafür ist denke ich unser Schulsystem nicht geeignet und die Lehrkräfte müssen auch hierfür qualifiziert werden.

  6. 14.

    Brieftaube ist eine gute Idee :)Tja, unsere Kinder und deren Eltern sollen endlich begreifen, dass Handy und Tablet keine Arbeitsmittel und Nachschlagewerke sind, sondern reines Spielzeug. Jeder Erwachsene guckt sofort im Internet nach, wenn er etwas nicht weiß oder notiert haufenweise Zeug inkl. Termine und Erinnerungen im Handy, um es nicht zu vergessen. Kinder dürfen bitte dumm bleiben und Zettelwirtschaft betreiben.

  7. 13.

    Wenn Grundschüler in der 4.Klasse große Defizite im Rechnen, Schreiben und Lesen aufweisen, das könnte man als einen Weg zurück in die Steinzeit werten.
    Eine Grundschule hat die Vorgabe, den Schülern zu erst diese Grundkenntnisse zu vermitteln, und drauf weiteres Wissen aufzubauen, da ohne diese Voraussetzungen sind digitale Hilfsmittel nur ein modernes Spielzeug, da der Schüler keineswegs in der Lage wäre mit ihnen vernünftig zu arbeiten.
    Übrigens, es geht um das Verbot von privaten Geräten!

  8. 12.

    ...zum Glück, nach 35 Jahren diese SPD erstmals nicht gewählt,...

  9. 11.

    Handyverbot statt Medienbildung. Medienbildung bekommt man seit Jahren ja schon nicht hin, genauso wenig wie digitalen Unterricht. Also verbietet man einfach dieses Teufelszeug, anstatt vernünftig damit zu arbeiten. Willkommen in der Steinzeit. Und dann wundern, wenn Jugendliche nicht in der Lage sind verantwortungsvoll damit umzugehen. Wer weiß, wann es für Erwachsene verboten wird. Ich werde mir schon mal eine Brieftaube besorgen.

  10. 10.

    An vielen Schulen sind Handyverbote heute schon üblich und das wird problemlos praktiziert.
    Letzten Endes geht es darum, dass die Geräte im Unterricht deaktiviert sind.
    Wenn sich alle Schüler an die Regeln halten würden und Eltern dies auch unterstützen. Wären solche Verbote nicht nötig.

    Für den Unterricht sehe ich dies als nicht nur hilfreich, sondern als dringend nötig an. Das ist mitnichten eine Nichtigkeit!

  11. 9.

    Ein Handyverbot an Grundschulen. Man kann es sich vielleicht nicht vorstellen, aber auch Grundschulkinder müssen sich allein mit dem ÖPNV bewegen und sehr flexibel sein, um nach der Schule in Vereinen trainieren zu können. Und dann dürfen Sie kein Handy mit in die Schule nehmen?
    Aber das zeichnet unsere Politik aus. Man kümmert sich um Nichtigkeiten! und wenn das eines unserer größten Probleme ist, dann geht es uns wirklich gut!
    Gerade auf dem Land, wo wir uns auf die Busse nicht verlassen können! Regelmäßig müssen wir fahren, weil Anschlussbusse nicht warten.

  12. 8.

    Nicht Sie müssen sich schämen ,sondern Herr Woidke.
    Aufarbeitung der Corona Pandemie die Frau Nonnemacher zu verantworten hat?
    Ranziger geht's schon nicht mehr. Schade,ich hielt ihn mal für einen tollen Politiker für Brandenburg aber er ist auch wie die Fahne im Wind. Handyverbot an Grundschulen zurück in die Steinzeit so wie auch mit allem anderen Themen .

  13. 7.

    Nüchtern betrachtet ist es genau andersherum.
    Das BSW ist der SPD enorm entgegengekommen und hat fast alle Kröten geschluckt.

    Woran machen Sie das Gegenteil fest?

  14. 6.

    Handyverbot für Grundschulen??? Das kann doch wohl nicht wahr sein! Na das kann ja lustig werden… als ob es keine anderen dringenden Dinge gibt… meine Fresse…

  15. 5.

    Kein Wort zur Verkehrspolitik? Keine Subventionierung des D-Tickets für bestimmte Gruppen wie in M-V. Wie wär's mit kostenloser Fahrradmitnahme außerhalb von Berlin, gibt es auch u.a. in Sachsen-Anhalt.

  16. 3.

    Danke, das sehe ich ebenso. Zugleich große Enttäuschung, dem BSW so schnell und viel zu weit Entgegenkommen gezeigt zu haben, das ist grenzwertig.

  17. 2.

    Außer rechte Parteien stoppen gab es ja auch keinen wesentlichen Inhalt. Haben Sie das nicht mitbekommen? Stört Sie eigentlich nur "irregulärer Migration"? Sie wissen aber schon was das bedeutet? Soll eine Regierung so etwas noch belohnen?

  18. 1.

    Sehr geehrter Herr Ministerpräsident Woidke, ich habe Sie in diesem Jahr gewählt , um den Erfolg der rechten Parteien zu stoppen. Nun schäme ich mich, angesichts Ihres Verhaltens gegenüber der rechtschaffenen Frau Nonnenmacher, für diese Entscheidung. Nie wieder.

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